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 Komm in meinen Garten!
 
 
 Komm in meinen Garten!
 Wo die Frucht den Sonnenschein bindet
 das Grün in der Erde Stärkung findet
 die Blätter taunaß
 und die Luft voll Duft von Gras!
 
 Komm in meinen Garten
 und umgib Dich mit starken Bäumen
 in grünen Räumen laß uns träumen!
 
 Aus dieser klaren Quelle dort
 - sie fließt frisch in einem fort
 nimm einen Schluck, sie nimmt den Druck
 von Deinem Herzen. Dann bist Du auf ewig mein
 und brauchst nicht mehr in der Welt zu sein.
 
 Nun hast Du diesen Schluck genommen
 und siehst blaue Träume im Blick
 Du sagst, das viele Grün macht Dich benommen
 und füllt Dich auf mit lauter Glück
 
 Nimm Dich in acht!
 Laß uns den Schatten fliehen!
 Aus ihm entstammt die Nacht
 Auch in meinem Garten hat sie Leid gebracht.
 Ihre dunklen schwarzen Finger
 kann ich immer
 mit Feuer bannen in einen grünen Zwinger.
 
 Doch hebe keinen großen Stein!
 Die Schlange darunter könnte Dein Ende sein!
 Auch sie bekämpfe ich mit Feuer,
 spitzem Stock und scharfem Stahl;
 Flammenglas im Opfer macht den Biß ihr zur Qual
 
 Laß uns einen Schluck aus der Quelle nehmen
 und uns zu schönen Träumen in grünen Räumen sehnen!
 
 Nun bin ich alt, die Bäume morsch
 der Boden harsch
 die Erde ohne Gras
 Nimm keinen Trunk mehr aus der Quelle
 dann trägt Dich ihre letzte Welle
 in die Welt zurück.
 
 Nun bist Du gegangen
 Auch der Quell ist nun versiegt
 ein Hauch des letzten Tropfen
 auf meinen Lippen liegt.
 
 Selbst Grün meidet nun diesen Ort
 es spendet keinen Schatten mehr
 und die Schlange geht nicht fort
 Doch fehlt das Holz zum Feuer
 sie zu bannen, zu vollziehen
 an ihr den Mord
 der mein Leben erhielt
 was sie mir nun vergilt
 
 
 
    
 
 Sand am Meer
 
 
 Trockene Binsen am schilfigem Strand,
 Sandflöhe und Körner in meiner Hand,
 es rollen die Wellen zu gefallen dem Blick
 zurück sehne ich die Zeit voll Glück.
 
 Medusa und Seestern, mir brennt noch mein Herz,
 diese Welt ist vergessen, wir haben jetzt März.
 Noch braust sie, die Brandung, unter nördlichen Stürmen,
 zur großen Bedrohung die Wellen sich türmen.
 
 Diese Salzsee seit je Gleichmut und Ruhe liebt,
 nach Brausen die Woge endlich Frieden gibt.
 Im Strand warten Schätze, sie sind nu&ont>r zu heben,
 Poseidon dem Menschen zum Geschenke gegeben.
 
 
 
    
 
 Grollender Gott
 
 
 Ich bin Zeus und bin Jupiter,
 sende Stürme zu schwarzem Gewitter
 zeuge Donner, schleudere Blitze
 fülle tosende Winde mit sengender Hitze.
 
 ich spalte selbst die uralte Eiche,
 verbrenne alles, was ich erreiche
 mein Fausthieb teilt noch den stärksten Stamm.
 
 Ich entblöße den Fels von schützender Erde,
 verjage den Hirten, zerstreue die Herde
 durch mich brechen Flüsse in schutzlosen Ort
 reißen Häuser und wehrlose Menschen fort.
 
 
  Ich bin es, dem Du dankbar bist, 
  wenn wieder Helios zu sehen ist. 
 
 
    
 
 Funken
 
 
 Dunkelheit um mich herum,
 still die Nacht,
 das Leben stumm.
 
 Ein Fünkchen schwach
 auf Samt erscheint
 Spiegel im Bach
 lichte Träne weint
 
 Nicht keins, nun zwei
 drei huschen vorbei
 um mich umher
 es werden mehr
 
 schon zehn zu sehn
 keins will vergehn
 über, unter, neben mir
 die Lichter huschen wirr
 
 Die Nacht fast weicht,
 der Samt erbleicht,
 sie kommen jetzt
 mein Aug verletzt
 ich mittendrin
 kann nicht entfliehn
 
 Sie drehen nun
 auszuruhn
 keine Zeit
 es ist soweit
 
 Ein Licht bin ich
 verbrenne mich
 nicht mehr
 so sehr
 
 Ich schwirre wirr
 bin vom Geflirr
 ein kleiner Teil
 such kein Heil
 ich hab es nun
 nie mehr ruhn
 
 
 
    
 
 Bächelein
 
 
 Im Vollmondschein
 glänzt das Bächelein
 So fließt es hin
 so kann es ziehn
 von seinem Ursprung
 in den Fluß
 es wird zum Strom
 und füllt das Meer
 
 
 
    
 
 Menschlichkeit II
 
 
 Was bist Du
 
  Ich wandre zwischen den Felsen 
  und rieche Gras, grün Wie bist Du
 
  die Sonne ist heiß und brennt 
  die Luft ist schal, sie wartet Wer bist Du
 
  auf den Regen, auf lebensspendendes 
  Wasser, das die Wege entlangläuft, werden ist
 
  die Bäume sättigt, den 
  Boden schwer macht eine Frage der Zeit
 
  neue Pflanzen schießen hoch, 
  blühen und vergehen, doch was Du werden wirst
 
  auf ihnen wachsen neue 
  Pflanzen, sie verändern sich ist in Dir schon angelegt
 
 und ihr seid das Salz des Lebens
 allem ist gegeben zu werden und vergehen
 
 
 
    
 
 Die Stadt
 
 
 Jede Seite bestehen zwölf Türme
 Ihre Dächer sind mit Kupfer beschlagen
 Ihre Spitzen heben keine Stürme
 Die Mauer dazwischen vier Männer hoch
 Die Zinnen Stahl und Eisen tragen
 in die Quader kommt nie ein Loch
 
 Der Norden von einem Burgfried bewacht
 Er ist von einem Dach aus Bronze geschützt
 Der Feind kommt nicht bei Tag und Nacht
 Ihm entgegen erbaut ein Garten grün
 Die Mauern von Eden sind mit Jade bemützt
 In seiner Mitte acht Brunnen sprühn
 
 Die Sonne im Osten ein Tempel erwartet
 Seine Kuppel grau von Silber dämmert
 Ihm zu Ehren ihren Lauf sie startet
 Im Westen der Palast in Ruhe liegt
 Sein Zenit von zehn Lagen Gold behämmert
 Den König hat noch kein Mann besiegt
 
 Der Süden ist von Astronomie belebt
 Es stehen Türme und Kuppeln umher
 Dort man des Himmels Wis3en pflegt
 Nur des nachts man die Sphäre absucht
 Erhebt man sich zum Sternenmeer
 und fragt, wann eine Finsternis verflucht
 
 Dies alles einer großen Stadt erbaut
 zu ihrem Himmel oft man schaut
 die Feste von wüstem Fels umgeben
 erst in den Bergen wieder Leben
 
 Karawanen zieht es an diesen Ort
 sie führen Waren mit sich fort
 Auf dem Flusse ziehen lange Kähne
 auf daß die Stadt auch Brot bekäme
 
 Sie bringen Seide, Kräuter, Gold
 mit stählernem Werk man es vergolt
 in ihren Bäuchen Marmor, Jade und Holz
 zum Bauen dieser Stadt man wollt's
 
 Ein Tag brachte einen dunklen Mann
 seine Männer kamen von Norden an
 Bald war der Fluß von Schmutz befleckt,
 doch noch der Wall von Wehr bedeckt
 
 Der Mann trieb im Tal sehr hohen Damm
 vom Fels den Stein, vom Boot den Stamm
 Da flog auf ganz laut das Nordentor,
 es stürmten stark die Städter vor
 
 So brach der Damm und nahm sie weg
 bespült die Stadt mit Sand, mit Dreck
 Unter Wasser brach Eiche im Süden
 kein Haus vom Strom gemieden
 
 Der Schwarze tat nur einen Streich,
 der Stau, er zerbrach sogleich
 Er nahm tausend mal tausend Menschen mit,
 der Staat auf tausend Wellen ritt
 
 Der Schwarze baut die eigene Stadt
 doch Blut macht keinen Boden satt
 Er sieht sich zu neuen Zügen getrieben
 Seine Stadt ist nicht stehen geblieben
 
 Aus den Bergen neue Menschen kamen,
 für neue Blüte waren sie der Samen
 Sie schufen auf alten Fundamenten,
 waren alter Geschichte Studenten
 
 Es gab hier weder Fürst noch Gott
 und auch kein Geld noch Trott.
 Sie waren ihrem einzigen Leben treu
 und schufen sich die Welt ganz neu
 
 Die Straßen trugen viele Hufe
 die Berge stieg so manche Stufe
 Von dort sah man das Tal gelegen
 auf Kanälen lag nun der Regen
 
 
 
    
 
 Die Bitternis des Lebens
 
 
 Sie erfüllt mein ganzes Herz,
 und wenn ich mich Euch öffne,
 der Schmerz, den ich dann fühle,
 gibt mir Gewinn und ist mir Trunk,
 doch wie dabei ich mich verliere,
 ist mir ein Rätsel,
 gemeinsam finden wir,
 was uns das Alleinsein nimmt.
 
 
 
    
 
 Der Zug I
 
 
 Lange, lange zieht sich die Schiene hin,
 überwachsen von Goldblatt, sie spiegelt wie Zinn
 lange, lange Zeit ging ich diesen Weg dahin
 Der Weg ist die Seele, bin mittendrin.
 So weiß der Gleiswart, daß ich komme,
 er stellt die Weiche, die gerade, die krumme
 Ich sehe die Städte, sie kommen, sie gehen
 auf meiner Reise, mein Zug bleibt nicht stehen
 
 für Julia-Maria
 
 
 
    
 
 Mensch auf Erden
 
 
 Der Mensch ist auf Erden
 mit seinen Gedanken
 um besser zu werden
 und dafür zu danken
 
 
 
    
 
 Träumen mit Musik
 
 
 Träumen mit Musik
 träumen ohne Krieg
 Träumen ist das Lebenselexier
 Ohne Träume, wo wären wir?
 
 
 
    
 
 Das Gesicht
 
 
 Was ist ein Gesicht?
 Ein Gesicht ist ein Gesicht;
 was dahinter ist
 man sieht es nicht
 erst wenn man spricht,
 das Schweigen bricht,
 dann, ja dann
 kann man sehen
 was der andere leben kann.
 
 
 
    
 
 Die Jahreszeiten
 
 
 Der Winter ist ganz weiß
 und der Frühling bringt die Farben,
 der Sommer will sie halten
 im Herbst ist das Ende der Farben,
 aber im Laub wollen sie nochmal erblühen
 
 
 
    
 
 Menschlichkeit I
 
 
 Was bist Du?
 Ich wandre zwischen Felsen,
 und rieche Gras, grün
 Wie kannst Du?
 mich dann auf den Rücken
 eines Schmetterlings schwingend,
 zitronengelb
 Was Du tust, ist nie wahr
 einen Fluß entlang, auf dem,
 gelb wie Mond, Strand
 Jetzt ist nie gestern und spricht von dort zu mir,
 erzählt mir vom Morgen, was doch nie hier
 
 Vipern zucken, Skorpione versandet
 Wolfsspinne in Trauer
 
 denn das, was Du hinter Dir läßt
 bist Du jetzt
 
 
 
    
 
 Blütenstern
 
 
 So bist Du emporgesprossen
 bist aus der Saat hochgeschossen
 die ich vor langer Zeit gelegt
 die mein Herz nun lange pflegt
 
 Unter blauem Himmelsschein
 breitest Du Dich aus
 steigst durch weißen Schnee hinein
 in das Erdenhaus
 
 Blendend leuchtet meine Seele auf
 scheint hell wie dein Blütenstern
 ich mag dich wundergern
 hab die Freud zuhauf
 
 
 
    
 
 Furcht
 
 
 In schwarzer Nacht ist sie geronnen
 sie hat sich gut versteckt
 Aus Asphaltbasalt die Leere eingehöhlt
 in schwarzen Zacken ragt jeder Grat
 in meine Nacht, hält sie fest
 der Haß verzehrt mich mit aller Kraft
 
 Das Schwert der Liebe ist für andere Sachen gemacht
 hab es gut verborgen, ich wehre mich mit aller Macht
 gegen die Leere, die in mir droht
 denn Fortgehen ist nicht drin
 nur ständige Veränderung
 
 
 
    
 
 Phoenix
 
 
 Hart-
 hart wollte ich sein
 hart wie Stein
  x Worte aus meinem Bewußtsein verbannt
  i hab sie aus den Augen verloren
  n sind zurückgekommen
  e haben mich verbrannt
  o bin zu Schlacke geworden
  h Aber bald bin ich
  P 
 
 
    
 
 Leben
 
 
 Ich bin auf diesem Fleck Erde gefangen,
 der sich um einen Mittelpunkt dreht
 der sich um einen anderen wieder dreht
 sich dabei ersterer kreuz und quer
 auf der Kreisfahrt vom zweiten bewegt
 der auf einen anderen Mittelpunkt zustürzt,
 der sich von einem anderen entfernt,
 der mit unbekannter Richtung nach Nirgendwo steuert.
 
 
 
    
 
 Für Andrea
 
 
 Ich hab im Leben ein Licht gefunden
 es brennt hell, so wunderbar
 der Klang seines Leuchtens ist so klar
 was es niemals ist jetzt wird es wahr
 ich spüre Dein Sein und Werden immerdar
 
 
 
    
 
 Heimweh
 
 
 Heute, heute fühle ich so stark,
 daß ich heut nicht fühlen mag.
 Ich bin so weit weg von den Plätzen,
 so weit weg von meinen Freunden,
 an die ich nun denke, denke so stark
 daß ich am liebsten dort sein mag.
 So eine Strecke, so weit und lang
 liegt zwischen mir und Ihnen,
 die ich sehen, die ich sprechen mag.
 Ist das die Melancholie, ist es Heimweh,
 ist es Sehnsucht, die mich fühlen macht?
 Ich denke an sie, geh ich durch den Schnee,
 scheint der Mond in dunkler Nacht,
 wohin immer ich auch geh,
 ich sie vor meinem inneren Auge seh.
 
 Eines Tages sind wir wieder vereint,
 meine Freunde, meine Schwestern
 in der Stadt, die mich einst band.
 
 
 
    
 
 Depression I
 
 
 Leben in der Dunkelheit,
 leben mit der Angst.
 Du bist allein und lebst für Dich
 und fühlst, du glaubst,
 es stirbt in Dir
 
 Doch dieses Sterben ist nicht für immer
 nur - es ist so dunkel, man sieht es nicht
 aus der Dunkelheit wächst ein Licht
 und Du liegst da und stirbst
 
 Kein Hunger treibt, kein Durst drängt
 Du hast Dich in Deine Dunkelheit versenkt
 Der Körper verlangt nach seinem Recht
 er ruft, Du hörst ihn nur schlecht
 
 Ein kleines Licht wird zum Abend hin wach
 und Du schürst es, ach, zu schwach
 ist der Lebenswille, es zu halten
 Die Nacht läßt wieder Dich erkalten
 Alles umsonst, alles vergebens, alles - frei.
 
 Wenn alles auf Messers Schneide steht,
 der Wind am stärksten ins Gesicht Dir weht
 dann wirst Du neugeboren
 darfst neu leben
 alles, alles wird Dir dann neu gegeben.
 
 
 
    
 
 Krebs
 
 
 Mein Geist war schwach,
 der Körper so stark,
 ich werde nun wach,
 doch nun muß ich sehen,
 daß ich meinen Körper verlier,
 was ihn geschaffen, die Gene
 sie nehmen wieder ihn mir
 doch auch wenn der Körper nun stirbt,
 die Krankheit sein Schönes verdirbt
 mein Mut bleibt bestehen
 so lange meine Uhr noch geht.
 
 
 
    
 
 Singen
 
 
 In mir gibt es ein Lied, das möchte ich singen
 doch alleine, ganz alleine, kann ich es nicht bringen
 Ich tue soviel, suche so viel, unter all den Dingen
 fasse an mein Herz, ständig bin ich mit mir am Ringen
 und die Stimmen, die waren, sagen mir, so viel wir anfingen
 Wir spielten so viel alleine, doch brachten es nicht zum Klingen
 
 Und dann kamst Du in mir, in mich hinein,
 fing es an zu summen
 mein Herz hörte ich trommeln
 alles in mir begann zu schwingen
 
 und so konnten wir unsere Seelen zusammenbringen
 wir konnten gemeinsam klingen
 weil an unser beider Ringen
 unsere Schicksale hingen
 
 
 
    
 
 Und ist die Seele auch ein Fluß
 
 
 Heute habe ich gehört,
 wie Du geschwiegen hast,
 habe gefühlt, was Du gedacht
 Vögel kamen uns zu Fuß
 und Zeit - war nicht.
 
 Keine Rede war vom Quell,
 der unserem Mund entspringt so hell.
 Wenn der Glaube Flügel hat
 so ist die Seele ein Vogel
 unsere Füße sind die Wurzeln
 
 und unser Geist lebt
 im Kronengeflecht des Körpers
 seine Haut taunaß wie grüner Rasen
 und jedes Wort
 ein Tropfen
 und ist die Seele auch ein Fluß
 
 
 
    
 
 Herbst I
 
 
 Die Bäume stehen wie erstarrt,
 sie haben den Sommer so ausgeharrt.
 Der Herbst läßt seinen Atem nun
 auf tausend goldnen Blättern ruhn.
 
 Die Ruhe atmet langsam aus,
 wir bringen die Früchte sicher ins Haus.
 Kastanien platzen am Boden auf,
 Buben schmeißen Knüppel hinauf.
 
 Der Fluß hat in der Hitze sein Wasser verloren
 und die ersten Trauben sind
 noch nicht zu Wein vergoren
 Der verzierte Brunnen im Park
 auch sein Wasser fließt nicht mehr so stark.
 
 Das Gras vergrünt, verfilzt, voll Moos
 Auch ein Rechen kriegt das nicht los
 Und so fehlt der Wind, der den Abendnebel vertreibt,
 ihn in der Kühle am Morgen zerstiebt
 wenn man keine Hand vor Augen sieht
 und gern noch eine Stunde im Bett verblieb
 
 Der Himmel ist weit, die Luft glasklar,
 ich erinnere mich an letztes Jahr,
 als es noch nicht Winter war
 
 Zuhause ist ein Platz im Kopf,
 ein Gefühl im Herzen
 
 
    
 
 Mein Wunsch ist so stark
 
 
 Mein Wunsch ist so stark,
 so stark wie das Jetzt
 in ihm ich mich befinde
 meine Pläne
 sind in die Zukunft gesetzt
 was kommen wird, wird sein
 wir gestalten es, es lebt
 gedeiht und gewinnt das Sein
 
 
 
    
 
 Haare wehen im Wind
 
 
 Haare wehen im Wind
 spielen wie ein Kind
 Träne fließt langsam die Wange hinab
 berührt das Lächeln
 fällt herab
 
 Schön ist es, in Freude zu sein
 das Leben und die Sünde
 sie sind alles, alles mein
 
 Dein Lächeln streicht meine Seele,
 berührt sie, wenn ich mich quäle
 Deine Augen fangen zu sprechen an
 erzählen Deinen Weg, wo er begann
 
 Dich selbst hast Du gefunden
 wenn Du einsam warst
 geschunden vom Schmerz
 und Schmerz in der Brust
 voll Angst vor Verlust
 
 Der Weg ist so weit
 bereit
 das warst Du schon lange
 zu früh kam das Verlangen
 nun ist es da
 und hat Dich erfreut
 
 Kein Zittern hat Dich bewegt
 und hast gelegt
 Deine Hand
 in meine Hand
 
 So hab ich gesucht,
 was ich fand,
 so werde ich finden,
 was wir beide gesucht
 
 
 
    
 
 Lernen - Pflege
 
 
 Auch Gefühle müssen erlernt
 und gepflegt werden.
 
 
 
    
 
 Elemente
 
 
 Staub ist der Körper
 Wasser das Blut
 Wind ist der Atem
 Feuer schafft der Wärme Glut
 
 
 
    
 
 Wissen
 
 
 Man muß nicht alles wissen,
 was man so wissen kann,
 und wenn man zuviel redet,
 zerstört man Herzensbann
 
 Ich schaue und ich lese
 und denke, weiß, was ich will
 und wenn ich dann das sehe,
 was macht mein Leben still
 
 Es ist das leise Schwingen,
 das in Deinen Worten singt,
 es ist der Schrei nach Liebe,
 das aus Deinem Schweigen dringt
 
 Ich brauche auch die Liebe
 und suche doch das Wort
 der Verstand gibt keine Ruhe
 und das Herz der Seele Hort
 
 Ich weiß, ich kann mir denken
 und glaube, was Du bist
 versuche Dir zu schenken
 und suche nicht den Zwist
 
 So schön, daß Du nicht streitest,
 ich fliehe solches Wort
 doch such ich Deine Seele
 und bin selbst an anderm Ort
 
 
 
    
 
 Der naße, trockene Stein und die Hand
 
 
 Als Junge, ich war noch klein,
 nahm ich einen nassen Stein
 brach ihn entzwein
 und staunte
 wie kommt das Trockene hinein?
 Was ist das, naß und trocken sein?
 Was ist das, das Sein?
 
 Mein Blick berührte meine Hand
 sie bewegte sich, sich wand
 so fragte mein Verstand
 diese Hand bewegst Du zum ersten Mal,
 und kein andrer hat es je getan
 Es bleibt immer Dein erstes Mal.
 
 
 
    
 
 Grillabend
 
 
 Wir saßen lang am Feuer,
 und gingen auch zum Fluß,
 dort lag die Colaflasche,
 das Bier war ein Genuß.
 
 Wir schwiegen und wir lachten
 und gaben manches Wort
 Die Flamme stieg zum Himmel,
 zum Mond - ein köstlich Ort.
 
 Es wurde Holz gesammelt,
 das dann die Flamme hegt,
 aus dem Auto Stereo
 Musik die Luft bewegt
 
 Wir kamen hier zusammen
 wir waren lange dort
 hörten Holzbrand knacken
 Gedanken klangen fort
 
 
 
    
 
 Der Kuß
 
 
 Die Kohle liegt da
 Holz gebrochen genug
 zwei Zünglein tanzen
 versenken ihren Blick
 sie kommen sich näher
 noch ein Stück
 es riecht nach Zunder
 es knackt und es glimmt
 vereinen sich im Tanze
 das Feuer brennt, verrückt
 ist die Welt
 Schatten senken sich nieder
 Licht, Flamme steigt empor
 streicht durch die Luft
 Vom Holz weht würziger Duft
 Tropfen vom Harze laufen
 sie zischen
 Hitzeschwaden hinter sich
 das Bild verwischen
 Flammen drehen sich wie wild
 Das Feuer, das Feuer, es brennt,
 es gilt
 sich zu vereinen
 vor Freude zu weinen
 lachen zu hören,
 die Liebe nicht stören,
 wir brauchen die Wärme
 sie füllt diese Leere
 sie nimmt uns die Kälte
 und will uns das geben
 was ich nenne 'Leben'.
 
 
 
    
 
 Flirt I
 
 
 Am Anfang ist ein Blick
 ich schaue wieder weg
 heimlich schaut sie her
 Mein Gefühl sagt, sie will mehr
 sie streicht die Haare übers Ohr
 Ich schau sie wieder an
 senke meinen Kopf
 meine Lippen zucken
 dann - Mann oh Mann
 fange ich zu lächeln an
 und kaum glaube ich daran
 sie hat geschaut
 und
 fing auch zu lächeln an
 Das Eis in meinem Becher schmolz
 ich vergaß die Welt, der Teufel hol's!
 sie zahlt und geht,
 ein letzter Blick
 das ist verrückt
 war zu langsam ein Stück
 Beim nächsten Mal
 - ja, ich komme wieder
 nehm den Tisch daneben
 lasse mich nieder
 Bestell mir ein Eis,
 dazu einen Tee
 die Tür geht auf,
 sie kommt herein, meine Fee
 unsere Blicke kreuzen, sie lächelt zurück
 sie setzt sich, nein, sie nickt zu mir her
 Sie sagt mir, mein Lächeln, ich wär ein Charmeur
 ihren Namen erraten wäre nicht schwer
 sie lächelt, als ich einen Namen nenne
 sie meint, so lerne ich den Namen niemals kennen!
 Sie bestellt einen Kaffee
 ich trink meinen Tee
 und frag sie
 ob ich sie wieder seh.
 Sie zwinkert ein bißchen
 versenkt ihren Blick
 in meinen, ich meine
 ich würde verrückt
 
 
 
    
 
 Hast Du eine Adresse?
 
 
 Hast Du eine Adresse?
 Damit ich Dich nicht vergesse?
 Sie lacht, trinkt ihren Kaffee
 nimmt ihre Tasche, es tut mir weh
 sie geht - ich seh
 ihr nach, sie steigt in die Straßenbahn
 Morgen frage ich sie
 
  was sie so 
  den ganzen Tag 
  denn so gerne 
  machen mag. 
 
 
    
 
 Ziehen und Fliegen
 
 
 Ich bin gezogen durch den Zug,
 der Zug hat mich gezogen
 ich konnte, wollte selbst nicht ziehen,
 wollte selbst nicht ziehen
 ich bin noch kaum geflogen
 
 
 
    
 
 Eine Uhr
 
 
 Eine Uhr kennt keine Ruhe
 sie tickt, sie schlägt, sie zeigt
 denn ihr Herz ist eine Unruhe
 denn sie bleibt nie, niemals stehen
 wenn man sie aufzieht, muß sie gehen
 Sie geht, sie geht, sie geht
 bei hellem Tag und dunkler Nacht
 sie kennt kei<&ont color="#F7E38C">ne Träume, sie wacht
 Ihr Gesicht zeigt Stunden, Minuten, Sekunden
 fünf Minuten, Viertelstunden
 und zweimal am Tag bewegt sich
 der kleine Zeiger in feiner Sekundenqual
 Wir haben uns den Tag zur Nacht gemacht
 und uns dem Herzen der Uhr angepaßt
 Unsere Uhren gehen digital
 das Ziffernblatt zeigt eine Zahl
 Unsere Handgelenke tragen,
 was nie eine Hand gemacht
 Die Unruhe sind nun wir
 und die Uhr
 sie tickt nicht mehr
 denn sie hat ein Herz aus Stein, aus Quarz
 und mißt unser Leben in Milliardstelsekunden
 
 
 
    
 
 Agape und nicht
 
 
 Sehen
 will ich Dich
 hören
 will ich Dich
 spüren
 will ich Dich
 
 willst Du mich haben?
 
 
 
    
 
 Der Schwimmer
 
 
 Gleitend
 bewegt sich
 der Torus
 durch blaues Gewall
 Körper gespannt
 Arme nach vorne
 gewandt
 sie ziehen stark an
 spannen flügelweit
 der Schub den Körper
 nach vorne treibt
 Sie liegen nun an
 die Beine hintan
 kommen heran
 spreizen und grätschen
 mit Schwung geschlossen
 den Körper noch weiter
 nach vorne geschossen
 leise gurgelt und zischt
 das Wasser im Ohr
 der Kopf, der weiß,
 im Wasser steht ihm
 noch eine lange Strecke bevor
 
 
 
    
 
 Seelenbrücke
 
 
 Ein weiter Raum
 drin glüht ein Licht
 Funken sprühen
 ein Wort dafür hat es nicht
 
 Glauben, Freuen, Lieben
 schmal ist diese Brücken
 doch jede Fuge - sie hält dicht
 
 
 
    
 
 Werden
 
 
 Manchmal seh ich, daß ich bin,
 manchmal hör ich in mir drin,
 was ich weiß, macht erst Sinn,
 kann ich fühlen, was ich bin
 
 Ich hab Dich gesehen,
 gehört,
 gefühlt
 wissen, wissen, kann ich Dich nicht,
 missen, missen, will ich Dich nicht.
 
 Was wir werden, zeigt die Tat,
 zeigt die Zeit, des Lebens Rad
 was wir tun, was wir erhalten
 laß auch unser Freunde Rat mit walten
 
 
 
    
 
 Ein guter Morgen
 
 
 Neugeboren ist der Morgen
 Licht der Nacht das Dunkel nahm
 Neugeboren ohne Sorgen
 Liebe ist der Freude Sam.
 
 Durch Nebelschemen reicht der Blick
 bis zum nächsten Baum - ein Stück
 Frisch erwacht trink ich das Glück
 Jeder neue Morgen bringt dies zurück.
 
 Nur erahnen kann ich das
 was als Kind ich einstmal sah
 nicht verstehen kann ich das
 was mir einmal wichtig war.
 
 Nun nimmt mich ahnungsloser Schritt
 in den Nebel, in die Kindheit mit
 Zwanzig Jahre sind kein Tag
 sagt mir die Welt, was sie mir sagen mag
 
 
 
    
 
 Liebst Du - Liebe ich
 
 
 Liebst, liebst, liebst Du,
 bist Du mein
 liebe, liebe, liebe ich
 bin ich Dein
 
 
 
    
 
 Die Liebe wagt
 
 
 Ich habe gegeben,
 ich habe genommen,
 zu wahrem Leben
 ist die Liebe geronnen
 
 Zu leben, zu lieben,
 ich war erst getrieben
 was kein Wort sagt,
 ist, was die Liebe wagt.
 
 
 
    
 
 Glocken
 
 
 Ich höre die Glocken tief in mir drin
 Du bist, was ich nicht bin
 Du läutest tief in mir drin
 
 
 
    
 
 Süßer Stein
 
 
 Stein gerollt von Wasser süß
 Wasser ihn mit sich fließen ließ.
 Wasser rollt die Steine klein
 reibt zu so viel Sand
 treibt Sand an den Strand
 Flüsse fließen in den Strom hinein,
 fließen, machen Steine klein
 nehmen, was das Land sich nahm,
 und der Mensch macht Flüsse zahm
 
 
 
    
 
 Ostseestrand
 
 
 Rote Bronze knirscht im Sand
 im Bernstein ein Insekt sich fand
 Feuerstein in der vergipsten Wand
 Robben sonnen sich an Ostseestrand
 
 
 
    
 
 Ein Wort
 
 
 Ein Wort von damals,
 was sagt das schon,
 vor einem Jahrhundert gesprochen
 es kommt davon
 und geht dahin.
 Leben, das macht Sinn.
 
 
 
    
 
 Chromatische Diamanten
 
 
 Roter Kormoran
 
 Am Fluß entlang
 ein roter Kormoran
 saß&ont> auf grünem Stein
 ich kam
 er schwang
 davon
 
 
 
    
 
 Musik
 
 
 Musik - sie perlt
 Gänsehaut
 auf meinem Rücken
 Töne schwingen
 berühren mich
 in vielen Stücke
 
 
 
    
 
 Glücklich Sein
 
 
 Irgendwann, viel später als jetzt
 werden wir glücklich sein.
 Glück muß man sich verdienen,
 erst dann darf man glücklich sein
 
 Und doch glaube ich,
 das Glück war gestern
 es ist heut
 und es wird sein
 
 Denn, ungewußt vom Wissen,
 unbedacht und ungemacht,
 sind wir dann der Mensch,
 der sein Glück selbstgemacht
 
 
 
    
 
 Furchtbare Gesundheit
 
 
 Furchtbar ist es
 gesund zu sein
 wenn die Krankheit lebt
 und als Drachen meines Herzens
 auf einem Dachboden schläft
 
 Sag mir, wo ist die Stunde,
 ich wache hier
 und sie siecht dort
 
 
 
    
 
 Mutter
 
 
 Junge, der ich war
 ihre Stimme
 ihre Wärme
 waren für mich Mutter
 
 Mädchen, das sie war
 Kinder, die sie gebar
 wo ist ihr Mann,
 der Vater war?
 
 
 
    
 
 Freund
 
 
 Irgendwo
 ist der Mensch
 der mit Dir redet
 Deine Gedanken hat
 und sie teilt
 es ist schön
 Freunde zu haben
 
 
 
    
 
 Rasur
 
 
 Wieder einmal rasiert
 das Gesicht vom Hals
 über das Kinn
 barbiert
 meine Gedanken vom Abend
 zum Morgen
 halbiert
 bis der Schlaf das Heute
 ausradiert
 
 
 
    
 
 Entthront
 
 
 Sie saß hoch droben
 und wunderte sich schon
 daß ihre Höhe die Höhe ist
 denn sie sah nicht die Sitzfläche
 und saß auf der Lehne
 so daß der Stuhl fiel
 und sie unter den Menschen lag
 Entthront.
 
 
 
    
 
 Wilder Wille
 
 
 Wild lodert mein Wille
 ich zähme ihn nicht
 er wirft mich ab
 
 Nicht verstehen kann ich
 was mich nicht ruhen läßt
 was mir die Ruhe nimmt
 mich verzweifeln läßt
 
 
 
    
 
 Liebe, Angst und Haß
 
 
 Ich kann nicht Liebe geben
 wo Angst ist und Haß
 Ich muß leben
 mein Selbst erhalten
 
 Auch meine Stärke wächst aus der Liebe
 Liebe gebe ich
 Liebe empfange ich
 Doch meine Vergangenheit ist eine Ruine
 in ihr will und kann ich nicht leben
 ihr widerstrebe
 mein Leben erhalte ich
 und helfe dann
 wenn ich mir selbst helfen kann
 
 
 
    
 
 Schöne Mark
 
 
 Du siehst dort all die Menschen,
 Du siehst ihnen ins Gesicht
 Du siehst nur schöne Kleider
 nur ihre Armut nicht
 
 Arm nicht nur, wer hungert,
 hungernd ist, wer nicht mehr von Hoffnung spricht
 Die Armut trägt viele Gesichter
 nur reich war sie nie und hoffend nicht
 
 Hoffnung, Mut und Glaube
 die Seele ach so stark
 mich schüttelts, wenn ich glaube,
 reich wirst Du nur durch Mark
 
 
 
    
 
 Alleine
 
 
 Ich mit mir alleine
 Allein mag ich nicht sein.
 Möchte Dich hören, sehen, spüren.
 Ich will Dich fühlen.
 Ich komme zu Dir.
 Du gefällst mir.
 Mit Dir fühle ich. Hier.
 
 
 
    
 
 Es ist Zeit
 
 
 Sie ist immer da
 wir laufen hinein
 wir laufen hinaus
 Die Zeit, es ist Zeit
 sie geht uns nie aus
 
 
 
    
 
 Fließende Worte
 
 
 Meine Worte fließen
 und ergießen sich
 wenn ich traurig,
 
  melancholisch 
  oder freudig bin 
 
 
    
 
 Walderdenschatz
 
 
 In schwarzer Walderde
 liegt vergraben ein Schatz
 Wenn ich ihn Dir heben werde
 macht uns selig dieser Platz
 
 Barfuß lief ich durch Bambuswald,
 mal war es finster, mal war es kalt
 ich roch den Ginster, fand Dich bald
 Dich zu sehen, lief ich durch den Wald
 
 Es war die Liebe, die ich fand
 führten meine Schritte durch den Sand
 Ich ging hinab an den Strand
 wo ich bunte Steine fand
 
 Steine liegen im Kreis
 schwarz in der Mitte,
 weiß jeder Dritte
 rot ist der Vierte
 ein Streifen hinein
 
 
 
    
 
 Deine Liebe
 
 
 Ich liebe Dich.
 Ich brauche den Klang Deiner Stimme.
 Ich brauche den Geruch Deines Körpers.
 Ich brauche den Blick Deiner Augen.
 Ich brauche die Bräune Deiner Haut.
 Ich brauche Deine Zärtlichkeit.
 Ich brauche Deine Wärme.
 Ich vermisse Dich.
 Wann bist Du hier?
 Ich liebe Dich.
 Du bist alles.
 
 
 
    
 
 Siegls Zuhause
 
 
 Kahle Luft streicht durch Geäst
 der Himmel dringt bis zum Boden
 Grauer Regen Straßen näßt
 Licht verborgen unterm Horizont
 Blätterflut treibt nach Osten
 verebbt am Boden
 Wasser lacht
 Sonnenwarm glüht ein Ofen
 gibt der Wärme letztes Stück
 Geäst blüht auf
 Licht entweicht den Ritzen
 
 
 
    
 
 Die Zeit
 
 
 Die Zeit ein Netz
 darin ein Spiegel
 mit Sinn
 
 Das Netz ein Geist
 darum herum
 ein Mensch
 
 Der Geist ein Kristall
 umschließt
 die Seele
 
 Der Kristall ein Stein
 verbirgt darin
 das Sein
 
 Der Stein die Welt
 hell wie
 ein Stern
 
 denn Mensch ist Gott
 und Gott ist Stein
 der Stern ist Stein
 Kristall und Geist
 Das Netz die Zeit
 und der Mensch
 ein Netz aus Zeit
 gespiegelt im Geist
 der Ewigkeit
 
 
 
    
 
 Mensch I
 
 
 Was ist es, Mensch zu sein?
 Menschsein ist unser ganzes Sein.
 Wo immer auf der Welt wir leben
 Am Äquator, zum Süd- oder Nordpol eben,
 wir sprechen Sprachen, wir machen Sachen
 uns zu kleiden, uns zu nähren
 und die Kinder, die die Frauen gebären.
 Und spalten Teile, kleinste Welten
 für nah uns fernste Sterne gelten.
 
 
 
    
 
 Mensch II
 
 
 Mancher Mensch sich erst mit Mensch vereint,
 haben beide einen Dritten gern als Feind.
 Ob es Geld ist, Religion oder Liebe
 seit jeher führt der Mensch - Kriege
 Er kämpft für diese drei
 als wären sie ihm dann noch treu
 Und führt er dies zum bitteren Ende
 hat er Elend bis lang nach der Friedenswende.
 
 
 
    
 
 Sehnsucht I
 
 
 Die Sehnsucht, ist es, die die Liebe schafft,
 und Liebe gibt der Sehnsucht Kraft
 wo die goldene Frucht den Sonnenschein bindet
 und der Lichtstrahl am End ein Auge findet
 
 So gibt der Baumstamm jedem Blatte Halt
 und kein Baum lebt ohne Blatt im Wald
 Denn der Mensch - ist nicht Mensch allein -
 der Mensch wird erst zum Mensch zu zwein.
 
 
 
    
 
 Sehnsucht II
 
 
 Die Sehnsucht - eine Schwester, die eine Schwester hat
 Was die Sehnsucht schafft aus eigner Kraft,,
 setzt unbemerkt die Eifersucht matt.
 Doch stehen die beiden nicht alleine da -
 noch eine Schwester haben sie - oh ja.
 Sie ist es, die sich Eigensucht nennt,
 die die eine treibt und die andere hemmt.
 Zu dritt erst sind sie ein Gespann,
 ohne das es die Liebe nicht geben kann.
 
 
 
    
 
 An der Liebe labe sich
 
 
 Wie gut, daß ich Dich habe
 Liebe ist unsere Gabe
 an der jeder von uns sich labe
 heute und in Ewigkeit.
 
 
 
    
 
 Ein Kind I
 
 
 Ich hab von einem Kind geträumt, einem Kind
 es hat mich lange angeschaut, und so geschwind.
 Als es kam, es kam so laut, da war ich ganz gewiss,
 dieses Kind, das hier schreit, daß es mein Kind ist.
 
 
 
    
 
 Alpensonnenwinter
 
   | Alpenberge Felsenmacht
 erfassen mich
 Rosenfarbenpracht
 Alpenveilchenhimmel
 pink erglänzt
 Gipfelgrat
 begrenzt
 
 Sonnenglutstrahl
 Horizonttanz
 Zone rot voll Tod
 voll Lebensglanz
 Schneedecke weiß Geglitzer
 rosa Stern
 handgeblinkt
 gletschergeschminkt
 
  | Streifenweiß Düsenjetgang
 Eiskristall
 Himmelssang
 
 Baum
 nachtschwarz
 auggeronnen
 gelb voll Harz
 
 Menschenkind
 fußgeschwind
 Ewigkeit
 Moment gerinnt
 
  |  
    
 
 
   |                                 Sahara
 
 |   | sonnende Hitze tosend Gewall
 buntblaue Winde
 endloser Fall
 faltrige Hände
 Stromstoß von Blut
 Knisternde Brände
 knatternde Glut
 eifriges Sandkorn
 Düne und Wind
 Gipfel verblassend
 Hoffnung zerrinnt
 knallender Schritt
 geifrig Skelett
 unlebend Hyäne
 frißt Sanddüne mit
 Brennender Sandfloh
 sandlose Wand
 
  | Trugbild Steppe urferner See
 Schritte vergessen
 Hanibals Fee
 Fata Morgana
 Teufel staubwild
 Oasengeblasen
 Sonnenstrahlmild
 reinbrunnenhaft
 geschmolzenes Siegel
 tiefquellenkraft
 Korngrasgebildet
 Palmelfe lebt
 Jahr nur geduldet
 Wüstensee stiebt
 Sandsee gemuldet
 Windengel liebt
 Bergwand zerstiebt
 
  |     
 
 Einsamkeit
 
 
 In einem Raum mittendrin
 bin ich allein ohne Sinn.
 Suche nach der ersten besten Tat
 die sinnlos mir zu helfen hat.
 Meine Gedanken schweifen von hier nach dort
 begehen an meinem Körper Langeweile-Mord.
 Nutzlos liege ich auf dem Bett,
 erscheine mir nur wie ein langes Brett.
 
 
 
    
 
 Bequem
 
 
 Bequem ist unbequem
 ein Bad macht träge
 ein Schlaf am Tag
 nimmt ihn am Abend
 Ohne Ordnung
 kein erinnertes Glück
 Die Frucht im Dschungel
 weniger greifbar
 als ein Vogel am Himmel
 Dein Körper ist Leben
 hat Zeit nur ein Stück
 Nimm ihn mit Dir
 Beachte ihn
 Nahrung und Pflege
 halten ihn am Leben
 auch Geist und Seele
 brauchen dies
 Auf daß Dein Durst
 nie mehr versiege
 Daß immer, immer wieder
 Deine Neugier ist gewillt
 dem Hunger Nahrung zuzuführen
 und unter quellend Wasser
 des Durstes Feuer neu zu schüren
 
 
 
    
 
 Kupferquell
 
 
 Wasser fließt in kleinen Bächen
 fließt im Grün den Brunn hinab.
 Kalk in Weiß bedeckt die Flächen
 atmet Dunst der Treppe Lab.
 Kupfer schmolz in Kelchesformen
 14 Stufen Cypros Treppe hat.
 Schlank und breit verneint sie alle Normen
 führt das Wasser tief in's Brunnenbad.
 
 
 
    
 
 Rückkehr
 
 
 Zu Dir kann ich zurückkehren,
 
  wenn mein Geist auf Wandrung ist Bei Dir kann ich mich wieder finden,
 
  wenn meine Ruhe verloren ist Mit Dir kann ich mich wieder finden,
 
  wenn mein Gefühl am Sterben ist Deine Weiblichkeit wärmt mich,
 
  wenn mein Herz am Frieren ist Dein Blick gibt mir danach Sehnsucht,
 
  was in der Liebe endlos ist Deine Lippen sprechen Worte,
 
  denen mein Ohr Welten zumißt Deine Zunge will verraten,
 
  wie eng unsere Bindung ist Deines Busens Hebung sagt mir,
 
  wo Deines Atem Blume zu ergründen ist Deines Bauches Wölbung flüstert,
 
  was der Liebe Ziel nun ist und an warmen, dunklen Ort,
 
  gedeihen Liebe, Leben fort 
 
 
    
 
 Fragen
 
 
 Ich stell mir viele Fragen;
 sie wurden von mir gestellt
 zu begreifen diese Fragen
 leb ich auch in dieser Welt
 
 
 
    
 
 Puppenherzen
 
 
 Puppen, sagt man, sterben nicht
 Alter, das zeigt kein Puppengesicht
 Wenn ein Kind ihr die Hände reicht
 werden Puppenherzen leicht
 
 
 
    
 
 So ein Tag
 
 
 Wenn so ein Tag vergeht,
 der Dich mit mir verknüpft,
 unsere Zeit gemeinsam
 in die Erinnerung bindet
 
 Du bist da, und Du bist so warm
 spür Deine Hand, fühle Deinen Arm
 Kannst Du in meinen Augen sehen,
 auch ich spüre dieses Band
 
 Weich liegt mein Kopf auf Deiner Brust
 und spür Deine Ruhe und atme die Lust
 Wellen entstiegen
 ist Dein Atem-Wiegen
 
 Ich in Dir und Du um mich
 nichts ist hier unverständlich
 Wellen entstiegen
 ist das Liebes-Wiegen
 
 
 
    
 
 Poesie
 
 
 Poesie ist das Wissen um die Schönheit des Lebens
 
 
 
    
 
 Wassersprung
 
 
 Klar blitzend Wasser fällt in die Tiefe schnell
 Glasblinkend Tropfen spritzen, jeder hell
 Feuchter Schieferstein faßt Baches Quell
 Silberne Forellenflosse spiegelt Sommersonne grell
 
 
 
    
 
 Liebeshonig
 
 
 In ihr gedeiht ein froher Sinn
 ihre Kinder führen einen frohen Tag
 ihnen vergibt sie, wenn sie zanken
 ihnen hilft sie beim Wachsen
 
 Sie sieht die Frau, wo sie hilft
 den Mann, der schaffen kann
 das Kind, wie es schmusen mag
 und tut für sie, was ihnen gefällt
 
 Sie denkt an die Geschenke, die sie gibt
 sie gibt, was sie mit sich führt
 und schenkt, was sie schenken kann
 
 
 
    
 
 Woher die Liebe?
 
 
 Woher kommt bloß die Liebe?
 Sie ist da, und keiner weiß noch warum
 Komm, ich streich dir die Hände
 Küss Deine Wangen, und auch den Mund
 Schau, ich liebkos Deine Beine
 Kitzle sie, und weiß auch warum
 Weil ich Dich liebe
 wir ein Paar sind
 und Du hast von mir unser Kind
 Weil ich Dich liebe
 und weil wir Menschen sind
 
 
 
    
 
 Jetzt bist Du da
 
 
 Jetzt bist Du da
 und gleich bist Du weg.
 Jetzt bist Du weg
 und ich bin noch da.
 Deine Hand - ich spürte
 Haut, Adern, Sehnen, Fingerglieder
 ich fühlte Dich wirklich
 und wußte, daß wir -
 wir wechselten einen Blick
 und führten einen Kuß
 mit uns für später -
 einander wieder berühren
 und fassen uns fester
 greifen uns tiefer
 und wir schweben, steigen, fliegen
 höher, höher, höher
 Dann bist Du da
 und ich bin da
 wir zusammen
 und gehen nicht mehr weg
 
 
 
    
 
 Auge und Glas
 
 
 Augapfel, gelegt in ein Glas voll Wasser
 spiegelt sich und schaut hindurch
 sieht hindurch, sieht hinaus,
 sieht alles - groß - aus
 Ins Aug hinein spiegelt sich das Glas
 sein Körper umfaßt es ganz und gar
 Diese Haut, geschweift ums Auge
 sieht das Glas, was es ist und war
 Die Haut des Auges umfaßt das Glas
 schaut in sich hinein und aus sich heraus
 keiner von beiden sieht die Membran,
 den Hauch, der das Innen vom Außen trennt
 
 
 
    
 
 Echo: der depressive Mensch
 
 
 In ihm haust still der Tod
 an seiner Seele nagt bittere Not
 hier ist kein Traum geträumt
 der wider den Willen aufbäumt
 
 Die Nacht in ihm ist lang
 die Angst der einzge Zwang
 wie Nebel scheint die Zeit
 Kein Gedanke kommt hier weit
 
 Vom Morgen bis zur Mittagsstunde
 wecken kein Hahn und keine Hunde
 Kein Hunger begehrt
 dem Durst wird verwehrt
 
 Zu Abend erst kann der dem Bett entstehn
 ihn rufen dann die Lebenswehen
 Dann jedoch ist die Zeit so kurz
 die Zeit vergeht, es ist ihm schnurz
 
 
 
    
 
 Seeflug
 
 
 Gleitend leidet Albatros
 Winterstürme See entsproß
 Salzes süße Träne floß
 
 Weißer Feder feiner Schwung
 Girrend Schrei kleine Zung
 nur am Boden einmal jung
 
 Schnabelhieb frisch Wasser teilt
 Blitzes Fisch weiß Vogel eilt
 Meeresschaum-Wellenkron verweilt
 
 
 
    
 
 Korallenriff
 
 
 Kleiner Stern funkelt fallend gern
 Großer Mond rollt lallend gern
 Samtnachtschwarzer Tüll erweicht
 Morgenröte rosa Rand ersteigt
 Blitzes Zisch ist Sonne rund
 Blauer Sand Meeresschäume Strand
 Muschelrille Krebs Schneckenhaus
 Käferpille dreht Larvenmund
 Sandkorn einzeln Zeit und Stund
 Palmenbogen Blattbüschel hoch
 Nuß von Kokos dreifach Loch
 Buschmesserhieb Schale blank
 Kokos voll Naß heller Trank
 Kleiner Seestern Brandung prischt
 Seeigel mit Stachel im Zwist
 Mädchenhand Wunderpfand
 Quell voll Blut Seele Schall
 Eisenschrei Zahn vorbei
 Hell das Licht planktontief
 rotbuntblau Korallenriff
 Kegel vulkanstarr bizarr
 Schlucht gegründet äonensteil
 Tektonik Falten mangangehalten
 rote Spur Feuerbrunstgestalten
 Diamantenfeuer Smaragdkamin
 Quarzgeadert glutumwabert
 Tsoravit und Steinrubin
 
 
 
    
 
 Ein Kind
 
 
 Ich mag nicht ein gehorsam Kind
 weil seine Wünsche nicht mehr ehrlich sind
 Ein Kind muß toben, weinen, lachen,
 kann dabei auch Zeug zermachen
 Plappern muß es, voll Geschichten
 seine Zeit im Spiel verrichten
 Braucht es Hilfe, ist sie da
 dabei lernt es Jahr für Jahr
 
 
 
    
 
 Köstliche Rundungen
 
 
 Deiner Hüften köstlich Rundung
 gibt meinem Herz süß Verwundung
 Deines Busens süße Spitzen
 meine Lippen wolln besitzen
 Deines Bauches lieblicher Hügel
 verleiht meiner Sehnsucht Flügel
 Deiner Beine feste Statur
 sind wie geschaffen für meine Natur
 Deiner Hände schmalspitze Finger
 ich kann sie fassen, immer und nimmer
 Deines Rückens Säule entlang
 streicht meine Hand, erhöht nur den Drang
 Deiner Augen goldbraune Iris
 erlöst meine Seele von uraltem Firniß
 Deiner Nase zierlicher Pfeiler
 vertieft meinen Eifer noch viel steiler
 Deines Mundes Schmetterlingskuß
 rote Lippen zu küssen ist ein Genuß
 
 
 
    
 
 Mein Kind
 
 
 Hurra! Ich habe es erfahren
 Es wird unser erstes Kind
 Einsam nach vielen Jahren
 wächst es heran geschwind
 
 
 
    
 
 Dichtergespräche
 
 
 Ich sprach mit Rimbaud, Baudelaire und Ausländer
 der eine zum Licht, der andere zum Klang
 die dritte zur Erinnerung sang
 
 
 
    
 
 Das unerhörte Band
 
 
 Was damals vor zwölf Jahren begann
 ging schlecht zu Ende zu Jahresanfang
 des dritten Jahres unserer Bekanntschaft
 und ich liebe sie immer noch.
 
 Das Joch der Krankheit meiner Mutter drückte mich
 Das Joch zu tragen bückte ich mich
 Und kam nicht mehr hoch.
 Jedes Jahr, wenn die Liebe zu Ende ging,
 mich erneut schwarzer Nebel umfing
 
 Im sechsten Jahr zerriß ich das Joch, das Seil
 Ich flüchtete fort, ich suchte mein Heil
 auf eigenen Füßen, in eigenen Händen
 Doch zu sehr scheuerte ich an alten Grinden.
 Meine Seele verlor ich, den Wahnsinn zu finden.
 
 Die Zeit danach war so lange.
 Meine Seele wartete, daß ich sie fand.
 Vor zwei Jahren führte es mich fort, zu lernen.
 Ich lernte begehren, was mich nicht liebte von fernen.
 Und ich stürzte ab.
 
 Und ich stieg hinauf. Ich legte ab die Hüllen, die alten,
 probierte an verschiedenen Frauen mein Leben gestalten.
 Eine tabu. Eine zu dumm. Stumm vor Angst eine andere.
 Und eine vierte zu jung. In der Seele. Und dann band mich Andrea.
 
 Dann kam ein Traum. Störte mich, zu warnen.
 Wo ich vor zwei Jahren lag, in meinem Bett.
 Mein Traum sagte, die erste war nett.
 Ich sah durch die Zeit, sie war so fern.
 Ich sprech mit ihr noch heut.
 Doch ist damals ein anderer Stern.
 Doch ich hüt mich zu sagen, ich hätt sie noch gern.
 Sie ist nicht bei mir. Und hat ihren Herrn.
 
 Mein Baum trägt nun Früchte, dazu brauchte es lang.
 Und weiß, bin nun frei zu zerreißen das Band.
 Diese Welt ist versiegelt, gezügelt und abgeriegelt.
 Mich stört nun nicht mehr, ich weiß wo ich bin.
 Und ich tu mich bewegen. Und gehe dorthin.
 
 
 
    
 
 Schneefeuer
 
 
 Knatterndes Rattern in knallschwarzer, kaltglatter Nacht
 gleißweiße Streifen heizen blitzheißes Geschnei in Eis
 Reifen zischen geschneite Piste in gelistete Spuren
 Ski gleiten zwei Bahnen entlang am Hang
 Geschrei kleine Kinder
 Kinderschlitten Schlittschuhe schlittern
 über Eis
 Geperlte Kette Lampen leuchten Tropfen der Nacht
 Knallkracht Geplatz Hochzeitskleid Frack
 Hochzeitspracht Feuerwerk Tag und Nacht
 
 
 
    
 
 Geruch der alten Zeit
 
 
 Ich möchte den Geruch der alten Zeit wieder spüren
 und dabei den Hauch der neuen nicht verlieren
 Meinen Kopf vollhaben mit lauter Sachen,
 die, auch wenn ich's nicht weiß, mir Freude machen
 Möchte mit Beinen in Schlick hineinwaten
 am Feuer im Steinbruch Bananen süßbraten
 über Schneeglöckchen mich freuen, am Main entlangradeln
 eine Hütte bauen, mit Ästen voll Laub und Tannennadeln
 äste erklimmen, Bäume bezwingen, Kirschkerne spucken
 mit Hans und Flash Feld und Wald durchwandern
 mit ihm, mit Flash und sonst niemand andern
 beim Speerezuschneiden den Daumen anritzen,
 Versehen, ein Taschentuch, Blut tät sonst spritzen
 in die Sonne, am Mainkai, Talavera oder Marktplatz
 voll Wonne mich setzen, wieder ruhen ganz ohne Hatz
 Ich kann sie nur spüren, doch niemals erreichen
 nie werden alte Zeiten den neuen je gleichen
 
 
 
    
 
 Erinnerungen
 
 
 Ein Wort ruft Erinnerungen hervor
 zwei flüsten Dir Geschichten ins Ohr
 und drei holen das Schönste empor:
 
  Ich liebe Dich 
 
 
    
 
 Zukunft
 
 
 Kerubim und Serafin
 Mandelstein und Sternrubin
 
 Hast Du einen Sack Freude mitgebracht?
 Ich habe mich gefreut darauf.
 Komm, warten wir nicht lange,
 machen wir ihn auf.
 Die schönen Sachen!
 Wie sie leuchten, wie sie lachen,
 wie sie Herz und Welt weiter machen!
 
 
 
    
 
 Der Sonnenhimmel
 
 
 Der Sonnenhimmel der Menschenseele,
 mir meist verwehrt,
 hat mich mit klarstem Sonnenstrahl betört
 Er ist ein Kind des Sonnenschein
 der mit ihr kam in meine Welt hinein
 Zum Wachsen gibt uns dieses Licht
 was uns aus Hoffnung Mut verspricht
 Das Licht - mit dem ersten Monat begann sein Jahr
 Mit dem letzten Tag des Sommers sie sein Leben gebar
 Josefine Jasmin - Jacqueline-Nadine
 
 
 
    
 
 Was ich bin
 
 
 Keiner kann in mich sehen,
 wie und was und wer ich bin
 und ich kann es nicht verstehen
 und steck ich doch mittendrin
 
 Was mich lenkt und was mich steuert
 was mich treibt von hinten an
 hab ich doch schon oft beteuert
 daß nur ich allein es seien kann
 
 Was auf tiefster Ebne steht
 in meine Gedanken dreht und weht
 was sie zeugt von Anfang an
 ist das, was niemand sehen kann
 
 
 
    
 
 Was tut der Mensch?
 
 
 Was auf der Welt nicht gedacht,
 ist vom Menschen nicht gemacht
 
 Was vom Menschen nicht gesehen,
 ist in seiner Welt nicht geschehen.
 
 
 
    
 
 Aus Liebe zum Blitz
 
 
 Fällt der Höllenkern vom Himmel,
 blüht auf und fort und fort,
 dehnt er sich auf
 und verbrennt meinen Ort
 
 Und dann will ich
 in seinem Blitz stehen
 das Licht sehen
 nicht fortgehen
 
 mich nicht wehren
 er soll mich verzehren,
 lassen dann dort
 
 Alle anderen leben,
 sie siechen,
 sie sterben.
 
 Es bleibt keine Asche
 einzelne Atome
 bestehen nur fort
 
 Vorbei ist die Angst,
 zu Ende das Leiden,
 vergangen der Schmerz
 
 Vor fünfzig Jahren geschah es im August
 nach vierzig Jahren verstrahlt nach März
 was wird nun kommen, was passiert jetzt?
 
 Es geht ganz langsam,
 es schleicht sich hier ein.
 Wir atmen die Luft,
 trinken Wasser wie Wein.
 
 Es gibt keinen Blitz,
 nur langsamen Schmerz.
 Wann ist in Russland
 
  in Deutschland 
  in Frankreich wieder April oder März? 
 
 
    
 
 Elternbetrug
 
 
 Da schätzt einer sein Glück nicht,
 bleibt zu Hause, wo es ihm gut geht, nicht
 Ist in der Fremde, hat kein Geld
 möcht aber haben die ganze Welt.
 
 Drum wünscht er sich von allem, was er nicht hat
 steht mitten im Leben, kommt aber spat.
 Zuhause hat er Essen, Wohnung und mehr,
 so ein Leben, das ist doch nicht schwer.
 
 Zu wenig zum Leben, zum Sterben zuviel
 doch das, was er tut, zählt im Lebensspiel
 Es ist nicht viel, es ist genug,
 er hat genug vom Elternbetrug.
 Es ist das eigene Leben, das eigene Ziel,
 ich schreibe mein Leben mit eigenem Kiel.
 
 Sind zwei Jahre vorbei, bleib ich allein
 möcht nicht mehr der Sklave
 meiner Mutter Erkrankung sein.
 
 
 
    
 
 Reden
 
 
 Von mir selbst konnt ich lang nicht reden,
 wußte nicht, was in mir drin,
 wußte nicht, ich täte mich verspäten
 wenn ich nicht find für mich den Sinn
 
 Am besten definiert man sich durch Reden,
 nicht mit Selbst-Bereden ohne Stimm.
 doch hör ich nicht mehr auf die Blöden,
 dir für sich über andere reden ohne Sinn.
 
 
 
    
 
 Warum
 
 Warum
 
  macht es mir mehr Spaß, 
  alleine spazieren zu gehen 
  als mit Freunden 
  zusammenzustehen? 
 Warum
 
  gefällt es mir mehr 
  nur einen, oder zwei 
  Freunde zu haben 
  und derer nicht zehn? 
 Warum
 
  finde ich mehr Gefallen 
  an der Natur, 
  an ihrer Ruhe, an ihrem Leben 
  statt Tanzen zu gehen? 
 Warum
 
  begehre ich die Frauen 
  ohne zu glauben 
  zu hoffen 
  daß sie mich verstehen? 
 Warum
 
  liebe ich Kinder 
  statt vor meinen Augen 
  ständig 
  moderne Technik? 
 Warum
 
  ich so bin 
  ich stelle die Fragen dahin 
 
 
     
 Ekstase
 
 
 Herzklopfen ist in meiner Brust
 Gefühle sind im wilden Wust
 ich sehne mich nach heißer Lust
 Schatz, nimm mich an die Brust
 
 In deinen Mund versenken
 will ich meine Zung,
 spüren Deinen Busen
 und tu an ihm schmusen
 
 Laß unsere Körper einig gehen
 oben vom Kopf bis zu den Zehen
 Dazwischen ein Feuer brennt
 an dem sich unsere Liebe sengt
 
 Dein Atmen ist ganz intensiv
 auch ich atme - ganz tief
 Wir finden beide den Gipfel der Lust
 und erleben ihn halb unbewußt
 
 
 
    
 
 Lachen hinter uns
 
 
 Was ist das Lachen hinter uns?
 Was sind die Gespräche hinter uns?
 Sind sie das, was wir verstehen?
 Lassen sie uns ungeschoren gehen?
 
 Was macht die Phantasie im Kopf?
 Dreht sie sich einen eigenen Zopf?
 Zieht sie die Angst aus dem Graben raus?
 Was wir verstehen, ist manchmal ein Graus
 
 
 
    
 
 Strandhochzeit
 
 
 Warme Wellen westwärts wehen
 Sankörner auf den Dünen tanzen gehen
 Schilf und Kiefer im Regentrank
 begleiten Strand so schlank
 
 Krebses Spur endet vor der des Kormoran
 Einsiedlerkrebs zieht sich Schneckenhaus an
 Strandhase hoppelt die Gischt entlang
 vor des Reiter Gespann zieht er die Läufe an
 
 So waren es schon so viele,
 die an diesem Strand entlang gehen
 die beiden ließen sich die Trauung geben
 und wollen in ihr Haus heimgehen
 
 Sie warten noch die Stunde
 bis das Watt sich zeigt
 Die Prile sich nach Norden leeren
 nun gehen sie - den Weg in Ehren
 
 
 
    
 
 Denkst Du
 
 
 Denkst Du,
 weißt Du, bist Du
 wo Du stehst
 wen hast Du
 und Zeit ist es - zu spät
 und glüht ein neuer Glanz auf
 Das alte?
 willst Du behalten
 zerreißt Dich Sehnen
 Komm, laß es bleiben
 Kaum Zeit, zu verstehen
 Wohin wird es Dich treiben
 und Deine Seele verwehen
 Komm, komm zurück zum Ufer
 Zeit, um es zu begreifen
 nimm sie Dir
 bevor zu spät
 
 
 
    
 
 Das Glöckchen
 
 
 Steht die Glocke still
 verschweigt sie
 was sie will
 und kann
 
 Schweigend hängt sie stumm im Turm
 läutet von alleine nur im Sturm
 
 Und manche Nacht
 wenn eine Seel zum Himmel fährt
 klingt sie leise -----------bing!
 
 Und wenn die Seel zur Hölle geht
 sie leise jeden Ton verschmäht
 
 Wenn das Höllenfeuer auf Erden tobt
 so hat sie sich gelobt
 sie den Mensch zum Löschen ruft
 
 Wenn der Mönch am Seile zieht
 und nach und nach die Glock bewegt
 ertönt
 
 wie sie von Anfang will
 
 
 
    
 
 Kaffee - Bauer
 
 
 Freut sich der indianische Bauer,
 wenn nach Kaffeebohnen er sich bückt?
 Freut sich der Kreole,
 wenn er sie vom Strauche pflückt?
 Waschen, Sortieren, Trocknen - Hantieren
 So mach ein Mensch die Pfunde voll,
 die im Westen haben niedrig Zoll
 
 Freut sich der indianische Bauer,
 wenn er zu wenig zum Leben für seine Kaffeebohnen kriegt?
 Freut sich der Kreole,
 wenn er an Schulden für sein Land erstickt?
 Sie trinken, sie schlürfen,
 sie immer wieder der Bohne bedürfen
 Sie zahlen einen niedrigen Lohn,
 für Indianer, Kreolen ein zu niedriger Lohn
 
 Zum Leben zuwenig,
 zum Sterben zuviel,
 der Importeur schlürft einfach viel zu viel
 von des Bauern Lohn
 baut mit seiner Kraft
 einen Kaffeepalast
 die Hütte des Bauern erscheint da wie ein Hohn
 
 
 
    
 
 
  Liebe und Geld 
 
   | Sie sah das Getreide wachsen. Es schwoll die Frucht
 Die Körner erschwollen
 golden glänzte das Feld und die Luft
 
 So war es gekommen
 in Winter, Frühjahr.
 Ihr Bauch schwoll
 und mit ihm die Frucht.
 
 Sie sah die letzten Tage kommen,
 Sie wußte, es tut ihr weh
 Doch hatte ihre Liebe die Angst genommen
 sie war noch froh, hatte keine Weh
 
 Und still weinte sie vor Glück
 denn vom alten Glück
 kam ein kleines Stück
 zurück
 
  | Er mußte in die Stadt Er mußte dorthin.
 Ein Leben ohne Arbeit
 macht ihm keinen Sinn
 
 Sie würd auf ihn warten
 Sie liebte ihn sehr
 sie würde gebären
 und er liebte sie sehr
 
 Er wird sie nachholen
 wenn es so weit wär,
 Er würde sich hochplacken
 bis zum Millionär
 
 Er weinte vor Glück
 im neuen Glück
 steckte ein Stück
 vom alten Glück
 
  |  
     
 
 
  Winterfreuden 
   | Will der Winter weisen uns den harten Weg
 in den Sommer reisen
 auf zerbrochen Eis und Steg
 
 Graue Gans durch Schilf gedeckt
 frierend nicht und unbewegt
 Küken hat sie im letzten Jahr gesehen
 die nun mit ihr nach Süden ziehen
 
 Eichhorn atzelt Baum hinauf
 wittert, sah Falken wehen
 schlüpft ins Loch und heraus
 Hasel, Beer, muß suchen gehen
 
 Grauer Schatten im Dickicht
 er muß jagen, Reh im Licht
 faßt und reißt er schnell
 Wolf verbraucht hier kein Gebell
 
 Fisch steht in der Strömung ruhig
 Fisches Auge kennt kein Blut
 Fisches Flosse weht den Boden auf
 Fisch legt hier bald seinen Laich
 
 Im See kracht das Eis so laut
 Reiher, Storch kein Haus hier baut
 Nach Süden sind sie verzogen
 Sonne hat sie nicht betrogen
  | Tief gedämpftes Grunz-Geraunz Bären leben viel im Traum
 Träumt von Honigtau
 und Sonnensegen
 
 Niemand will den Stein bewegen
 drunter kam Gezischel hervor
 jetzt die Kälte sie eingefror
 so kann Schlange sich nicht regen
 
 Dachs und Fuchs im Erdversteck
 schlafen wie der Bär ums Eck
 vergeblich sie der Jäger sucht
 sie in Grund und Boden flucht
 
 Hase stirbt den Tausend-Tod
 Schnee verfriert an seiner Pfot
 Will so vielen Kindersegen
 daß Wald und Wies sich regen
 
 Schwarze Krähe kraht ihren Tag lieb lang
 Krähe singt den Todgesang
 Krähe liebt ihren Kälteflug
 Ihr Auge zeigt viel Lug und Trug
 
 Feldmaus piepst im Körnersegen
 beißt sich durch, so viel sie will
 sie will ihre Jungen pflegen
 und vorm Bauern bleim sie still
  |  
     
 
 
 Die Erde
 
 
 Blau schwebt sie im All,
 so wie ein blauer Ball.
 Gottes Hand formte sie zur Sphäre
 weil nichts anderes so groß von Dauer wäre
 Er streute ein das Land hinein.
 Und schuf das Meer zwischen Strandgestein
 Er gab dem Lande, so flach wie es war, ehern Gebein
 Er drückte ins Land die Berge hinein.
 So schuf er die Seen, die Ströme und Flüsse
 und flößte ein ins Gestein Metallergüsse
 Das Innere der Erde ließ er glühend nur,
 damit sich verwischt sprühend seine Spur
 Dann streute er Samen über das Land
 aus jedem Samen eine Pflanze entstammt
 Er gab die Kinder hinein, die er liebte
 und sie schufen sich neue Triebe
 Zuletzt fand er den Menschen in seiner Hand
 und gab zu bestellen ihm das grünende Land
 
 Man sieht nun im Dunkeln all die Lichter
 die erleuchten die Menschengesichter
 Wie weit hat das jungfräuliche Land,
 wie lange hat es Schöpfers Hand?
 
 
    
 
 Hohes Tier
 
 
 Ich war Herr über die ganze Erde
 und herrschte streng über meine Herde
 Im roten Land, im gelben Land
 im weißen Land, im braunen Land
 
 für unsere Gattung sich stets Nahrung fand
 
 wir lebten stark im weiten Land
 
 Menschen gab es zuhauf jedoch
 sie trieben uns in gespicktes Loch
 so starb ich weg im roten Land
 
 Mein Fell schützte mich im weißen Land
 doch oft die Kälte uns in den Boden bannt
 Menschenwesen stach uns hier ins Herz
 Zuletzt gab es für alle das rote Todespfand
 
 wir lebten stark im weiten Land
 
 so starb ich weg im weißen Land
 
 Noch lebe ich im gelben Land
 hier der Mensch uns in Fesseln band
 Gibt uns Arbeit, schwer auch im Verstand
 Hier leb ich noch, im gelben Land
 
 Wir lebten stark im weiten Land
 und werden gebunden von Menschenhand
 
 Frei lebe ich im braunen Land
 Hier stampfe ich durch Staub und Sand
 bin noch frei von Menschenhand
 doch wir nehmen ab
 Mensch gräbt hier ein Ackergrab
 
 wir lebten stark im weiten Land
 doch immer faßt uns Menschenhand
 
 so leb ich noch im Menschenland
 wird gewesen sein der Elefant?
 
 
 
    
 
 Rote Hexe
 
 
 Sie kühlt dem fiebrigen Kind die Stirn,
 beruhigt dem Narren sein rasend Hirn.
 Bei jedweden Lebens Gebären
 läßt sie mild ihre Hilfe gewähren
 
 Sie kennt die Kräuter herbeizuführen
 die Liebe unter tausend Schwüren.
 Und hilft dem, der leidet, in den Tod
 ist bereit vom Abend bis zum Morgenrot
 
 Sie kennt Mittel gegen hundert Kleinigkeiten
 läßt sie wirken bei Mann, bei Frau, bei beiden
 Vom Säugling bis zum Methusalem
 sie schafft es jedem angenehm.
 
 Doch gibt es viele Menschen hier
 sie haben eine seltsam Gier
 Sie wollen es den Menschen nicht erlauben
 an andere Hilfen als an Gott zu glauben
 
 Sie türmen Holzes Scheit auf Scheit
 die Hex ist ihnen nie zu weit
 sie nehmen auch ein ander Weib
 sie sehen es als Zeitvertreib
 
 Und ihre Gier ist nie gestillt
 bald neues Feuer untern den Scheiten quillt
 Unter Johlen tobender Menge
 schaffen sie andrer Frau neue Zwänge.
 
 Doch wenn die Flammen züngeln
 und der Qualm erstarkt
 seh ich kleine Teufel wimmeln
 alle tragen des Bischofs Talar
 
 Das Feuer ist ihr Haar
 sucht geschmeidig das der Hex, ihr Haar
 Doch können sie ihr nicht siegen
 schattig sieht das Volk die Seel
 zum Himmel fliegen
 
 
 
    
 
 Mannes Traum
 
 
 Die Frau ist des Mannes Traum
 sie ist so schön anzuschauen
 
 Es ist
 ihr
 langes
 kurzes
 blondes
 ihr rotes
 braunes
 schwarzes
 Haar.
 Dieser Brunnen ist zum Ertrinken gemacht
 Es ist ihr verträumter
 die langen Wimpern
 das hohe Jochbein
 die gerade Nase
 der volle Mund i
 ihr Kinn im Rund
 
 es ist ihre
 zeitlose Gutmut
 
 Es ist der Busen,
 der am Körper schwebt
 Es ist ihr feiner Bauch
 der sich schmal
 über die Hüften legt
 
 Es ist der Kelch ihrer langen Beine
 auf dem ein Wunder liebt
 
 und siehst Du sie bekleidet
 so ahnst Du was sie ist
 Und siehst Du sie ohne Kleider
 wissest Du immer noch nichts
 
 Schaust Du in ihre Augen
 siehst Du in einen Brunnen tief
 Sie weiß, was sie ist,
 und gibt es nicht preis
 Blick für eine einzige Liebesnacht
 So ist das Rätsel doch nicht überwunden,
 schaust Du auch viele Stunden
 n ihre Augen hinein.
 Was sie ist, liegt in Dir,
 so lang danach
 werdet ein Wir
 so seied ihr
 ein Mensch
 
 
 
    
 
 Gold meiner Seele
 
 
 Gold meiner Seele,
 was ich Dir erzähle
 ist nicht eine Welt in mir drin,
 es sind viele, sie stehen dahin
 
 Sie fließen mir aus der Hand
 und aus dem Sinn
 Von innen tief in mir drin
 betreten sie des Lebens Land
 
 Mein Verstand?
 Er kann nur ordnen
 er lenkt meine Hand
 was meine Gedanken horten
 
 Der Seele Kraft
 gibt der Funktion Form
 Der Illusion ihr Taft
 hilft dabei enorm
 
 Was heute meine Hand nicht schafft
 ist morgen mein hoher Lichterdom
 Auch Blut ist ein besondrer Saft
 doch besteht das nur aus Atom
 
 Was der Geist meiner Seele gewährt
 und wie die Seele den Geist ernährt
 sieht mein Auge wie im Traum
 der Traum ist - mein Lebensbaum
 
 
 
    
 
 Parzival
 
 
 Ich hab die letzte Nacht
 in einem Schloße zugebracht.
 Ruhte auf seidenen Kissen
 konnte nichts vermissen
 vom goldenen Wein
 bis zu gebratnen Entelein
 
 doch war ich allein.
 
 Parzival?
 Beherrscht er nun das All?
 Anfortas?
 Gab er hinfort das All?
 
 Wie ein Fink in einem goldenen Käfig
 bin ich die meiste Zeit schläfrig
 Die Flügel gestutzt
 alles andere geputzt
 
 Keinen Mensch sah ich kommen
 und auch keinen gehen
 ich muß hier wohl
 schon seit ewigen Zeiten bestehen
 
 Suchte Parzival
 den Gral
 suche ich nun den Fall
 hinfortzugehen
 
 
 
    
 
 Flirt II
 
 
 Leuchtend rote Flammenpracht
 in meiner langen Lebensnacht
 Sah ich bisher kleine Lichter nur
 - von den großen keine Spur
 
 Nun seh ich in ein Gesicht
 seh die Augen pur
 in ihnen ein strahlend Licht
 kaum ahnend was mir widerfuhr
 
 Mein Körper kribbelt heiß
 warum noch meine Beine stehen?
 Ich spüre meinen Schweiß
 kann nur noch in ihre Augen sehen
 
 Nun muß ich von diesen Augen weg
 ich muß bestehen, hat keinen Zweck
 Wenn sie mich noch fester bannen
 gerät mein Leben aus den Bahnen
 
 Hilfe! Was ist jetzt passiert?
 Ein neues Weib ist aufmarschiert
 ihre Augen verlegen mir den Weg
 Zitternd gehe ich auf dem dünnen Steg
 
 Und nun bin ich frei
 Ich bleibe treu
 doch brennen die Augen noch in mir
 Nie bin ich allein, es brennt in mir.
 
 
 
    
 
 Wo der Drache den Jäger besiegt
 
 
 Weite Worte gehen Seele
 laß es nur und tu es nicht
 Kopf hat Hunger
 und das Herz ist dicht
 
 Herz hat Hunger
 und der Kopf ist dicht
 Licht im Bauch
 und Hunger nicht
 
 Wenn Du folgst
 laß es gehen
 Du bist hoch
 ich bin tief
 und Du bist tief
 und ich bin hoch
 nie wirst Du verstehen
 wenn Du folgst
 
 Singt meine Sehnsucht
 ihren Schwanengesang
 so fängt die Sehnsucht
 danach erst an
 
 Keiner eines Deiner Schritt
 gleicht meinem
 ich bin zu weit
 brauch noch Zeit
 Warten zu verstehen
 
 Deiner Weisheit Warnung Glanz
 und Alter
 hilft uns nicht mehr weiter
 
 Dein Leben ist Leben hinter uns
 Unser Leben ist Leben neben
 Dir
 
 Sagst Du mir, wo die Wunde
 in der Liebe liegt?
 Weißt Du, wo der Drachen
 den Jäger besiegt?
 
 
 
    
 
 
  Harry war hier. 
   | 
 
 Harry war hier.
 Hier, neben mir.
 
 Eigentlich lebt er in einer anderen Stadt
 doch hat er sie oft schon - satt
 Sein Körper bleibt im Bette liegen
 Heute tat seine Seele zu mir fliegen
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir.
 
 Ich kann ihn eigentlich gar nicht sehen
 ihn seh ich nur im Augenwinkel stehen
 Er winkt, und ich sehe
 so braucht er kein Speis noch Trank
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir.
 
 Er macht einen Schritt zur Tür
 und gleitet hinaus
 Harry geht hier ein und aus.
 Ich gehe mit
 in die herbstkalte Luft, wie Eis.
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir.
 Seine Freunde geben ihm das Geleit
 aus jeder Ecke ein Kopf rausschaut
 und sehen mich an
 bin mit ihnen verwandt, oh Mann
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir. Hier, neben mir.
 
 Und sie geben mir ein Ständchen, nicht laut
 Ich hab sie schon oft zu Hause angeschaut
 Spielte dann mit auf meiner Klarinette
 Einer zupfte an einer Pinzette
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir.
 
 Harry geht schnell den Berg hinauf
 wenn ich viel schnauf, komm ich mit
 Er hat ein Roß auf der Burg, das reitet er
 jetzt
 Harry war oft schon hier
 Hier, neben mir
 
  | 
 
 Ich geh mit ihm in den dunklen Stall
 mein Körper gibt sich einen Fall
 und lag im Stroh
 so sah ihn meine Seele, genau so
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir.
 
 Er saß schon drauf
 Und auch ich hinauf
 Wir wollten des Rosses Ritt
 So nahm es uns in die Wolken mit
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir.
 
 Wir kreisten um den Mond
 den wirklich kein Mensch bewohnt?
 Wir haben viele Freunde hier
 von der Erde sind nur vier
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir.
 
 Wir ritten durch das Milchstraßenbett
 und kriegten unser Pferd nicht fett
 Ein kleiner Sprung nach Andromeda
 mit seinen Dromedaren, ja
 Harry war oft schon hier.
 
 Harry muß zurück
 Das Roß er auf die Erde wieder schickt
 Ich nahm mir meinen Körper wieder
 und gingen in die Stadt hernieder
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir.
 
 Er ging dahin, ich ging hinein
 schlief wieder ein
 und sagte mir:
 Diese Reise wird nicht die letzte sein
 Harry war oft schon hier.
 Hier, neben mir.
 
  |  
    
 
 Amor
 
 
 Mein Herz ist Liebe.
 Mein Arm ist der Pfeil
 Wenn ich liebe
 schick ich meinen Pfeil
 
 Ich bin ein Pute
 schöner Jüngling gar
 spiegele mich oft
 im Brunnen klar
 
 Doch bin ich immer dort,
 wo Liebende sind
 ich flieg nur fort,
 wenn Pfeile geflogen sind
 
 Meine Pfeile Wunden schlagen
 doch um Schmerz muß keiner klagen
 Mein Pfeil ist klein, das Herz war schwer
 zu zweien lieben sie sich nun immer mehr
 
 
 
    
 
 Sommerende
 
 
 Der Sommer schwindet.
 Der Herbst wächst in mir
 Wie die fahlen Blätter fallen,
 die Bäume zerkahlen
 
 Klare Sonne wärmt den Boden
 Spinnfäden durch die Lüfte wehen
 weben Wintertraum in mir
 wirf in die Zukunft einen Blick
 das Alte kommt neu zurück
 Geboren im Frühling,
 gestorben im Herbst
 
 hinter uns Tod, davor Leben
 reich will die Welt es uns geben
 
 
 
    
 
 Der Seekönig
 
 
 Klares Wasser tränkt den See
 Bedeckt die Fläche bis zum Steg
 
 Ein Boot nimmt hier seinen Gang
 Segel weht die Stange hoch
 Holz riecht Pech und grünen Tang
 Boote liegen im Schuppen noch
 Wind bläst das Boot vom Uferrand
 Schwert hält hoch die Booteswand
 
 Blonder Junge hält die Rah
 steuert selbst das Ruderblatt
 Wind bläst Boot die Bucht hinab
 Wolken dräuen schwer und schwarz
 
 Vater vermißt sein Herzesblatt
 sieht das Segel in den See hin ziehen
 läßt Brot und Arbeit stehen
 rennt steilen Hang hinab
 rutscht, fällt, rollt sich ab
 kommt ins Bootshaus
 enttäut sein Boot
 nimmt Ruderstab
 und stößt sich in den See hinaus
 
 Und es stürmt mit Saus und Braus
 Blitze schlagen los zu hauf
 
 Vater stehen die Haare zu Berg
 auf dem See ist er ein Zwerg
 doch kennt er sein Bootshandwerk
 und rudert, rudert, pullt
 die Wogen türmen Windesschuld
 und er rudert, rudert, pullt
 
 Licht schießt grell hin auf den See
 Vater tun die Augen weh
 er erreicht das Schiff
 nimmt Sohnes Hand
 und rettet ihn vor Flammenwand
 rudert, rudert, pullt an Land
 bettet Sohn auf Kies und Strand
 Sohn spürt warm des Vaters Hand
 atmet, lebt, ist an Land
 
 bei Blitzgravur tut er den Schwur:
 Ich segel noch bei Sonne nur!
 
 
 
    
 
 Prinz
 
 
 Tiefe Traurigkeit
 fest in mir
 Auf dem Boden
 meines Brunnens
 sitze ich
 auf meiner goldenen Kugel
 Ich höre die Menschen,
 die leben
 und möchte selber leben
 Drum springe ich
 von meiner goldenen Kugel
 aus der feuchten Dunkelheit
 hinaus ins
 strahlende Licht
 und den Brunnen
 ihn sehe ich nicht mehr
 
 
 
    
 
 Ein Mensch
 
 
 Mich - ein Mensch - trägt die Welle weiter
 Die Jungen - ich sehe sie erstehen
 Die Alten - ich sehe sie gehen
 Immer sind sie um mich da
 und bekomme ich auch graues Haar
 ich gehe den Weg mit
 - vom Anfang bis zum Ende
 und sehe ich zurück, so sehe ich
 auch ich hatte mal blondes Haar
 Damals, als ich am Erstehen war
 
 
 
    
 
 Jacquelines erster Geburtstag
 
 
 Kleiner Stern
 Du brennst so hell
 ich hab Dich gern
 Du kamst so schnell
 
 Wachsen wirst Du weiter noch
 höher noch und hoch
 strampeln tust Du
 gehen wirst Du
 
 Lang bist Du von uns getrennt
 I hab Di bald nimmer kennt
 Lockenkopf ist wirr und blond
 Deine Stimme hast Du nie geschont
 
 Heut wirst Du sie erneut erheben
 Feierst Du das erste Jahr vom Leben
 wir alle stehen Dir gern zur Hand
 lebst Du Dein Leben bis zum Rand
 
 
 
    
 
 Sorgen
 
 
 Am Morgen stehn die Sorgen auf
 am Mittag nehmen sie den höchsten Lauf
 am Abend wolln sie nicht vergehn
 im Schlaf sollten sie nicht mehr bestehn
 
 
 
    
 
 Oh Du
 
 
 Wie kannst Du gehen aus Deinem Reichtum
 in unsere arme Zeit?
 
 Wird Dein Licht so fahl werden,
 wie die Einsamkeit, die Du uns schenkst?
 
 Wann mögen unsere Seelen stark genug sein
 Dich Dein Leben dort leben zu lassen?
 
 Wird Dich das Grün Deiner tausend Wiesen ertränken
 wenn du fällst in unser Grau hinein?
 
 Du Sonnenkind, entsprungen unserem Leben
 Du unser Kind unsere Lebensklage
 wo findest Du, was Dich beschützt?
 
 Sind tausend Stämme aus tausend Wäldern genug,
 die Angst in Deiner Seele zu umtürmen?
 
 ich lasse den Bach Deines Lebens fließen
 und nehm es her, den Wald zu gießen
 
 
 
    
 
 Nirwana der verschwundenen Dinge
 
 
 Ein Schirm, kein Regen, und er ist weg
 An welchem Fleck?
 
 Im Bus, ein Buch, ein Schreck,
 und das Buch ist weg
 
 Ware bezahlt, Geld getauscht, Schein ist weg
 man zahlt mit Scheck, auch der ist weg
 
 Wäsche waschen, alles trocken,
 doch es fehlen Socken
 
 Gold Geschirr kommt auf den Tisch
 doch ein Messer fehlt zu essen den Fisch
 
 Eine Straße, ein Straßenschild, ein Tourist
 knipst ein Bild, nur noch auf dem Bild
 gibt es das Schild
 
 Zigarette und Feuer lagen herum
 und schon sind sie weg, wie dumm
 Der Schlüssel zum Haus war eben noch in der Tasche,
 doch die hängt nun nur noch an einer Masche
 
 
 
    
 
 Schatten aus der Zeit
 
 
 Schatten aus der Zeit,
 Schemen meiner Vergangenheit
 sicher hab ich Euch gesehen
 seid lang schon am Vergehen
 
 Maria mit dem blonden Schopf
 Frank, der schwarze Wiedehopf
 Andy, Dich kann ich immer noch nicht ausstehen
 ihr andern, wohin tut es Euch verwehen?
 
 All die Gesichter aus der Schule
 jeder geduldig auf seinem Stuhle
 Marc hielt sich für'n Metal-Hit
 Dankmar - raucht der eigentlich Schitt?
 
 Meine Schwestern, wie ich, sind groß
 Herr, was ist mit der Zeit bloß los?
 Jeder von uns muß weitergehen
 Für alle bleibt die Zeit nicht stehen.
 
 
 
    
 
 Schwestern
 
 
 Am Telefon war Deine Stimme hell von Unsicherheit
 und ich hatte Angst
 Du hast gesagt, der Zug kommt zu spät
 und daß ich nicht runtergeh
 ich blieb
 dann kam Euer Zug
 im Bus kamt ihr an
 mein Kind kam
 wir sahen uns an
 wir lachten und sprachen viel
 Gemeinsamkeit war viel
 wir gingen Schlafen
 wir gingen zum Zug
 Jeder für sich
 fuhr heim
 
 
 
    
 
 Alles nur für einen Nickel
 
 
 Eckel steht am Strand
 und hatte ein Eis
 vom Stand in der Hand
 nur für einen Nickel
 
 Ellie war im Kino
 und sah 'nen Film
 Sie staunt gebannt
 nur für einen Nickel
 
 Ellie kam vom Strand
 und hatte ein Eis in der Hand
 und sie hat ihn erkannt
 und nur mit einem Nickel
 
 Eckel ging zum Strand
 Noch vom Kino ganz gebannt
 und er ihren Filmblick fand
 nur für einen Nickel
 
 
 
    
 
 Der Zug II
 
 
 Der Morgen kam
 der Zug stampft an
 die Schranke fällt
 und aus der Welt
 kommen Menschen heran
 
 Der Wärter spricht
 er löscht ein Licht
 der Zug hält an
 die Tür geht auf
 und zu hauf
 steigen Gäste aus
 
 Man schaut sich um
 findet ein Gesicht
 und dort ein Kleid
 Herz und Arme
 gehen weit
 
 Die anderen warten schon
 der Weg ist frei
 lösen noch den Schein
 sie steigen ein
 Dreimal Pieps ertönt
 die Türe schließt
 und in der Fern
 der Zug verfließt
 
 Man atmet auf
 ins Hotel
 oder geht nach Haus
 dort sieht der Tag
 für jeden
 anders aus
 
 
 
    
 
 Was wichtig ist
 
 
 Nahrung ist wichtig
 ißt man sie richtig
 bleibt man am Leben
 
 Wohnung ist wichtig
 findet man sie richtig
 bleibt man am Leben
 
 Arbeit ist wichtig
 bekommt man sie richtig
 hat man Geld zum Leben
 
 Gesundheit ist wichtig
 pflegt man sich richtig
 bleibt mam am Leben
 
 Liebe ist wichtig
 liebt man sich richtig
 bekommt man ein Kind
 
 
 
    
 
 Junger Baum
 
 
 Einmal jung, für immer jung?
 Was man an Dir nicht sehen kann
 schafft sich in Deinem Leben Bahn
 Und wenn man denkt, alt, weil der Baum so krumm
 so führt der Baum, mit seinem Saft, noch Jugendschwung
 Nicht sein Aussehen bestimmt den Sinn,
 es lebt ein junger Baum
 im alten drin.
 
 
 
    
 
 Vom Herbst in den Frühling
 
 
 Andrea hat das Fenster aufgemacht
 und es kam ein Schwall feuchter Luft herein
 
 
  Mit dem Rad in den Wald 
  und Schneeglöckchen pflücken 
 und ich dachte, die Luft kommt aus einer anderen Zeit
 wo ich mal war und so nicht mehr hin kann
 
 
  Der Schlamm vom Feldweg stopfte sich 
  an meiner Bremse und ich mußte ihn 
  irgendwie herauskratzen 
 da war es mein Frühling und der Frühling, die mir
 noch nichts vom Leben verraten wollten
 
 
  die aprilfrische Luft atmete in meinen Kleidern 
  und ich fing an zu frieren, und kehrte um 
 doch diese feuchte Luft erinnerte mich so sehr an das Danmals
 daß ich mich wieder auf einem Feldweg zu stehen sehen glaubte
 
 Wirf die letzten fünfzehn Jahre weg und gehe hinaus
 vielleicht sieht der Herbst dann wieder wie ein Frühling aus
 
 
 
 
    
 
 Clown
 
 
 Der Clown war nie in der Manege
 Er war zum Lachen angemalt
 Und wenn er dann stolperte
 haben ihn alle angelacht
 
 Der Clown im Kopf war verzweifelt
 Seine Taten nahm niemand ernst
 Er wollte sich abschminken
 doch das Lachen war sein Gesicht
 
 Und so wurde der Clown - Clown
 Er tanzte und er sang und grinste
 doch langweilig war er bald
 Niemand achtete mehr auf den Clown
 
 Doch war er nun Clown, der Clown
 er ging in die Manege
 und er lernte zu clownen
 Von einem anderen Clown
 
 Der wurde sein Freund.
 Und lernte seine Tränen kennen
 Die Tränen hinter der Maske eines Clowns
 Nie dürfen sie fließen,
 weil es gegen das Make-Up
 und die Clown-Verfassung verstieße
 
 Aber ein weinender Clown
 ist immer noch ein Clown
 Man findet ihn lustig
 wenn er sein Make-Up verwischt
 und hat man mit Lachen
 schon manchen Clown
 in den Tod gelacht
 
 Doch kann ein Clown auch lachen
 wenn andere weinen
 und er kann trösten
 wenn sie wirklich weinen
 
 Wer hat einen Clown für den Clown?
 
 
 
    
 
 Mutters Atem
 
 
 Alle Feuer sind erloschen
 Letztes Getreide schon gedroschen
 Keine Hände Kleidung waschen
 So erlischt der letzte Funke in der Aschen
 
 Laß Dich fallen, hast genug
 In der Ferne pfeift spät der Zug
 Matter Schritt, der Vater steht
 im Raum - er geht
 
 So kommt der Traum
 
 Warme Hände tragen dich
 Volle Brüste nähren dich
 Mutters Atem streift dein Ohr
 So was kommt nur im Traum noch vor
 
 
 
    
 
 Von der Seele
 
 
 Das unerwunschene Wesen
 hat keinen Vater
 hat keine Mutter
 Es taucht in tiefste tiefen
 und fliegt in höchste Höhen
 Es lebt im beerigen Wald
 und lebt in struppiger Steppe
 Es bläst den ewigen Wind
 und lenkt den Strom jeden Flusses
 Es lebt im Wind
 und der ewigen Meeresströmung
 Es kratzt im Sand als Stier
 und scharrt im liegend toten Gebein
 Es brennt als gleißender Stern
 und treidelt die Galaxie zur Spirale
 Es lebt in meinem Kopf
 in deinem Kopf
 Es lebt in allen Köpfen dieser Welt
 Es sei.
 
 
 
    
 
 Wasserburg
 
 
 Du liegst im Inn wie eine Zunge,
 rot mit Deinen Ziegeldächern
 oder bist Du ein Gaumenläppchen?
 
 Die Bahn, einst Lebensnerv,
 reicht noch bis ins Zentrum
 
 Doch heute huschen kleine bunte
 Geißeltierchen durch die Adern
 Deiner Stadt, enge kleine Gassen
 
 Die Altstadtmauer umschließt Dich
 nicht mehr ganz, sie gleicht einem
 ruinierten Kiefer, in dem die Burg
 wie das letzte Kiefergelenk liegt
 
 Plomben der Moderne haben sich auch
 hineingestohlen, doch sie verstecken
 sich wie die Mandeln im Rachen
 
 Du bist umgeben von einem Streifen
 grünender Flora, der Dich umschließt
 wie ein schützender Mantel.
 
 Reichlich fließt der Speichel in
 Deinem Mund, im Inn, wie ein Band
 befeuchtenden Taus, überspannt von
 einer roten Brücke
 
 Jenseits des Flußes stehen in
 weißem Schmelz die spitzen Felsen
 Deiner Zähne, gedrängt durch die
 Verwitterung in die Lippen eines
 Berghanges.
 
 Der Klang Deines Lebens perlt weiter
 als bis zu Deinen Lippen. Du bist bekannt
 unter den Städten als Kleinod des
 Salzhandels.
 
 Möge das Salz Deines Lebens
 Deinen perlmuttenen Schimmer erhalten.
 
 
 
    
 
 Gewitter
 
 
 Gestürmt hat es mit Blitz und üblem Wetter
 die Wolken schlugen mit Tropfen aus Blei
 Der Bach ist gestiegen, die Wiese ganz hoch
 Anstelle der Brücke gähnt nur noch ein Loch
 Der Blitz in der Höhe teilte sie entzwei
 
 Die Eule schüttelt ihr plustrig Gefieder
 Der Baum, der sie trägt, steht immer noch
 ein Baum daneben ist geschlagen in Schutt
 Zwei Blitze lachten sich darüber kaputt
 Und doch hat der Wald genug Bäume noch
 
 Rollend kommt ein Licht daher
 Gleißend findet es alleine seinen Weg
 Der Kugel Leuchten sich um sich selber dreht
 kein Wind von ihrer Bahn sie weht
 und nutzt auch noch den letzten Steg
 
 
 
    
 
 Herbst II
 
 
 Leise läßt die Kastanie ihre Blätter fallen
 Sie zeigt nun ihr kahles, leeres Gesicht
 Noch lässt der Wind den Weiher wallen
 bevor er gefriert zu Eis und Schnee und Gischt
 
 Ein Rad rostet leise im mürben Schuppen
 Es fuhr einmal, nun steht es still
 Jetzt glänzen nur noch Stahlradkappen
 Es fährt nicht mehr, weil keiner will
 
 Die Dahlien leuchten wie farbige Räder im Wind
 zwischen violett und rosa, weiß und gelb, pink und hell
 in den Dahlien spielt lachend ein buntgekleidetes Kind
 In den Rhododendren streift eine Katze im weißen Fell
 
 Der Zaun um den Garten, ein klapprig Skelett
 besetzt von Rabe, Elster und Kräh
 die Tür in rostigen Scharnieren kaum noch schlägt
 es kommt sonst kein Tier mehr hier in die Näh
 
 
 
    
 
 Poe und Ramsey
 
 
 Es raschelt schon wieder
 Edgar schreibt einen Brief
 das ist wenig,
 er schreibt sonst viel und tief.
 Neulich war es ein Krimi,
 den nahm die Mimmi
 mit ins Bett
 Sie ist immer so fröhlich und kokett
 
 
 
    
 
 Schwarzer Meuchler
 
 
 Schwarze Krähe
 rotbluter Hieb
 Feiles Gefieder
 Hexgeiler Dieb
 säbelt Krähe tot
 frißt ohne Not
 Mord
 
 
 
    
 
 Hunger I
 
 
 Quark und Zitrone
 äpfelkompott
 Topf mit Melone
 Tomatenrot
 Erdbeer und Sahne
 Blättergebäck
 Puffreis und Rahm
 Zuckerversteck
 Nelke und Birne
 Kirschmarmelad
 äpfel und Kerne
 Blättersalat
 Zucker und Zimt
 Marzipanbrot
 Erbsen und Spargel
 schwarze Wurz
 Zucker mit Mais
 Erbsenwurst
 Spaghetti mit Soße
 Schnaps Enzian
 Paprika Rose
 Muskatnuß fein
 Basilikum in Vase
 Kümmel en gros
 Fenchel in der Nase
 und viel Eissalat
 Rotweincremé
 und kein Blattspinat
 Butter und Ei
 Rübentarot
 
 
 
    
 
 Reich und Arm I
 
 
 Reiche wissen nicht, was ihnen fehlt.
 Arme wissen es besser.
 
 
 
    
 
 Bischof
 
 
 Der Bischof entfernt sich
 von seinen Ämtern.
 Denn er entfernt sich
 von seinen Lämmern.
 
 
 
    
 
 Hopfen
 
 
 Du verdrehst mir den Kopf
 Ich zieh an Deinem Zopf
 Du bist mein lieber Knopf
 
 
 
    
 
 Träumer
 
 
 Ich war immer ein Träumer
 War ich ein Träumer?
 und unterschied - unterschied?
 Dann brach die Wirklichkeit ein
 und die Träume wurden Angst
 und zu Gedichten
 schönen Geschichten
 und ich träume weiter...
 
 
 
    
 
 Jede Sekunde
 
 
 Jede Sekunde zähle ich die Minute
 Jede Minute zähle ich die Stunde
 und jede zweite Runde erzähle ich den Tag
 30 Tage wache ich im Monat
 12 davon in jedem Jahr
 Doch wie lange ich noch lebe
 seh ich erst am Ende jeder Zeit
 
 
 
    
 
 Bitter Moon
 
 
 Der bittre Mond
 in greller Ferne
 schaut sturzlos in unser Gesicht
 Stich der Sterne
 Tausend Nadeln
 im Antlitz der Nacht
 Nebliger Himmel
 Spiralengetümmel
 Heillose Pracht
 Singende Kometen
 Diamantener Schweif
 Himmelsreif
 Planetenstrenge
 Laufbahnenge
 Asteroideneis
 Donnernde Rakete
 Satellitenfete
 Stationengeplänkel
 Stratosphäreneis
 Erdumlaufkreis
 
 
 
    
 
 Schöpferstunden
 
 
 Es war ein gleißend heller Tag
 und ich hab die Sonne ausgemacht
 
 Da schien noch der Mond so klar
 da hab ich den Mond weggemacht
 
 Mit einem Rasierapparat fuhr ich
 über die Sternenstoppeln, die
 hab ich dann ausgelacht.
 
 Ich zog den großen Stöpsel
 und ließ die Milchstraße auslaufen
 
 Dann wünscht ich mir die Erde weg
 und vergaß leicht diesen alten Fleck
 
 Ich schwebte in der Atmosphäre
 und fragte mich, was wäre,
 wenn ich neues schöpfen tät
 
 Oh, Gott, ich wachte auf, muß zur Arbeit
 dabei ist es schon zu spät.
 
 Dann male ich für Weihnachtskalender
 Sonne, Mond und Sterne
 und die Schokolade, die ess ich auch sehr gerne
 
 
 
    
 
 Drachens Maul
 
 
 Grüner Drachen unter dem Dach des Waldes
 Du hast mit Siegfried gerungen und blutetest für ihn
 Er bekam mit einem Lindenblatt
 Deine blutige Unverwundbarkeit geschenkt
 Doch Du hast nicht auf seine Niederlage gewartet
 und kehrtest zurück zu Deinen unermeßlichen Schätzen
 Du ruhtest jahrhundertelang auf einem Berg
 aus Kristall, Gold, Silber.
 Deine Sonne schien auf Turmaline, Topase, Smaragde, Opale
 Auf Karneol, auf Gemmen aus Bernstein und Dolomit
 Auf Obsidian, Kameen aus Morion, Ochsenstein und Blutstein
 Auf Milchglanz, Intaglios aus Milchquarz, Rubin und Smaragd
 Deine Glyptothek erfaßt alle Metalle, alle Kristalle
 und mit dem Mond wirken sie auf Dich
 Deine Majestät, Dein mit Kupferschuppen bedeckter Leib,
 Dein Haupt mit einer Mähne aus goldenen Fäden,
 der Schlund mit alabasternen Zähnen,
 das birgt den Atem eines göttlichen Wesens.
 Siegfried ging verloren. Doch Deine Zeit ist die Widerkunft
 eines goldenen Zeitalters. Wenn Deine Stimme sich erhebt,
 Deine Flamme rollt, die Erde unter deinen Pranken bebt,
 wird alles Gewachsene vom Planeten verschwinden.
 Die Zeit wird kommen, da eiserne Panzer wieder Menschen
 bedecken, eherne Schilde in starken Händen, Standarden aus
 Silber, Gold und Seide wehen, die fürstliche Macht in
 Münzen aus edlen Metallen gemessen und Erfolg in blutigen
 Schlachten errungen wird.
 Doch schlafe, Drache, schlafe, Deine Zeit ist noch Erinnerung;
 die Nornen haben den Faden deiner Kraft noch nicht wiedergefunden
 
 
 
    
 
 Hunger II
 
 
 Der Hunger erzählt viele Geschichten
 und jede hat ein eigenes Gesicht
 nur lachen - lachen kann es nicht
 
 Der Hunger verteilt keine Würden
 und wer Würde zeigt, das ist der,
 der um sein überleben ficht
 
 Der Hunger ist erzwungen, erstohlen
 oder erkriegt - aber nie von dem,
 der sieht dem Hunger ins Gesicht
 
 Es sind die hohlen Wangen, der Ellbogen,
 der der Haut entsticht, es sind
 die magren Rippen, aber vor Hunger
 
 kein Lachen im Gesicht
 
 
 
    
 
 SSV (Sommerschlussverkauf)
 
 
 Kleinkrieg der Kunden
 Pfenniggefeilsch
 Warten vor den Stunden
 des Sommerschlußverkaufs
 
 Sturz in die Helle
 Wühltischzeit
 Prellen der Menge
 durch "Sonderpreis"
 
 Rolltreppenwandern
 Jackengestell
 Zwang in der Enge
 der Umkleidekabine
 
 Kindergeschrei
 Schuhe zu weit
 Ball in der Menge
 Stimmung Endzeit
 
 Neonstrahlen
 Gesicht hell erbleicht
 Kameragewinsel
 Flammenleid
 
 Bikinigruft
 Spannhose breit
 Plastiksandale
 Verhandlungsskandal
 
 Erstickte Luft
 Teppiche grau
 grelle Lichter
 Kassenstau
 
 Glänzendes Elend
 Glasglanzpalast
 Gehortet die Tüten
 Geplatzt ist ein Sack
 
 
 
    
 
 Vater
 
 
 Du hast ihn wieder gehört.
 Gehört? Er hat Dich gestört.
 Ich höre ihn hinter Dir.
 Er steht hinter mir.
 Bei Dir ist er oft.
 und er kommt unverhofft.
 Du weißt es nicht, wann Du ihn brauchst.
 Er weiß es. Und kommt gerauscht.
 Er stärkt Deinen Willen und gibt Dir Kraft.
 Er macht Dich zu einem, der alles schafft.
 Und gib gut acht.
 Seine Hand war immer sacht.
 Sie streichelte Dich in den Schlaf.
 
 Großer Vater Kleines Kind, großer Vater. kleines Kind.
 Manfred
  Volkmar  Jacqueline. 
 
 
    
 
 Winter
 
 
 Winter gestaltet die Landschaft in engem Rhythmus
 er stuft sie ab in schwarz und weiß
 Horizontrand tanzt zwischen unten und oben
 weiß zwischen schwarz zwischen weiß zwischen schwarz
 Erde besiegelt mit Himmel die Ehe
 Horizontrand besiegt uns mit einem Ring von Kohle
 Vergessen sind Blau, sind Rot, sind Gelb
 
 Bäume sind Blitze aus blutsteinernem Schwarz
 Straßen sind Zickzack aus granitenem Basalt und Asphalt
 Berge sind Linien sind Berge in erbleichendem Licht
 Städte dunkle Pracht an Fluß und Meer
 Meer ist Himmelslicht ist Ozeansicht
 weiße Fläche auf weißem Grund
 
 zu gegebener Zeit erschafft der Maler,
 was nicht ist schwarz und nicht ist weiß
 Winter zieht sich zurück in fließendem Ton
 übt mit Farben das wachsende Licht
 
 
 
    
 
 Sein
 
 
 Sein
 Sein ist das erste
 Sein zum Leben erweckt
 Sein wie eine Flamme angesteckt
 Erstes Sein Kind Sein
 Sein - Schicht um Schicht wachsen wie Diamantenstein
 Sein - Zusammen Sein
 Sein - Alleine Sein
 Sein - Weg Sein
 Sein - Immer Sein
 Sein - Frei Sein
 Sein - Sein Sein.
 
 Man weiß nicht, woher man kommt
 und nicht, wohin man geht
 Man ist da.
 
 
 
    
 
 Seelenweg
 
 
 Du gingest in das Nichts hinein
 Dort war Nicht, nur kein Schein
 Kein Licht, kein Dunkel nicht
 Und Hoffnung war verloren
 Leben ungeboren
 Der Tod sagt: Aus!
 Und man trägt dich aus dem Haus
 hinaus
 Doch Leben um zu leben
 zu wissen wo man steht
 was man ist
 und weiß was man vermißt!
 So findest du anderen Weg,
 ein Weg,
 der durch die Seele geht
 hindurch die Seele geht.
 
 Meines Lachens Dichte
 Deiner Augen Charme
 Unser Kinder licht Gesichte
 hält das Leben warm
 
 
 
    
 
 Trunkner Mond
 
 
 Ah! Trunkner Mond
 Du taumelst
 ohne feste Bahnen
 
 Im Auf und Ab
 der Gezeiten
 wandelst Du
 Meer und Strand
 
 Dein Gesicht trage
 ich mit mir
 und Meer
 
 Das Taumeln
 der Gezeiten
 findet statt
 meerestief
 in meiner Brust
 
 Und verbirgt sich
 Dein Gesicht
 dann stirbt meine Seele
 leise
 und kein Tag zeigt mir noch Licht
 
 Das Gesicht Deiner Sonne zugewandt
 weckt teuer mir Feuer
 
 Als Flamme Dir gleich
 stürme ich
 durch meinen Himmel
 
 Und suche den Ozean
 Wasser
 zu löschen
 zerstörerisches Licht
 
 
 
    
 
 Ebbe und Flut
 
 
 Ebbe und Flut
 Kinder vom Mond
 Bruder und Schwester
 ewig im Streit
 
 die eine will das Land
 der andere nun nicht
 so rudern sie ihr Boot
 mal auf mal ab
 sie brauchen keinen Moses-Stab
 
 
 
    
 
 Eiffel-Turm
 
 
 Eiffel-Turm
 tour-Eiffel
 
 das Jahrhundert ging zur Neige
 Dich baute man auf
 Heros der Stahlindustrie
 Aufzüge bringen Menschen
 hinauf, manche wagen auf
 der Treppe den Lauf
 Deine Form
 zeigt den Himmelssturm
 nach Pisa bist Du
 der schönste Turm
 
 tour-Eiffel
 Eiffelturm
 
 
 
    
 
 Tyranno Saurus Rex
 
 
 Tyranno Saurus Rex
 man hielt viel von Dir
 und Deinem Beißreflex
 
 Doch Du labtest Dich nur
 an geschlagenen Leichen
 nahmst nur ein Maulvoll,
 ein großes Maul,
 und ranntest davon
 
 Die Jagd erledigte
 für Dich der Tod
 für gerissen
 oder aus Altersnot
 
 Von anderen war Dir
 das Fleisch geschenkt
 in das Du Dein
 Gebiß gesenkt
 
 
 
    
 
 Panda - Bär
 
 
 Panda - Bär
 Bambus-Meer
 schwarz das Fell
 weißgefleckt
 im Bambuswald
 nur schwer entdeckt
 Zuckersüße Bambussprossen
 in das kleine Maul hin finden
 Sommersonne scheint nur schwer hinab
 Winterregen weint
 in Bambusstab hinein
 auf Bambus-Lab
 
 
 
    
 
 David
 
 
 Du warst bereit
 Goliath die Stirn zu zeigen
 Zwerg gegen Riese
 ein Berg von einem Mensch
 
 Du schlugst aus das Schwert
 das scharfe
 und trugst nur die Lederleine
 und ein, zwei Steine
 
 Der Riese hebt sein Schwert
 brüllt und geht auf Dich zu
 möcht trennen Deinen Kopf vom Hals
 
 Doch nicht mit Dir
 Du drehtest in der Schleife einen Stein
 und zieltest in sein Gesicht hinein
 ein kurzer Laut
 
 da war sein Haupt
 nicht mehr perfekt
 Auf der Stirn zeigte sich
 ein blutig Fleck
 Goliath das Schwert verstieß
 in den Wüstenstaub er fiel
 
 Goliath tot
 Die Armee erhebt Dich
 auf den Thron
 Du warst nun Volkes
 größter Sohn
 für einen Stein
 der größte Lohn
 
 
 
    
 
 Die Geburt
 
 
 Die Geburt fängt von oben an
 sie spannt im Takt
 die Muskeln an
 und presst den Kopf
 in einen engen Trakt
 
 Die Zeit im Takt
 sie wird nun kurz
 Hebamme packt
 den Kopf vom Furz
 Sie dreht und wendet
 die Geburt ist nicht beendet
 
 Nun wird sehr stark gepreßt
 die Mutter presst sehr fest
 ein letzter Schwall
 in einem Rutsch
 macht das Baby flutsch
 und ist da
 und schreit
 
 
 
    
 
 Leopards Jagd
 
 
 Tiefer Schlummer.
 Erwachen.
 Raubtierhunger.
 Jagdgefühl.
 Baumastrinde.
 Pfote krallenverzahnt.
 Ab in die Steppe.
 Antilopengewühl.
 Schleichen gegen den Wind.
 Gazellenruf.
 Die Herde rennt.
 Ein Tier verkennt
 die Lage.
 Von den anderen getrennt
 greift eine Tatze.
 Fellstreifen reißt.
 Sturz lebenstief.
 Leopard verspeist
 und nimmt
 was seiner Familie geziemt.
 
 
 
    
 
 öl
 
 
 Millionen Jahre
 verschüttete Ware
 Dem Himmel entzogen
 erdversenkst Du Deine Wogen
 
 In Sandes Flaschen
 miedest Aschen
 doch ein Insekt
 hat Dich entdeckt
 
 In stählernem Rohrgestänge
 presst man Dich in neue Enge
 Verlangen wie nie zuvor
 fließt Du durch ein Pipelinerohr
 
 Der Atmosphäre wirst Du neu geschenkt
 in Dunstglocken Du die Stadt verdrängst
 wirst Du tausend Grad verbrannt
 über die Zukunft legt man Deinen Brand
 Du schenkst nur neue Not
 mit CO2 wird die Temperatur bedroht
 Das Land versinkt, das Wasser steigt
 kein Eis mehr sich am Pole zeigt
 
 
 
    
 
 Dschungel
 
 
 Allein im Dschungel
 Grüne Nacht greift
 mit feuchten Fingern
 nach Deinem Herzen
 Atem erstickt
 von Feuchtigkeit
 fingerfeine
 beineslange
 Schlange
 zischelt neben Dir her
 
 Kolibri surrt
 blauweißgoldener
 Nachtedelstein
 an orchideener Blüte
 zieht Nektar
 vom Himmel
 dieser Nacht.
 
 
 
    
 
 Krankenhaus
 
 
 Krankenhaus
 Haus vieler Gesichter
 atmest Krankheit ein
 bläst Gesundheit hinaus
 aber mancher verläßt
 nur liegend das Haus
 Und manche Frauen
 kehren alleine ein
 und verlassen Dich
 zu zwein
 Für Dich wurde
 so viel studiert
 was immer neue
 Genesung gebiert
 Verwandschaft
 von fern
 zogst Du heran
 In Deinen Mauern
 schieden sich viele
 in ihre Bahn
 Du tust das,
 was ein Krankenhaus
 machen kann
 tust Du
 den Menschen an
 
 
 
    
 
 Wikinger
 
 
 Die Wikinger zog der Frieden an,
 den die Städte hatten in ihrem Plan
 Sie zogen herauf bis in die letzte Schlucht
 sie ankerten in der seichtesten Bucht
 
 Sie schlugen und kämpften und siegten
 sie mehr und mehr andere Städte bekriegten
 Sie durchsuchten in jedem Haus das letzte Eck
 Sie nahmen Bürgern Gold und Silber weg
 
 Zu mancher Maid später ein kleiner Wikinger kam
 die großen kümmerten sich nicht um ihren Sam
 Viel Männer lagen erschlagen und tot
 Für die Mütter sich ein Bild der Bitternis bot
 
 An geringem Schaden war den Wikingern gelegen
 die Bürger sollten ruhig neue Schätze pflegen
 Und war zu stark die Mauer und zu robust das Tor
 die Wikinger fanden einen Verräter, den Tor
 
 Doch die Männer führten zu viele Kriege
 sie rühmten sich zu vieler Siege
 Jede Stadt hing an einer Nation
 für tausend Soldaten zahlte man den Lohn
 
 Man schlug sie mit Mann und Maus
 bald blieben die Wikinger aus
 Die Geschichten zogen nach Norden
 bald blieb aus der Wikinger Morden
 
 Es herrschte nun zeitlang Frieden;
 aber Nationen Städten gebieten
 und König und Kaiser sich Krieg anbieten
 blind vor Bruderzwist
 
 
 
    
 
 Das Wort
 
 
 Ich lese jedes Wort.
 In jedem Buch
 Ich suche das neue Wort
 Manchmal ist es zu finden
 Dann aber liegt es
 zwischen den Zeilen versteckt
 Dort kennt es keine Buchstaben
 Schwächer ist es als das eine Wort.
 Das Wort, das jeder sucht
 Endgültiges Wort.
 Das, das keine Sprache spricht
 und doch jedem vom Leben kündet
 das sich in jeden Satz einflicht
 Es ist aus einem Wort Gedicht
 suchest Du das Wort, findest Du es nicht
 
 
 
    
 
 Geplanter Mord
 
 
 Es wurde schon wieder ein Mord begangen
 Man weiß, wer der Mörder ist.
 Seine Tat hat er als Alibi
 Der Tote lag noch in den letzten Zügen
 auf Fragen antwortete er nicht
 Der Täter erhoffte sich
 einen wirtschaftlichen Gewinn
 Er tat auch was dafür.
 Dem Opfer wurden die Gliedmaßen abgesägt.
 Der Spitzbub nahm ihm auch die Haut.
 Das wurde alles sorgfältig zusammengelegt.
 Nahm der Leichenwagen den Armen ins Totenhaus?
 Nein. Er wurde um seinen Leib betrogen.
 Man schnitt ihn dutzendmal entzwei
 In hundert Jahren stehen seine Reste vielleicht
 in einem Antiquitätengeschäft
 
 
 
    
 
 Manager
 
 
 Sein starker Mut war gut
 er herrschte für seine Klienten
 und tat, was er konnte
 Ihnen zu helfen, sie führen
 Er wußte, wozu er tat
 und was er tat, war gut.
 
 Verloren ging der Mut.
 Er nahm seinen Hut
 beschloß fortzugehen
 schließlich stahl er sich fort.
 
 Er suchte seinen
 guten, starken Mut
 und fand ihn nicht mehr
 Er taumelte auf einem Feld
 erklomm einen Mast
 wie eine Leiter
 und gab dem Strom die Hand
 
 So wurde er bestraft:
 Nicht Zeit war es zum Sterben
 Blitz griff ihn sich
 verbrannte ihn zur Mahnung leicht
 stieß ihn in die Tiefe
 
 Immer noch mußte er leben
 Er litt. Litt. Und litt.
 So nahm ihn die Zeit
 an einen Ort
 Er begann zu suchen
 und ließ den einen Ort zurück
 
 Nun herrschte er nur noch
 über ein Leben: Seines.
 Ihm ist das genug. Jetzt.
 Er setzt sein Leben
 nicht mehr aufs Spiel.
 
 Er fand einen Weg.
 und schloß diesen Weg
 in sein Leben hinein.
 
 
 
    
 
 Kinderspiel
 
 
 Das Leben ist kein Kinderspiel
 doch bedeutet es uns sehr viel
 Das Leben spielen Kinder
 sie kennen wenig Winter
 
 Das Leben ist ein Rätselraten
 vermeiden wir so neuen Schaden
 Kinder werden groß nicht heute,
 doch werden sie bald große Leute
 
 Das Leben ist kein Zuckerschlecken
 es hinterläßt so viele Flecken
 Kinder kann man immer waschen
 ihr Haupt trägt - noch - keine Aschen
 
 Das Leben ist ein Lernen-Spiel
 es wird geschrieben mit scharfem Kiel
 Die Kinder wählen den Farbmalkasten
 sie fantasieren ohne Rasten
 
 Das Leben ist sehr segensreich
 manchmal kommt der Segen weich
 Kinder sind ein Lebensquell
 in ihren Augen ist alles hell
 
 
 
    
 
 Was wir sind
 
 
 Wenn wir fertigbrachten,
 das, was wir sind und waren,
 erstarren wir in dem,
 was wichtig war?
 
 Suchen neuen Weg, den,
 der sich aus Altem gebar,
 wandeln wir uns in das,
 was wichtig wird.
 
 
 
    
 
 Beschienener Mond
 
 
 Ich suche den von der Sonne beschienenen Mond
 In seiner lichten Wonne werden meine Verse belohnt
 So suche ich sein stilles Licht zu keltern eine Träne
 Unter seinem hellen Gesicht ich neue Strophen wähne
 
 
 
    
 
 Glockenblume
 
 
 Kleine klingelnde Glockenblume
 tingelnde, tangelnde Sonnenblume
 lachender, tobender Wirbelwind
 singendes, lachendes Sonnenkind
 das sich bunte Träume spinnt
 
 
 
    
 
 Reimefloß
 
 
 Legte ich mein buntes Reimefloß
 am Ufer bitterer Erfahrung an
 Sah mich eine Frage, so groß
 zu beantworten sah dann
 mein Aug
 das Analphabetensegel an
 mein Zeh
 tastete an jedem Wörterstamm
 entlang
 Die linke Hand schüttelte
 die Kommabüchse
 Sind doch manche Fragen auch
 geübte Witze
 Schließlich öffnete ich
 die Grammatikkarte
 Doch erst
 mit Anagrammen
 brachte ich
 sie zusammen
 Die Antwort,
 die nur die Frage kannte
 Als Vorrat nahm ich
 ein paar Märchenbücher
 mit aufs Floß
 Dann gab ich mir einen Stoß
 auf den großen Wörterstrom
 sah den nächsten Silbenhafen
 und schärfte
 Objekt und Personalpronom
 
 
 
    
 
   | Altes und neues Schiff
 
 Meine Seele hat die eigne Welt nicht im Griff
 sie sitzt alleine auf einem gestrandeten Schiff
 Dabei fühle ich mich so geborgen auf dem Riff
 Geist und Körper verlieren ihren letzten Schliff
 
 Der Strand ist nah, kein Weg dahin
 wann ich mich zu bewegen beginn?
 Allein mir fehlen Rat und Tat zu begreifen
 daß ich muß mein Schicksal selbst ergreifen
 
 Ich habe begriffen
 und habe ergriffen
 das Rad meiner Tat.
 
 Ich bin dem Riff entronnen
 und habe Verstehen gewonnen
 ich baue nun unter heller Sonnen
 ich habe einen Schiffsbau begonnen
 
 Von dem Eiland in die weite Welt der Wind mich stieß
 daß ich auf diesem Schiff mich wieder leben ließ
 |  
    
 
 Morgenstern
 
 
 Morgenstern
 schönste Planetin
 unter neun Geschwistern
 schickst Du das Licht
 Deiner hellen Mutter
 über alle ihre Kinder hin
 
 Deinen Schleier legst Du nicht ab
 und ist Dein Schleier
 auch Dein schönstes Gesicht
 
 Bist Du Deiner nächsten Schwester
 Gruß zum Morgen
 Abschied zum Abend
 Wegleiterin unserer Sinne
 auf leichtem Tanz durchs All
 
 
 
    
 
 Sterne, Mond
 
 
 Strahlen Sterne Strähnenlicht
 Sternenhaare sterben nicht
 Sterne scheinen ohn Gewicht
 Kristall Facette Lichter bricht
 
 Luna schwerer dunkler Mond
 Licht Deine halbe Seite schont
 Landlose Mare Gesicht betont
 Menschenmacht nur Erd bewohnt
 
 
 
    
 
 Schwalbe
 
 
 Schwalbe
 Du meidest diesen Winter
 und fallen so viele
 weiße Insekten vom Himmel
 herab
 
 
 
    
 
 Du mein Vater unsere Klarinette
 
 
 Vater Du spieltest
 Du spielst bis ins Grab
 Deine Frau
 meine Mutter
 mir Deine Klarinette gab
 
 Mir wuchsen die Töne
 erst nach und nach zu
 Ich spielte erst Strophen
 dann Stücke im Nu
 Vater die Zeit war lange
 das Instrument vergaß
 fast den richtigen Klang
 
 Die Zeit ertönte
 für mich bald sehr hart
 Zuletzt entspross meinem Gesicht
 ein dunkler Bart
 Ich bin selber Vater
 Du Großvater dazu
 Ich verlor Dich mein Vater
 Mein Hoffen gab keine Ruh
 
 Ich wär gern wie Du,
 Du mein Vater
 ich bins nicht, bin nun
 mein eigner Vater
 Schlaf in Frieden.
 Spiel schön in Ruh.
 
 
 
    
 
 Klarinette
 
 
 Klarinette
 feinweich der Klang
 tiefe Volltöne
 hoher Zwitschergesang
 Grenadierholz
 gefärbt mit Schwarz
 silberne Hebel
 Stücke geschmiert
 mit duftendem Harz
 Lieder geklungen
 Noten volontiert
 Garniert mit Kordel
 und Klarinettenblatt
 offene geschlossene
 Klappen
 Silberringe
 in nachtschwarzem Holz
 Liederklang
 Sonaten
 Musikus Stolz
 
 
 
    
 
 Freude Erwachen
 
 
 Freu Dich, daß Du Kummer hast
 Kümmer Dich, daß Du Freude hast
 Verwisch erst alle, alle Tränen
 Laß Dich mit einem Lachen ein
 Darfst Dich nicht an Trauer gewöhnen
 Komm einfach in die Freude mit rein
 Laß uns spielen, hoffen, singen, lachen
 Sollst nicht mehr ... den Tod bewachen
 
 
 
    
 
 Wibke
 
 Ich dachte Wibke
 Prinzessin auf der Erbse
 
 Ich sah Dich Wibke
 und dachte Du stirbst
 
 Ich schrie an Wibke
 was uns dann verdirbt
 
 Du gabst Hilfe Wibke
 ich nahm sie an
 
 Verstanden nicht Wibke
 wie man gemeinsam leben kann
 
 Verdarb uns das Leben Wibke
 wir stehen hinten an
 
 Kämpfen Wibke
 war schwierig nicht nur heut
 
 Leben Wibke
 wie man nur leben kann
 
 
 
  Adieu Wibke 
 
 
     
 
 
 
  Apfeltraum 
 
 
  Apfeltraum 
   | In dunkler Erde fest die Wurzeln
 aus knapper Höhe
 äpfel purzeln
 | Krumm der Stamm trägt die Krone
 buntes Laub
 Blüten Zone
 |   Bienen Tau 
 
    
 
 Mutter Mutter Mutter
 
 
 Du meine Mutter
 gezeugt im Frieden
 geboren im Krieg
 vertrieben Zuhause
 Maikäfer flieg
 
 Sie Deine Mutter
 gezeugt im Frieden
 gehungert im Krieg
 vertrieben Familie
 Schicksal schrieb
 
 
 
    
 
 Genesungshaus
 
 
 Hier in diesem Haus
 breitet sich das Leben aus
 Hier in diesem Haus
 breitet sich das Sterben aus
 
 Hier in diesem Krankenhaus
 breitet sich Genesung aus
 
 Außerhalb von diesem Haus
 breitet sich das Leben aus
 Außerhalb von diesem Haus
 breiten sich die Menschen aus
 
 
 
    
 
 Kummer
 
 
 Mein Kummer westwärts flieht
 im Osten Freuden Sonne aufzieht
 
 
 
    
 
 Vogelsprache
 
 
 Zaunkönig
 setz dich an mein Fenster
 
 Nachtigall
 vertreibe die Gespenster
 
 Amsel
 spiel mir Deine Flöte
 
 Krähe
 zieh mir einen Köder
 
 Rabe
 gib mir doch Sprache
 
 Elster
 such mit mir die Rache
 
 
 
    
 
 Eselsritt
 
 
 Ich ritt den Esel
 er nahm mich mit
 Er ist mir treu
 auf jedem Schritt
 
 Doch bockt er
 zu warnen
 mein liebes Herz,
 mein liebes Herz
 
 Er sieht den Schutzengel
 sein flammendes Schwert
 
 Dann bockt er
 zu warnen
 mein sorglos Herz
 mein sorglos Herz
 
 
 
    
 
 Du mußt nicht klein sein
 
 
 Du mußt nicht klein sein
 
  heb Deinen Kopf 
 Du sollst normal sein
 
  pflege Dein Haar 
 putz Dir die Zähne
 
  stutz Deinen Bart 
 Du sollst verstehn
 
  bilde Dich fort 
 Du sollst es sehen
 
  bild Dir aber ja nichts ein! 
 
 
    
 
 Sein Können
 
 
 Manchmal sieht man,
 was hätte können sein
 
 doch vergißt man
 trinkst Du wessen Wein
 
 gesteht man,
 man hat nicht können sein
 
 So entscheide Dich, Du Mann
 welchen Weg schlägst Du ein
 
 Trinke wahren Wein
 Du mußt können sein
 
 
 
    
 
 Ein verwundeter Blick
 
 
 Mein Blick war verwundet
 kannte lange nur Schmerz
 Ihr mich so fandet
 und öffnetet mein Herz
 
 Ihr hobet den Schleier
 mein Ich wachte auf
 ihr begannt mit mir zu sprechen
 und ich redete auch
 
 Ich sprach mit dem Schönen
 mir floß über das Herz
 Ich konnt mich gewöhnen
 an Schmerz in meinem Herz
 
 
 
    
 
 Pfarrgarten
 
 
 Pfarrhaus verlassen
 Pfarrmauer verfallen
 verstoßener Pfarrgarten
 
 Pflaumenbaum grünes Dach
 Boden weites dunkles Gras
 entsprossen spitzes Blatt
 
 Weiße Glocke
 zierlich Halm
 
 Pfarrers Garten
 Millionen
 Schneeglöckchen
 barg
 
 
 
    
 
 Melancholie
 
 
 In mir ist es stumm geworden
 Ich höre Menschen nicht mehr zu
 Mein Blick faßt letzten Horizont
 Und gesteh mir Antworten
 nicht mehr zu
 
 Ist doch mein Haupt
 sonst von guten Gedanken bewohnt
 sich vieles erlaubt
 doch nicht mehr traut
 sich gute Gedanken zu gestehen
 am Werden ist es zu vergehen
 und alles sich nach innen zieht
 vor mir die schöne Welt entflieht
 
 
 
    
 
 Ihr meine Kinder
 
 
 Ihr meine Kinder
 hart noch der Winter
 Prallfest Mutters Bauch
 Bub, komm Du auch
 Lebensfreuden
 Vatersfreuden
 Vaters Tochter
 Mutters Sohn
 Erdenhimmel
 Elternlohn
 
 
 
    
 
 Schnecke
 
 
 Schnecke kennt keine Zeit
 Schnecke alles erreicht
 ein Planet voller Schnecken
 Ob das zeigt
 daß Schnecke langsam sei?
 
 
 
    
 
 Fürstenkind
 
 
 Fürst hohes Haus
 Herr hehrer Burg
 Apfel mit Kreuz
 Zepterstab Gold
 Purpur, Hermelin
 Krone Diamant
 Serpentin
 Smaragd Samarkant
 Madagaskar Granat
 Elfenbein Thron
 Schloßhof Balkon
 Herrenhaus
 Mauerbau
 Eisenfalltor
 Brücke Fall
 Gang Pech verfloß
 schwarze Ratten
 Kasematten
 Kanonenturm
 Berghang
 Weinberg
 Geheimer Gang
 mit Stein beschwert
 Flusses Sohle
 hohler Brunnen
 Schloßkapelle
 Mauerelle
 Brückentor
 Wehr empor
 Wache Hellebarde
 König Leibgarde
 Roßes Apfel
 Stiefel Gestapfel
 goldener Wagen
 Prinzessin getragen
 Fürst kleines Kind
 entflieht geschwind
 Burgfried bewohnt
 Tauben entthront
 Linde beschwingt
 Fürstin singt
 Gattin Fürst
 Frau hehren Manns
 Fürstin hohe Burg
 
 
 
    
 
 Zum Schwan
 
 
 mach die Tür auf
 tritt ein
 setz Dich
 trink einen Wein
 bestell einen Kapaun
 und lach mit den Fraun
 trink noch einen Wein
 lad die Kellnerin ein
 gib eine Runde aus
 erfreue das Haus
 und trink noch mehr Wein
 zahl mit Münze, Schein
 trink weiter
 trink Dich unter den Tisch
 gepackt vom Wirt
 Dein Suff
 rausgeworfen wird
 schlaf ein
 Geruch von Wein
 kannst nur ein Trinker sein
 
 
 
    
 
 Kreißsaal
 Baby
 Geburt
 
 
 Kinder Werden hoher Gang
 Kreißsaal Mutter Wehngesang
 Kleiner Wille bauchestief
 Kleine Wehe Ärztin rief
 
 Bald soweit gewähren Bett
 Bald soweit Gebären Ritt
 Beste Hebamm macht das mit
 Beginnt zu öffnen Kindesbeet
 
 Genügt erst zählen Zeit der Weh
 Gebärgang zeigt Glück! keinen Zeh
 Geburt durchsteht die letzten Wehn
 Gehör erfaßt ein lautes Krähn
 
 
 
    
 
 Mein Gedicht
 
 
 Andrea - Du mein Gedicht
 Du schreibst in Dein Gesicht
 mit einer goldnen Feder
 Dich versteht nicht jeder
 Doch verstehe ich Dein Schweigen
 seh unsern Kinderreigen
 Und weiß was zu tun Du gewillt
 Wir beide stehen in einem Bild
 
 
 
    
 
 Bete um Hilfe
 
 Du sahst
 
  in Ruinen junge Bäume wachsen 
  in Wüsten Oasen gelegen 
  in Felsgestein Wasser fließen 
 Du sahst
 
  soviel wachsen, Leben entstehen 
  Ich kann nicht verstehen 
  daß Du am Ende stehst 
 
  nicht mehr willst von Hoffnung reden 
  und nicht mehr um Hilfe beten 
 
 für Sepp Spiel
 
 
 
     
 Wähle!
 
 
 Trink noch ein Bier
 Schau nicht zu mir
 Nimm zwanzig Jahre auf Deine Brust
 Kehr den Blick nach innen zum Verlust
 Quäle Deine Seele
 
 
  Wähle! 
 öffne Deine Seele
 Kehr den Blick nach außen in die Welt
 Nimm Dir die nächsten zwanzig Jahre vor
 Schau uns alle an
 
 Wir gehn mit Dir.
 
 
 
  Wähle. 
 
 für Sepp Spiel
 
 
 
    
 
 Jemand sein
 
 
 Steinmetz
 metz den Stein
 Braumeister
 meistre das Gebräu
 Gastwirt
 bewirt den Gast
 Brotbäcker
 back das Brot
 Wiesenbauer
 bebau die Wies
 Kindes Mutter
 bemuttre Dein Kind
 Kindes Vater
 Sei Vater für das Kind
 
 
 
    
 
 Tritt ein
 
 
 Tritt aus dem Regen
 in das Haus hinein
 Schuhe abtreten
 Mantel ablegen
 Schenk vom Wein
 Dir ein
 Vor dem Kamin
 Scheite Feuer ziehn
 Wärm Dich auf
 Laß Dinge Lauf
 Kessel gequirlt
 spür Bades Dampf
 vergiß Lebenskampf
 Entspann Dich
 Laß Wasser fließen
 Bad genießen
 
 Schlummre sanft
 
 
 
    
 
 Winterfreuden
 
 
 Schlitten fahrn
 Schlitten fahrn
 Glöckchen spiel mein Lied
 Saus mit mir durch dunklen Wald
 Pferdchen, das mich zieht
 Händchen halten Zügel kalt
 steuern schnellen Ritt
 
 Schlittschuh fahrn
 Schlittschuh fahrn
 Eisig See zerstiebt
 kratz mir polierten Spiegel an
 Schühchen seid mir lieb
 Zieh der Schneeflocke Flügel an
 Kühnheit Freudentrieb
 
 Schier flott
 Schier flott
 zischen Tal hin tief
 hüpfen über Gletscherspalt
 Glück im Schnee verlief
 Stöckchen steuern Spuren kalt
 Mut vom Berg mich rief
 
 Drachenflug
 Drachenflug
 flieg ins Tal dahin
 stürz nicht in den Berg hinab
 laß uns Erde fliehn
 Meide tiefen Fall ins Grab
 wolln am Himmel ziehn
 
 
 
    
 
 
  Wasser 
   | SchneeflockeRegentropfen
 Wasserspiegel
 Tropfen klopfen
 Baches Trieb
 Flusses Bett
 Strom hinab
 Meeresboden
 Wasser Planet
 Eiskomet aus
 Wassermacht
 
  | Eiskristall Regenfall
 Wasserfall
 Tropfenhall
 Lache stahl
 tief im Tal
 Schiffe Zahl
 Ehren Hall
 Wasserball
 tiefem All
 überall
 
 
  |  
    
 
 Kartoffelstoppeln
 
 
 Jeden Tag: wir essen Kartoffeln
 schälen die Schale, entfernen Stoppeln
 setzen den Topf auf den Herd
 Feuer, Wasser - Kartoffel verzehrt
 
 Jeden Tag: wir spülen Geschirr
 säubern Teller, sparen Heller
 nehmen den Topf vom Herd
 Kartoffel macht den Pfennig wert
 
 Jeden Tag: wir hoffen viel
 Zählen das Geld, leeren Portmonnaie
 setzen den Topf auf den Herd
 Feuer, Wasser - Kartoffel verzehrt
 
 
 
    
 
 Kind, Kind, Kind
 
 
 Kind - bist Du gefangen?
 Kind - bist Du geborgen
 Kind - Du wurdest empfangen
 Kind - Du wirst geboren
 
 Kind - Du hast gehört Freudenschrei
 Kind - Du strampelst Dich in Tagen frei
 Kind - Du hast getreten Bauch zum Gruß
 Kind - bald kann ich halten Deinen Fuß
 
 Kind - wirst geboren im Saal von Kreiß
 Kind - verwende nicht den Steiß
 Kind - Mutter presst mit Liebes Fleiß
 Kind - bohr Deinen Kopf im Kreis!
 
 
 
    
 
 Verdammtes Geld
 
 
 Ein Monat lang mit wenig Geld
 Kartoffeln, Kartoffeln geschält
 mit weißer Milch und gelbem Ei
 und nicht verschont des Grießes Brei
 
 Heiraten, heiraten ohne Geld
 tun viele in dieser Welt
 Weißes Kleid und schwarzer Frack
 braucht man nicht gerad, einerlei.
 
 In diesem Land zur Eh man Geld gebraucht
 und das Baby hat bald schon ausgebaucht
 Du kannst es drehen, Du kannst es wenden
 Behörden wollen Dein Geld verschwenden.
 
 Gewartet bis zum letzten Tag
 Geld ist noch die letzte Frag
 Geld wollten die Verwandten schicken
 Efreut, geneigt, frei in manchen Stücken.
 
 Doch das Konto ist noch immer leer.
 Und Weihnachten rückt näher.
 Da gibt es einen Streich,
 ich erzähle ihn sogleich.
 
 Ich wartete auf den blauen Boten
 meine Mutter schickt mir Geld in Quoten
 und kommt doch nicht
 Verzweiflung spricht
 
 Meine Frau auf die Bank hingeht
 und sieht, wie das Konto steht
 Sie hebt ab die letzte Mark
 und denkt, das Stück ist stark
 
 Der Automat bucht und bucht
 Andrea das Minus weiter sucht
 Er hat das Subtrahieren verlernt
 er findet nicht mehr den Minuend
 
 Mit ein bißchen Geld und mehr
 fällt dann die Heirat nicht mehr schwer
 So wie das Geld sich selbst addiert
 haben wir uns in die Hochzeit eingeführt
 
 Hoffnung, Mut und Glaube
 die Seele ach so stark
 mich schüttelts, wenn ich glaube,
 reich wirst Du nur durch Mark
 
 Aber manchmal zwinkert die Münz Dir zu
 und schenkt Dir einen goldenen Schuh
 damit Dein Leben weiter laufen kann
 Münzenglück schafft Heirat Bahn
 
 
 
    
 
 Träne lächelt
 
 
 Mir ist ein Tränchen
 im Lächeln hängengeblieben
 und hab doch nur geweint.
 
 Mir ist im Lächeln
 eine Träne geflossen
 und hab doch nur gelacht.
 
 Doch ist das Lachen auch ein Weinen.
 Wie oft habe ich schon Tränen gelacht!
 Doch hat es zum Lachen kein Weinen gebracht.
 
 Weinen ist hinter dem Lachen.
 Weinen ist die Zeit, die entsteht,
 wenn das Lachen nicht mehr weiter geht.
 
 Mir ist im Lächeln
 eine Träne geflossen
 und hab doch nur geschaut.
 
 
 
    
 
 Blatt Wasserburg
 
 
 Astelein
 Zweigchen
 dran
 filigran
 ein Blatt
 zart
 gerippt
 mit hundert feinen Spitzen
 Darauf sitzen
 äderchen
 Härchen
 Perlchen
 Tau.
 
 Auf Blattes Kiel
 ein Tropfen fiel
 rollt zur Spitz
 findet Sitz
 reinhell
 glasklar
 Morgensonne
 Tropfen blitzt.
 
 
 
    
 
 Deine Beine
 
 
 Aus dem Himmel
 Deine Beine
 folgten Deinem Kopf
 
 Deine Beine
 waren Babybeine
 sie trugen noch nicht
 bereiteten sich vor
 
 Deine Beine
 tasteten sich
 an Dein Leben heran
 Oft Du fielst
 
 Deine Beine
 führten Dich
 zu Freundinnen
 
 Deine Beine
 rannten
 sprangen
 liefen
 
 Deine Beine
 liefen zur Schule
 Hier übten Deine Hände
 Hier schulte Dein Geist
 
 Deine Beine
 trugen Dich
 auch zur Kirche
 Dort entdecktest Du
 
 Deine Seele
 
 Deine Beine
 trugen Dich
 zu Lern-recht-viel
 
 Deine Beine
 trugen Dich
 zum ersten Rendezvous
 Dort verspracht Ihr Euch
 die große Liebe
 Ihr fandet
 Freude
 an Eurer Liebe
 
 Dann kam der Krieg
 
 Deine Beine
 standen, Frau, als
 
 Deine Freude
 
 fort
 und der Krieg
 in die Herzen
 der Menschen einzog
 
 Deine Beine
 wollten, Braut,
 als der Krieg
 aus den Herzen
 der Menschen
 fort
 und
 
 Eure Liebe
 
 Euch
 vor den Altar
 hinzog
 
 Deine Beine
 segneten, Mutter,
 als ihre Säulen
 den Sohn
 zur Geburt
 hintrugen
 
 Deine Beine
 empfingen
 
 liebe
 liebe
 LIEBE
 
 Deine Beine
 empfingen
 sieben
 sieben
 SIEBEN
 Kinder
 
 Deine Beine
 beseelten
 drei Söhne
 vier Töchter
 und
 
 Deinen Mann
 
 Deine Beine
 entsagten,
 bevor
 
 Dein Mann
 
 krank fiel
 
 Deine Beine
 sind nun
 Deine Hände
 Dein Geist
 Deine Seele
 
 Elsbeth
 
 Deine Beine
 
 sind
 
 der Himmel
 
 
 
    
 
 Janina
 
 
 Morgenstern der Venus
 Geheimnis vor der Frau
 Indianerin im Licht des Rheins
 Edelstein im Kies des Flusses
 Aprikosenblüte im Frühjahr
 Flötenton des Vorjahres
 unbeschriebenes Blatt des Lebens
 
 
 
    
 
 Drittes Kind
 
 
 Du trägst das dritte Kind
 mein zweites Kind
 der Zeit jüngstes Kind
 
 Wurdest Du doch selbst getragen
 bist nun Liebe Leben Ziel
 kannst nicht mehr um Liebe klagen
 
 Venus - Amphore des Kindes
 Stellst Dir so viele Fragen
 Du Tochter des sanften Windes
 
 Deine Kinder führen ein eignes Leben
 ihr Fehlen ist Dein Herzensklagen
 Doch zu Dir ihre Seelen streben
 
 Ist nun da das dritte Kind
 ist es nun in Bauches Tragen
 und wir hoch in Liebe sind
 
 
 
    
 
 Fragen
 
 
 Deine Mutter trug Dich auf der Flucht.
 Sie trug Dich durch die Kriegesschlucht.
 
 Und Du wuchst empor.
 Mit Dir wuchs die Musik.
 Spieltest manches Lied
 bis niemand mehr
 spielte vor Dir
 
 Dein Vater nichts vergaß.
 Dein Vater trug das Buch vor Dir.
 Und das große Latinum lerntet ihr.
 
 Deine Mutter sah Dir zu.
 Sie putzte mit manchem Schuh
 daß Du das Studium ja ertrugst.
 
 Und so gingst Du fort.
 Auf nahm Dich ein fremder Ort.
 Begeisterung wuchs in Dir.
 Mit Deiner Violine
 spieltest Du
 dem Orchester vor.
 
 Die Geige der Liebe
 fand ein Licht.
 Liebesleuchten war in Sicht.
 
 Ihr spieltet gemeinsam
 und spieltet das Stück
 das Euch Kinder verspricht.
 
 Erst eins, dann zwei,
 dann drei - halt, noch nicht vier
 ihr gewannt drei mal
 die Liebeszier.
 
 Du lerntest die Kinder
 kennen
 So, wie sie in der Wohnung
 rumrennen.
 
 Dein Mann raste fort
 und starb.
 
 Seine Schüler
 trugen das stark.
 
 Jedoch wie Du das tragen mußtest
 und weintest voll Verlustes
 nahm keiner ab. Das blieb in Dir.
 
 Du standst am Grab.
 Das nahm Dir keiner ab.
 
 So wuchsen die leeren Jahre.
 
 Ein Kind bekam neue Haare.
 Du zogst in ein Haus.
 Vielleicht wird Liebe daraus.
 
 Doch Todesbann senkte Dich krank.
 Ein Unfall belastete Dein Herz.
 Die Jahre wurden Schmerz.
 
 Und für Deine Kinder hattest Du
 Verstand.
 Aber ihre Seelen waren allein in
 fremdem Land.
 In vierer Land.
 Dort verteidigten sie sich
 vor dem Angesicht des Todes.
 Jeder trug es.
 Und jeden schlug es.
 
 Zu Depression Deine Trauer sich wandelte
 Um Flucht es sich bei Deiner Manie handelte
 Der Grund schien vergessen.
 
 Du lebtest allein
 und ließest Menschen
 in Dein Herz und Haus hinein.
 Manche ludst Du wieder aus.
 
 
 Und schließlich fandest
 Du ein Augenpaar
 das trug von Deines Mannes Jahr
 Deines Mannes Jugend.
 
 Er räumte Dein Herz
 und Haus auch auf,
 verstandest noch nicht
 seinen Lauf.
 
 Das Leben alter Jahre ist ausgeräumt
 hat Dein Herz die Lieb erträumt
 
 Doch wie Du fandest nur Deinen Schmerz
 in tausend Sachen Angesicht
 findest du den Weg zurück zu Dir
 nicht
 
 Steh auf
 und trage,
 was Du nicht mehr trugst
 
 Steh auf
 und frage,
 was Du nicht mehr frugst.
 
 Liebe.
 
 
 
 An meine Mutter.
 
 
 
    
 
 Palmen
 
 
 Streben in Deinem Licht
 drei starke Palmen auf.
 
 Du läßt einen Bach der Liebe fließen
 und leitest ihn den Palmen zu.
 
 Es werden aus ihnen bald Blüten sprießen
 Nimm Dir viel Zeit dazu zum Gießen.
 
 Dann lassen sie auch Quellen schießen
 und sie werden mehr als Drei.
 
 Und geben Deine Liebe weiter.
 
 Hast viele Bäume in Deinem Garten.
 Stehen keine Dir so nah wie diese drei.
 
 Für Thea
 
 
 
    
 
 Schicksalstunde
 
 
 Ich behalte meinen Namen.
 Mein Kind wünscht sich einen anderen
 und er bleibt doch gleich
 meine Freundin wünscht sich einen anderen
 und sie heißt doch gleich
 
 Sag mir doch, was der Name ist,
 und sprich mir vor, was er gewesen ist
 Sag, wie heißt die Schicksalstunde
 wo der Name gleich ist nach der Frist?
 
 
 
    
 
 Huglus
 
 
 Der Huglus war ein Bauer
 ein Bauer von Format
 stets war ihm voll die Scheuer
 er nie geruhet hat.
 
 Er hatte einen Sohnemann
 der hatte kein Format
 er immer nur gepinselt hat
 Bauer sein war ihm zu schad.
 
 Der Sohnemann auch Huglus hieß
 doch nicht ins selbe Horn er stieß
 er nie von seinem Pinsel ließ
 er nur noch malen tat.
 
 Der Sohn ging nach Italien
 studierte in Florenz
 er wich aus fatalem Schlenz
 Er nutzte seinen Lenz.
 
 Nach Jahren kehrte er zurück
 sein Wagen zog ein Meisterstück
 er zog mit sich ein Malerglück
 so fuhr er über Hofes Brück.
 
 Der Vater heiße Lunte roch
 er sah sich alles an
 Er hob die weiße Plane an
 und fiel in tiefes Loch.
 
 Es saßen hundert Schädel
 perfekt aus einem Stück
 wie aufgefädelt auf der Schnur
 dachte nun, den Sohn er verlur.
 
 Er rief alsbald den Wachmann an
 erzählte ihm Kriminalroman
 eilig nun der Wachmann kam
 und zu prüfen er begann.
 
 Da hob der Sohn nen Schädel hoch
 und gab ihm einen Stoß
 Auf den Boden hin der Schädel fiel
 Verlor sich selber groß.
 
 In tausend Scherben brach er gleich
 dem Wachmann wurde Herze weich
 In hundert Splitter er zerfiel
 Wachmann roch Betruges Spiel
 
 Keiner der Schädel war je echt
 das gefiel dem Wachmann schlecht
 Der Sohn alsdann fing zu lachen an
 was den andern schlecht bekam.
 
 Tönerne Schädel waren
 sein Meisterwerk
 zur Professur führte ihn Tonesberg
 es war der reine Künstlerfleiß
 der ihm hinschenkte solchen Preis
 
 
 
    
 
 Innen und Außen
 
 
 Vor langer Zeit erste Keime
 stiegen auf als schöne Reime
 Entfachte sich in mir ein Licht
 verwebte sie in ein Gedicht
 
 Grünend schön ein kleines Licht
 Auf schönen Klang war ich erpicht
 fiel mir ein so mancher Satz
 und lenkte ihn zu gutem Platz
 
 Dann erfuhr ich Versgesänge
 hauchten sich hinab die Hänge
 hell erhob sich mir Verlangen
 Ich bin dem Klang nachgegangen
 
 und lernte hören Sangesklang
 lauschte froh ihrem Lied so lang
 Sie schmiedet Vers in feines Gold
 ist den guten Gedanken hold
 
 Sie ich vor meinem Denken seh
 Wenn mein Gedicht ich nicht versteh
 Empfinde ihren Außendrang
 und sehne mich nach Innenklang
 
 
 
    
 
 Himmelsorchester
 
 
 Bronzner Gong am Horizont
 Sonn am Morgen östlich thront
 Paukenschlag am Himmelsrand
 Mondes erstes Abendland
 
 Dröhnend steigt die erste auf
 tönend sinkt der zweiten Lauf
 Sinkt der volle Klang hinab
 steigt das Trommeln auf, nicht ab
 
 Himmelsharfe glüht voll Macht
 Milchesstreif zur Mitternacht
 Triangel auf Sonnes Grab
 Schönheit nimmt den Morgenstab
 
 Himmelsnoten reiner Sang
 Notenblatt ist Himmelsplan
 Himmelsblatt Sirenenschrei
 weißer Streifen Klangschalmei
 
 Glockenspiel Planetenbahn
 klingt hinfort und gleicht sich an
 Trümmersäge spielt nicht stark
 Kinderplanet ist kleiner Sarg
 
 Blaues Mittagssaxophon
 bronzner Scheibe satter Ton
 Schwarzes dunkles Trommelfell
 Paukenschlag Trommelhell
 
 
 
    
 
 Regenbogen
 
 
   | 
 Regenbogen Wasserburg, 9.12.96
 
 
 
  Rosenstock in Rosenrot 
  purpurroter Siegelring 
  blutroter Ceylonrubin 
  Eiskaraffe in Weinesrot 
  violette Muschel mit Topas 
  Weinpokal in Schliff und rosa 
  Schuhe pink gestellt auf Glas 
  lilafarben Veilchenstrauß 
  meeresblauer Silberblick 
  azurblaues Calypsolied 
  taubenblaues Korallenriff 
  Aquamariner Meeresgruß 
  Lapislazuli in Grotte blau 
  Glastänzerin in türkisem Glanz 
  Dunkles Grün im Flaschentanz 
  Minzengrün auf Serpentin 
  Elmsfeuer in Geistergrün 
  verwaschen Gelb im Neptungrün 
  Pistaziengrün im Zitronenbaum 
  Bananenstaude im satten Gelb 
  mangogelbe Bambusspitze 
  ockergelber Kolbenmais 
  dottergelbe Sonnenblume 
  Kürbisfeld in gelb, orange 
  orangenes Apfelsinenrund 
  Languste in Orangenrot 
  karottenroter Möhrensaft 
  Rosenstock in Rosenrot 
 
 
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  Klare, weiße Töne
 
 
 Blauer Kristalldiamant
 Eiskristallnes Schneenweiß
 Bergkristallner klarer Blick
 Weißes Schneeglöckchen Wintersang
 Kristallglas harter Klang
 Cremefarbenes Vanilleeis
 Wasserklarer Kältefluß
 Kohlendioxid Eisesguß
 lichte Luft im Morgenschrei
 Kamelienblühend Blütengruß
 Würfelartiges Natriumchlorid
 Kreideschrei auf schwarzem Grund
 Linsenbogen im Fernrohrrund
 Kometenschweif gestreckt ins Schwarz
 Glasklarer Augenball
 Bleiweißes Malerwerk
 
 
 
    
 
 Kaleidoskop
 
 
 blaue Scherben gemischt mit
 roten grünen gelben Splittern
 
 
 
    
 
 Prisma
 
 
 Radio Funk infrarot warm dunkelrot rot hellrot orange dunkles Gelb gelb
 
 
 helles Gelb giftgrün grasgrün dunkles Grün Waldesgrün helles Grün türkis
 
 
 hellblau blau lila pink rosa violett ultraviolett Röntgen Gamma
 
 
 
    
 
 ölschlieren
 
 
 Wasserlache am Straßenrand
 Die nasse Spur ein Ölfilm fand
 Schlieren in rot grün gelb und blau
 Wasserspiegel unter sattem Blau
 Licht verschiebt sich,
 Farbe steigt, Linse fließt
 neuer Tropfen Öl eingießt
 Neue Farben wandern ins Licht
 rosa violett und pink verspricht
 Schönheit,
 nur in der Natur mehr nicht
 
 
 
    
 
 Landschaftsfarben
 
 
 Schneeweißes Wintermorgentuch
 
 
 Frühlingskleid der Kirschblüte
 Krokuss verabschiedet in buntem Lärm den Winter
 Schneeglöcken bimmelt die Frühlingstür
 Schlüsselblume hat den grünen Wald geöffnet
 Silberne Weidekätzchen lassen Bienen klimpern
 Bäume in zartem Grün wissen den Frühling
 Grüne Wasserlinse verschlingt den schwarzen Weiher
 Veilchen erzählen vom Blau der Liebe
 Maiglöckchen schwingt seinen Wolkenklöppel
 Löwenzahn blüht gelb fliegt weiß
 Roter Mohn klatscht über die Felder
 Kornblume blüht den Himmel
 gehobene Wiesen essen sich an Weidegrün satt
 Huflattich wandert in gesundem Gelb den Weg entlang
 Gewitterblümchen donnert bevor
 Vergißmeinnicht in Trauer fällt
 Seerosen schlingen aus Schwarz der Tiefe
 das Rosa der Morgenröte
 weiße rosa gelbe blaue rote Pastellastern
 zarte Farben der Herbstdahlien
 Farbenmusik über Land und Herbst
 
 Schneeweißes Winterabendtuch
 
 
 
    
 
 Blutweißer Mann
 
 
 Er trägt
 
  schwarze Schuhe 
  graue Hosen 
  weißen Mantel 
  bärenfellnen Hut 
 er wartet
 
  in schwarzer Nacht auf Dein Erblinden 
  auf grauem Eis auf Hilfewinken 
  im weißen Nebel auf Dein Verschwinden 
  im braunen Sumpf auf Dein Versinken 
 er läßt
 
  schwarze Ziegen Gras zerbrechen 
  grauen Esel Widerstand gebieten 
  weißen Hasen Schnee zerstieben 
  ....braunen Bären Fisch ausrechen 
 er gibt
 
  Wacholders schwarze Beeren 
  Hagebuttenfruchtverzehren 
  Vogelbeerenbaumabrieseln 
  Rübenknolleneiszerkieseln 
 Er ist der
 
  schwarze graue weiße braune Mann 
  der nur Blutes Farben sehen kann 
 
 Er ist der Winter.
 
 
 
    
 
 Bleib in meinem Garten
 
 
 Was ich erhielt
 auf mein Herz gezielt
 Ich gab jetzt Leben
 und ließ sie frei
 hab das Feuer zum Holz
 und die Schlange ist fort
 Nun hab ich wieder Schatten
 und Grün bei mir das den Himmel trägt
 
 Wassertropfen auf meinen Lippen
 taucht mich ein in glasklaren Quell
 Die Quelle endlich wieder lebt
 und Du gehst mit
 
 bist zu mir zurückgegangen
 hat die Welle ausgeebbt
 und die Quelle wieder lebt
 
 Erde bedeckt mit Gras,
 der Boden satt
 und voll der Bäume Bast, fühl mich wieder jung
 
 Wollen wir uns zu schönen Träumen in grünen Räumen sehnen
 Laß uns nun die Quelle segnen
 
 Die Schlange ihren Biß verlor
 Spitzer Stock und scharfer Stahl liegen noch
 Schlag mir mit ihnen neues Feuer
 Kann nur der Schlange Ende sein
 versenke großen Stein
 
 Der grüne Zwinger ist jetzt leer
 schwarze Finger gibts nicht mehr
 und sie nicht mehr das Leiden bringt
 drum schlaf ich in der Nacht
 Der Schatten ist jetzt sommerkühl
 und es reicht jetzt lässig Wacht
 
 Du bist erfüllt von lautrem Glück
 hast wieder einen Schluck genommen
 Blickst in blaue Träum hinein
 hat Dich blauer Kuß zurückgewonnen
 
 Du bist nun hier in unsrer Welt
 und bist auf ewig mein
 Den Druck von Deinem Herzen
 nahm ein Schluck
 Sie fließt wieder frisch in einem fort
 die Quelle ist an ihrem alten Ort
 
 Laß uns träumen in grünen Räumen
 umgeben von starken Bäumen
 Bleib in meinem Garten
 
 Die Luft ist voll Duft von Gras
 die Blätter taunaß
 das Grün in der Erde Stärkung findet
 wo die Frucht den Sonnenschein bindet
 Bleib in meinem Garten!
 
 
 
    
 
 Lachen
 
 
 Lippen voll und rot
 weißer Zähnespalt
 Heben der Mundwinkel
 Zahnesleuchten
 Winkel steil
 Lachen perlt
 durch weiße Zähne
 und verklingt
 Lippe sinkt
 Ernster Blick
 Glanz verebbt
 
 
 
    
 
 Wetterhahn
 
 
 Rostrote Gedanken beseelen sein Herz.
 Auf seinem Lebensturm dreht er und krächzt
 Hat schon so viele Blitze erlebt
 und sitzt doch noch fest
 sehnt sich nach Regenbogenfarben und will leben
 
 Er wird fliegen und den Rost verlieren
 
 
 für Sepp Spiel
 
 
 
    
 
 Freude Wein
 
 
 Mir ist ein Streben zugewachsen
 nach Klang, Freude, Ton und Licht
 Harmonie sagt meine Seele
 nach Blütenduft und Sangesklang
 Leichtigkeit und Himmelsdrang
 Ich möchte durch den Frühling springen
 frei und bloß und Lieder singen
 Schenkt mir ein Glas Freude ein
 durchs Herz gekeltert bester Wein
 
 
 
    
 
 Spanien
 
 
 Madrid
 Arena
 Torero
 Stier
 
 Stille.
 
 Torero zieht rotes Tuch
 Der Fetzen flackert
 Stier steht still
 wie festgebannt
 
 Torero schwingt
 harter Hufe Schlag
 Rot zieht weg
 Torero biegt die Hüfte
 Stier verläuft im Nichts
 
 Torero fordert.
 Schneller Rann.
 Torero spießt.
 Spießt. Spießt.
 
 Lache roter Blutbach.
 Kniegesunken.
 Blutertrunken.
 
 Stier ist tot.
 
 Schweigen.
 
 Brandender Jubel
 Toreroglanz
 
 
 
    
 
 Michaile
 
 
 Michaile,
 Du hast Gott erfahren.
 Das war schön.
 Es wäre schön,
 nicht zu verharren
 
 Du bist in Gott
 und Gott ist in Dir.
 Du bist Gott
 Gott ist Du.
 
 Gott verläßt Dich nie
 Doch sprichst Du zuviel in Gott.
 
 Du hast Dich in Deinem Wesen verirrt
 bist nur noch Gott und kein Menschenkind.
 Du trägst in Dir den Babelturm.
 Deine Sprache ist schon lang verwirrt
 
 Michaile,
 komm zurück
 spiel Musik
 Lebenstück
 Menschenglück
 
 
 
    
 
 Drei Spiegel
 
 
 In drei Spiegel
 muß der Mensch sich scheiden,
 wenn er liebt:
 
 Lieben, Begehren, Verzehren
 
 Erfüllung suchen alle drei
 
 Wenn der Mensch muß neu sich scheiden,
 muß er dreimal Abschied leiden
 
 
 
    
 
 Heißer, weißer Mond!
 
 
 Du sendest mir Träume eines Lebens
 das ich nicht verstehen kann
 Fragen und Bilder rauben mir Verstand
 in Tränen rieselt der Sand ... der Zeit
 wenn ich Blicke auf versteckte Buchten
 und Ufer erhasche.
 Schien doch mein Lebensfluß so lang und so breit
 daß ich Küsten fast vergessen hatte
 und hat mich ein Wirbel nun in seichte Untiefen gelenkt.
 Von dorther stake ich mein Rätselfloß in den Strom zurück.
 Doch eine Uferblüte vergaß ich nicht
 Ihr Duft und Charme wirkten lange fort.
 
 
 
    
 
 Der andere Mensch
 
 
 Deine Gedanken sind galoppierende Pferde
 meine verharren fest an der Erde
 Du reitest über Steppen ans Ende der Welt
 ich verkrieche mich unter mein dürftiges Zelt
 Du staust Flüsse und reißenden Strom
 Ich schau, was ich zu essen bekomm
 Deine Erfindungen setzen Dich in strahlendes Licht
 meine Hand schreibt in zwei Zeilen ein einsam Gedicht
 
 
 
    
 
 Tabak
 
 
 Tabak
 riech Tabak
 Tabak
 rauch Tabak
 Tabak
 kau Tabak
 Tabak
 schnupf Tabak
 Tabak
 dreh Tabak
 Tabak
 Tabak.
 
 
 Tabakgeruch
 
 Tabakraucher
 Tabakkauer
 Tabakschnupfer
 
 Tabakdreherin.
 
 Tabak.
 Tabak.
 Tabak.
 
 
 
    
 
 Ehe
 
 
 Wo wären wir ohne uns?
 
 *
 
 Ehe die Ehe kam,
 freundeten wir uns
 in Freundschaft an.
 
 
 
    
 
 As Love goes by
 
 
 Die Zeit, sie geht vorbei,
 mir ist nicht einerlei,
 was immer auch geschehen mag
 ich freu mich über jeden Tag
 die Zeit - vorbei
 
 Ich bin seit langem frei,
 ich mir nicht mehr verzeih,
 daß ich ohne Lieben war
 ich bringe sie dir dar
 alles - wird klar
 
 Und wenn die Lieb ist stet
 sie Tag für Tag besteht
 Deine Liebe hält die Hand
 unser Liebespfand
 ist Deine Hand
 
 
 
    
 
 Sylvesterfeuerwerk
 
 
 Heiße Farben
 Funkengeschnei
 Schweife wabern
 Freudenschrei
 Kanonenknall
 Zeit vorbei
 Farben vier,
 zwei, drei
 Raketenstrahl
 neu entsteht
 ein Jahr
 so neu
 
 
 
    
 
 Nach dem Fest
 
 
 Aschenreste
 Rest vom Feste
 nur das Beste
 Aschereste
 Rest vom Feste
 Rest vom Jahr
 das einmal
 das Alte war
 
 
 
    
 
 Kindergarten
 
 
 Kleine helle Kinderköpfe
 bunte Farben Seelentöpfe
 frohes Lachen Stimmgesang
 kleiner Kinder Spieledrang
 
 
 
    
 
 Neujahr
 
 
 Letzter Tag Altes Jahr
 Erster Tag Neues Jahr
 Tage bis zum End gezählt
 Tagesend Neues Jahr gewählt
 
 Neuer Beginn, neuer Sinn
 Blei gegossen Blei wie Zinn
 Rakete zum Himmel geschickt
 Mitternacht zuletzt die Uhr getickt
 
 
 
    
 
 Wibke
 
 
 Gedanke der Luft
 stiller starker Nebelduft
 leises, weiches Lebensgleiten
 laufen über weiche Weiden
 sanftes Lebens Sinnes Such
 Spazieren auf des Schleiers Tuch
 Violine in barocker Stadt
 rundet weichen Ton die Seele ab
 verschwinden in des Nebels Taft
 Schöpfen Freude neue Kraft
 
 
 
    
 
 Musikinstrumente Rödig
 
 
 Blechernes Gold
 zu Kelchen geformt
 mit viel Geduld
 Röhren eingepaßt
 Gebohrt, gebogen.
 Geschliffen, geschnitten.
 Posaune mit Blei gezogen
 Gezogen
 bis zur Nimmerleinskraft
 Gitarren in Saiten gefaßt
 Stege auf Holz gesetzt
 Gitarre kein Ton mehr verletzt
 Gestimmt und gedreht
 Violinenklang neu verweht
 Blättchen für Blättchen
 den Klang neu belebt
 Geschraubt und gefedert
 gedrückt tief ins Holz
 Gereinigt die Zeder
 und Grenadierholz
 Gezupft und geklungen
 Jedes Werk - gelungen.
 
 
 
 Musikinstrumente RöDIG
 
 
 
    
 
 Seine Musik
 
 
 Musiker auf blauem Ball
 beseelen mit dem Ton das All
 Instrumente reicher Hall
 fliegt um den blauen Erdenball
 
 Orchester feinster Blasmusik
 wartet auf den Augenblick
 kommt bald an das Meisterstück
 beseelt die Welt mit Musikglück
 
 Das Blech wird mit Musik beseelt
 wo Tones Meister Muskeln quält
 Er hat so manche Stund gezählt
 bis er den letzten Ton gewählt
 
 Er kommt aus einem Land,
 wo er neue Heimat fand
 Zu Noten festem Fundament
 gehören seine festen Händ
 
 Er schickt Musik schön um den Erdenball
 seine Freude findet reichen Widerhall
 Seine Freunde helfen ihm zum Fall
 daß klingt durch ihn des Tones Schall
 
 
 
    
 
 Der weiße Hengst
 
 
 Der weiße Hengst
 
  sein Kopf hängt 
  sein Schopf drängt nicht in den Wind
 seinen Huf er setzt
 
  dumpf verstaubt 
  Glanz geraubt von scharfen Steinen
 zwischen graues Felsgestein
 
  kantig gegratet 
  hart geschartet 
 er möchte auf feuchte Wiesen zurück
 als Fohlen spielen und im Gras sich siehlen
 er sucht zurück die Zeit voll Glück
 
 Doch wenn er eine Stute wittert
 die rechte, linke Nüste zittert
 fährt eine Kraft in seine Glieder
 er spürt verlorene Jugend wieder
 
 
 
    
 
 Brigitte
 
 
 Brigitte steht auf,
 streckt sich,
 ihr Tag nimmt seinen Lauf
 Mausi ziept und bellt
 will hinaus ins Gras
 vorbei am Papyrus
 unter der Zimmerlilie hindurch
 an die Tür, den Lehnstuhl hinauf,
 die Rute wedelt,
 endlich geht die Türe auf!
 Wasser ist schon aufgesetzt
 Kondens bereits das Fenster netzt
 So wird ein guter Tee gebrüht,
 indem er lang und offen zieht.
 Inzwischen ist die Post geholt
 die Werbung wird ana-lysiert
 die Absender
 "Wer schreibt da wohl"
 auf bekannte Namen fixiert.
 Das Frühstück, schon lang gedeckt,
 nochmal gedehnt, gereckt
 Käse, Oliven, Kräcker fein
 da läßt man sich gern drauf ein
 Doch wie ist die Zeit gelaufen!
 Der Bus fährt, muß man einkaufen!
 die Tür verschlossen
 die Gartentüre klackt.
 Mit letztem Atem
 kommt am Bus sie an
 steigt ein
 und kann eine halbe
 Stund lang ruhig sein.
 So viele Dinge
 hält der Tag verborgen
 Brigitte
 macht sich keine Sorgen
 Auch diesen Tag,
 sie gewinnt ihn wohl
 
 
 
    
 
 Mein Lebenshaus
 
 
 Ein Brand nahm alles.
 Latten, Ziegel
 Wohnung ohne Boden
 Gebäude ohne Dach
 wer betritt solches Schlafgemach?
 
 Fenster ohne Rahmen
 öffnung ohne Glas
 wer mag dies, das?
 
 Lampe ohne Strom Schaufel,
 Treppenhaus ohne Stufen
 wer hört hier noch die Kinder rufen?
 
 Garten ohne Zaun
 Wiese ohne Beet
 wer hier spazieren geht?
 der Rahmen Glases Schärfe faßt
 Nichts ist mehr.
 
 Was war das?
 Was soll das?
 Was wird das?
 
 Hier wird es wieder sein.
 
 Ein Auftrag wird erteilt.
 Balken, Bretter sind gestapelt
 liegen dicht an dicht
 
 Das Fenster liegt beim Glaser
 schneidet Rechteck und Quadrate aus
 
 Schreiner sägt die Stufen zu
 Kabel sind verlegt im Nu
 
 Pfähle, Maschen sind gerollt
 Hacke sind bestellt
 
 Und so wird es gemacht:
 
 Es werden Böden eingezogen
 das Dach wird schnell gedeckt
 Die Fenster sind gut eingepaßt
 
 Der Garten durch Zäune neu gehegt
 die Hacke wieder Beete pflegt
 Man kann wieder nach oben gehen
 von oben sich die Stadt besehen
 
 Und in der Nacht der Schalter klickt
 es werde - wieder - Licht.
 
 Und Leben neu erstrahlt.
 
 
 
    
 
 Mein Lebenshaus
 
 
   | Ein Brand nahm alles. Latten, Ziegel
 Wohnung ohne Boden
 Gebäude ohne Dach
 wer betritt solches Schlafgemach?
 
 Fenster ohne Rahmen
 öffnung ohne Glas
 wer mag dies, das?
 
 Lampe ohne Strom Schaufel,
 Treppenhaus ohne Stufen
 wer hört hier noch die Kinder rufen?
 
 Garten ohne Zaun
 Wiese ohne Beet
 wer hier spazieren geht?
 der Rahmen Glases Schärfe faßt
 Nichts ist mehr.
 
 Was war das?
 Was soll das?
 Was wird das?
 
 Hier wird es wieder sein.
 
 Ein Auftrag wird erteilt.
 
  | Balken, Bretter sind gestapelt liegen dicht an dicht
 
 Das Fenster liegt beim Glaser
 schneidet Rechteck und Quadrate aus
 
 Schreiner sägt die Stufen zu
 Kabel sind verlegt im Nu
 
 Pfähle, Maschen sind gerollt
 Hacke sind bestellt
 
 Und so wird es gemacht:
 
 Es werden Böden eingezogen
 das Dach wird schnell gedeckt
 Die Fenster sind gut eingepaßt
 
 Der Garten durch Zäune neu gehegt
 die Hacke wieder Beete pflegt
 Man kann wieder nach oben gehen
 von oben sich die Stadt besehen
 
 Und in der Nacht der Schalter klickt
 es werde - wieder - Licht.
 
 Und Leben neu erstrahlt.
 
  |  
     
 
 
 Augen Blicke
 
 
 Mein Rad nahm 70 Kilometer
 ich kam früh, nicht später
 und Marie unter der
 Veranda stand
 gab mir die Hand
 stellte ich das Rad hinein
 und sie erzählte mir:
 
 Zeig Dich der Welt nie ganz
 sie hat von tausend Augen
 Glanz
 
 Blicke sind immer da
 und zählst Du auch hohes Jahr
 
 Drum spute Dich,
 bevor das Wort erbricht
 
 Bleib einen Tag,
 dann sei außer Sicht,
 
 Tausend Augen sehen Dich.
 
 
 
    
 
 Stimme Klang
 
 
 Ich träumte wieder einmal tief,
 als mich Kindessehnsucht rief
 geboren bald aus Mutters Bauch
 es kannte meine Stimme auch
 
 Es drehte, bohrte, stieß
 damit es bald den Bauch verließ
 hörte es meiner Stimme Baß
 schnell es die Geburt vergaß
 
 So zieht sich die Zeit in die Länge
 immer größer wird seine Enge
 irgendwann zieht es den Schluß
 daß es aus Mutter Bauches muß
 
 Dann hört es mich in vollem Klang
 vor der kalten Welt nicht mehr so bang
 es genießt der Milch weißen Stoß
 es wächst wird wachsen groß
 
 
 
    
 
 Wahrer Sand
 
 
 Wird Sand gewaschen
 kann Gold man finden
 
 Eine Milliarde Sandkörner
 für ein Gramm Sonnenmetall
 
 Tausend Stunden
 für Katzengold
 
 Tausend Stunden
 für echten Sold
 
 Schreib ich zehntausend Gedichte
 erzählen mir zehn
 die wahre Geschichte
 
 
 
    
 
 Innerer Blick
 
 
 Mein Blick nach innen gekehrt
 Mein Gedicht
 Frau Kind Natur
 verehrt
 
 Ich lese andrer Dichter Text
 werd von fremden Sinn verletzt
 
 Sie schreiben in die Zeilen frei
 kümmern sich um Politikgeschrei
 
 Mein Geist ist kleinem Kreise treu
 ich mich für naive Dinge freu
 
 In meine Verse ich mich scheide
 und Politik in der Welt vermeide
 
 
 
    
 
 Kusch
 
 
 Die Straße verliert sich
 ein Bach säumt den Weg
 Schilf in Pfützen gespiegelt
 Pfad im Wald verebbt
 Genadelt im Bodenreis
 Gewedelt am Fichtenbusch
 in Kusch ein Liebespaar
 Getrennt von Welt
 vereint mit Wald
 mit Mann mit Frau
 Kleider netzt
 Liebestau
 
 
 
    
 
 Schilf schilfern
 
 
 Schilf - see ruhig
 von Opium Mohn sediert
 Warten auf den Regen Reigen
 umschilfern blaue Weiden
 Stille in der Fische Grab
 
 Füße in des Leben Lehm
 gelbe Schliffe ungezähm
 braune Kolben dicht und dort
 erzählen Kanal den Völkermord
 umschwimmen eine Liliendolde
 
 See bleibt stets angenehm
 Schilfes Schwert
 Kreuz - nach Jerusalem
 Schilfes Wandern in der Schweden Fjord
 drängen Füße Süd bis Nord
 
 
 
    
 
 Lilien
 
 
 Weiße Lilien
 heiße Libie
 braune Lybierin
 
 Lila Lilie
 leihe Liebie
 weiße Syrierin
 
 gelbe Lilie
 welke Liebie
 Ital ien
 
 rosa Lilie
 zarte Liebie
 rote Harpyie
 
 Keine Lilie
 keine Liebie
 tote Sängerin
 
 
 
    
 
 Veilchen
 
 
 blaues Veilchen
 lila Veilchen
 rosa Veilchen
 
 Liebesveilchen
 
 
 
 Andere Veilchen
 
 
 Hundsveilchen
 Sägefeilchen
 Kernteilchen
 
 
 
    
 
 Dunkle Frau
 
 
 Deine Größe ist mir Sinn genug
 mein Herz verweht mir wie im Flug
 schmiegen Linien weiche Haut
 siegen Lilien feste Knospen
 Laß mich Deiner Haut
 süße Atmung kosten
 Deiner Hände duftend Wein
 Deiner Arme wellend zarte Marmorfarbe
 gehn in meine Liebe zarte ein
 glüht Dein Feuer schwarze Kohlengarbe
 brennt Deiner Augen Höllenglanz
 Ahn ich Deine Liebe Narbe
 wünsch mich haben Dich und ganz
 gib Liebe zelebriere Tanz
 Laß ins mühend Wellen Walle
 daß uns müdend Lieb Ton spricht
 daß uns liebe Nacht nimmt mit
 ich Dich nicht mehr um Liebe bitt
 
 
 
    
 
 Trauriger Baum
 
 
 Trauriger Baum
 hast Deine Jugend im Wachstum gelebt
 hieltest starken Winden stand
 hast den Wind im Blatt zersät
 nahmst ihn an ... duldsam
 
 Doch die Zeit war stärker
 Stürme machten Deine Zweige wild
 verlorest sie im Brechwindglanz
 zerstörten sie Deine Hälfte ganz
 
 Viele Jahre wuchst Du wild
 bautest neue Krone auf
 halfte Wunde Schluß mit Harz
 Rinde wuchs ein in Bastes Herz
 
 Streben neue Arme auf
 Sturm verlor nun jeden Lauf
 Blühen tatest fruchten auch
 Holzes Leben Prachte Brauch
 
 
 
    
 
 Gitarren Sprung
 
 
 Holz so voller Klang
 dünne Wände Stege lang
 sechs wohlgestimmte Saiten
 sahst Du doch so schöne Zeiten
 
 Zehn Jahre wartetest auf Musik
 zehn Jahre Verfall Trauer Krieg
 Algengrün bedeckt Notenstreck
 Holzes Bruch beendet Liederweg
 
 Dann kam ein junges Mädchen
 drehte an Deinen Rädchen
 klimperte klampfte Steges Bahn
 faßte grob die Saiten an
 
 Ach! verlorest Du Deinen Blick
 verdorben ward die 68er Musik
 Traurig Gitarrenlehrer sah Dich an
 empfahl zu, was man retten kann
 
 Freundes Hand schlug Elektron an
 gab Elektron Deiner Stegesbahn
 sägte Bögen in Deine Stege
 vergaß die Holzespflege
 
 Stimmte Saiten an
 Klang verklang verzagt verklagt
 und sie seiner Freundin gab
 Freundin spürte Freund Gitarre warm
 
 Und zuhaus der Klang verklang verzagt verklagt
 Sie zum Reparieren sie gab
 und hoffte auf Expertenhand
 gab ihr drauf die Könnerhand
 
 Elektron abgespannt
 Stege neu verzahnt
 Saiten eingespannt
 Länge kurz geplant
 
 Abgekurbelt
 Aufgekurbelt
 Läng gemessen
 Klang genesen
 
 Abgestimmt
 neu getrimmt
 Holzes Bruch
 Klanges Fluch
 
 Ton gegeben neuen Zug
 Saitenklang Tones Flug
 
 
 
    
 
 
 
 
 ZWEIFEL
 
 
 Neubeginn
 
 
 Ist ein Vers geschrieben
 steht er auf Papier
 der Sinn entschwindet mir
 
 Ich hab so viel geschrieben
 sätzezeilenseitenlang
 ich hab so viel verloren
 zu Neuem hingetrieben
 
 Könnt ich jedes alte, zarte Wort
 zurücknehmen aus Reime Pflicht
 verschwunden, verstummen ganz
 möchte neu beginnen Verse Tanz
 
 
 
    
 
 Warum ich schreibe
 
 
 Sag mir, warum ich schreibe.
 Schreibe ich zu glatt?
 Keinen Stil kann ich mir borgen.
 
 Verliere meine Gedanken
 in der Freudendämmerung
 
 verlasse alten Baum mit Jugendschwung
 verlassen ist meine große Stadt
 Regen bringt woanders Segen
 
 Meine Liebe Flügel hat
 ist davongeflogen
 
 Kinder laufen mir davon
 Warten auf den ersten Sohn
 
 Sag, wo bricht der Reime Stab?
 und ist die Seele auch ein Fluß
 
 mein Erfühlen
 mein Erfüllen
 weiter schreiben muß
 
 
 
    
 
 Meines Dichten Sinn
 
 
 Fange die Erinnrung auf
 Greif ein in der Zeiten Lauf
 Drücke aus ein Tag Gedicht
 Hebe Wort zur Zukunft Licht
 Filtre aus der Stund Gefühl
 Gib Gedanken Neues Ziel
 Nie gefaßt seit Namens Tauf
 Hebe gut Dein Leben auf
 
 
 
    
 
 Kling klang klingel Kinder
 
 
 Lachen in der Spiele Kiste
 Gummi hin tanzen her die Twiste
 Ochs am Berg! Steh Bock!
 Jungen heben Mädchenrock
 Verstecken schrille Schreie schrecken
 Schlafdecken Tiriller Pfeifen wecken
 Puppenspiele Freude viele Tagesziele
 
 
 
    
 
 Wünsche Nadel Faden Stoff
 
 
 Ich bin ein Mensch, der ich sicher bin
 bin ich kein Mensch, der sich sicher ist
 
 ich bin der Wunsch, zu dem das Leben spricht
 wünsch ich mir, daß das Leben mit mir redet
 
 ich bin die Nadel, deren Punkt mich sticht
 bin ich der Punkt, durch den die Nadel Faden flicht
 
 ich bin der Faden, der das Kamel mitzieht
 so sicher, wie ein Kamel durchs Nadelör geht
 
 Und bin nie fertiggenäht
 weil Stoff nie fehlt
 
 
 
    
 
 Halloween
 
 
 Rote Kürbisköpfe
 helle Lichtertöpfe
 Kerngeschröpfe
 Kind Mut sich schöpfe
 
 
 
    
 
 Licht
 
 
 Fang Licht auf!
 Stell hin Glasgetöpfe
 Kristallschalen her
 senk Lüster näher
 Stäubchen Tanz
 Spiegel Glanz
 Gib dem Licht ein Chisma!
 Lenk es durch das Prisma!
 Roll am Boden
 Glaskugeln aus
 sprich die Wahrheit!
 stell Kristallkugel auf
 führ das Licht
 zum Wassertanz
 schwingender Lichtgesang
 Gib uns das Licht
 Funkenfang!
 
 
 
    
 
 Von Außen nach Innen
 
 
 Ich hab wieder mal Dein Buch gelesen
 und sah mir Deine Farben an.
 Ich sah Dich von Schnee und Eis genesen
 und lehnte mich an totgeglaubten Baum.
 Gib mir Deine Zweifel, mein Gefühl
 gib mir zurück.
 öffne meine Seele, so lang
 ich mich schon quäle.
 Ich möchte haben solchen Innenklang
 und kann nur kennen Außendrang.
 Meine Sehnsucht ist auf den Moment beschränkt
 meine Krankheit mich von alt Gefühlen trennt.
 Aufgehoben in der Gegenwart, klingen meine Worte,
 lang geschrieben, eher hart.
 öffne mir den Freudenbrunnen,
 den Deine Seele hat gesungen.
 Schenk mir Dein Lebenselixier,
 möcht eine Zeit lang gehen mit Dir.
 
 
 
    
 
 Dein Sein
 
 
 Du hast das Sein
 ich hab den Schein
 Du gibst Wein
 ich schenke Wasser ein.
 
 Wo Dein Diamant erglitzert
 ist Lametta, was mir erglimmert
 Wo Du vom Glanze unverletzt
 graben meine Finger Blut benetzt
 
 Du lebst Dich in die Welt hinein
 ich dring selten vom Außen ein
 Hast Du der Welt ihr Licht erfühlt
 bleib ich vom Schatten angekühlt
 
 Spielen meine Finger auf dem Klavier
 immer, immer gehören die Noten Dir
 Spiel ich auf meiner Klarinette
 singst Du allein die Melodie
 
 Ich tät so gern mich mit Deiner Musik vereinen.
 
 
 
    
 
 Eure Melodie
 
 
 Gute Menschen schenken mir ihre Melodie
 In ihren Augen sehe ich, was sie sind
 nehm mir ein Stück Papier
 und fasse, was ich sehe, höre, fühle, spüre
 fasse zehn, zwölf Zeilen ab,
 gebe ihnen ein Geschenk
 das noch lang in ihnen klingt
 
 
 
    
 
 Inge
 
 
 Du verlorst Dein Herz
 Dein Vater starb
 Du suchtest Dein Herz
 und fandest mich
 
 Mein Herz war lange verschollen
 sahst Du meinen Traum
 und riefst meinen Vater
 
 Du gabst mir meinen Vater
 er hatte ein Herz bei sich
 
 Ich gab Dir mein Herz
 und Du erfreudest mich
 
 Du spürtest Deinen Vater
 gab Dir zurück Dein Herz
 und Du gabst mir
 Dein Herz eine Zeit
 
 Wie wir uns hielten
 Dein Vater kam
 und gab Dir von mir
 Dein Herz voll Glück
 
 Du gabst mir mein Herz
 Du bliebst gar nicht lang
 doch von Dir Dein Herz
 lebt in meinem Dein Lied
 
 
 
    
 
 Kinder Winter
 
 
 Sahst ein Kind
 war kein Kind
 hat ein Kind
 wie Deine Kinder
 Der Sommer
 war der Winter
 für euch
 eure Kinder
 Deine daheim
 aber David
 kam nicht mehr mit
 Ihr Frauen
 Ihr Kinder
 eure Kinder
 Winter ließ
 Kind zurück
 nahmst Du sie
 mit ein Stück
 Seelen Winter
 nahm noch ein Kind
 noch ein Kind
 gab der Wind
 uns mit
 Zeugen trauten
 nur zweie sich
 Trauten Zeugen
 Elternpaar
 Kinde kam
 dreiviertel Jahr
 Winter bleibt
 ungefunden
 
 
 
    
 
 Wendekreis Steinbock
 
 
 Wendekreis Steinbock
 Australis Schattenstock
 Wendekreis Krebs
 Borealis Schattenbrunnen
 
 äquator Zentrifuge
 Nordpol Tagesnacht
 Südpol Tag der Nacht
 datumslinie Tagesgrenze
 
 Ozean Leviathan
 Kontinente Weltenstein
 Küstensand Wasserwerk
 Gletschereis Wasserzunge
 
 Erdenrund Terra Globus
 Sonnenkreis Helios
 Planetenbahn terra incognita
 Galaxie Sternenstaub
 Galaxien Adamas
 
 Universum Schöpfer Hand
 
 
 
    
 
 Wo?
 
 
 Wo ist der Schöpfer?
 Gott gab man ihm zum Namen
 Gedanke war, bevor das Wort erbrach
 Kleiner Funke Seele
 noch mehr klein
 als Quantenstaub
 war vor dem Funkenseelenwald
 
 
 
    
 
 Herbst, Winter, Frühling, Sommer
 
 
 Laub zerstiebt den Herbst im Wind
 Schuhe zerstauben das Laub im Herbst
 Lachen verhallt im Blätterwald
 Blüten zerfallen in kalten Lachen
 
 Farbige Töne entdecken den Herbst
 Herzige Blätter zerreißen den Himmel
 Minuten bevor das Blatt bricht
 zerfällt der Wald
 
 Stumme Stämme stemmen den Winter
 Furchenarbeit ficht fruchtlosen Schnee
 eisige Seele Luft deckt das Weiß
 Weiß deckt Seele unter eisiger Luft
 
 Frühlingsblühen Grünlingsziehen
 Früchte Triebe verjüngt das Grün
 Vergnügte Jünglinge spüren
 Frühlings Liebes Allüren
 
 Sommer Tiere Pfeif und Schrei
 Junge Kinder reif und frei
 Roggenkörner Weizenstroh
 Pferd im Hafer gebündeltes Heu
 
 
 Herbst und Winter ... - vorbei.
 
 
 
    
 
 Liebe Zeit
 
 
 Wenn das Glück in mir zerspringt
 Musik mein Leben füllt,
 göttlicher Wind mein Haar verflicht
 meine Sehnsucht ihre Liebe findet
 auf Wiesen umgeben von Blütenkränzen
 der Quell des Lebens unsere Leiber tränkt
 wenn alles Glanz wird und gesponnenes Gold
 
 ist es hohe Zeit ist es Liebe Zeit
 
 
 
    
 
 Sprache eines Dichters
 
 
 Meine Sprache soll sich mehr verflechten,
 fern von Hieroglyphen hin zu Arabesken
 nach dem französischen Gobelin
 den zu sehen nach Caen ich ging
 
 Geklöppelt wie ein zartes Spitzentuch
 jedes Wort gemustert wie ein Schneekristall
 
 die Strenge in einem Bild in Öl verweben
 und wieder fließen in reichem Strom
 in sanftem Ton in hellem Licht
 
 äste mit Zweigen mit Blatt verflechten
 Seerosen in alle Wasser pflanzen, blühen
 Orchideen in jeden Garten senken
 und Blumen in alle Welt verschwenden
 
 die Wärme meiner Worte Liebe wecken
 Herzen erfüllen und Seelen erblühen
 Kinder erfreuen und Weinen trösten
 Die Welt beschreiben - sie offner machen.
 
 
 
    
 
 Badeausflug
 
 
 Lachend plappernd wimmelnd am Ufer
 bunte Kleider gelegt auf Leinentücher
 lauter Lärm Schwärmen im Wasser
 nasse Arme Beine Hände Füße
 glänzen in Tropfen Bögen Geschrei
 Getaucht und Haare gezogen
 Ast abspringen
 Körper balgen Schreie klingen
 surren pieksen stechen zwicken
 Leinentücher verschenken Reinheit ganz
 Kleider passieren Arm passieren Bein
 Haare frisieren Hexenzwicken
 plaudernd verhallt Kinderreigen
 
 
 
    
 
 Traumwüsten
 
 
 Wenn Du mir Deine Tür öffnest
 und ich trete ein
 verlass ich meine Häuser
 und alle Türen schlagen zu
 
 Dann stehe ich wieder vor der Wand
 Türen verschwunden
 Blick um Zentimeter
 vor das Aug geschoben
 
 Meine Lust hat mich dann gebogen
 in ein berstendes Fegefeuer
 und ich laufe Spiralen
 bis
 
 bis ich an einen Ort zurückkehre
 der schon einmal war
 wo Zeit wie Sand in der Wüste ist
 Wüste in meinem Kopf
 
 Ich gebe Dir die Hand
 erwarte nicht, daß Du verstehst
 was habe ich schon verstanden
 aus meinen Traumwüsten
 
 
 
    
 
 Eigenschaften der Erinnerung
 
 
 In der Erinnrung
 sind die Wege kurz
 In einer halben Sekunde
 springt der Geist
 von Paris nach Rom
 Sie liebt
 keine halben Gebilde
 Sie kennt
 keine langen Filme
 ihr Echo ist kurz
 und der Kopf
 ist ein Fotoalbum
 Du stellst
 viele Fragen
 und viele tausend
 Menschen
 die Du kanntest
 rufen Dir
 Antworten zu
 Du wählst eine
 und Deine Erinnrung
 schnappt
 ein neues Bild auf
 
 
    
 
 Salerno Strand
 
 
 Mondsichel - unser zweiter Planet
 tönt der Horizont Dich so rot
 stehst schwach überm Weltenende
 und wechselst zu violett
 als Du fast
 den Abschied uns vollziehst
 Ein matter Schimmer
 der im Meer versinkt
 
 Am Strand
 raschelt eine Strohmatte
 und kurz
 leuchtet der Liebe
 ein Licht noch auf
 
 
 
    
 
 Für die Menschen
 
 
 Dein Leben ist eine Tonleiter
 Jeder Schritt schwingt
 Du schwingst mit
 Chromatische Klänge
 bewegen Saiten
 und je mehr Sprossen
 Du hinter Dir läßt
 umso höher fliegt
 Dein Leben
 Dein Gesang
 steigt mit
 und habt ihr jeden Ton
 verwunden
 verharrt beim letzten Ton
 bis ihr
 verklingt
 
 
 
    
 
 Neue Farben
 
 
 Ein neues Buch
 legt in mir ab
 seine eigne Farbe
 
 Die Nornenhände
 verweben sie in ein Mosaik
 mein Schicksalsgeflecht
 
 Schaun mich die Menschen an
 erfasse ich sie mit neuem Blick
 und nehme neue Farben mit
 sehe selige Farben neu erglänzen
 
 
 
    
 
 Das Ende jeden Reims
 
 
 Strophe mit Strophe verkettet
 und so oft den Reim mißbraucht
 bis Du dürstend nach neuen Worten
 Deine Gedichte verfluchtest.
 
 Dein Mut sank zu Boden
 und fingst zu fragen an
 Was ist nur gestorben?
 Liegt im Reim jeder Klang?
 
 Doch schon wuchs
 etwas Neues aus Dir
 Du fingst an zu üben
 bevor Unfrieden begann
 
 Die Welle, der Ton
 gaben neue Melodie
 der Reim ging versunken
 und nahmst die Freiheit
 Dir.
 
 
 
    
 
 Heißes CO2
 
 
 Kind
 die Bäume sind ertrunken
 und den Fluß gibts nicht mehr
 Es ist alles im Schwinden
 sieh
 im Boot sind wir hier
 
 Eine Stadt wie Bochum
 Bergwerke
 mit Fossilien alter Zeit
 Seegrab für die Ewigkeit
 
 In Düsseldorf
 fahren gläserne Straßenwürmer
 keine Schleifen mehr
 Sie atmen mit Kiemen
 
 Am Strand in Frankfurt
 blühen die Palmen
 wie jedes Frühjahr
 
 und im Slum der Vorstadt
 greift das Fieber um sich
 
 
 
    
 
 Im Wasser ist Ruh
 
 
 Im Wasser ist Ruh
 am Ufer jagt Dich
 Dein Schmerz
 
 Eine Ruhe
 die
 so viele Lieder singt
 die
 die Schmerzen löst
 
 Schweben
 in der Mutterdämmerung
 Gleiten
 in freier Urzeit
 
 Ein kleines Geräusch
 hat Dich betrogen
 Es sägt
 an Deinem
 Gleichgewicht.
 
 Bleibst Du an Land,
 ertrinkst Du nicht.
 
 
 
    
 
 Sehen, Verstehen
 
 
 Verlier das wahre Sehen nicht!
 
 Durchdringe mit Deinem Seelenblick
 was die Welt uns zum Sehen schenkt
 Sieh Dir die Menschen an:
 Schuhe Kleider Hosen Mäntel Hüte -
 Gesichter.
 
 Dämmert es Dir?
 
 Ein Leben lang hinterläßt es Spuren
 und ist ein Gesicht nur die Tür
 zu einem dunklen hellen
 Labyrinth
 farbigem buntem
 Garten
 großer weiter
 Welt
 der Seele.
 
 Die Welt wäre eine brochene Glocke.
 Laßt mich meinen Blick nicht verlieren!
 
 
 Verlier das tiefe Lesen nicht!
 
 Bücher Blätter Zeitungen
 Computer Fahrpläne Arbeitspläne
 Bücher.
 Du kannst die Buchstaben aufnehmen,
 verdauen und wieder ausspucken.
 Doch hast Du dann keinen Sinn gefunden,
 kein Leben gefeiert, keine Messe zelebriert.
 
 Nimm es auf und gib es frei
 es wird ein Fisch im Meer Deiner Seele
 nimmt warme Farben an
 findet seinen Schwarm
 leuchtet Dich in Regenbogenfarben an.
 
 Verlier das klare Verstehen nicht!
 
 
 
    
 
 Nachtzug
 
 
 Fremde Leute
 um den Fahrkartenautomaten
 Feuchter Granit
 am Blumenstand
 Eine Rose
 langstielig
 für meine Frau
 Kreischend
 springt eine Karte
 in den Schacht
 Münzen klimpern
 auf das Bahnticket
 Schwingende Türen
 in die dunkle Kälte
 Lichtermasken
 zerreißen die Welt
 In meiner Unendlichkeit
 treffen sich die Parallelen
 Sie werden kontaktgespiegelt
 von einer Regionalbahn
 Strom seufzt über die Weichen
 Unter hundert Leuchten
 stirnen drei Lichter
 Mein Atem hält
 den Zug an
 Neonflimmern
 in der Fahrgaströhre
 Zwei geduldige Sitze
 ertragen mich
 mein Gepäck
 Nur Städte
 werfen einen hellen Blick
 auf die schlaflosen Gäste
 Dann elektrifiziert sich
 der Lindwurm
 zum nächsten Ort
 Die Scheiben haben
 die Nacht getrunken
 Donner schleicht sich
 durch die Landschaft
 immer
 dem Blitz nach
 Dunkles Ankern
 in schlafendem Bus
 hebt mich über die Straße
 wo meine Herzen
 ihren Vater finden
 
 
 
    
 
 Lächeln
 
 
 Du hast
 nicht gelächelt.
 
 Ein müdes Gesicht
 drückt Wechselgeld
 in Deine Hand.
 
 Der Busfahrer
 schaut Dich
 klaglos an
 und händigt Dir
 die Karte aus.
 
 Du hast schon wieder
 zu lächeln vergessen.
 
 Deine Art
 erzeugt
 in niemandem
 Freude.
 
 
 
    
 
 Was ist ein Buch?
 
 
 Ein Buch ist gebundenes Leben,
 gefüllt mit Schönheit und Lust
 verbirgt Wissen und Macht
 gibt Glaube und Hoffnung
 vermittelt Tugend und Kraft
 entführt in Welten, die
 schon jemand durchschritten,
 geschrieben hat
 weckt Geist und Seele,
 die seitenlang Leben empfangen
 
 Ein Buch ist Zeit, Raum, Leben.
 Ein Buch ist eine Schale,
 die Dir andere Menschen reicht,
 die Dir andere Menschen reichen
 
 
 
    
 
 Schneewittchen
 
 
 Deinen Vater umdrängen schwarze Wolken
 ein Prinz wird küssen Deinen roten Mund
 Deine Mutter verseufzte im weißen Flieder
 
 
 
    
 
 Moment
 
 
 Ein Moment
 bewegt mich
 und die Zeit
 gerinnt
 zu einem Vers
 
 
    
 
 Drei Töchter
 
 
 Weißgold
 Dreikopf
 in Siebenschlafwald
 im Böhmenheim
 Knotenspiel
 gordische Variante
 leere Erinnerung
 vor der Zeit
 Schlafarbeiter
 
 
 
    
 
 Unschuldsmoment
 
 
 Ich mein Kind
 mein Körper
 mein Wissen
 um das
 wahre Alter
 um den Moment
 der Unschuld
 bevor das Jetzt
 entsteht
 
 
 
    
 
 Aufschließen
 
 
 Der Klang Deiner Lippen ist schräg
 ein Acker stirnt Dein Antlitz
 Deiner Augen Weg ist starr gemustert
 Du ein verschlossenes Tor der Welt
 
 überrascht mich
 in meinem Ziel
 
 lächle ich auf Deine Scharniere
 glänze augensanft Dein Türschloß an
 handele Deine Klinke
 und Du
 
 und nimmst mich auf
 zum nächsten Tor
 
 
 
    
 
 Rose Ausländer
 
 
 Scherbeniris
 in zerbrochner Welt
 
 Scherbengericht
 über das Davor
 
 Scherbenspiegel
 eines Schicksals
 
 Scherben sammelnd
 in der Zeit verstreut
 
 Archäologin
 kittest die Sehnsucht
 
 
 
    
 
 Kastanie
 
 
 Lüster im Bienenrausch
 Kerzen warmen Honigs
 flammender Nektar
 Candela Duft
 
 Nacht im Blättergrün
 zerborstener Ständer
 zärtliche Larven
 mit Stachelflaum
 
 Abschiedskalender
 Feuer der Erinnerung
 Igel ergibt sich
 Baumkeim brauner Schale
 
 Rostgewand gelöstes
 Astnervenzittern
 eisig weißer Guß
 im Einbaumwald
 
 
 
    
 
 Feldmaus
 
 
 Kornspeicher leer
 Maus
 gehungert vor Spelzen
 Fell
 eng am Körper anliegend
 Schneemarsch
 in die Kälte
 Mäusemörder
 fürs Leben gescheut
 Gesucht
 Gewimmelt
 Steinerne Straßen
 leerer als Schnee
 und der Tag
 geht schon
 um fünf zu Ende
 
 
 
    
 
 Inn I
 
 
 Smaragdgrüner Spiegel
 Gebirgsbach strömt als Fluß
 Bäume zerfallen in lose Flöße
 treiben Donaustrom
 ihre Stärke zu
 
 
 
    
 
 Inn II
 
 
 Kindbach
 kupferner Dächer
 Sorgherr
 steinerner Flur
 Flußschmied
 bronzener Glocken
 Raubritter
 gebrochener Äcker
 
 
 
    
 
 Inn III
 
 
 Edelmann
 gefesselt geknebelt
 beraubt
 der reinen Natur
 Visum
 für Fische
 strommahlender
 Gründrache
 vernetzt
 mit Siliziumarchitektur
 
 
 
    
 
 Etiketten
 
 
 Etiketten
 Etiketten
 Etiketten
 
 Ketten
 endlose
 Etiketten
 retten
 vor Pistolenstoß
 rattern
 Etiketten
 endlose
 Ketten
 Zahlenketten
 datumssatz
 Preis verkettet
 Warengruppe rettet
 pappt
 kleines
 Papier
 auf Glas
 
 
 
    
 
 Gott ist die Welt
 
 
 Gott ist die Welt
 und Welt ist Gott
 Gott ist das Leben
 und Leben ist Gott
 Des kleinsten Atomes Hauch
 bestimmt von Gott, wie er will
 
 
 
    
 
 Wir leben durch ein Wunder
 
 
 Wir leben durch ein Wunder
 Planetenbeginn
 schluckte kleine Atome
 Blitze schweißen Elektronen
 Mineralien geben Salze
 jüngste Verbindungen
 gingen Ehe ein
 Sprosse auf Sprosse
 Leiter anstieg
 Zellkörper
 erstes Lebenslied
 Gebündelt
 zu zehnt
 zu hundert
 zu tausend
 Wasser durchmessen
 Land erstiegen
 Getrennt in Pflanze
 Pilz und Tier
 
 
 
    
 
 Josephine
 
 
 Fügen sich Mann und Frau zusammen
 wächst ein Kind
 Vereint man Stahl und Stein
 springt ein Funke
 Der Mensch läßt damit
 ein Feuer aufgehn
 Gott läßt der Liebe
 einen Menschen entstehen
 
 
 
    
 
 Persönlichkeitsspiel
 
 
 Du bestehst aus
 Armen Beinen Kopf
 Körper Zehen Finger
 Du erlebst die Welt mit
 Auge Ohr und Mund
 Nase, Fingern
 All das sind die Buchstaben
 Deines Körpers
 Du spielst
 auf ihnen
 schreibst
 Deine Persönlichkeit
 
 
 
    
 
 Tochterglanz
 
 
 Nahmst Leben meinem Mund
 rolltest in Persern in Flicken
 Kabeltest Stärke zu Bildern
 jammertest nicht
 nicht zuwenig Freude
 sangst Schlaf zur Musik
 leuchtest augenweit
 Vaterglanz in fernster Näh
 
 
 
    
 
 Luna Geschwister
 
 
 Mein einer Bruder
 heißt Vollmond
 er schlägt
 die Peitsche mich
 den Syssiphusberg
 zu bezwingen
 
 Mein zweiter Bruder
 nennt sich Neumond
 er verschlingt mich
 liebt mich
 mit seinem
 tiefen Schlaf
 
 Meine beiden Schwestern
 Mond ab Mond zu
 umarmen mich
 und singen
 grüne Baumlieder
 klare Brunnenmelodien
 
 
 
    
 
 Engellied
 
 
 Blau sägen Engel am verwesenden Rind
 Blond singen Engel ein Lied
 Blutend schluchzen Engel um Menschenkinder
 Blakend schneiden Engel Taufkerzen ab
 Blind spazieren Engel in Hungerställen
 Blühend schließen Engel die Messeraugen
 Blumig stehlen Engel Deinen Menschengeist
 Blaß schliefen Engel beim goldenen Kalb
 Bloß schwärmen Engel in den Himmel zurück
 
 
 
    
 
 Herzblut
 
 
 Das Herz in meiner Tasche
 pumpt Sekunden
 durch
 meine chronologischen
 Kapillaren
 Minuten durch
 mein Adergeflecht
 Stundenschlag lang
 die Adern
 voller Tage
 dehnt sich
 zieht sich zusammen
 die Aorta
 und schaffen
 meinem unruhigen Geist
 lange tönende Jahre
 
 
 
    
 
 Siegl Kinder
 
 
 Euer Herz hängt an Eurer Mutter
 sie füttert Euren Bauch
 Ein Schrei um Liebe
 sie füttert ihn auch
 Euer Geist will wachsen
 es nährt ihn nur der Vater
 und Schlafen fällt
 doch noch schwer
 Euer Spielen ist Schreien
 Rennen hin laufen her
 Ich geb Euch die Zeit zu erbauen
 fülle Eure Köpfe mit Spieleknoten
 Euer Geist muß langsam verdauen
 die Nacht wacht er
 nun nicht mehr schwer
 
 
 
    
 
 Würfelspiel
 
 
 Mit Gesichtern, Namen
 und Pflanzen gewürfelt
 einen Topf
 voller
 Buchstaben gewonnen
 entwickelt im Dunkelgeist
 der Freudensonnen gezeigt
 abgeheftet im Ordner
 (ich ordne nicht)
 und neu gewürfelt
 
 
 
    
 
 Mond
 
 
 schreibst meine Verse
 versenkst sie in mein Herz
 wo ich sie fühle
 poliere
 und
 Tag
 dem neuen
 schenke
 
 
 
    
 
 Mondphasen
 
 
 Himmelblau
 verbirgst mir
 den dunklen Mann
 der Mann im Mond
 der mich nicht
 teilhaben läßt
 am Sonnenfest
 
 
 Sternschwarz
 enthüllst mir
 den hellen Mann
 der Mann im Mond
 der mich
 verbrennen läßt
 am Vollmondfest
 
 
 Schwarz und blau
 zwinkerst mir
 meine Verse zu
 der Mann im Mond
 nackt
 bekleidet
 mir Träume schickt
 
 
 
    
 
 Sonne Stark
 
 
 Sonne Stark
 verbrennt Land
 Sonne Schwach
 erfriert Land
 
 Ackern im Neumond
 Pflanzen im Vollmond
 Gedeihen und Schreiben
 meine Verse säen
 die Pflanze ergrünt
 
 
 
    
 
 Depression m. M.
 
 
 Dunkle Wolke
 halber Gedanken
 entliebst
 den Mut
 
 willst haben
 volle Gedanken
 entmutigst
 die Liebe
 
 
 
    
 
 Josephine II
 
 
 Kind am goldenen Faden
 Frucht meiner Frau
 Spore meiner Liebe
 Dein Buch geöffnet
 und erst
 den Namen eingetragen
 J o s e p h i n e
 
 
 
    
 
 Maria am Strand
 
 
 Maria in der Kräuterstadt
 Maria im Berg
 Maria am Strand
 
 Maria in der Kräuterstadt
 gehustet um Dein Leben
 Papier getragen
 jede Woche runde
 Sonntagsdienst
 Bruderkind
 
 Maria im Berg
 Deine Wurzeln
 gespannt über
 Olivengrün
 netzweit gehangen
 geerntet
 Deine Eltern
 
 Maria am Strand
 Meerjungfrau
 Meeresblau
 Piniennüsse
 Strandhafer
 Liebe ergeben
 
 
 
    
 
 Tangenten
 
 
 Eisenschienen
 Tangente meiner Stadt
 Wasserburg
 entläuft
 auf Eisenfüßen
 
 Grünes Jadeit
 Kalkträger
 Sorgherr meiner Stadt
 Wasserburg
 Nimmst
 meiner Sterne
 Fische mit
 
 Mattenboden
 Eichenknorz
 Wasserträger meiner Stadt
 Speicherst die Kraft des Regen Inn
 
 Pflastersteine
 Marktjuwelen
 Menschenträger meiner Stadt
 Schirmst
 uns vor alter Zeiten
 
 
 
    
 
 Siegreiche
 
 
 Sigrun
 Dein heftiger Ursprung
 kreuzt Böhmenland
 entsteht Siebenbürgen
 
 Deine Geschwister
 sind geteilte Menschen
 Dein Vater
 teilt sich nicht mit
 
 Deine Mutter
 ist ein geteilter
 Mensch
 Sie teilt sich mit
 nur in Hell und Dunkel
 
 Durchlebtest Schwesternjahre
 umschifftest Bruderfelsen
 durchschrittest Pferdetanz
 suchtest Glanz
 an der Schule
 
 Sigrun
 abgeschlossen
 die erste Leiter Deines Lebens
 suchst die nächste
 weiterzustreben
 
 
 
    
 
 Hubert
 
 
 Deutscher im gestorbenen Land
 Deutscher im Polenland
 Pole in deutschem Gewand
 Pole mit derber
 Arbeitshand
 Deutscher in Deutschland
 mauerst Steine
 auf fremde Häuser
 wohnst bei Kinderfee
 lebst frauenfrei
 umd schürfst
 Verwandtengold
 besuchst
 feuerwerkschlafreich
 Dein Gold,
 Deine Familie
 
 
 
    
 
 Mercury
 
 
 Bote der Musik
 des Gottes
 mit hallender Stimme
 
 Quecksilber
 der Verwandelbarkeit
 
 Dein Fieber stieg jeden Tag
 und Du versangst Dein Leben
 verliebtest Deinen Körper
 
 Liebtest und triebst es
 egal mit wem
 doch einmal waren drei dabei
 kein Geschrei
 aber schlich sich ein
 
 Dein Immunsystem
 war nun
 die Musik
 
 
 
    
 
 Liederlich
 
 
 Deine Bestimmung heißt Leben
 Leben ist Lieben
 Lieben ist Geben
 Liebe ist Leben
 und doch mußt Du nehmen
 lernst Du hassen
 und mußt Dir nehmen lassen
 Leben, lieben, liederlich
 Veilchen und Vergißmeinnicht
 Leben ist so fürchterlich erschrecklich
 und Liebe unentbehrlich
 so schrecklich verzehrlich
 
 
 
    
 
 Menschlicher Geist
 
 
 Zuordnungsmaschine
 Verknüpfungsrelais
 Adrenaline
 Gedankenturbine
 Träumespiegel
 Visionenflügel
 Quälgeist
 Bilderreise
 Angstschweiße
 Wortgewirr
 Geistesblitz
 Liebeshitz
 Trauer
 Freude
 Schmerz
 Liebe
 Frust
 Lust
 
 
 
    
 
 Leben ist immer
 
 
 Leben ist immer
 vor allem jetzt
 entscheidest Du
 ob Du schaust
 oder spielst
 
 Der, der schaut
 sitzt auf der Bühne
 Der, der spielt
 ist eine Figur
 vor der Tribüne
 
 Harlekin
 im Tausch
 Spielt das Alte
 und das Neue
 
 Der Tod war Leben
 gab Leben
 und ist Leben
 
 Nur die Schausitzer
 wechseln
 Die Bühne bleibt
 und Harlekine
 spielen
 auf Galerien
 Clowns
 auf Bühnen
 
 
  bis 
 der Tod
  den Tod 
 
  sie 
 erreichen
  erreicht 
 
 
    
 
 Spielepflicht
 
 
 Sag Deinen Kindern nicht, wie sie es machen sollen.
 Sag ihnen, wie sie es machen können.
 
 
 
    
 
 Phantomtochter
 
 
 Ein Teil ist mir
 amputiert worden.
 Sie gewinnt eigenes Leben
 stillt nicht meinen Schmerz
 Phantomschmerzen
 meiner Phantomtochter
 Einmal im Monat
 kommt sie
 aus ihrem Wiesenhimmel
 um meine Bäume zu bestaunen
 und aus meinem Bach zu trinken
 
 Jacqueline
 Deine Bäume sind gewachsen
 der Bach fließt stet
 ich laß die Bäume leben
 sie schatten die Sonne
 
 Schattenspiele
 Deiner Fingerhände
 Grünflecken
 im Sonnenspiel
 
 Garten Deiner Kindheit
 pflanze Bäume
 fließt der Bach
 Deine Träume
 zu murmeln
 
 
 
    
 
 Fraktale
 
 
 Jeden Schultag
 so halb
 herumgebracht
 Zug der Wälder
 Blick der Felder
 
 Manches Schuljahr
 nicht
 zum Ende geführt
 Zug der Wälder
 Blick der Felder
 
 Die große Liebe
 von fern
 umwandert
 Bann
 des eigenen Auges
 
 Von Arbeit
 zu Arbeit
 geflogen
 Floh der Unrast
 
 Sechs Lehren begonnen
 zwei zum Ende geführt
 Blick der Stärke
 Mond der Schwäche
 
 Dreimal im Niemandsland
 Sandkörner
 gezählt
 
 Frau gewonnen
 Familie begonnen
 und ein Kind
 verschwand
 
 Noch ein Kind
 belebt
 am Leben dran bleiben
 gesund bleiben
 
 Blick der Stärke
 Mond der Schwäche
 
 
 
    
 
 Narzissen
 
 
 Narzissen
 gepflanzt
 im Humus
 der Phantasie
 füllst den Blütenbecher
 mit Nektar
 eigenen Saftes
 
 Narziß
 gebannt
 am spiegelnden See
 trinkst ihn leer
 mit Liebesblicken
 
 Narziß
 die Narzisse zur Hand
 einen Garten gepflanzt
 
 Narziß
 Gärtner im Narzissenbann
 
 
 
    
 
 Trink mich aus
 
 
 Leben
 trink mich aus
 verlaß mich nicht
 meine Frau
 schenkt Rosen ein
 sie schneidet sie
 im Seelengarten
 
 
 
    
 
 
  Frühlingserlachen 
   | Frühlingsblüte Kirschenknospe
 
 Weiße Äste
 Honigtau
 
 geblühtes Land
 Lichterbrunnen
 
 Weberknechte
 Sprungforelle
 
 Rhabarberstange
 Johannisbeere
 
 Haselzweige
 Apfelschaum
 
 Birkengrün
 Frühlingstriebe
 
 
  | Blättertraum rosa Saum
 
 Morgensonne
 Bienenwonne
 
 ergrünter Wein
 warmer Stein
 
 saubrer Sand
 Schuppenglanz
 
 Doldenblume
 Knospe bricht
 
 Troddelschmuck
 Nymphenglück
 
 Falterschwung
 verliebter Winter
 
 
  |  
     
 
 
 Freunde
 
 
 gestern wart Ihr hier
 und Euer Lied verklang
 im schrägen Ton
 
 Der Lärm einer Woche
 verstärkte ihn
 
 Sind dankbar
 für Anteilnahme
 
 aber Ihr lachtet
 und spracht
 zuviel
 
 
 
    
 
 Zum Teufel, Angst
 
 
 Wann wird Dich der Teufel holen,
 Angst?
 Du bereitest die Hölle
 da gehörst Du hin.
 
 Warum gehst Du nicht
 ins Fegefeuer?
 Leid
 Du bereitest Schmerzen
 geh zurück!
 
 Ertränk Dich im Wasser,
 Unglück!
 Du faßt mir an die Gurgel
 schnür sie Dir selber zu!
 
 Der Himmel hat Dich
 auf die Erde geschickt,
 Freude
 bleib doch hier!
 
 
 
    
 
 Poem
 
 
 Ein Poem wächst
 und eine Träne
 fließt für jeden Vers
 
 
 
    
 
 Rösselsprung
 
 
 Rösselsprung
 Rosensprung
 
 taktischer Zug
 daktyles Lied
 
 
    
 
 Markttag
 
 
 Hört her!
 Hört her!
 Es ist Markttag!
 Der Zuckerbauer
 breitet seine Äpfel aus
 Marktbärbel
 leuchten
 ihre Kürbisse an
 und der Pantomime
 tanzt
 zwischen weiß
 und schwarz
 Der Brunnen
 schenkt Wein
 und der Hofbräuer
 lädt zum Bier
 Auf einem Seil
 gespannt
 von Kirche
 zu Rathausturm
 springt eine Göre
 im rosa Tüll
 der Vater
 in gelb
 in schwarz
 radelt auf
 treidelt ab
 
 Es ist Markttag!
 
 Rinder blöken
 Schafe mähn
 Der Regenbogenhahn
 setzt zu seiner Strophe
 über die Hühner an
 
 Markttag!
 
 Der Pantomime
 verknotet seine Gliedmaßen
 ein rosa Ball
 springt in den Himmel
 und der Karren der Bärbel
 feiert Halloween
 
 
 
    
 
 Malersommer
 
 
 Vom Steg abgestoßen
 eine Nelke im Mund
 das Kanu
 zur Fischerinsel
 gelenkt
 mäßiges Hantieren
 Wellenwippe
 Knirschend kiesauf
 im Thymian
 ein Tuch aufgeschlagen
 eine Flasche geköpft
 ein Baguette gebrochen
 Schafskäse
 Königsoliven
 Becher vollgerandet
 Wein
 von Cezanne
 und
 Van Gogh
 geträumt
 im flatternden Licht
 eines Sommersees
 
 
 
    
 
 Luzifer
 
 
 Luzifer
 geflogen über den Herrn
 erleuchtest eignen Stern
 von neuen Ideen getroffen
 schafftest fremdes Hoffen
 Der Herr nahm
 und verstieß Dich
 Dein Ideenrausch
 flammte zur Erde
 und entzündete
 ein neues Feuer
 im Garten Eden
 warteten Prinz
 und Elfe
 Du
 sie zu verderben
 ihn zu verführen
 das Tor
 schloß
 die Erkenntnis aus
 
 Luzifer
 bist Du der flammende Engel
 am Garten Eden Tor?
 Die Schlange hat sich gemacht.
 
 
 
    
 
 Robbenschrei
 
 
 Polareis
 Robbenschrei
 Schrei in weiß
 
 
 
    
 
 Für immer
 
 
 Liebst Du mich?
 
 Immer noch,
 schon wieder,
 für immer.
 
 Ich liebe Dich.
 
 
 
    
 
 Russischer Wein
 
 
 Russischer Wein
 im weißen Topf
 Pendelreben
 Blättertreiben
 Grünlingsschopf
 
 
 
    
 
 Gewissen
 
 
 Einmal hast Du recht
 hunderte Male
 quälst Du mich
 
 
 
    
 
 Erinnerndes Netz
 
 
 Schnurdichte
 in meinem Kopf
 
 schüre Lichter
 unterm Gedankentopf
 
 schnüre Gedichte
 zu festem Zopf
 
 knüpfe ein Netz
 das meine Erinnerung fischt
 
 
    
 
 Traumsteine
 
 
 Der schwarze Körper meiner Alpträume
 trägt all die Farben, die meine
 leichten Träume beschwingen.
 Er blickt in meinen Schlaf mit
 Diamantaugen aus feinstem Blauweiß.
 Die Lichter werden gekrönt
 von einem indischen Blutstropfen
 aus dem Schoß der Erde, einem
 schweren Rubin der Seele.
 Seine goldenen Samthaare
 werden geschnürt von Barockperlen
 in weißgrünem Glanz.
 Das Perlmutt seiner Muschelohren
 rauscht im Traum einer Königsschnecke.
 Die Druse, gefüllt mit Amethysten,
 violettet den Klang der Farben
 seines Mundes.
 Seine Thyrsennase singt ein bacchantenes
 Lied vom Wein der Sehnsucht unter
 grünenden Laubstäben.
 Seine Adamas Wangen glitzern
 im Wald kleiner Diamanten.
 Sein Hals kalifornischer Steinbäume
 ist der Schwanenhals turmaliner
 Atemzüge und aquamariner Sprache.
 Sein Schluchzen um bernsteinerne Liebe
 füllt seine diamantenen Augen mit
 tränernen Saatperlen.
 Die Schildkrötenplatten langsamer
 edelgasbehauchter Atemzüge decken
 elfenbeinernes Lungenfleisch.
 Korallenfarbene Adern brechen
 blutsteinerne Muskeln und pumpen
 Blutjaspis vom Herzen aus goldenem
 Jonquaille zu den Tropfsteinen
 feiner Kapillaren.
 Seine Liebesarme sind stark
 wie achatene Elefantenrüssel.
 Pendeloque in kleinsten Formen
 rieseln aus seinen Händen,
 die stärker als ein Kooh-in-Nor
 oder ein Sancy erglänzen.
 Die Bauchdecke bergkristallner
 Muskelstränge spannt über
 Därme satter, grüner Smaragde.
 Seine Rückenhaut ist bespannt
 mit feinstem Alligatorenleder,
 in dem die gegliederten Muskeln,
 Reihen aus Choker und Chute,
 zittern.
 Eine große Navette
 über alabasternen Äpfeln
 schickt das Lametta seiner Traumliebe
 in den Boden feinster Muttererde
 brauner Turmaline.
 Aus diesem Blaugrund
 entstehen die seidenen Kinderfäden
 meiner diamantenen Spinnenträume
 gescherbelt im Kristallglas
 blauer Sprünge
 Seine Barocksäulen
 obsidianfarbenen Schörls
 springen von einem Traumkontinent
 zum andern,
 von Elfenbeinmonden
 zu Edelgasriesen.
 Die Abdrücke seiner nephritenen Füße
 verwandeln den Rheinkiesel in messerscharfen
 Beilstein.
 Aus ihm entsteigt der Blutstein,
 mein silberner Weltschmerz,
 der immer wieder Tränen aus rosa Saatperlen
 zu mir schickt.
 
 
 
    
 
 Der Sämann
 
 
 Aus seinen Jadesäcken, grün, weiß, rot,
 schleudert er Feueropale, Saphire, Katzenaugen,
 Türkiskürbisse, Smaragdworte,verträumte Turmaline,
 Augenachat, Venushaar und Wolkenachat,
 die in seinem Atem verwehen.
 
 In seinem Karfunkelgarten züchtet er
 Gemmen, Intaglios, Kameen, Türkis-Matritzen,
 wirft Saatperlen, erntet Tropfenperlen,
 hier hinterlassen Trompetenschnecken
 Pinkperlen, Antillenperlen und Conch-Perlen,
 hier stellt er Augenachat auf,
 der den Vogel Rock verscheucht,
 und Katzenaugen, die das Venushaar
 vor Gorgonen schützen.
 
 Er erntet Baguettes vom Baumstein,
 fällt kalifornische Steinbäume mit Beilstein,
 damit das Diamantenfeuer frei leuchten kann.
 Durch seine Beryll schätzt er das Wachstum
 von Blister-, Bouton-, Barock-, Monstre-,
 Flügel-, Tropfen, Saat- und Conch-Perlen.
 
 Im Elektronbecken gedeiht die Koralle.
 An ihren Armen wachsen Grossulare,
 die den Kiwi locken.
 Das Falkenauge schützt den Harlekinopal
 vor Diamantenblitzen.
 Am Holzopalzaun wachsen Himbeerspat, Hyazinth.
 Heliodor leuchtet über dem gesamten
 Landschaftsachat.
 Das Fuchsauge lugt am Nilkieselfluß, ob es nicht
 ein paar Wasseropale oder Rheinkiesel fangen kann.
 Das Tigerauge beobachtet das Fuchsauge. Das Luchsauge
 macht sich aus dem Diamantenstaub. Katzenauge miaut.
 Der Sämann lutscht Zimtsteine.
 Er vergleicht Türkis- und Opalmatritzen. Bezahlt
 hat er sie mit einer Opaldoublette.
 Nebenbei richtet er sich einen Opalsalat aus
 Olivin und Palmira-Citrin.
 Er gräbt mit seinem Spat am Ruinenachat
 der alten Imperial-Jade. Im Sonnenstein
 findet er immer wieder Sonnenopale.
 Seine Kinder, Zwillinge, genannt Siamrubin
 und Siamsaphir, weben an einem Spitzenamethyst.
 
 Ein Türkis klopft an der Holzopaltür, fragt,
 ob man ihm einen Yagstein abkauft.
 Er hat den Yagstein unter einem Tuch aus
 Yünnan-Jade mitlaufen lassen, und der Sämann
 überlegt sich, ob er noch ein paar Opaldoubletten
 benötigt. Sein Freund Plinius braucht noch
 ein paar Preßbernsteine und Plutonit-Knochen.
 Er zahlt gut dafür. Er bietet Türkis einen Strauß
 Rosenquarz mit Rosenschliff an. Die wachsen dieses
 Sternjahr besonders gut unter Moosjaspis, Moosopal
 und Moosachat. Unverschämterweise verlangt Türkis
 noch drei Milchopale. Sie einigen sich auf ein
 kleines Ochsenauge. Sämann legt noch einen Kaprubin
 drauf.
 Von dem Erlös will er einen Turmalin unter
 Wolkenaugen errichten.
 Er nimmt noch eine Fischsilberperle aus den Muscheln
 im Elektronbecken, damit Siamrubin und Siamsaphir
 etwas zum Abendessen haben. Ihm reicht der Opalsalat.
 
 Der Sonnenstein geht in einem blutsteinernem Rot
 unter.
 Die Planetenachate erscheinen jeden Abend als
 die ersten Lichtzeichen.
 In der Sternachatnacht leuchten Sternrubine,
 Sternsaphire und schwarzer Mondstein vorm
 Juweliersamt.
 Die Monatssteine stehen im Drachen.
 Das verheißt guten Feueropel, aber eine magere
 Wasseropalernte.
 
 
 
    
 
 Lamettametalle
 
 
 Dieser blättrige Tag aus Gold
 verscheucht
 die Patina alter Kupferjahre.
 
 Die Bleisteine meiner Krankheit
 dämmern in messingnem Glanz,
 eine Illusion, die den
 Aluminiumzeppelin mit
 meiner rostigen Eisenkabine
 zu silbernen Aussichten
 meiner quecksilbernden Freude
 führt.
 
 Die schwache Bronze
 letzter Jahre
 zerbricht am Titan
 meiner Zuversicht
 und Platin
 meiner Hoffnung.
 
 
 
    
 
 Zeilen
 
 
 Zwischen tausend Zeilen
 sind mir
 Frau und Kind
 verlorengegangen.
 
 Ein Spaziergang
 durch Salzsenderzeile
 und Ledererzeile
 hat sie mir
 zurückgebracht.
 
 Ich liebe sie mehr
 als jedes meiner Gedichte.
 
 
 
    
 
 Abwesend Anwesend
 
 
 Meine Worte versinken
 in einem augenerstarrten See
 Mein mauergeschluckter Schall
 kehrt zu mir nur in Schweigen zurück
 Aus Deinen vereisten Lippen
 strömt schmelzloser Rauch
 Deine fruchtbare Stirn vergangenen Lachens
 furcht ein furchtvoller Acker
 Du erfrierst
 in meiner verdunkelnden Abwesenheit
 Du schmilzt
 in meiner wärmenden Anwesenheit
 Meine tönerne Stimme
 schlägt in dir volle Glocken an
 Wir wechseln in ein Treibhaus
 und hauchen uns
 mit blühenden Küssen warm
 
 
 
    
 
 Meerjungfrau
 
 
 Muscheln Korallen Walebein
 Prinzenkuß Zungenschnitt
 Messerfuß Mädchenfund
 Prinzenfund Messerschmerz
 Ballsaaltanz Mädchentraum
 Windschiffahrt Hochzeitstraum
 andres Kind Königskind
 Messerfuß in Jungfrauherz
 Meeresschaum Salzelfen
 im Licht
 einer neuen Hoffnung
 
 
 
    
 
 Wörterkeim
 
 
 Im Liebeshumus
 ist ein Blatt gekeimt
 Es trägt seinen hellen Schrei
 in die versprochene Welt hinaus
 Ein Lachen züngelt einen Trieb
 vieler Silbenblätter
 der Sprachensonne entgegen
 Mit Wortzweigen
 teilst Du Deine
 ersten Silbenwörter
 der Lexikonrose mit
 Ein Wortstamm
 wird Deine Stimme
 Buchstabenjunge
 Dreisatzzweige
 fordern die wispernde Geduld
 freundlicher Antwortespen
 
 
 
    
 
 Wellenberge
 
 
 Tränenreicher Blauwal
 im tränenden Meer
 der Stimmung
 
 Die Flut dauert ein Jahr
 und Du schwimmst
 in die Städte der Menschen
 
 Deine Ebbe zieht Dich
 in trübes Meer zurück
 und mußt ein Jahr
 um klare Blicke kämpfen
 
 Die Gezeiten des Mondes
 singen Dich auf
 schwingen Dich ab
 manchmal an den Strand
 wo Dich Aborigenes Geschwister
 dem Meer zurück antragen
 
 Der blaue Himmel
 verzehrt Deinen Sprung
 und hörst Dein Herz schlagen,
 wenn Dein Körper
 die Wogen erprallt
 
 Die kleinen Wellen
 der Tage
 sind kein Schaden
 sie umschwimmen Dich
 und Du versinkst nicht
 im Wellental
 
 Ein Tsunami dagegen
 bringt Dich in große Gefahr
 So groß wie Du
 bis zur Fluke
 schwemmt seine Welle
 Dich an Land
 und zieht Dich zurück
 in ein trauriges Wellental
 
 
 
    
 
 Reich der Mitte
 
 
 Die chinesische Mauer
 Dichterfugen
 Mörtelwörter
 
 Asiatische Heilkunst
 läßt den Kaiser genesen
 
 Mongolische Horden
 auf Raubtierpferden
 hält sie zurück
 
 Sie bannt
 seinen Schritt
 in sibirische Wälder
 an der Linie
 verstandbesetzter
 Kapitulation
 
 Die schweigenden
 Schneespitzen
 des Karakorums
 wird er von hier
 nicht mehr erklimmen
 
 Salzige Tränenseen
 in asiatischen
 Trümmersteppen
 entspringen
 nur noch
 seinem Auge
 
 Die Seidenstraße
 gekordelt bis
 zum weißen Stier
 der Griechen
 wird seine Schritte
 nicht mehr fassen
 aber ihren Tribut
 wirft er sich über
 
 Bleibt ihm doch
 ein Land
 (ein Planetenvolk wohnt)
 voll bunter Tänze
 und seltsamer Zeichen
 
 Ein See weint
 Reiskörner streuen
 und
 eine Nachtigall singt
 
 
 
    
 
 Mädchen
 
 
 Auf dem Weg
 in die Berge
 bist Du einem
 Gemsenkitz
 nachgelaufen
 Das Kleine
 kam gut voran
 aber Du
 hattest
 Dein Gefühl
 verstaucht
 Ich rief Dich
 Du hast
 Deine Augen
 gesenkt
 und
 Deinen Mund
 verschlossen
 
 Ich mußte in die Felsen steigen
 Deinen Blick zurückzugewinnen.
 
 
 
    
 
 Lindwurm
 
 
 Der Lindwurm ist wieder neben mir.
 Ein Zelt aus rotestem Feuer ist sein Begleiter.
 Er haucht grüne Giftdämpfe in meinen Atem.
 Juwelen hat er mir abgefordert,
 daß sein Säuredunst im Schwefelmagen bleibe.
 Die Lavazunge in seiner Schuppengruft
 erzählt mir von allen Dingen der Entstellung.
 Dabei wedelt er genüßlich mit seinem Stachelschwanz.
 Seiner rauhen Kehle entringen sich selige Worte
 über Haß, Rache und Krieg.
 
 Mein Name ist Georg.
 
 Ich ziehe mein Schwert und enthaupte ihn.
 
 
 
    
 
 Goldener Fischer
 
 
 Der Himmel bedeckt mich.
 
 Seine graue Tarnkappe
 umfängt meinen See,
 der klar wie die Luft ist.
 
 Seerosen, Schachtelhalme
 und Wassergräser
 lenken meine Schritte
 über sein Spiegelsilber
 zu meinen Schwärmen
 von Fischen in Rotgold.
 
 Ich habe güldene Blütensonnen
 der Mitte des vergangenen
 Jahres bei mir,
 die meine stummen Freunde nähren
 wie Bienen der Nektar
 
 
 
    
 
 Traumwüsten II
 
 
 Ich bin schon lange
 aus Traumwüsten zurückgekommen
 und habe Sandkörner zu zählen
 mit Freude aufgehört.
 
 Wir haben uns eine Oase geschaffen
 mit Idolen, die unsere Liebe verehren
 Ich hab Dir ein Geschenk gegeben
 das unsere Liebe erneuert und verzehrt.
 
 Lotos gibt die Speise, sein See das Wasser,
 welches uns und seine Blüte ernährt
 auf weißen Blütenpapieren
 schreib ich die Sprache,
 die unsere Liebe vermehrt.
 
 Ein Zaun aus Hyazinthen und Lilienschwert
 hält uns im Bade, das erquickend Seelen labt
 Goldfische streifen unsere Beine
 auf der Suche nach Samen,
 die Einsamkeit weiß tönen.
 
 Du kredenzt mir die Frucht Gottes
 sein Herz dienst du mir an
 in seichten Seeträumen
 liebt er uns tränkend an.
 
 Der Oase grüne Bäume
 alter Zeit junge Träume
 der sandigen Räume
 eines vergessenen Orts.
 
 Früchte fallen von alternden Pflanzen
 Obst, so jung wie unser Blut
 Wir nennen sie datteln und Feigen
 führen ihr Geheimnis zum Mund.
 
 Ich habe hier gelebt
 und bin woanders gestorben
 Du hast ein Sandkorn angefaßt
 Ich nehm es Dir aus dem Auge
 und schau voll Liebe Dich an.
 
 Du zelebrierst nun mit mir
 den Tanz des Lotos
 vernimmst unsern leidsamen Schmerz
 auf dem Boden eines Kelchs
 der unser Herz in Erinnerung verführt.
 
 Wir trinken den Glanz weißen Blutes
 umfangen das blaue Auge des Sees
 aus ihm steigt empor die rötende Sonne
 die ihr Licht in unsere Seelen webt.
 
 Ihr Tag ist vorbei
 Der Garten ist müde
 Der Tau rollt sich auf Blätter ein
 zu wachen sind wir zu voller Schlaf
 
 Wir suchen die sachte Wärme eines Feuers
 das Gott in uns gezündet hat
 wir rücken näher zusammen
 Orpheus nimmt uns beide in den Arm.
 
 Aus Traumwüsten sind wir beide zurückgekehrt
 abgeschlossen ist schon lange sandige Bilanz
 wir träumen von lachenden Gärten,
 die Kinderstimmen ertönen lassen.
 
 Wir erwachen im belebenden Morgen
 Die Traumwüste schleicht sich im Garten ein
 Palmwedel lassen uns kehren
 was die Liebe zerbricht
 in unserer Götter Tempel.
 
 Aus den dattelwipfeln lachen uns
 spielende Kinder an
 Sie klettern wie behendeste Affen
 wir nehmen sie in unsere Arme.
 
 Die Milch aus weißbrauner Schale
 ihre schneeige Frucht
 stillt den Glanz traumtaumelnder Südseeinseln
 und auch unsrer Kinder Hunger und Durst.
 
 Wir bestellen den Garten im Grünen
 pflanzen Lotos und trinken Ambrosia
 jäten, was Hunger uns schafft
 hegen, was unsrer Kinder Ungestüm
 verzehrt, wenn keins mehr ist satt.
 
 Die Kinder zählen wir wie die Affen
 der Blick vermag kaum Köpfe zu trennen
 Unsere Namen erkennen sie genau
 und kommen, sich vertraut zu machen.
 
 Die Wüste rinnt durch die Sanduhr
 Korn für Korn nimmt sie Zeit von uns ab
 ich beendete das Körnerzählen
 Ich wusch mit Zeit mich ab.
 
 Sandkörner blieben an mir hängen
 ich streifte sie nicht weg
 kann ich sandig sie erkennen
 kehr ich leicht aus Traumwüsten zurück.
 
 Viele unsrer Freunde
 suhlen sich heute noch im Sand
 Sie haben schon lange vergessen
 daß sie sind im Traumwüstenkreis
 umklammert von Myriaden Sandkörnern.
 
 
 
    
 
 Grieche
 
 
 Du hast im Winter
 ein Sonnentor geöffnet
 
 Mein Baum dankt es Dir
 mit den goldenen Äpfeln
 der Hesperiden
 
 
 Du hast unsre
 kalten Kissen gewärmt
 
 Ich danke Dir
 mit dem goldenen Vlies
 von Kolchos
 
 
 Ich schieße die falschen Freier
 vom Himmel ihres Banketts
 
 Du vergiltst es mir
 mit einem weisen Rätsel
 
 
 Du willst halten
 meine Sehnsucht
 
 Bindest mich an ein Bett
 aus einem einzigen
 Olivenbaum
 
 
 Du hast mein Herz
 aus gleichgültigem
 Wasser gefischt
 
 Ich danke es Dir
 mit Mut und Liebe
 
 Odysseus
 
 
 für meine Frau
 
 
 
    
 
 Rotgepunkteter Baum der Kirsche
 
 
 Gebierst Zwillinge, Drillinge, Vierlinge.
 Die Seide Deiner Frucht umspannt einen
 Mantel süßen Erquickens.
 Ein gehärteter Holzkern verbindet
 saftiges Fleisch mit leichtem Stiel.
 
 Niedrige Äste verlangen Erklimmen
 kleiner Kirschengeister.
 In geschachteten Ästen pressen
 sich fröhliche Beine
 an das Gabelholz eines
 Frühsommers.
 
 Trauben frohen Genusses perlen
 ihren Saft in kleine Münder.
 Samen fliegen weite Bögen
 durch die frische Luft.
 
 Bauchschmerzen verlassen
 die alten Gesellen
 auf der Suche
 nach jungen Brunnen.
 
 Ein Kern ist in freien Boden eingetreten
 und wartet auf
 ein feuchtes, warmes Frühjahr.
 
 
 
    
 
 Weil ich Dich liebe
 
 
 Warum schickst Du mich zum Arzt?
 Weil ich Dich liebe
 
 Warum gibst Du unser Kind fort?
 Weil ich Euch liebe
 
 Warum tust Du uns das an?
 Weil ich uns liebe
 
 Warum liebst Du mich?
 Weil ich Dich liebe.
 
 und weine seit drei Tagen
 silberne Bäche
 
 
 
    
 
 Streit
 
 
 Heiße Bögen geschmolzener Streitworte
 brennen schwarze Löcher in den Rasen
 der Liebe. Der heiße Dampf der Eifer-
 sucht und der dunkelnde Dunst der Rache
 schweben über einem zartgrünen Wald der
 frischen Jugend, neuentstiegen alter
 Verlustasche. Die zwitschernden Freu-
 denvögel suchen ihr Heil in zielloser
 Flucht.
 
 Warme Mutterwolken steigen am Himmel
 auf. Es regnet Himmelstränen der Hoff-
 nung. Der schwärzende Hochofen im zier-
 lichen Lebenstal verlischt und wird vom
 nahen Ahnungssumpf verschluckt.
 Freudige Zwitschervögel kehren in den
 Wald zurück.
 
 Die beiden Menschen, denen dies alles
 galt, vereinigen sich nun doch noch zu
 einem Körper der Menschwerdung.
 
 
 
    
 
 Andrea: Josephine
 
 
 Ich bewege mich einen Schritt auf Dich zu
 und stehe am Weltenrand eines neuen Tages
 
 Wir nehmen unseren Mut und legen ihn
 auf die Schwelle rötender Morgendämmerung
 
 Hier fanden wir vor drei Jahren den Baum
 unserer wachsenden Liebe. Er trägt
 die goldende Sonne des neuen Tages
 auf schwarzen Ästen in strahlenden Blättern
 
 Der Krug unserer Zärtlichkeit läßt uns
 einen kleinen Spritzer auf seine grindigen
 Wurzeln geben.
 Der Baum streckt sich und die Rinde erglänzt
 
 Wir schlagen Kreuze und schreiten
 in die Kathedrale leuchtender Fenster
 eines bunten Scherbenhimmels
 
 An den Bänken der Sehnsucht vorbei
 schreiten wir zum Altar der Kinder
 
 Wir legen einen Zweig unseres Lebensbaumes
 als Opfer in die goldene Schale der Erinnerung
 
 Wispernde Stimmen ungeborener Seelen
 ermutigen uns zur Bitte um ein weiteres Kind
 
 Der lachende Gott unsrer Kindheit
 wirft mit Perlen um sich. Sie treiben uns
 in die eisigen Schauer eines Märzentages
 
 Ich möchte Dich umarmen. Du schweigst
 und legst mir eine schwarze Perle in die Hand
 
 
 
    
 
 Alter Garten
 
 
 Eisentor
 Maschengitter
 zertretner Lattenzaun
 Alter Garten
 verjüngter Kirschbäume
 kleiner Herbstobststämme
 seidenblättriger Weiden
 hinein bauten wir Kinder
 ein warmes Nest
 aus Maschenzaun
 an Drahtschlingen
 hängend
 gepolstert mit Gras
 Weidenarme wogen
 unsere warmen Kinderleiber
 
 In den feuchten Kopfschmerzsaft
 grünender Weidentriebe
 bohrten wir entschärfte
 Taschenmesser
 zerrissen die Rinde
 
 Eine alte Hütte
 vor dem Krieg
 vor den Zaun
 gebaut
 verströmte ein
 Odor unbestimmter Angst
 
 Zwei kleine Kammern
 oben, unten
 alte Reichspfennige
 in vergessenem Blumenhumus
 zerscherbelt im Bodenmulch
 der Dachboden stapelte
 Propagandamaterial
 eisige Schauer flogen
 über unsere Rücken
 
 Schwer bewaffnete Sturmtrupps
 trugen das Heil
 in ahnungslose Karpatendörfer
 Die Feldküche funktionierte
 nur für die Armisten, wenn
 bestimmt nur auf der Skizze
 
 Zwei Durchschüsse im Gitterglas
 der Dachkabine erzählten
 von zerbrochenem Kristall
 und gelben Sternen
 
 Wir ahnungslosen Kinder
 nahmen nur einzelne Teile
 eines perfiden Puzzles wahr
 Der alte Garten war mal jung
 Spiele auf Bäumen
 verboten sich damals nicht
 zu klein
 Die alte Hütte roch damals
 noch nach frischem Mörtel
 
 Nur wir Kinder verspürten
 die tief eingegrabene Angst
 eines gejagten Menschen
 
 
 
    
 
 Merlins Apfelbäume
 
 
 Du siechtest in meinen Armen
 Ich ritt mit Dir durch den Wald
 der stachligen Wunder.
 
 Merlin zu sehen war ich gekommen.
 Er verlangte das Kind unter
 Deinem Herzen als Bezahlung für
 seine Heilkunst. Er hatte schon
 zweimal gefordert und bekommen.
 
 Zu seinem Schloß führte diesmal
 eine schwertscharfe Brücke.
 Meiner schwachen Rüstung entnahm
 ich die zwei stärksten Platten.
 
 Doch so stark wie mein nächstes
 Mittel waren sie nicht.
 Hinter der Brücke trat ich vor
 Merlin. Auf meinen Armen trug
 ich Frau und Kind.
 
 Ich zitierte den Eid des Hippokrates.
 Merlin nickte langsam. Er strich
 meinem Weib eine Salbe auf die Stirn.
 Er erklärte meine Gattin für gesund.
 
 Auf einer Apfelbaumwiese laufen uns
 zwei besonnte Kinder entgegen. Sie
 erkennen uns und ziehen uns unter
 weiße Apfelblüten in einen erwachenden
 Sommer.
 
 
 
    
 
 Herbstzeitlose
 
 
 Der Herbst hat uns gesät
 Uns, die Kinder der Herbstzeitlosen
 Töchter und Söhne eines schwachen Halts
 matter Farbtöne im kalten Licht
 eines kommenden Winters
 Darin sinken unsere Doldenköpfe
 in den schlafenden Boden zurück
 Dort erwarten wir die Auferstehung
 freundlicher Narzissen
 die von fern Frühlingsgrüße
 an unsere erinnernden Wurzeln senden
 
 
 
    
 
 Gesichter
 
 
 Du liebst unserer Töchter Gesichte
 Ich liebe meine Gedichte
 Es ist Zeit für unsere Gesichter
 Zeit für hellere Lichter
 
 Was ich kann an Dir dichten
 findest Du in mir an Geschichten
 Was nur die Liebe kann richten
 soll sie richten - richtig richten
 
 
 
    
 
 Fremde Welt
 
 
 Nicht ich bin falsch
 der Globus ist fremd
 Gebt mir doch die Erde
 die kein Leiden kennt
 
 
 
    
 
 Rose, Deine Gedichte
 
 
 Rose - Du schreibst schöne Gedichte
 ich wünschte, so könnte ich auch
 Ich wußte um Deine Träne.
 und dachte, sie schaffen schönen Hauch
 jetzt schreib ich schöne Gedichte
 aber weinen - weinen muß ich jetzt auch
 
 
 
    
 
 Ahnungen
 
 
 Der Strom meiner Gedichte
 entspringt meinen Lippen
 Ein paar hartnäckige
 sind geblieben.
 Sie warten darauf,
 meine Seele auszurauben
 Doch ich höre in meinem Gedankenwald
 neue Quellen plätschern.
 Angstvoll machen sich die dunklen
 Ahnungen aus dem Staub
 
 
 
    
 
 Stadtverteidigung
 
 
 Die synthetische Stadtmauer ist unter dem Druck
 der psychotischen Gedanken gefallen.
 Allerorten fließt Herzesblut. Brandschatzend
 rennen sie die Häuser freundlicher Antwort,
 gutmütigen Vertrauens und Anteilnahme nieder.
 In den zielstrebigen Alleen lodern Bäume der
 Freude, guter Zuversicht und der Hoffnung.
 Sie baden sich im Brunnen verständnisvollen
 Schweigens und werden nicht müde, ihre Klepper
 bittere Erkenntnis urinieren zu lassen.
 Die Gedankenrose ist in Scherben zersprungen.
 Und die Königin freundlichen Landes sitzt
 auf ihrem Thron der leuchtenden Freude und
 schweigt. Ihr König kämpft irgendwo in den
 Avenuen hellen Lichts. Drei Recken, Beistand,
 Glaube, Kampfesmut, unterstützen ihn. Sie haben
 Botschaften in die Burgen im Schlafwald geschickt.
 Sie wissen noch nicht, wann die Nachhut kommt.
 Sie hoffen, durchhalten zu können. Doch die Moral
 ist gut.
 
 
 
    
 
 Salzbergwerk
 
 
 Ich kann meine Gedichte nicht mehr sprechen.
 Sie sind entschwommen in einen See aus Salz.
 Meine Augen können kaum noch weinen.
 Meine Frau steht im Bergwerk und versucht,
 neues Salz zu gewinnen. Ich leuchte ihr.
 
 
 
    
 
 Erkenntnis
 
 
 Klare Erkenntnis lag jeden Abend in meinem Bett.
 Ich trank jeden Morgen von ihrer hellen Milch.
 Bitter war sie einmal. Die schneidende Schärfe
 ihres Augenstrahls warnte mich vor weiterem
 Schluck. Lüsterne Blicke meiner Schafe ließen
 mich so lange davon trinken, bis die Schlange
 von ihrem Apfelbaum auf meinen Knieen saß und
 ihren letzten Apfel vergiftet in meinen Schoß
 legte. Meinem Magen entrang sich ein Seufzen,
 ein weißer Stoß falscher Blicke entschleuderte
 sich bis zu des Baumes Wurzeln.
 Die Kontur löste sich in tausende von Fäden auf,
 und jeder führte einen kleinen Apfel mit sich.
 Sie bewegten sich alle zum Fluß der Lebenden,
 das Wasser kochte auf. Ich fügte die Scherben
 des Kruges, der am Brunnen zerbrach, mit dem
 Kitt der Ausdauer zusammen. Und die Erkenntnis
 wurde wieder klar. Ich hatte gar nicht bemerkt,
 daß Monate vergangen waren, seit ich den letzten
 Schluck getan hatte. Das Kind spätester Hoffnung
 ließ sein Herz neben mir schlagen.
 Ich suchte meine Frau und sah an ihrer Stelle ein
 Aquarium. Sandboden und eine schüchterne Pflanze
 umschwamm ein goldener Fisch. Güldene Blütensonnen
 schwammen an der Oberfläche. Ich blies mit einem
 Strohhalm Luft hinein, doch der Fisch ließ kein
 Auge von der kleinen grünenden Pflanze der
 Hoffnung.
 
 
 
    
 
 Die Uhr sie tickt
 
 
 
 
  XII 
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  VI 
 
    
 
 Die Brücke der Versuchung
 
 
 Sie keilt in Winkeln den Himmel an
 Ihre Stufen steigen achtzig Meter
 Die Bahn ihres Laufs
 überspannt 777 Städte
 
 Ein Schritt, und Du
 bist in anderem Land
 Eine Stufe hinunter
 und Du bist verdammt
 
 Das Land gehört Dir nicht
 Tempel hinter Säulen
 wellende Hügel und Täler
 Schilfteiche
 wie braunes Mädchenhaar
 
 Waldsohlen am Fuß der Berge
 Fruchtbar die geebneten Felder
 und funkelnde Tempelkuppeln
 über einem Kranz roter Dächer
 
 Die Stimmen der Frauen
 raunen in rauhem Ton
 einer fremdartigen Sprache
 
 Schwarzglänzender Obsidian
 ihre Mutteraugen
 und geziert von reizenden
 Falten, die Augen, der Mund,
 sie lachen schön
 
 Ihr Gesicht
 ein Versprechen
 und mehr
 ist Verheißung
 
 doch ich nehme
 meinen Schritt zurück
 zu heiß
 die Brücke der Versuchung
 
 
 
    
 
 Auf der Fährte
 
 
 Fahrradfahren am Innkanal
 
 Leo, Rex.
 
 Zwei Hunde laufen mit.
 
 Toten Fuchs gefunden.
 Sie schnüffeln am Kadaver.
 Haare fliegen, Staub.
 Schimpfen und Tollwut.
 Arzt gesucht und Impfen.
 
 
 Zwei Hunde verreißen mir das Rad.
 Jagd auf einen fremden Hund
 Ich stehe auf, suche Hunde, fremden Mann
 Links unten der Kanal, rechts die Gärten
 Er schnauft hoch, ruft seinen Hund
 ich lauf hinunter, Schlüsselfund
 Hundefund, Kette, Leinenbund.
 
 
 Zwei Hunde hecheln durch die Inn-Ebene.
 Ein Kitz. Beide sind sich einig. Und los.
 Ich schaue und rufe. Sie brechen in einen Wald.
 Nun herrscht Ruhe. Ich warte kalt.
 Kein Blut am Maul. Sie sind zurück.
 
 
 Zwei Hunde hecheln einen Hang hinauf.
 So die Katze. Und beide voll drauf.
 Samtpfote ist schneller. Verschwindet im Stall.
 Sie geben Ruhe. Und folgen - mir treu?
 
 
 Zwei Hunde baden im Inn.
 Und balgen und drohen sich bloß
 Kleine Stimme bellt. Und los.
 Flucht in ein Meer von einem Kanal.
 Sicher und doch in Gefahr.
 Ich reiße die Hunde zurück.
 Kleiner Fox gewinnt Stück für Stück das Land.
 
 
 Zwei Hunde schnappen Stöcke am Inn.
 Und riechen einen Fisch vom Wasser drin.
 Der Angler wird umkreist.
 Wann ist der Reuse Fisch verspeist?
 Ich greife ein. Und werde geschimpft.
 War doch nur ein Fisch vom Inn drin.
 
 
 Zwei Hunde überqueren den Inn.
 Einen Jogger zu schnappen ist drin.
 Spurten los. Und Leo springt.
 Bringt den Mann zur Verärgerung.
 Ich ziehe ihn weg. Keine Verwundung.
 
 
 Beide zurückgebracht.
 Sind müde und still.
 Doch einen Verdacht hege ich.
 Daß Rex die Freiheit wieder gewinnt.
 
 
 Wir zwinkern uns dreimal zu.
 Ich ihn auch. Er kennt mich schon.
 
 
 
    
 
 Weiße Katze auf meinen Jeans
 
 
 Ein surrendes Schnurren
 Senkrechte Ellipsen
 auf honiggelbem Grund
 Weiß vom Schwanz
 bis zur Nasenspitze
 
 Zwei helle Ohren
 bewachen das Vatergrau
 Angesengte Schnurrbarthaare
 messen die Enge genau
 
 Ich massiere
 Rückgrat und Rippen
 kraule Bauch
 und Milchwarzen
 
 Ich streichel am Hals
 Waben
 schließen sich
 zu engem Spalt
 
 Rätsel der Sphinx
 vier Beine zum Laufen
 ägyptenaltes Schnurren
 geht in mir auf
 
 
 
    
 
 Genesis Baum -
 Baum Metamorphose
 
 
 Gleißender Mondfunke
 badet mich im reinsten Licht
 Seinen Wunsch verspüre ich
 begeb mich in die Nacht
 und erreiche den Wald
 Das Raunen der Bäume
 löst meine Kleider
 
 Ich scheue keine Wunden
 den richtigen Baum zu finden
 Er nimmt meine Arme
 und legt mich um sich
 In mir pulsieren hundert Jahre
 
 Die Träume eines Menschen
 überragt dieser Baum
 Und er gibt mir seine Träume
 
 Alle Welt bedeckt
 von einem Wurzelwald
 Freundschaft der Bäume
 im einzigen Wald
 Sonne und Regen
 und ein milder Wind
 
 Jeder Baum ist erfüllt
 von solchen Träumen
 hielt mich nur
 ein einzelner Baum
 
 Meine Füße graben
 die Arme recken sich
 Ich spüre Säfte aufströmen
 entfalte einen Blätterwald
 dufte aus seidenen Blüten
 Rinde windet sich um meinen Leib
 
 Hundert Jahre welkten hinab
 Auf meinem Humus
 erwartet mich ein einsamer Knab
 
 
 
    
 
 Weiden Zauber
 
 
 Ich wandere durch feuchte Auen
 Der Nebel verschlingt mich kalt
 läßt mich in die Wiesen tropfen
 Die Fee bettet mich auf klammes Gras
 und erdankt sich einen Kuß
 Sie zieht mich in trockenes Heu
 und besamt sich mit meiner Liebe
 Ihre Haare sind trockenes Gras
 Weiden ihre elastischen Glieder
 Ihr Perlblut fließt nun in meinen Adern
 es schwemmt mich im gurgelnden Bach davon
 In die Weiden wachse ich flüsternd
 spüre lüsternes Liebesweh
 der Fee mit den Weiden.
 
 
 
    
 
 Januarwind
 
 
 Du hast kein Gefühl für das Zarte
 reißt frühe Blüten mit den Ästen aus
 Du Feind gewachsener Gedanken
 zerstörst Bäume und Dächer, ein Haus
 zerschlägst den Wunsch der Menschen
 nach Wärme, Geborgenheit und Schutz
 treibst sie durch Straßen, Gassen
 Deine Kraft treibt sie zum Sturz
 
 Du unverschämter Ohrfeigenausteiler
 entraubst den Lippen das Wort
 entführst lachende Gespräche
 legst sie nieder, gleich wo
 
 Das Rauschen der Wellen
 bildest Du zu tosendem Mißklang
 
 Schon fängst Du wieder
 zu pfeifen an
 Ich pfeif Dir eins
 schließe die Türe
 und heulst mich an
 aus Einsamkeit
 
 
 
    
 
 Form
 
 
 Ich bin die Form
 wandele mich
 nach jedem Motiv
 
 Bin ich die Hülse
 für ein neues Gedicht
 
 Man facht den Kohlebrand
 goldene Brüche schmelzen
 ein gleißendes Diadem
 entschmilzt sich im Trog
 
 Mein Aug wird gelichtet
 schlucke den edlen Trunk
 verteile ihn im Formenmund
 schließe ihn ein
 
 Ausgeglüht zerbricht man
 meine Schale
 zeigt sich nun ein glänzend Präsent
 
 Es schimmert
 und verschwimmt
 
 
 
    
 
 Grünende Worte
 
 
 Mein Mund formt flüsternd Deine Worte
 Du schweigst sie mir ins Gesicht
 Ich sende es jugendgrün auf Deinen Atem
 verrauchst es auf halbem Weg
 Ich schweige lange Sätze
 erwarte, daß Du sie sprichst
 zerschreibe weiße Seiten
 
 Wann antwortet Dein Gesicht?
 
 
 
    
 
 PLANLISTE
 
 
 Duschen
 Kind
 Frühstück
 Kind
 Aufräumen
 Kind
 Einkaufen
 Kind
 Mittagessen
 Kind
 Mittagsschlaf
 Kind
 Andrea besuchen
 Kind
 Aufspülen
 Kind
 Putzen
 Kind
 Waschen
 Kind
 Hobbies
 Kind
 Besuche
 Kind
 Abendessen(spät?)
 Kind
 Schlafengehen
 Kind
 Nacht
 Kind
 Morgen
 Kind
 
 
 
    
 
 Rose Gabersee
 
 
 Rose
 Deinen Schritt vernahm ich
 vor drei langen Jahren
 ich kannte noch nicht meine Frau
 kam zu Deinem Ort
 mein Leben begann neu
 
 Vor dem kleinen Laden wurde ich gewahr
 da war eine Frau
 putzte doch und sprach nicht
 
 Meinen Kreis dehnte ich aus
 fand Dich bald
 auf dem Weg von Gabersee hinaus
 
 Irgendwann zog ich nach Wasserburg
 ich erblickte Dich
 an der Haltestelle
 
 Deine Schritte führten
 an unsrer Haustür vorbei
 stetig schrittst Du aus
 lächelnd
 
 Es kam mein zweites Kind
 fand ich Hilfe
 allein konnte es nicht gehen
 
 Dort, wo ich sie fand
 gaben wir uns die Tür in die Hand
 und sprachst das erste Mal
 ein Wort
 
 Du hast bestimmt so viel
 hinter Dir gelassen
 daß es gar nicht mehr
 gesprochen werden kann
 
 Du schweigst und gehst
 
 
 
    
 
 Spiegelkabinett
 
 
 Sringa! Sringa!
 
 Sprung in den Spiegel!
 Sprung im Spiegel
 Sprung durch den Spiegel!
 Sprung ohne Sprung
 Hinterm Spiegel
 bleibt die Welt immer jung
 
 Sringa! Sringa!
 
 Welt im Spiegel
 Bruch ohne Siegel
 Farben gespiegelt
 Lewis Caroll
 schreibt Alice
 mit links
 Augen der
 Schmunzelkatze
 leuchten
 im Spiegelkabinett
 
 Sringa! Sringa!
 
 Mit der Königin
 Karten gespielt
 und die Welt
 verrätselt
 Unterm Baum
 den Teespuren
 des Märzhasen
 gefolgt
 
 Sringa! Sringa!
 
 Träume entspiegelt
 Kartenschloß verriegelt
 Schmunzelkatze verschwindet
 Märzhase schläft
 über einem
 langgezogenen Tee ein
 Spiegelphysik
 verschlüsselte
 Traummathematik
 
 Sringa!
 
 
 
    
 
 Perlenfaden
 
 
 Meine Frau wurde krank
 ich weinte eine Perle
 zog sie auf den Faden der Geduld
 
 Mein Leid war nicht zu Ende
 ich berührte oft die Perle
 und fädle noch mehr hinzu
 
 
 
    
 
 Bärbel
 
 
 Jonas ist dem Wal entstiegen
 Du, Halbmond
 gabst Deinem Jonas das Leben
 Taube ist sein wahrer Name
 
 Jana galoppierte
 aus den slawischen Steppen
 in Deine Hände
 Johanna
 tauftet ihr sie
 mit des Täufers Namen
 
 Deinen Mann hobst Du
 zu Deinem König
 Er entrang einem
 steinernen Block
 das Schwert der Liebe
 
 Wachsender Mond
 Nofretete
 Du warst schon
 zweimal rund
 Stark sein
 ist eine Kunst
 
 
 
    
 
 Was Du mir bedeutest
 
 
 Ich möchte mit Dir sprechen,
 nicht Dich beherrschen
 
 Ich will, daß Du gesund wirst
 und Dich nicht
 über die Krankheit definieren
 
 Ich will Dir helfen,
 wenn Du Dir selbst
 nicht mehr helfen kannst
 
 Ich möchte Dich achten,
 wenn Du gesund bist
 und Dich um unser Kind sorgst
 
 Ich möchte an Deinem
 Denken, Sprechen, Schweigen
 teilhaben
 
 Ich möchte den Schrei hören,
 der aus Deinem Schweigen dringt
 und mich um Liebe bittet
 
 Ich möchte Dein Gatte sein
 wie Du meine Gattin bist
 
 Mit Dir gute und schlechte Zeiten
 teilen und erleben
 
 Ich werde wieder um Dich weinen
 wenn Du mir erneut verloren gehst
 
 
 
    
 
 Wohin, Geliebte?
 
 
 Wohin gehst Du, Geliebte
 Ich folge Dir durch Wald und Stadt
 Jedes Blatt drehe ich nach Dir um
 Warum wird Dein Licht fahl?
 Ist Deine Kerze schon zu Ende gebrannt?
 Mein Kind hält die Hochzeitsurkunde
 und steckt uns ein neues Lichtlein an
 
 
 
    
 
 Schmerzen
 
 
 Mein Mund schweigt seine Lippen
 nicht mehr mit meinen Schmerzen verwunden
 Meine Ohren verlieren ihren Sinn für Sprache
 entführen das endgültige Wort
 Mein Blick entläßt gläserne Bälle
 nicht an der Welt ertrinken
 Meine Brust versenkt letzten Atem
 Grauen verbergen
 Lenden, schließt euern Quell
 kein Kind mehr verlieren
 In mir verlöscht das letzte Licht
 
 Ich bin
  mehr nicht 
 
 
    
 
 Bäume Träume
 
 
 Im zierlichen Lebenstal habe ich
 eine schwere Scherbe gefunden.
 Nach unserer Menschwerdung habe ich
 mich daran geschnitten. Dem Stein
 der synthetischen Stadtmauer ent-
 springt perlendes Blut.
 Ich wende mich sehnsüchtig den
 Weiden zu.
 Will träumen in schönen Räumen....
 unter starken Bäumen...
 
 
 
    
 
 Wärmender Frühling
 
 
 Frühling wärmt die Bäume
 Sonne blüht sich durch Gebüsch
 Ein Blütenteppich weht über die Wiesen
 
 Knospenzauber haucht die Wälder frisch
 Grün ergrast sich neue Flecken
 Maulwürfe tadeln alternden Schnee
 
 Splitzern gurgelnder Bäche
 Eisvogel schneidet Wasserstahl
 Frühling entläßt den Winter
 
 
 
    
 
 Computer
 
 
 Meinen Ameisenfingern entfliegen
 im gleitenden Rhythmus zauberischer Sprache
 Prometheusblitze
 
 Mir entfolgen Sein oder Nicht sein,
 doppelte Klänge hermetischer Himmel
 
 Hieroglyphen, fern den Pharaonen
 steigen in den Zenit meiner Augen
 und verrauschen im gespaltenen Nirwana
 
 Mit antilopischen Denkfetzen
 wasche ich das hybride Tuch
 nervöser Geheimzeichen
 
 Ein ungeduldiger Maler vielfältiger Symbole
 kreischt beim Zeichnen
 meiner pharmazeutischen Charaktere
 
 In der Glaskugel meiner geblendeten Blicke
 öffnet sich ein scharfes Auge
 mit schwarzen Tuschezeichnungen
 
 Es mustert mich und fordert:
 
  Sprich! 
 
 
    
 
 Visite Füchsleinstraße
 
 
 Die Ärzte fliegen zum Himmel
 wir warten auf Medizin
 Die Bohnermaschine senkt den Glanz
 unserer Seelen auf kühles Linoleum
 Die Klimaanlage bläst ihren Wind
 in die frischen Bäume im Park
 Die Tür der Ärzte spricht keine Zeit
 auf unseren Finger, der sich krümmt
 Die Nachtschwester gibt uns Bonbons
 für die Nacht voll Arbeit, die sie von uns hat
 Die Visite umringt Betten voller Schlaf
 das Gähnen hebt eine Kurve un zwei Zentimeter
 Die Schneeflocken mit Köpfen
 wedeln den Schwanz an anderem Bett
 Das Essen ist morgens, mittags, abends gut
 weiße glänzende Töpfe essen später gut
 Der Kork Holz Stift Pinsel Ton Papier Raum
 frißt Hände Augen Lippen betäubter Seelen
 Keine Antwort von weißen Hälsen
 und geben uns Medizin kühle Medizin
 
 Kafkas Irrtum war das Recht
 Unseren Irrtum gab unsere gute Seele
 Die Betonwände auf fernen Linoleumböden
 saugen unsere Seelen auf
 wie der warme Wind es tun würde
 er aber in sanfter weicher Liebe
 Zwischen Glas und Beton
 wächst die Liebe langsamer
 als Pflanzen unter Neonröhren
 
 Gebt uns Licht!
 Reißt Eure Seelen auf!
 Laßt Euern Atem raus!
 Schenkt uns Euer Lachen
 Gebt uns Eure Liebe.
 Hört zu.
 Doch vergeßt uns nicht mehr
 unter Eurer Sauberkeit!
 
 
 
    
 
 Wer hat den Himmel?
 
 
 Keiner merkt, wenn er den Himmel hat.
 Die Hölle sieht, wer im Hunger nicht wird satt.
 Wie ist dieses Leben, in dem jeder steht,
 wie dünn ist die Brücken, über die er geht?
 Der Mensch schafft die Welt, in der er lebt.
 Seine Welt ist Bildung, nach der er strebt.
 
 
 
    
 
 Schlüsselkind
 
 
 Du hattest meinen Schlüssel
 Einen Abend lang habe ich
 mein anderes Leben gesehen
 Ich muß mein erstes Leben halten.
 Mein Kind greift nach dem Leben
 Es braucht meine Begleitung
 hab ich ihm doch
 das Leben geschenkt
 
 
 
    
 
 Bettler
 
 
 Schwermütig streifende Noten
 trauern um die Mundharmonika
 trauern um vergangene Jahre
 nehmen grauem Haar
 die letzten schwarzen Streifen
 
 Klare blaue Augen schimmern
 Trauern, Warten, Leid...
 Resignation
 Furchte Hände spielen Harmonika
 herbstige Töne
 
 
 
    
 
 Römischer Architekt
 
 
 Die Stechmücken surren.
 Der Architekt betrachtet sein Werk.
 Er war einer der letzten, die vom
 alten Reich geblieben waren.
 Nun soll er den Germanen ein Werk
 erfüllen, dessen Sinn er verstand.
 Er hatte bereits die Trockenlegung
 des Sumpfs vorbereitet.
 Auf einer Spur zwischen den Abzugs-
 kanälen wird er den Mittelpfeiler
 errichten, der dann zwei Bögen tragen
 soll. über diese wird eine Straße
 das Dreieck des moenus durchschneiden
 und in einiger Entfernung den Renn-
 steig erreichen. Damit wäre die Ver-
 sorgung mit Salz in diesem Teil des
 Landes sichergestellt.
 Er beugt sich über sein Pergament
 und studiert die Maße.
 
 
 
    
 
 Liebe und Vernunft
 
 
 Liebe und Vernunft
 geben uns unsre Zukunft
 
 Hassen und Spalten
 immer in Anstalten
 
 Manchmal ist ein Teufel im Spiel
 aber wir lieben uns viel zuviel
 
 
 
    
 
 Schneerosen
 
 
 Schneerosen
 blute Dornen
 weißt nicht
 wie grausam
 Menschen sind
 
 Holze Wiegen
 Golde Stroh
 glaubst was
 Mutter und
 Vater sind
 
 Schwarzige Köpfe
 scharfiger Stahl
 entgehst dem
 Statthalter
 um Kopfesbreite
 
 Rotige Marmorsäulen
 kalkweiße Platten
 Du findest
 Antworten
 die Fragen
 kannte keiner
 
 Schneerosen
 blutige Dornen
 gibst die einzige
 Antwort
 auf die große Frage
 
 
 
    
 
 Meine Pferde
 
 
 Gefühle sind meine Pferde
 Zügle ich sie nicht,
 suchen sie die Herde
 reiten frei von Ort zu Ort
 bevor ich sie fange, fange
 macht mich bange, bange
 das Ziel, es streben
 Gefühle zu viele Pferde
 vergrößert sich meine Schuld
 und auch meine Herde
 
 
 
    
 
 Beschwingt
 
 
 Neues Jahr
 neue Zeit
 was es gebiert
 zur Zukunft wird
 
 Altes Jahr
 alte Zeit
 was bleibt
 reicht weit
 
 Neuer Tag
 neue Frag
 wird beantwortet
 wie einst erwartet
 
 Neues Haus
 frisch heraus
 warmer Raum
 Rasierschaum
 
 Neues Kind
 lacht geschwind
 Altes Kind
 neu beschwingt
 
 
 
    
 
 Fragen an die Krankheit
 
 
 Hast Du im Bett gelegen
 und Dich nur
 mit eigenen Gedanken beschäftigt?
 
 Denkst Du nur noch negativ
 über andere Menschen,
 Sachen, eigene Vorhaben?
 
 Hast Du Angst vor den Menschen
 auf der Straße?
 
 Fällt es Dir schwerer als gewöhnlich,
 und das ohne Grund, aufzustehen?
 
 Fallen Dir Routineaufgaben sehr schwer?
 
 Ziehst Du Dich von guten Bekannten zurück?
 
 Beschäftigt Dich statt verschiedener Themen
 hauptsächlich eines?
 
 
 
    
 
 Erstes Gedicht von Andrea
 
 
 Schöner Wasserfall
 mich umgibt, taumeln
 mir geneigt, bald bin
 ich wieder zu Haus,
 mit einem schönen Sonnenblumenstrauß
 
 
 
    
 
 Zwergenkönig
 
 
 Zwergenkönig
 Du hältst den Drachen in der Hand
 er bläst Dir zum Spaß
 Das Blatt
 der Wind
 wenden sich
 und Dir schlägt die Flamme
 ins Gesicht
 ______x
 Gewarnt warst Du
 Hören tatst Du nicht
 Zwerg
 wer schützt Dich vor Dir?
 
 
 
    
 
 Einer Deiner letzten Tage bei mir
 
 
 Einer der letzten Deiner Tage
 leuchtete uns gemeinsam ins Gesicht
 Pappe und Konfetti schlangen unsere Füße um
 Taubenmarkt hat den Tauben entsagt
 Der Sonnenwind trug uns Holzwolle wärmend zu
 und letzte Bretter knallten
 Ich habe Dich damals und unser Kind
 wiedergefunden, an diesem Tag Dich auch
 wieder verloren
 Bitte warte nicht zum nächsten Taubenmarkt
 Solange uns die Sonnen jeden Tag mehr wärmen wird,
 spiel das Lied der Schlange
 nimm mit der Zunge auf, was man Dir
 an Geschmäckern und Mitteln gibt
 Ich werde Dir jeden Tag eine Taube schicken
 und der Sonne einen Kuß für Dich scheinen
 
 
 
    
 
 Bienenwaben
 
 
 Waben von tausend Bienen
 umgaben mich
 im summenden Einlaut
 
 Ich ging durch wächserne Gänge
 Bienen zehrten Honig
 
 Ich, eine Drohne,
 suchte die Königin
 den Hochzeitsflug
 zu vollziehen
 
 Da stolperte ich über die Wand
 einer gelüfteten Zelle
 ich fand, was noch nicht
 Drohne war
 
 Ihre freundlichen Flügel
 vibrierten in zuckernem Glanz
 In ihrem bienigen Lächeln
 versank ich mit ihrem Augenglanz
 
 Wir summten in Harmonie
 und versuchten den Hochzeitstanz
 
 Die Erfüllung blieb
 der Königin vorbehalten
 
 ich schloß das Sechseck
 und dachte mir
 eine jüngere Königin
 für den kleinen Mannesknabe
 
 
 
    
 
 Knabenheit
 
 
 Du bist voll
 erwachsener Unsicherheit
 Dein Aug zeigt den Knaben
 am Kinn sprießt ein Mann.
 
 Unter zehn Frauen
 warst Du außer mir
 der einzige Er.
 
 Wir vermißten Mut
 wir lernten Mut
 schöpften Mut.
 
 Unter sicherer Anleitung
 beschritten wir
 unsichere Grate
 der Menschenseele.
 
 Wir sahen uns
 ein, zwei Mal
 Einmal fuhr
 ich Dich nach Haus.
 
 Ich spürte
 dankbare Knabenheit
 
 Mein Ohr verlor
 meinen Mut
 und ich Dich
 aus unserer Zeit
 
 
 
    
 
 Franziskus
 
 
 Franziskus predigte zu den Vögeln.
 Er meinte, sie müßten Bier trinken.
 
 
 
    
 
 Was überbleibt
 
 
 Hopfenstangen gleiten ins Delirium
 An nüchterner Grenze sitzt eine Eule
 Bacchus schallt lachend durch die Säulen
 tanzt Pan tanz spiel auf der Flöte
 Hopfenblütenzauber ringelt Gerstenseele
 spiel auf der Flöte Pan tanzt tanz
 Bacchus klingeln die Gläser trink
 Athene schneidet sirrend silberne Drähte
 Duftende Hopfenblumen verschlingen Pan
 
 tanz Bacchus tanzt tanz
 
 
 
    
 
 Größen
 
 
 Mars
 maximierst das Kleine
 rot behängt mit Klingelgold
 
 Venus
 minimierst das Große
 Schleier blonden Sonnenglanz
 
 Erde
 ein Reich wurde maximiert
 ein Kind dominiert
 
 
 
    
 
 Gedachte
 
 
 Gedachte Gedichte
 
 
 
    
 
 "Meine Töchter"
 
 
 Jacqueline Nadine
 Josefine Jasmin
 
 Janina Marina
 Sarina Martina
 
 Sabrina Carina
 Catrina Sabina
 
 
 
    
 
 Coiffeuse
 
 
 Du nimmst goldenem Mais schwarze Haare
 entfernst schwarzen Samen Kapseln des roten
 Mohn
 erntest blonden Weizen, trennst die beige
 Streu
 schneidest das braune Haar schilfiger Kolben
 flichst silbernen Flachs um kahle Schädel
 
 Ondulierst, strähnst, kürzst, wellst
 Formen wandeln sich von fallendem zu
 gelocktem
 Konturen schneidest in harte Maskuline
 Kindern entglockst Du den weichen Fall
 Meterlänge entfernst vorsichtig die Spitzen
 Polierte Platte wünscht Legen des letzten Haars
 
 Schaumwonne bereitet den haarigen Glanz
 Tücher entfernen die Seifenblasen
 Fön schickt Wüstenwind in dünne Halme
 
 
 
    
 
 Wir essen das Leben der armen Leute
 
 
 Wir essen das Leben der armen Leute
 wir trinken Kaffee in zwei Stunden
 die Menge ist
 eine Woche des Pflückens
 eine Woche des Trocknens
 eine Woche des Sortierens
 eines Mannes
 einer Frau
 
 Wir essen das Leben der armen Leute
 wir essen Reis wie unser Getreide
 dort
 pflügt der Wasserochs die schweren Böden
 mühen sich Setzer ums Gedeihen
 fassen Mädchen, Frauen die verblühten Ähren
 Sie fasten der Hunger ist teuer
 
 Wir essen das Leben der armen Leute
 Wir genießen den Kakao der afrikanischen Wälder
 Arm
 vergrößert der Schwarze seine Plantage
 je mehr so tiefer fällt der Preis
 Er hat eine Familie
 je mehr er verkauft umso größer der Fleiß
 umso tiefer der Preis
 
 umso weniger der Armen Preis
 
 Die Rohstoffe kosten uns nicht mehr Leben
 es sterben fremde Menschen für unseren Preis
 
 
 
    
 
 Nachtliebe
 
 
 Es glitzern tausend Sterne die Nacht
 ich bin der helle Mond
 Du meine strahlende Sonne
 
 
 
    
 
 Holzknecht
 
 
 Er schnitzt seit Jahren
 von seinem Wurzelstock
 Späne suchen lange
 irgendeine Offenbarung
 
 Irgendwann läßt er
 sein Messer fallen
 poliert mit einem Tuch
 was übrigblieb
 
 Die Baumknolle
 wandelt sich
 ein Kobold
 mit dem Gesicht
 des Holzknechtes
 
 Er nimmt ihn
 in den Arm
 Zwei Hölzer
 werden
 eine Gestalt
 
 
 für Sepp Spiel
 
 
 
    
 
 Schrei
 
 
 Du schreist mich an
 ich laufe frei
 Du verzichtest auf Medizin
 ich bring Dich dahin
 wo man Dich Laufen lehrt
 
 
 
    
 
 Grünes
 
 
 Phorsyzie gelblich
 grünes Märchen
 Krokus zierlich
 violett
 
 
 
    
 
 Wispernde Fürsprache
 
 
 Zwei weiße
 Schneeglöckchen
 Ihr Klingeln
 muntert
 den milden
 Wind
 
 
 
    
 
 Main
 
 
 Fluß badet die Wiesen
 trinkt braunen Kaffee
 in den Häusern
 zieht Arme zurück
 
 kleiner weißer Fisch
 erstickt nicht an Land
 
 
 
  
 
   
 A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
 
  
 
     
  
       
 Abwesend Anwesend
 Agape und nicht
 Ahnungen
 Alleine
 Alles nur für einen Nickel
 Alpensonnenwinter
 Alter Garten
 Altes und neues Schiff
 Amor
 An der Liebe labe sich
 Andrea: Josephine
 Apfeltraum
 As Love goes by
 Auf der Fährte
 Aufschließen
 Augen Blicke
 Auge und Glas
 Aus Liebe zum Blitz
 
 
    
 
       
 Bächelein
 Badeausflug
 Bärbel
 Bäume Träume
 Bequem
 Beschienener Mond
 Beschwingt
 Bete um Hilfe
 Bettler
 Bienenwaben
 Bischof
 Bitter Moon
 Blatt Wasserburg
 Bleib in meinem Garten
 Blütenstern
 Blutweißer Mann
 Brigitte
 
 
    
 
       
 Chromatische Diamanten
 Clown
 Coiffeuse
 Computer
 
 
    
 
       
 Das Ende jeden Reims
 Das Gesicht
 Das Glöckchen
 Das unerhörte Band
 Das Wort
 David
 Deine Beine
 Deine Liebe
 Dein Sein
 Denkst Du
 Depression I
 Depression m. M.
 Der andere Mensch
 Der Kuß
 Der naße, trockene Stein und die Hand
 Der Sämann
 Der Schwimmer
 Der Seekönig
 Der Sonnenhimmel
 Der weiße Hengst
 Der Zug I
 Der Zug II
 Dichtergespräche
 Die Bitternis des Lebens
 Die Brücke der Versuchung
 Die Erde
 Die Geburt
 Die Jahreszeiten
 Die Liebe wagt
 Die Stadt
 Die Uhr sie tickt
 Die Zeit
 Drachens Maul
 Drei Spiegel
 Drei Töchter
 Drittes Kind
 Dschungel
 Du mein Vater unsere Klarinette
 Du mußt nicht klein sein
 Dunkle Frau
 
 
    
 
       
 Ebbe und Flut
 Echo: der depressive Mensch
 Ehe
 Eiffel-Turm
 Eigenschaften der Erinnerung
 Einer Deiner letzten Tage bei mir
 Eine Uhr
 Ein guter Morgen
 Ein Kind
 Ein Kind
 Ein Mensch
 Einsamkeit
 Ein verwundeter Blick
 Ein Wort
 Ekstase
 Elemente
 Elternbetrug
 Engellied
 Entthront
 Erinnerndes Netz
 Erinnerungen
 Erkenntnis
 Erstes Gedicht von Andrea
 Eselsritt
 Es ist Zeit
 Etiketten
 Eure Melodie
 
 
    
 
       
 Feldmaus
 Fließende Worte
 Flirt I
 Flirt II
 Form
 Fragen
 Fragen
 Fragen an die Krankheit
 Fraktale
 Franziskus
 Fremde Welt
 Freude Erwachen
 Freude Wein
 Freund
 Freunde
 Frühlingserlachen
 Funken
 Für Andrea
 Furcht
 Furchtbare Gesundheit
 Für die Menschen
 Für immer
 Fürstenkind
 
 
    
 
       
 Gedachte
 Genesis Baum - Baum Metamorphose
 Genesungshaus
 Geplanter Mord
 Geruch der alten Zeit
 Gesichter
 Gewissen
 Gewitter
 Gitarren Sprung
 Glocken
 Glockenblume
 Glücklich Sein
 Goldener Fischer
 Gold meiner Seele
 Gott ist die Welt
 Grieche
 Grillabend
 Grollender Gott
 Größen
 Grünende Worte
 Grünes
 
 
    
 
       
 Haare wehen im Wind
 Halloween
 Harry war hier.
 Hast Du eine Adresse?
 Heimweh
 Heißer, weißer Mond!
 Heißes CO2
 Herbst, Winter, Frühling, Sommer
 Herbst I
 Herbst II
 Herbstzeitlose
 Herzblut
 Himmelsorchester
 Hohes Tier
 Holzknecht
 Hopfen
 Hubert
 Huglus
 Hunger I
 Hunger II
 
 
    
 
       
 Ihr meine Kinder
 Im Wasser ist Ruh
 Inge
 Innen und Außen
 Innerer Blick
 Inn I
 Inn II
 Inn III
 
 
    
 
       
 Jacquelines erster Geburtstag
 Janina
 Januarwind
 Jede Sekunde
 Jemand sein
 Jetzt bist Du da
 Josephine
 Josephine II
 Junger Baum
 
 
    
 
       Kaffee - Bauer
 Kaleidoskop
 Kartoffelstoppeln
 Kastanie
 Kind, Kind, Kind
 Kindergarten
 Kinderspiel
 Kinder Winter
 Klare, weiße Töne
 Klarinette
 Kling klang klingel Kinder
 Knabenheit
 Komm in meinen Garten!
 Korallenriff
 Köstliche Rundungen
 Krankenhaus
 Krebs
 Kreißsaal Baby Geburt
 Kummer
 Kupferquell
 Kusch
 
 
    
 
       
 Lächeln
 Lachen
 Lachen hinter uns
 Lamettametalle
 Leben
 Leben ist immer
 Leopards Jagd
 Lernen - Pflege
 Licht
 Liebe, Angst und Haß
 Liebeshonig
 Liebe und Geld
 Liebe und Vernunft
 Liebe Zeit
 Liebst Du - Liebe ich
 Liederlich
 Lilien
 Lindwurm
 Luna Geschwister
 Luzifer
 
 
    
 
       
 Mädchen
 Main
 Malersommer
 Manager
 Mannes Traum
 Maria am Strand
 Markttag
 Meerjungfrau
 Meine Pferde
 Meines Dichten Sinn
 "Meine Töchter"
 Mein Gedicht
 Mein Kind
 Mein Lebenshaus
 Mein Wunsch ist so stark
 Melancholie
 Mensch auf Erden
 Mensch I
 Mensch II
 Menschlicher Geist
 Menschlichkeit I
 Menschlichkeit II
 Mercury
 Merlins Apfelbäume
 Michaile
 Moment
 Mond
 Mondphasen
 Morgenstern
 Musik
 Musikinstrumente Rödig
 Mutter
 Mutter Mutter Mutter
 Mutters Atem
 
 
    
 
       
 Nach dem Fest
 Nachtliebe
 Nachtzug
 Narzissen
 Neubeginn
 Neue Farben
 Neujahr
 Nirwana der verschwundenen Dinge
 
 
    
 
       
 Oh Du
 öl
 ölschlieren
 Ostseestrand
 
 
    
  
       
 Palmen
 Panda - Bär
 Parzival
 Perlenfaden
 Persönlichkeitsspiel
 Perspektiven
 Pfarrgarten
 Phantomtochter
 Phoenix
 PLANLISTE
 Poem
 Poesie
 Poe und Ramsey
 Prinz
 Prisma
 Puppenherzen
 
 
    
 
       
 Rasur
 Reden
 Regenbogen
 Reich der Mitte
 Reich und Arm I
 Reimefloß
 Robbenschrei
 Römischer Architekt
 Rose, Deine Gedichte
 Rose Ausländer
 Rose Gabersee
 Rösselsprung
 Rote Hexe
 Rotgepunkteter Baum der Kirsche
 Rückkehr
 Russischer Wein
 
 
    
 
       
 Sahara
 Salerno Strand
 Salzbergwerk
 Sand am Meer
 Schatten aus der Zeit
 Schicksalstunde
 Schilf schilfern
 Schlüsselkind
 Schmerzen
 Schnecke
 Schneefeuer
 Schneerosen
 Schneeweißes Wintermorgentuch
 Schneewittchen
 Schöne Mark
 Schöpferstunden
 Schrei
 Schwalbe
 Schwarzer Meuchler
 Schwestern
 Seeflug
 Seelenbrücke
 Seelenweg
 Sehen, Verstehen
 Sehnsucht I
 Sehnsucht II
 Sein
 Seine Musik
 Sein Können
 Siegl Kinder
 Siegls Zuhause
 Siegreiche
 Singen
 So ein Tag
 Sommerende
 Sonne Stark
 Sorgen
 Spanien
 Spiegelkabinett
 Spielepflicht
 Sprache eines Dichters
 SSV (Sommerschlussverkauf)
 Stadtverteidigung
 Sterne, Mond
 Stimme Klang
 Strandhochzeit
 Streit
 Süßer Stein
 Sylvesterfeuerwerk
 
 
    
 
       
 Tabak
 Tangenten
 Tochterglanz
 Träne lächelt
 Träumen mit Musik
 Träumer
 Traumsteine
 Traumwüsten
 Traumwüsten II
 Trauriger Baum
 Trink mich aus
 Tritt ein
 Trunkner Mond
 Tyranno Saurus Rex
 
 
    
 
       
 Und ist die Seele auch ein Fluß
 Unschuldsmoment
 
 
    
 
       
 Vater
 Veilchen
 Verdammtes Geld
 Visite Füchsleinstraße
 Vogelsprache
 Vom Herbst in den Frühling
 Von Außen nach Innen
 Von der Seele
 
 
    
 
       
 Wähle!
 Wahrer Sand
 Walderdenschatz
 Wärmender Frühling
 Warum
 Warum ich schreibe
 Was Du mir bedeutest
 Was ich bin
 Was ist ein Buch?
 Wasser
 Wasserburg
 Wassersprung
 Was tut der Mensch?
 Was überbleibt
 Was wichtig ist
 Was wir sind
 Weiden Zauber
 Weil ich Dich liebe
 Weiße Katze auf meinen Jeans
 Wellenberge
 Wendekreis Steinbock
 Werden
 Wer hat den Himmel?
 Wetterhahn
 Wibke
 Wibke
 Wikinger
 Wilder Wille
 Winter
 Winterfreuden
 Winterfreuden
 Wir essen das Leben der armen Leute
 Wir leben durch ein Wunder
 Wispernde Fürsprache
 Wissen
 Wo?
 Wo der Drache den Jäger besiegt
 Woher die Liebe?
 Wohin, Geliebte?
 Wörterkeim
 Wünsche Nadel Faden Stoff
 Würfelspiel
 
 
    
 
       
 Zeilen
 Ziehen und Fliegen
 Zukunft
 Zum Schwan
 Zum Teufel, Angst
 Zwergenkönig
 
 
    
 
 
   
 
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