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 Grüne Auen
 
 
 Schweben über grünen Auen
 lauer Wind bedeckt die Augen
 blauer Himmel läßt die Seele leben
 
 
    
 
 Der Winter fiel um
 
 
 Ich habe geniest
 Der Winter fiel um
 ich habe geschneuzt
 trieb den Schnee davon
 ich habe geatmet
 der Frühling kam heran
 
 
    
 
 Bücher in Weißgold
 
 
 Weißgold redet von Büchern
 erzählt vom Saal des Wissens
 ergötzt sich am eigenen Willen
 fragt nicht wo die Kräfte sind
 
 
    
 
 Taun dideldei
 
 
 Taun dideldei
 ich lebe den frischen Wind
 
 Taun dideldei
 in mir steckt die Sonne drin
 
 Taun dideldei
 meine Füße zertreten den Winter
 
 Taun dideldei
 mein Tornister umfaßt den Frühling
 
 
    
 
 Versperrte Wege auf Gabersee
 
 
 Versperrte Wege
 werden hier geöffnet
 das Grün der Seele
 erneuert frisch
 vor Deinen Wagen
 spannt man kräftige Pferde
 Dein Wagen wieder voll
 voll Heu
 Der Weg führt Dich weiter
 erschreitest jeden Meter neu
 
 
    
 
 Beschreib einen Baum
 
 
 Wie kannst Du einen Baum beschreiben
 Jeder Zweig ein Gedicht
 Die Spitze der Ästchen
 von Gefühlen spricht
 Der Stamm ankert Wurzeln
 ein weiteres Jahr
 die Krone verflicht
 ungenannte kleine Seelen
 ergrünen hell
 im Frühlingslicht
 
 
    
 
 Neu aus
 
 
 Im letzten Sommer
 streute Schöpfers Hand
 die Samen neu aus
 er ordnete nicht
 wächst die Wälder neu
 neu aus
 
 
    
 
 Aus
 
 
 Unsagbare Landkarte
 sprichst die Erde voll aus
 die Berge und Täler
 runzeln Falten alte aus
 
 Das Gesicht
 schwamm langsam
 die Flußarme aus
 sie sind nun trocken
 weisen Tränen nicht mehr aus
 
 
    
 
 Pavillon
 
 
   | Quader gefügt Fugen Kerben
 Kerben fassen
 gelb
 violett
 rotes
 Fischernetz
 faßt eine
 Mauer
 trägt Winkel
 zum Himmel
 das Dach
 belagert
 von tausend
  | Panzern Schildrücken
 sattelt
 die Zimmer
 schauen
 aus sechs
 Quadraten
 verglasen
 kostbares
 Innenleben
 öffnet die
 Türe um
 draußen
 zu leben
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 Gold
 
 
 Vergoldetes Moos
 schlingt
 riffelbraunen Stamm
 Goldengrünes Gras
 faßt begoldete Füße
 Braungoldäste
 ragen himmelndes Blau
 ringt weißgoldenes
 Strahlenjuwel
 
 
    
 
 Forever Young
 
 
 Du wirst für immer jung bleiben
 kannst nie verstehen, wer du bist
 Dein Baum zeigt grüne Blätter
 aber Du wächst so schwer
 Seine Äpfel runzeln durch den Winter
 schmecken im Frühling noch immer
 so frisch wie im letzten Herbst
 
 Du wirst für immer jung bleiben
 ich gieße Dich gar sehr
 
 
 
    
 
 Bis in Deine letzten Ufer
 
 
 Ich spüle mich in Dein letztes Ufer
 mein Wellenrollen glättet Deine Stirn
 spreche zu Dir durch Perlmuttschalen
 und lös Dir den Austern Fleisch und
 Perlen aus
 Ich befeuchte meinen Atem
 mein Wind weht zu Dir
 küsse Deine Haare und erlaube mir
 ihr Kämmen oh mein Kind
 Du schwimmst nicht mehr in meinen Wellen
 fliehst das Land stehst auf Sand
 scheust das Meer
 zähle ich die Sandkörner
 und schmirgle immer mehr
 spül sie in Deine Hand
 
 
 
    
 
 Mein Papyrus
 
 
 Mein Papyrus faßt Zeichen
 die meinen Augen entschwimmen
 Sie verwischen die alten Sätz
 wo Du mein Glück warst
 
 Dein Leid ist nun mein Leid
 ich verwische die alten Sätze
 und mische sie
 mit unsrer neuen Gegenwart
 
 
 
    
 
 Siebengestirn
 
 
 Mein Mond tanzt mit mir
 durch die Landschaft
 vergangener Kindheiten
 
 Wir scheinen durch die Bäume
 die jung waren vor hundert Jahren
 wir ziehen die Knaben bloß in den Wald
 
 Erleuchten liebeshungrige Jungenseelen
 setzen uns in den Baum
 der Knabenarme trägt
 
 Wir nehmen faunisch goldgeringelte Buben
 astralen sie zum sternigen Himmel
 ordnen sie zu einer Aura
 und nennen sie Siebengestirn
 
 
 
    
 
 Falsche Uhr
 
 
 Deine Uhr geht falsch
 Stell sie fünf Minuten vor
 und Du hast fünf Minuten
 mehr Zeit
 
 
 
    
 
 Frühjahr 97
 
 
 Frühling ist da.
 Gefühle sehen klar.
 Der Spiegel ist glasklar.
 Seele ist wieder da.
 
 Kleine Körnchen blättergrün
 Zarte Spitzen Blumen blühn
 Krabbeln in den Fingern wahr
 Golden Glanz im blonden Haar
 
 Vogel Kehle morgenrein
 Tautropf Tirili trommelt ein
 Schall Brillanz
 Sonnenstäubchen Funkentanz
 
 Grillen Kratzen Grasgesang
 Grases Wisper grad entlang
 Schauer Regen
 Donnerklang
 Früchte Segen
 überschwang
 
 
    
 
 Junges
 
 
 In Grönland kalbt ein Gletscher
 in Afrika eine Elefantenkuh
 
 
    
 
 Stimme
 
 
 Meine Stimme
 dringt nur zu Deinem Gesicht
 Du stehst dahinter
 antwortest mir nicht
 
 
 
    
 
 Vater Leben
 
 
 Trigeminus baut ein Haus
 Nur die Hände gehören ihm
 er pfeift leise eine Melodie
 Sie entgleitet seiner Klarinette
 wenn er nicht spricht
 und lernt
 
 Seine silberne Mutter
 schwebt hinter ihm
 einen Talar in den Händen
 
 Sein Bruder steht
 links hinter ihm
 Er jongliert mit Eiern
 
 Sein Vater schaut von rechts
 den älteren Sohn an
 Seine Finger spielen
 mit einer Hopfenblüte
 
 
 
    
 
 Blaue Blume
 
 
 Die weiße Tür mit kleinen Fensterquadraten
 öffnet sich
 Dumpf und Feucht geben den Blick
 auf einen grünen bunten Garten frei
 vanillne Kamelie verspricht die Liebe
 weiße Rose trauert um uns später
 Orchideen romantisieren
 kleine Sträuße bitten: Vergißmeinnicht!
 Ich wähle etwas das es gar nicht gibt
 violette Rose
 die Dame spricht
 die Rose ist weiß
 aber unsere Tulpen violett
 Ich bezahle das gezwiebelte Geschenk
 und schaue in die Becher
 ob Du schon meine neue Liebe hast
 
 
 
    
 
 Babysprache
 
 
 Schaut Euch nicht die schnellen Bilder an
 wir wollen uns in Euren Augen verlieren
 gebt uns wolkenweiche Musik
 wir wollen das moderne weiße Rauschen nicht
 Lächelt uns ins werdende Gesicht
 wir wollen werden was Ihr schon lange seid
 Gebt uns Nahrung und Geist
 damit wir verstehen was wir mal sind
 
 Gebt Euch uns!
 
 
 
     
 
 
 Abgerungen
 
 
 Das alles haben wir dem Wald
 haben dem Meer
 der Wüste
 abgerungen!
 
 Dem allen
 habt ihr das Leben genommen
 
 
    
 
 Spazieren im Glacis
 
 
 Spazieren im Glacis
 Jahrhundert zuvor
 Stadtmauer
 gewichen dem Verkehr
 entsagt dem fremden Feind
 Schwede pflanzte Bäume
 entpflanzte sich selbst
 
 Spazieren im Glacis
 auf Denkmälern und
 Brunnen umhergeturnt
 Goldfische
 ins Becken ausgesetzt
 Kastanien abgeschleudert
 Sandwege gepeitscht
 mit Reifen
 In Eiben geruht
 gejagt die Freunde
 Vögeln auf der Schuhspitze
 einen Keksriegel verfüttert
 Beo pfeift den Mädchen nach
 gekreuzt
 auf jedem Weg
 Spaziert im Glacis
 
 
 
    
 
 Wünsche
 
 
 Sprich
 was Du nicht hast
 Sag
 was Du nicht bist
 Erklär
 was Du gewesen
 Spekulier
 was wirst Du
 
 alles wird ein Wunsch
 Wünsche gehen in Erfüllung
 
 
 
    
 
 Handeln
 
 
 Du kommst in einen fremden Raum
 weißt, was Du willst
 handelst entsprechend
 hast Erfolg
 kommst Du nach Hause
 auf einmal fragst Du Deinen Mut
 War das wirklich ich?
 Konnte ich das getan haben?
 Was haben sich dabei die anderen gedacht?
 bist froh
 hast es wirklich geschafft
 
 
 
    
 
 Du mein Gott
 
 
 Du drängst mich mit Deiner Kraft
 Du hast die unerschütterliche Macht
 von daher, wo dies alles kommt,
 damit möchte ich eins sein.
 Himmel auf Erden,
 so wie die Sonne mich wärmt
 so leb ich mein Leben
 und Du bist mein Gott
 
 
 
    
 
 Schwarzblatt
 
 
 Die Farben des Lebens
 bestimmen die Spiegel
 Deiner jungen Seele
 braun ist Dein Lebensbaum
 grün ist seine Jugend
 blau wächst Du in den Himmel
 Unbestimmt
 Deine Seelenaugen
 
 
 
    
 
 Goldkopf
 
 
 Du Springbrunnen
 perlender Lachereien
 Sprünge
 in den Lebenshimmel
 himmelbauer Augensee
 Wiesenhimmel
 Dein Spielemeer
 
 
 
    
 
 Braunhaar
 
 
 Bescheiden Dein Verlangen
 Beritten Deine Zukunft
 Lachen zweier Schwestern
 Verlorener Junge
 suchst das Mutterherz
 wahrer Wirklichkeit
 
 
 
    
 
 Alter Baum im Stein
 
 
 Alter Baum im Stein
 Baum in der Mauer
 wächst in Wohnungen
 Ameisenwurzeln
 Wurzelscheibe
 trägst Kronenbaum
 dreifaltigen Wipfel
 umarmst Kinderaugen
 
 
 
    
 
 Mobile Josica
 
 
 Die Katze fängt sich eine Maus
 Ihr Schwanz läßt sie nicht los
 ins Maul kommt sie so nicht
 
 Zwei graue eine weiße Maus
 foppen die dumme braune Katze
 mit Käse und Speck
 
 Katze dreht sich im Waagenkäfig
 und versteht nicht
 daß sie nicht alles haben kann
 
 
 
    
 
 Peitschen
 
 
 Ich werde gepeitscht
 vom Geschrei meiner Tochter
 
 Es weht ihr innerer Wind
 Sie will, daß ich ihn
 ihr herausschlage
 
 Er bringt uns beide
 ganz schön in Fahrt
 
 
 
    
 
 Der erste März
 
 
 Der erste März
 hat sein Licht
 am Himmel liegenlassen
 
 Meine Tochter schläft
 
 Ich pflücke ihr
 Schneeglöckchen
 von da oben
 
 Sie leuchten
 so schön
 
 
 
    
 
 Bruder mit Links
 
 
 Mein nie gewesener Bruder
 diktiert mir von rechts
 
 was ich selbst
 nicht schreiben kann
 
 Er schreibt es
 mit meiner rechten Hand
 
 Er hat links
 nie Schreiben gelernt
 weiß dennoch
 so viel von der Welt
 daß er mich
 betroffen vor Fragen stellt
 als müßte ich
 die Antwort wissen
 
 
 
    
 
 Nächster Augenblick
 
 
 In uns lebt
 der kleinste Teil
 unserer
 schrumpfenden Zukunft
 
 Seine Asche perlt
 wie Wasser
 durch unsere
 siebenden Hände
 
 Allein
 ein kleiner Teil
 verfängt sich
 strahlt wie Gold
 Funken der Erinnerung
 
 
 
    
 
 Vaterland und Muttersprache
 
 
 Mütter
 warum lehrt Ihr uns Söhne sprechen
 wenn unser Vaterland,
 unsere Körper,
 Eure Muttersprache
 durch Bomben zerplatzen?
 
 Bringt Schweigen den Frieden?
 Wir lassen das Vaterland
 durch Vagabund&ont>ieren verwelken
 
 
 
    
 
 Regenbogen II
 
 
 Die Worte meiner Tage
 schreibe ich
 in das Blau
 des Sonnenhimmels
 
 Die Sätze meiner Nächte
 leg ich nieder
 in das Schwarz
 <&ont color="#FFF3A5"> der Sternensaat
 
 Die Schreie meiner Träume
 zerstrahle ich
 in die gelben Körner
 meiner Traumwüsten
 
 Die Glut meiner Liebe
 erkenne ich
 im Rot
 eines Sonnenaufgangs
 
 Das Element meiner Phantasie
 pflanzt sich
 in das Violett
 von Stiefmütterchen
 
 Der Körper meiner Müdigkeit
 schläft mit mir
 im letzten Orange
 des Sonnenverglühens
 
 Das Agens meiner Hoffnung
 leuchtet
 leuchtet im ewig jungen Grün
 der Frühlingsbirken
 
 
 Heute warte ich auf den Regenbogen.
 
 
    
 
 Traumzeit
 
 
 Wenn die Traumzeit über mich kommt
 Raum und Zeit und Traum verschmelzen
 schreite ich auf Onyxstufen in ein goldenes Tor
 in die oszillierende Sphäre singender Klänge
 ihre Inspiration hat kein langes Leben
 verlassen muß ich sie unter Splittern ihrer Zeit
 Traumwüsten brechen ein, verschlingen sie
 Kehre ich in die konkrete Realität zurück
 schneiden mir immer noch Splitter ihrer Membran
 Verse merkwürdiger Distanz in die weiße Haut
 meiner Gedankenblätter verdichtet zu Unschärfen
 meiner Traumzeiterlebnisse.
 
 
 
    
 
 Sternwandlung
 
 
 Sonnengestalt in letzter Form
 Schlag in das Bett der kleinen Freunde
 Verschluckte Gestalt in neuer Form
 Heißkern kleinster Kobolde
 Kein Schmelzen ewigen Eises
 Verschmelzen des Wassergastes
 Sonnengestalt in erster Form
 
 
 
    
 
 Erinnerndes Atom
 
 
 Sternenasche
 eingeklammerte Schwertfinger
 Dicht gepackte Sternendämmerung
 Enthärtung des Salzfreundes
 Er ruft die Wassergeister
 drehen am Rad Veränderung
 Götterfunke birst in Kammern Säle Hallen
 Strahlende Freunde auch später noch
 
 
 
    
 
 Inspiration
 
 
 eine Gabe der Götter
 aber eine Gabe
 die man sich
 erarbeiten muß
 
 
    
 
 Tanz
 
 
 Tanz, tanz, tanz,
 tanz den Reggaetanz
 tanz Chachacha
 tanz Samba
 
 
    
 
 Freundschaftliche Vögel
 
 
 Rock war der Meister meiner jungen Tage
 in einem großen Ei geschützt
 wartete ich auf meinen glutroten Morgen
 zu mischen Diamanten mit profanem Sand
 
 Phönix beherschte meine ernsten Jahre
 zu Asche verbrannt
 singend zu neuen Höhen aufgestiegen
 und die Sonne berührt
 zu Asche verbrannt
 
 Heute seh ich innen Gesichte
 spreche mit fremder Stimme
 durchziehe Ziegelstein Eschen Park
 suche die letzte Nachtigall
 
 
 
    
 
 Ich ten
 
 
 In Gedankenschichten
 trage alte Schichten
 im Nostalgie-Lila
 meiner Kindheiten
 
 In Gedanken-Gedichten
 fasse alte Geschichten
 in das bunte Muster
 meiner Erinnerung
 
 
 
    
 
 Planeten und Monde
 
 
 Wir kreisen in Einem Sonnensystem
 um das strahlende Feuer unserer Liebe
 Unsre Bahnen sind im Ewig eingraviert
 D&ont>u meine Erde
 Ich Dein Neptun
 
 Drei kleine Monde erhellen unsere Nächte
 Ihrer zwei verfinstern uns ab und an
 Phobos die letzte spiralt auf uns zu
 
 
  Sie hat unsere Nähe 
  Sie gibt uns den Halt 
  Wir geben ihr Wärme 
  Sie sucht nach Gedanken 
 
  Die beiden andern 
  senden uns braune Pferde 
  von grünen Wiesen 
  in unsere Wälder 
  auf Deiner Erde 
 
    
 
 Aquamarin
 
 
 Aquamarin
 Marina
 Ertrunken
 in einem Babelsee
 verlorener Worte
 herausgezogen
 wiederbelebt
 Worte
 ganz verloren
 Weinfest
 Deines Kindes
 Diese Worte auch verloren
 wieder belebt
 bis zur Müdigkeit
 jeden neuen Morgen
 
 
 
    
 
 Deine Augen
 
 
 Deine Augen
 wundern mich
 
 Meine Wunden
 sind Deine Augen
 
 Mit Deinen Augen
 heil meine Wunden
 
 Wunder Dich nicht
 über meine Augen
 
 
 
    
 
 Rußland
 
 
 Iß die Steppe mit Deinen Augen
 Laß die Wölfe Deinen Mond vertilgen
 Kehr zurück auf den Rücken
 von 397 Wildpferden
 Lauf
 Lauf
 Lauf
 
 Reite
 
 Führe das Gras zum Mund
 munde es Dir wie Korn
 Liebe den blauen Himmel
 und die Sterne des Tages
 
 Stirb auf den Matten
 und lade die Mongolen ein
 Die goldene Horde
 hat Dein Glück schon lang
 gefunden
 
 Dein Tribut Natascha
 wird lang schon
 nicht mehr bezahlt
 
 Gründe eine Stadt
 mit bunten Zwiebeln
 Erröte
 auf tausend Steinen
 
 Flieg in den Himmel
 Du trinkst
 einen blauen See leer
 und kleidest Dich
 in seine Wolle
 
 Nimm die Sterne vom Himmel
 schüttle sie aus
 Kleine Menschen warten
 auf Brot
 
 
 
    
 
 Ich küsse Dein Drei Rosen Gestirn
 
 
 Ich küsse Dein
 Drei Rosen Gestirn
 
 senke einen Stern in Deinen
 warmen weichen Mutterboden
 
 
 
    
 
 Lady, hier ist der Gärtner.
 
 
 Lady, hier ist der Gärtner.
 Er schneidet schöne Narzissen
 schreibt ebensolche Gedichte
 
 
 
    
 
 Julia Zorica
 
 
 Kleiner Falter
 taumeltest
 vor meinen hundert Rahmen
 nahm ich Dich mit
 in mein Bild hinein
 
 Wir gingen die langen
 gegangenen Wege
 Sie führten uns
 zum Ende unserer Gleise
 
 Die Brücke
 sie steht nicht mehr
 wartet auf einen Kuß
 Wiedererstehen
 
 Drei Tage lang
 küßten wir uns eisern
 dann verließen wir
 den Endbahnhof
 
 Dich schickte man
 in Deine buchstabenlose
 Berge
 
 Ich fand das Endgültige
 was man Liebe nennt
 
 
 
    
 
 Gottes Glockenschlag
 
 
 Gottes Glockenschlag
 hat im Stautal des Inn
 die Ruhe kleiner Singvögel
 hinterlassen
 
 Ein schwarzer Kormoran
 küßt Luft und Wasser
 taucht in der Stille
 einer Forelle
 
 Im Kuß
 spiegeln sich
 duldsame Schilfnester
 der Wasservögel
 
 Das Naturjuwel
 fängt den Blick
 in eine Zeit,
 wo sie noch nicht
 gezählt wurde
 
 Der Hang der Ufer
 verschwindet
 in der Tafel
 des Wassers
 und dem Bankett
 des Schilfs
 
 Dort schläft die Sonne.
 
 
 
    
 
 Ein Perlenfaden
 
 
 Ein Perlenfaden
 führt vom Wein
 des gewundenen
 moenus
 
 hierher
 
 in ein rotes
 Säulenlabyrinth
 hat mich Minos
 geführt
 
 Ich entrollte
 Ariadnes Perlenfaden
 packte den Stier
 bei den Hörnern
 
 Hier
 im Palast von Knossos
 habe ich neue Perlen
 gefunden
 
 Meine schwarzen
 liebe ich besonders
 sehr
 
 Ich werde
 für lange Zeit
 Minotaurus
 nicht verlassen
 
 Thera ist noch
 eine heile Insel
 
 
 
    
 
 Ich wünscht, ich wär
 
 
 Ich wünscht, ich wär
 ein anderer geboren
 Wäre lustig und ausgelassen,
 anerkannt und angesehen
 leichter lernen
 mehr Erfolg haben als jetzt
 Nicht ans Gestern denken
 dem Morgen vertrauen
 und das Jetzt genießen
 
 Das Wunder geschah
 ich wurde dieser Mensch
 
 und
 
 ich wünscht, ich wär
 ein anderer geboren
 nachdenklich und ernst
 für mich allein und vergessen
 das Wichtigste mitnehmen
 die Ruhe im Stillen suchen
 alle Zeiten einbedenken
 
 Das Wunder geschah
 ich wurde dieser Mensch
 
 und
 
 
 
    
 
 Ich pflücke Tomaten von Kirschbäumen
 
 
 Ich pflücke Tomaten von Kirschbäumen
 meine Hände graben Walnüsse aus der Erde
 der Kartoffel &ont>entsprießt der Mais
 die Sonnenblume blüht auf Zuckerrohr
 Eichen tragen Johannisbrot
 
 Meine Schwester reitet auf einem Pferd
 frisch von der Wolle geschoren
 und das vierzitzige Euter prallvoll
 
 Schmetterlinge nähen von selbst einen Mantel
 aus ihren blauen Schwingen
 
 Die Kuh trägt Stoßzähne
 in ihren Hufen wachsen Perlen
 ihre Euter geben Olivenöl
 
 
 Ich habe etwas gesehen
 das es nicht mehr gibt
 
 Ein Menschenkind
 nur mit Armen und Beinen
 einem ängstlichen Gesicht
 armes Wesen in dieser reichen Welt
 
 Ich rolle meinen Rüssel ein
 "Was kommt noch?"
 
 
 
    
 
 Wir Kinder von Vater von Mutter
 
 
 Wir Kinder von Vater von Mutter
 Gott ein Kind des Schreiners, der Unschuld
 unser Vater unsere Mutter
 
 
    
 
 Unser Vater Abraham
 
 
 Unser Vater Abraham
 das fremde Volk Israel
 lebt in uns
 
 in christlichen
 Riten
 Symbolen
 
 Araber
 unsere Geschwister
 der Wüste
 
 Dreifaltiger Gott
 
 
 
    
 
 Ich ziehe mich
 
 
 Ich ziehe mich
 in Deinen Mundwinkel
 zurück
 Deine Lippen
 suchen meine Sprache
 Wir begegnen uns
 im Schweigen
 formen wir unsprechbare Worte
 
 
 
    
 
 Gabersee Haus 15
 
 
 Haus mit Tränen gebaut
 Hort der Tränen
 tränende Eingänge
 der Ausgang lacht
 manchmal
 
 
 
    
 
 In Märzenbechern
 
 
 In Märzenbechern geboren
 ein Tropfen klarsten Taus
 jeden Tag der Blüte getrunken
 März blüht jedes Jahr
 trink den Becher leer
 
 
    
 
 Mein_Bruder
 
 
 Mein Bruder
 lief lange Jahre
 neben mir
 
 beide verloren wir
 den Vater
 schrieben mit links
 
 Er der Jäger
 ich der Sammler
 
 Wir schöpften Jahr für Jahr
 er der Löwe ich die Fische
 den Tierkreis aus
 
 Wir waren Natur Läufer
 Computer Kino Film
 
 Hans der Programmierer
 Volkmar zweimal Vater
 (Programmierer gelernt)
 
 Zwei Burgen schützen uns
 scharfe Kräuter
 ruhiges Wasser
 
 Zwei Wege
 auf
 ab
 
 Jäger
 Sammler
 
 Jack und Jason
 
 
    
 
 Klarinette
 
 
 Ich habe 'Klarinette' geträumt
 Mein Kind schreit
 Beides Musik
 aber eine ist Pflicht
 
 
 
    
 
 Hammer und Sichel
 
 
 Hammer und Sichel
 Computer und Mähdrescher
 
 74 Jahre Narrenillusion
 222 Jahre alt im Narrenglanz
 
 Erster Mensch um die Erde
 Erster Mensch auf den Mond
 
 Venus und Mars besucht
 mit MIR den Frieden getauscht
 
 den Menschen die Freiheit gegeben
 grenzenlose Freiheit kriminell
 
 Eine Hand zerbrach
 Eine Hand zerbrach den Krieg
 
 wuschen sich vom Feuer rein
 glänzen in Mensch und Kommerz
 
 
 
    
 
 Jacquelines Geburtstag II
 
 
 Wilde Locken Haare Schopf
 wildes Lachen Milch am Tropf
 milde Musik Notenwunsch
 mildes Mosaik im Früchtepunsch
 
 
    
 
 Dem Leben entlassen
 
 
 Ich bin dem Leben entlassen
 der Tod fordert mich nicht
 meine geschriebene Welt
 ist der Faden am Damoklesschwert
 das mein Glück (noch nicht) zerbricht
 
 
 
    
 
 Von meinem Baum gebrochen
 
 
 Man hat mich
 von meinem Baum gebrochen
 Das Hochwasser trieb mich davon
 ich faßte endlich Fuß
 Wurzeln schlugen aus
 Triebe erstrebten
 ein höheres Licht
 Meine Kätzchen
 nährten die Bienen
 zuletzt die Königin
 Wir schickten
 unsere Bienen
 zu anderen Blüten
 
 
 
    
 
 Lorelei
 
 
 Lorelei lockt von den Felsen
 singt die Flößer in das Naß
 drängt die Schiffer in das Riff
 
 Lorelei gebunden an den Felsen
 zerbrochen Leben und die Liebe
 zerbricht die Herzen
 dann das Schiff
 
 Lorelei lockt von ihren Felsen
 stirbt ihr Glück den Rhein hinab
 
 
 
    
 
 Hilfegesuch
 
 
 Des Königs verbliebene Ritter
 hielten das Schloß des Freuden-
 thrones. Er trug die Königin
 freundlichen Landes und ritt
 aus dem letzten sicheren Stadttor.
 Psychotische Vandalen schossen ihre
 Pfeile auf den König ab. Etliche
 blieben in seiner Lederrüstung
 stecken. Gott, war er stark, er
 brach sie ab ohne Schmerz.
 Seine Königin und er ritten durch
 verwüstetes Vorland, die reife Ernte
 eines Jahres war vernichtet. Sie
 erreichten die Schlafwälder, er
 kannte den Weg zu Merlins Burg.
 Die Brücke war diesmal aus Eichenholz.
 Er preschte hinüber, an den Wachen
 vorbei, in den Hof hinein.
 "Merlin! Ich brauche Deine Scharen!
 Deine Kobolde! Deine Gnome! Elfen und
 Wichtelmänner! und all Deine Tiere!"
 Merlin erschien am Fenster. Er strich
 seinen Bart, gab ein Zeichen. Die
 Tore der Ställe öffneten sich. Mehr
 Kämpfer als verlangt warteten auf
 Merlins Befehl.
 Merlin streute ein Pulver über uns.
 Die Königin der Freude öffnete
 die Augen und lächelte! Der König spürte
 neue Kraft durch seine Glieder strö-
 men. Merlin kam in den Hof und be-
 stieg ein Einhorn. Ein Signal, und
 die ganze Armee bewegte sich auf die
 Stadt zu.
 
 
    
 
 Alt und Jung
 
 
 Menschen sehen nach hinten nicht
 es fehlt das sehende Gesicht
 Stell Dich hinter sie
 und ein Stückchen daneben
 Du siehst ein Stück Wange
 und davor die Nase
 siehst ein altes nicht
 Du siehst ein Kindergesicht
 
 
 Schau den Kindern voll ins Gesicht
 Zuerst siehst Du ihre Zukunft
 dann die fehlenden Falten
 Wo sie werden, siehst Du sie nicht
 jedoch ahnst Du den Wunsch des Alterns
 Dann siehst Du gefallene Wangen
 den schmalen Mund
 die Stirn in Falten
 müde Augen
 siehst sie dann wieder jung und frisch
 
 
 Der Mensch ist von vornherein
 in seinem Wesen angelegt
 Das Gesicht verspricht
 einen fröhlichen Menschen
 oder nicht
 Doch im Alter erblickst Du doch
 was in einem Menschen unverhofft
 zum Werden gelangte
 und bewahrt sich manch ein Mensch
 ein fröhliches Kindergesicht
 
 
 
    
 
 Der richtige Ausdruck
 
 
 Selten finde ich
 den richtigen Ausdruck,
 das richtige Wort
 Ich kegle und treffe oft
 hab schon oft zum Neuner gehofft
 doch die Kugel nimmt sich die Bahn
 die meine schwache Hand ihr gibt
 
 
 
    
 
 Bergluft
 
 
 zivilisationslose Bergluft
 stilles, unbewegtes
 Saragossa-Meer
 Schweigen der Wälder
 des Mondes der Tiefsee
 
 Die Welt schläft
 
 
 
    
 
 Ein Körnchen Wahrheit
 
 
 Ein Körnchen Wahrheit
 steckt in jedem Sand
 ein Traum Oase
 in jeder Wüste
 
 Ein Sandkorn in seiner Pfote
 reichte der indianischen Bisamratte
 zu schaffen aus Wasser weites Land
 
 Ein Sandkorn von meinen Traumplaneten
 wird mir das Land verwüsten
 
 läßt mich neue Oasen betreten
 schenkt mir an den Wasserstellen
 junge Bisamkinder
 
 
 
    
 
 Wasserburg II
 
 
 Balkone auf und ab
 Veranden
 in das Licht gestreckt
 südlich venezianisch
 Mauerspangen, Vorsprünge
 verdeckte Dächer
 
 glatte Mauerlinien
 pastell
 blau gelb rot
 grün und weiß
 
 Krone Burg
 weiße Feste
 gefußt am Inn
 
 Der grüne Kalkträger
 umströmt
 die Pfeiler
 der roten Brücke
 
 hufeisenweit
 Omega
 
 Fels im Fluß
 nimmt sich Zeit
 der Stadt zum Gruß
 
 
 
    
 
 Komet
 
 
 Ein Sternenschweif
 fliegt zum Mond
 der über
 der Sonne thront
 Fluten Brände Kriege
 löschen/heizen
 Spekulantenlust
 Brennende Fackel
 heizt die Atmosphäre auf
 Ein Brocken
 zwanzig Kilometer
 rund
 schickt der Sonne
 einen Gruß
 vom Kometenheer
 der Transplutobahn
 der Oortschen Wolke
 
 
 
    
 
 Der Kinderengel singt
 
 
 Der Kinderengel singt
 er moduliert seine Weisen
 zum Silberglöckchenklang
 Er schlägt die Triangel
 an
 vibrierend im Sternenvorhang
 Kinderseelen fliegen zu seinem Stern
 Sie werden sich dort wiegen
 und dort
 den ersten Schmerz
 der Welt besiegen
 
 
 
    
 
 Meine Frau I
 
 
 Meine Frau macht mich stark
 Sie ist meine Mutter Erde
 Meine Baumwurzel
 hat sich an ihr verfangen
 
 Sie spendet mir Wasser
 ich ihr den feuchten Schatten
 Sie nährt mich mit Erde Staub
 
 Vor der Sonne schützt sie
 mein Bacchantenlaub
 Unsere Kinder brechen
 Thyrsen aus den Ästen
 
 Erquicken sich
 an unsern Früchten
 treiben Brunnen
 in den Boden
 
 In der Abendstille
 erzähle ich
 unsern Kindern
 Sternenmärchen
 vom Siebengestirn
 
 Meine Frau summt
 schlägt unserer Kleinen
 die Augenlider
 schwere zu
 
 Wir lieben uns
 im Himmelsternenball
 unsere Freunde senden uns
 von überall
 Glühwürmchen in Scharen
 
 im grünen jungen Juniabend All
 
 
 
    
 
 Kleine Weinamphore
 
 
 Messinglocken umschließen
 ein kupfernes Gesicht
 aus Jadeaugen spricht
 die Seele eines Mädchens
 doch wachsen ihr
 dort auch schon silberne Fädchen
 eine marmorierte Amphore
 doch der köstliche Wein ist grün
 man sieht erst nur die Trauben blühn
 Ich denke Dich zum Horizont
 wo der Mond und Deine Liebe
 wohnt
 
 
 
    
 
 Ein Morgen
 
 
 Ein Morgen schickt ein frühes Licht
 in unser Kinder Spielezimmer
 Es hat einen frischen Morgenklang
 Der Schlaf schaut uns jetzt nicht mehr an
 
 Das Fenster lüftet das Zimmer
 und unsere Schlafklamotten
 der Lappen befeuchtet die Lippen
 der Schlaf entweicht den Augen
 
 In die Hosen gerutscht
 dem Sommer einen Schein abgeluchst
 Kakao gurgelt durch den Mund
 Der Schlaf ißt nie
 frische Brötchen
 
 Die Bücher werden gesammelt
 chaotisch verstaut
 das Turnzeug über die Schulter geflegelt
 der letzte Schlaf
 aus den Augen geschaut
 
 Der Schulweg ist ein Schritt
 Fangenspielen im Gemäuer Hof
 Die Glocke ruft
 der Schlaf vergeht
 bis zum nächsten Abend
 
 
 
    
 
 Erscheinungsformen
 
   | Depression Manie
 Psychose
 | - ein trauriges Wort - ein zerbrochener Ort
 - schwarze Bilder in Deinem Kopf
 |   | in eine einsame Form gepreßt  |  
    
 
 Die All Gal!xie
 
 
 Die All Galaxie Deiner Andromeda Augen
 schickt mir Schauer blitzender Sterne
 in das weite Feld meines Rückens
 Der Schlag Deines pulsarenen Herzens
 verdoppelt verdreifacht ihren Lichterstrom
 Deine Spiralarme greifen nach meinen Kometen
 ziehen sie in das Zentrum Deines Feuerrades
 Ich folge ihren Eisesschweifen
 helfen mir nach Deinen Armen zu greifen
 Ich schenke Dir Milch aus meinen galaktischen Feldern
 laß nun meine Pulsare ihren Schritt verändern
 Ihre Wellen mäandern zu Deinen Quasaren
 ihr Licht wird meine Worte bestimmen
 Strahlenschwingen singen ein fernes Lied
 als Deine mit meinen Armen sich verschlingen.
 
 
 
    
 
 Im Cockpit
 
 
 Ein Raumschiff flog in meinem Kopf
 ich saß im Cockpit und war der Kapitän
 manchmal stieg ich aus der Kabine aus
 kaufte einen Band in einem Bücherhaus
 
 Das Buch schwebte zu mir ins Zimmer
 schlug es weit auf und stieg ein
 der Tag flog mit mir weit weg
 irgendwann zog es mich zu Traumplaneten
 
 wußte nichts vom Sand den ich würd betreten
 zuletzt brach mein Schiff in Sandkornwüsten
 ich wurde das Cockpit ohne Pilot
 Die Traumwüste war nicht ohne Leben
 
 ich zähmte mir einen elefantengroßen Schmetterling
 trieben wir über Träumen und wähnte mich auf der Erde
 Rasende Alppferde wirbelten Sand zu uns hinauf
 reibend strich ich mir ein Korn aus dem Aug hinaus
 
 erkannte es als Stück des Zauberspiegels 'Ewigkeit'
 Die Eiskönigin der Pole schrie auf befreit
 lenkte ich meinen Gefährten auf die Erde zurück
 
 Das Gehen fällt mir immer noch schwer
 Ich schaufle jeden Tag einen Eimer Sand
 aus meinen Schuhen
 
 Ich wußte lange nicht wo die Wüste ist
 finde sie in meinem und Eurem Gesicht
 
 
 
    
 
 Molekular erlebt
 
 
 Molekular berechnet
 fein gewogen
 nehm ich mir
 jeden Abend
 neu das Leben
 um es am Morgen
 erneut
 zu erwerben
 
 Meine Seele
 grünt zu schwach
 um das ganze Gefühl
 voll zu erleben
 
 Auf unterster Stufe
 fühle ich
 tiefstes Erleben
 wie den Funken Licht
 zu dem
 der Tunnel sticht
 
 Ich nehme
 den Weg auf mich
 und finde mich
 manchmal
 in meinem Garten
 wieder
 
 
 
 
    
 
 Die Gedankenrose
 
 
 Die Gedankenrose
 ein Stern aus rosa Kristall
 blüht im Verborgenen
 
 eine rote Sandsteinmauer
 umfaßt einen Sommer
 aus dumpfen Dunkelgrün
 
 Das schwere Eisentor
 öffnet sich nicht immer
 
 Du mußt den richtigen Gedanken
 nah bei Deinem Herzen tragen
 
 dann darfst Du
 den orangnen Kies betreten
 
 Bernsteinklänge
 
 Ein Rosenstock
 vor einem gotischen Portal
 trägt tausend Knospen
 schlafend
 iu der grünen Mitternacht
 
 die silbernen Blätter singen
 'auch Du wirst alt!'
 
 und eine Knospe blüht den Stern
 des heutigen Tages
 
 versuchst zu berühren
 berührst sie mit Deiner groben Hand
 
 sie zerspringt
 zerfällt
 in tausend Splitter
 
 Ein rosa Tropfen Blut
 entrinnt Deinem Finger
 und dem Rosenstumpf
 
 der ganze Strauch erglüht
 in seiner Mitte
 neue Gedankenrose blüht
 
 ein Wind Dich
 aus dem Garten weht
 
 Die Pforte schließt
 für immer
 
 
 
    
 
 Eine Hand zum Himmel
 
 
 Du streckst eine Hand zum Himmel
 Ein Stern pflückt Dich von Deiner Hand
 setzt Dich in des Schützen Pfeil
 
 Du jagst mit zwei wilden Hunden
 erbeutest zwei perlende Fische
 schenkst sie den Zwillingen
 und einer Jungfrau
 
 Kassiopeia ehrt Dich
 mit einer Krone aus dem Norden
 reitest den Bären zum Haar
 der Berenike
 
 Die Hand Bootes
 setzt Dich
 auf die Erde zurück
 
 
 
    
 
 Junger Geselle
 
 
 Der Frühling ist jung
 so jung
 er führt mit Schwung
 frische Triebe ins Grün
 
 Die Vögel um ihn herum
 Ihre Kehlen singen tausend
 Liebeslieder
 
 Der Frühling schenkt uns
 immer wieder
 die Liebe neu und alt
 
 so jung so schön so frei
 so grün
 
 Mit Milliarden Blüten
 feiert er seine Jugend
 so schön
 im Blühn
 
 
 
    
 
 Der Zug III
 
 
 Der Zug hatte geraucht.
 Dampfspeier
 aus Ventilen
 
 Sein Pfeifen markierte
 die Stille vor ihm
 
 vor dem Rhythmus
 sein Wille sprach
 
 Die Kolben stießen
 auf Eisen hinab
 
 Dampf
 machte Druck
 dagegen
 bergauf/bergab
 
 lange Pleuel
 Stangen
 schickten
 Dampfeskraft
 auf rollende Räder
 hernieder
 
 Zwei Endlos
 Eisenbänder
 zerglänzt
 durch die Kraft
 
 ungezählte Endlosräder
 sangen sich
 von Stadt zu Stadt
 
 
 
    
  
   | Ein Platz ist in meinem Leben frei
 
 Ein Platz ist in meinem Leben frei
 Mein Vater saß dort und spielte
 für mich so lange die Klarinette
 An seinem letzten Tag musterte mich
 keines seiner Augen sie waren bedeckt
 die Lippe hatte einen Sprung
 mit Blut
 über seinem weißen Hemd
 sein letztes Hemd
 wartete er immer noch auf seinen letzten Tag
 konnte er aber nicht mehr wissen
 (Ich wußte es damals auch noch nicht)
 dieser war bereits geschehen
 Zum Staub kehrte er zurück
 viel zu selten war ich beim Staub
 trug selber zuviel Staub in meiner Seele
 Lange trug ich nicht die Musik
 ich atmete zu schwach
 sie verließ mich nie
 nach zwanzig Jahren
 kehrte die Melodie
 aus dem Staub zurück
 und neues wuchs in mir
 Tränen Sehnen Fühlen
 Trauern
 Freude
 ich ward selber Vater
 und Sein Staub
 schenkte mir
 zwei Kinder
 
 |      
 
 
 Sepp im Schilf
 
 
 Zum Chiemsee gedrängt
 Seele ungetränkt
 Tränen schwammen
 nicht mehr
 er suchte den See
 für neue Tränen
 
 Er lief durch das Schilf
 ihm heftete es sich an
 das letzte Eis
 des Winters kroch
 in seine Augenhöhlen
 
 Das Schilf beugte sich
 vor seinem Herrscher
 Es nahm ihn auf
 und spielte mit ihm
 
 Das Schilf
 schloß sich um ihn
 Es raschelte ihm
 in seine Kleider
 
 Seine Träume
 blühten in Palmkatzen
 Die Arme so stark
 wie Äste
 
 Ein Wunsch
 nach Erlösung
 erlöst wurde er
 im Niemandsland
 
 Gab er dem See
 seine Seele
 seine Gabe zu geben
 vergaß er nie
 
 
 
 für Sepp Spiel
 
 
 
    
 
 Meine Tränen
 
 
 Meine Tränen
 vereinen sich
 zu einem
 reißenden Bach
 
 Der Stein
 in meinem Herzen
 wird weich
 
 Sie spülen ihn
 an einen Strand
 voller Kies
 
 In meinem Innern
 keimt ein Tau
 der liebenden
 Hoffnung
 
 Sein Salz
 scheidet
 einen neuen Stein
 
 Von ihm
 spüle ich
 meine Tränen
 
 
 
    
 
 über den Meeresboden
 
 
 über den Meeresboden strömen Mammuts aus
 Wisents, Yaks, Bisons, Gnus
 Nashörner stechen Luftblasen
 mit ihren Hörnern aus
 Gigantische Laufvögel Indonesiens
 schlagen Wirbel in die Wasserluft
 Dinosaurier in ihrem Unmaß
 stampfen den Boden glatt
 Vergessene Vögel ziehen geschwungene Linien
 in die anderen Wasserformen
 Die Welt hat sie vergessen, gefressen
 viele verloren durch den Menschen
 Seine Urformen betrachten von Vulkankegeln
 sich das Wabern, das Rumoren, überleben
 Die Erinnerung des Wassers spielt
 mit den Möglichkeiten der Welt
 Sie stellt Formen hin,
 für die wir niemals Namen finden
 Sie weiß was ist geht kommt
 wir schießen uns umsonst
 Rohr und Katapulte leer
 
 
 
    
 
 Regen I
 
 
 Nasse Löwen der Lüfte
 schütteln träge
 ihre Mähnen aus
 tosend ihre Schritte
 blitzend das Aug
 Ihrem Maul
 entrollt ein Donnern
 leergeschnauft
 atmen sie
 ihre Winde
 über Wüsten aus
 
 
 
    
 
 So lang ohne uns
 
 
 So lang ohne uns
 lange getrennt
 so lang schon zusammen
 für immer vereint
 voneinander getrennt
 und wieder vereint
 wenn die Krankheit nicht verneint
 Bis daß der Tod uns scheide
 
 
 
    
 
 Grünkugeln
 
 
 Grünkugeln
 verastet
 verwebt
 verstraucht
 
 Farbenküsse
 am Boden
 im Laub
 auf Baum
 im Strauch
 
 Katzen der Weide
 Katzen im Tragen
 im Stillen
 im Bauch
 
 verastet
 verwebt
 verstraucht
 
 Farbenküsse
 am Boden
 im Laub
 auf Baum
 im Strauch
 
 Katzen der Weide
 Katzen im Tragen
 im Stillen
 im Bauch
 
 Regenvorhänge
 verhüllen
 den grünen Wald
 
 strafen Deine Blicke
 Du siehst
 er steht kahl
 
 im Widerhall
 des Spechtes Trommeln
 gibt dieser
 seine Farben
 dem Wald
 
 
 
    
 
 Wind
 
 
 Was spricht der Wind
 der Stille ab?
 bewegt jedes Blatt
 findet keine Rast
 Deinem Mund murmelt er
 Sehnsuchtsküsse zu
 er nimmt Dir den Regen
 holt ihn wieder herbei
 er spielt mit dem Du
 Du willst ihn bremsen
 Er lacht Dir zu
 bläst sich immer frei
 
 
 
    
 
 Möwen
 
 
 Möwen schäumen über den Inn
 lachend blecken sie mit Worten
 vom Tangwogenmeer
 Schatten der Wolken senken den Flug
 sie kreisen mit Schwingen
 wie schneeweißes Eis
 und schreien der Stadt den Winter zu
 Die Wolken sind stärker
 sie sinken auf Wasserkissen
 in Schneeflocken herab
 der Flug geht zum Chiemsee
 sie brechen einen Teil
 des Winters
 von den Alpen hinab
 
 
 
    
 
 Eiszeit
 
 
 Die erbleichenden Stimmen
 der Vögel erreichen mich nicht mehr
 Eine weiße See vernebelt den Flug
 Graue Schatten an der Küste
 dämpfen ihren Schrei
 Das Murmeln der Wellen Meer
 legt Pfeilspitze und Keile frei
 Meine Waffen alter Zeit
 als Masthodons Wiesen und Wälder
 pflügten
 Das Eis müder Winterbreiten
 hat mein Land im Sommer erreicht
 Ich grüße die Kälte und wende mich
 dem Süden zu
 
 
 
    
 
 Blau
 
 
 Das Blau steht behangen
 an der Aurora der Sonnengrenze
 Es reichte in der Kinderzeit
 in meine
 Hände Augen Seele
 hinein
 
 Ein Wort war, es sprach klar
 Heute brennt in mir die Korona
 an der Seele Finsternis
 
 Selten schaffe ich der Schritte Zahl
 die mich in die lachende Kindheit
 der Einheit von Gegenstand Wort und Sinn
 hinführt.
 
 Es +laren noch immer blaue Himmel
 In das azurne steigen meine Töchter
 
 
 
    
 
 Josefine IV
 
 
 Deine Augen leuchten im Dunkeln
 wie schwarze Blumen
 mit einem Lichterkranz um Dich herum
 
 Dein Atem streift Deinen süßen Mund
 wie weiße Möwen den Wasserrand
 
 Deine Haare fließen in die Sternennacht
 wie Achat, Obsidian und Schörl
 
 Der weiße Mond Deines Gesichtes
 zeigt sich hell in der Lampiondämmerung
 
 Eine Schärpe legt sich um Dich, China Vase
 golden und grün und rot und gelb
 
 Du Sonnenaufgang
 
 
 
    
 
 Nur graue Wolken
 
 
 Nur graue Wolken
 verwaschenes Licht
 Licht? Es klammert stumm
 Es kriecht unter die Kleider
 unter die Haut
 Der Schein macht Dich stumpf
 am
 Boden
 liegt alles
 der Regen
 treibt
 Blüten in den Boden
 Welcher Maler
 bevorzugt solche Farben
 
 
 
    
 
 Moor
 
 
 Der Weg in den Wald
 erreicht streifende weiße Finger
 Der Boden verliert den Pfad
 Satt saugt sich nasser Torf
 an Deinen Schuhen fest
 Bleicher Nebel bringt Dich zum Halt
 Deine Finger siehst Du nicht mehr
 Heller Schwaden nimmt Dir die Hand
 Feuchter Boden küßt Dich in ewig Schlaf
 
 
 
    
 
 Stoppelfeld
 
 
 übers Stoppelfeld
 kleine Röhrchen
 spritzen Tropfen frei
 Es knackt prasselnd
 Wolkennebel verhängt
 den Weidenbach
 Sie seufzt vor Lust
 Ein anderer
 hat den Boden getränkt
 Deine Augen lieben
 silbernes Schimmern
 der Nebeltropfen
 Ein Riss zieht
 durch den Nebelwalm
 Der Sonne höheres Licht
 biegt die Nebelperlen
 Deiner Kleidung
 in Diamantengeglitzer
 
 
 
    
 
 Die alte Frau und der Aral
 
 
 Jeden Morgen ging sie
 vom Haus an die Küste
 und bestieg ein Boot
 Vor dem ersten Krieg
 sah sie ihren Eltern zu
 lernte das Netz zu werfen
 Erwachsen bestieg sie
 selber das Boot
 ihre Tochter sah zu
 Immer waren es hundert Meter
 von der Haustür zum Boot
 Sie kannte den Steppenwind heulen
 ein fremder Mann
 Der Wind liebte die Tochter
 schenkte ihr drei Kinder
 sie tanzte in bunten Kleidern
 nahm dem Fluß das Wasser
 baute weiße Flaumbällchen an
 vergaß die alte Frau
 und das Boot
 Jeden Morgen ging die alte Frau
 zweihundert Meter
 vom Haus an die Küste
 ihre Enkel folgten bis zum Boot
 Sie stakte in die Fischgründe
 lehrte den Enkeln
 Fische fangen und teilen
 Die Tochter gefiel sich selbst
 baute bunte Kleider an
 Jeden Morgen ging die alte Frau
 fünfhundert Meter
 vom Haus an die Küste
 Ihre Enkel blieben
 der Wind trug Gifte zu
 fing die Fische mit bloßer Hand
 trug das Netz in die Küche
 Es gab nicht mehr viele Fische
 Sie nahm einen Becher Mehl
 buk vier Fladen
 Sie mied nun das Meer
 Ihre Tochter tanzte
 verschenkte bunte Kleider
 die Enkel blieben fort
 
 Sie sang zum Steppenwind
 
 
 
    
 
 Sonnenblumen I
 
 
 Ein orange gelb satter Garten
 Sonnenblumen, im Knick im Stand
 geneigt gestirnt geschlossen
 offen
 Flammenkranz Sonnenfinsternis
 feurige Korona um schwarzen Kern
 Kugelsterne
 schattendichter Haarstielwald
 schwarz bodenlos
 Harz Sonnengeneration
 Van Gogh
 
 
 
    
 
 Korn
 
 
 rot gelb rot gelb rot gelb
 Getreide Halm Getreide Halm
 Weg braungrün
 mattblau Wolken gewirbelt
 tiefblau Himmel Vorbei
 schwarze Krähe schwarze Krähe
 Krähe Krähen
 rot gelb
 
 
 
    
 
 Regen II
 
 
 Der Regen hat die Luft gewaschen
 Staub ist aus dem klaren Laken gespült
 Auferstehung des Herrn
 lang geruht die Wintersamen
 eines alten Herbstes
 treiben einen Faden einen Keim
 in den Boden in die Luft hinein
 Natur steht nun wieder auf
 einmal im Jahr
 verzaubert sie unsere Augen
 in einem Nebel von Gründunst
 kleiner Spitzen
 Blüten aller Farben
 Schnee scheucht diese Knospen nicht mehr
 Seine Zeit ist vorbei
 Die Sonne ist in die Seelen gefreut.
 
 
 
    
 
 Sonne
 
 
 Die Sonne sinkt
 der Himmel singt
 in allen Tönen Rot
 im Radio singt
 eine Frau Marleen
 eine von uns beiden
 muß nun gehn
 
 
 
    
 
 wie Steine
 
 
 Die Worte
 fallen in mein Bewußtsein
 wie Steine
 Der Tag ist zu schwach
 sie aufzuheben
 Die Sonne ist stark
 sie zieht den Menschen gleich
 aus mir
 der Brunnen
 das Wasser
 Ihr Licht schwemmt die Steine
 zu Staub
 
 
 
    
 
 Gesund
 
 
 Tisch Stühle Decke.
 Teller Tasse Löffel Gläser.
 Wasser Saft.
 Kaffee.
 Kerze in Rosen
 Theresia bringt Weinkuchen mit
 
 
 Andrea
 
 
  Andrea 
 
  Andrea gesund. 
 
    
 
 Ich habe keine Schmerzen
 
 
 Ich habe keine Schmerzen
 Alles ist irgendwie gleich.
 Selbst Gedichte kommen mir nicht in den Sinn.
 Meine Frau ist zurück,
 das ist mir nicht gleich.
 Die Gewohnheit trägt einen Mantel
 ohne Farben.
 Aber Abwesenheit ist Schmerz.
 Das Glück ist ein Mantel der Gewohnheit.
 
 
 
    
 
 In der Landschaft meines Gesichtes
 
 
 In der Landschaft meines Gesichtes
 birgst Du Deine Stirn braune Locken
 Atmest mein Leben die Seele
 geht von mir zu Dir zu mir
 
 War doch nur ein Fünkchen im Tausch
 war nur ein bißchen Leben im Bauch
 machtest Mutter uns Vater auch
 
 Deine zierliche Angst im ersten Schrei
 sprach für Jahre Deiner Art Empfindlichkeit
 
 Dein unbestimmtes Auge blickt scharf
 in mein bestimmtes Du saugst Milch
 saugst mehr die Liebe vom Aug statt der Lippe
 
 Der Mantel Schutz Deiner Eltern
 ist nicht vollständig doch inständig
 webst Du an einem festen Gewand für frei
 
 
 
    
 
 Eure Geschwisterheit
 
 
 Eure Geschwisterheit Euer Schach
 weiße Dame / schwarze Dame
 eine im Gebirg / eine am Wasser
 
 trefft Ihr Euch nicht so leicht
 Türme und Springer wachen
 Läufer und Bauern sperren
 
 Das Spiel war nicht so geplant
 unaufmerksam gespielt
 fielen weißer König schwarze Königin
 
 Wir bleiben im Spiel
 leise Freunde schützen die Hand
 die führt nicht zu siegen
 
 Ihr werdet neue Bretter aufstellen
 mit neuen Figuren anderen
 Strukturen den Kreis erschließen
 
 
 
    
 
 Wellen
 
 
 Ihr Rollen wäscht Deine Füße
 mach doch einen Schritt
 Wellen die Dich lieben
 umfassen Deinen Körper
 sie lassen ihn nicht mehr
 
 
 
    
 
 Liebe
 
 
 Liebe gibt Kinder
 Kinder geben Liebe
 Kinder werden groß
 Große verlieben sich
 
 
 
    
 
 Ich spiegle mich
 
 
 Ich spiegle mich in Deinem Blick
 Du senkst ihn in meinen ein Stück
 sendest Liebe durch ihn zurück
 ich liebe Deine Blicke voller Liebesglück
 
 
    
 
 Sprossen
 
 
 Sprossen versprechen die sprießende Zeit
 Sprossen erstreben das Licht der Sonne so weit
 Sprünge sprachloser Hasen zur Liebe bereit
 sprechender Mensch der ich bin
 verschmähe die Worte in meinem Sinn
 sprüht mein Auge spürt alles darin
 Sprengt der Frühling in mir
 springende Ketten so nah bei Dir
 will ich Dich lieben nie oder hier
 
 
 
    
 
 Edle Kirsche
 
 
 Mein Blick versank in Deinen grünen Räumen
 Meine Haut erquickte Dein kühlender Hauch
 Unsere Arme verschränkten sich
 Wir trugen uns an herber glatter Haut
 Deine Früchte wuchsen mir ins Auge
 meine weichen Hände erlangten sie zart
 zu verschlingen Deinen zu meinem Leib
 Du hieltest gefangen meinen schläfrigen Körper
 ich träumte von Wäldern so fruchtbar wie Du
 von vollen Bäumen in kühlender Luft
 Ich ließ mich a&ont>n Dich schmiegen
 wir verschwiegen uns unser einsam Blut
 
 
 
    
 
 Niederkunft
 
 
 Wochen vor dem Ort Niederkunft
 spürte ich Deine Fülle
 sprach in die Leere
 trafst Du mich
 vermißte ich
 
 Den Ort verließt Du
 einen Strahl aus Leben
 in Deine meine Hand
 Quell der Sprache
 gab nur Tropfen
 dem Ohr dem Kuß
 
 Die Leere entleerte
 Dein Aug Deinen Blick
 Tore ohne Erinnerung
 geöffnet sperrangelweit
 
 Die Versuchung
 Toren und Armen zu entlaufen
 sprach wie Schlange zu uns
 
 Ich gab Dir Liebe
 und anderes mehr
 Dein Schrei war der
 der meine Liebe
 verschlingt
 
 Zu anderen Toren
 wies ich Dir den Weg
 Belogen und verraten
 Tränen wie Stahl
 
 Die Leere nahm Dich auf
 behandelte Dich
 geschwisterlich
 was wuchs war verraten
 meine Liebe gehörte noch Dir
 
 Du nahmst meine Liebe
 anderes mehr
 heut stehen Dir Tore
 offen frei und leer
 
 Die Sonne strahlt
 in Dich
 hinaus hinein
 
 
 
    
 
 Bäume!
 
 
 Ihr Tropfen schäumender Geräusche
 berauscht federndes Wurzelgeflecht
 Rillige Arme verfließen in Lebensfarben
 Freunde Helios und Poseidon
 Sonne zieht Aquavit in atmende Poren
 Quellende Brunnen an Eurer Wurzelscham
 glitzern in Tropfen die sanfte Hand des Pan
 Schwofendes Dach über Reh und Stiere
 Schwarzblauer Auerochs rammt schorfige Rinden
 Rehe schälen junge Bäume äsen die Triebe
 Wölfe fressen die Rehe alt krank sehr jung
 Du Wald ernährst sie alle Du schwingst
 in äonenalter Grünblattdämmerung
 Laub im Herbst gibst dem Winter
 nimmt Euch das wispernde Gewand
 Ihr schlaft in den Wurzeln ragt himmelan blau
 Der Wind sät Regen Schnee nimmt Äste
 weiße Blüten feiern Frühlingsfeste
 Deine Gäste sammeln sich in Horde Herde
 lecken die eigenen Blüten Sprossen Triebe
 Artisten im Laub im Holz vertanzen
 die schmerzende glühende liebende
 Erfahrung eines im Wald des Lebenstages
 
 
 
    
 
 Blicke
 
 
 Ein Augenblick ist ein kurzes Bild
 Ein Seelenblick ist ein schönes Fest
 Ein Traumblick hebt Dich über die Sterne
 
 
 
    
 
 Sonnenschlaf
 
 
 Sterne glitzern im Wasser
 Ich schließ meine Augen
 schöpfe mit dem letzten Blick
 der Sonne Seele
 Sinke in einen Wassertraum
 Sterne fliegen von mir
 der Traumsonne zu
 
 
 
    
 
 Phorsyzien
 
 
 Phorsyzien malen den Frühling gelb
 Deinen Vater nahmen die jüngsten Blüten mit
 Sein Stern verschied am Horizont
 so viele stiegen junge auf
 
 Die gelben Blüten vor uns
 nahmen Abschied vom letzten Jahr
 Dein Vater im Busch grüßte uns
 Du sahst nichts, hast geantwortet
 "Heute ist sein Todestag"
 
 Es war ein sehr schöner Tag
 wir gingen zum See
 die Sonne lachte mit uns
 nach Hause blühte alles loh
 
 Das Universum hat eine Sekunde lang
 den Atem angehalten
 und Dir mit ihm sein Leben geschenkt
 
 
 
    
 
 Bahnhof
 
 
 Die Kleider stehen aufgehängt am Bahnhof
 Blechdosen schlucken sie und die Ständer
 Neue Kleider ersetzen die alten
 
 Manche Kleider duften alt und streng
 andere nach After Shave und Eau de Cologn
 Zigarettenrauch ist in manchen festgesetzt
 
 Die Menschen, die die Ständer sind
 sehen anderen nicht ins Gesicht
 Die Hände kosen einander an silbernen Münzen
 ein Magenbitter wandert ins Jacquet
 wo das Herz sitzt
 
 Die Bahnhofshalle spuckt Schirme aus
 Ort vieler Menschen
 eine Hand hält sich an der Metallspinne fest
 andre trägt die Last
 
 Augen vermeiden einander sehen grau
 sehen nach innen, nach Haus
 schlafen offen oder auch nicht
 
 Kein Gefühl spricht, starr das Gesicht
 Ständer tragen Kleider über die Gleise
 explodieren in die gesamte Welt
 
 Das Auge mustert den Fahrplan
 die Hand bedankt sich beim Fahrkartenautomaten
 
 Vom Bahnsteig zum Eisenbahnwaggon
 verabschieden sie ihre Kinder
 holen Menschen ihre Lieben ab
 
 
 
    
 
 Abendlicht
 
 
 Das Abendlicht verrät sich
 In ihm öffnet sich
 die farblose Wunde
 In meiner Stirn schreien
 alte Gedankenfetzen
 In mir spiegeln sich
 Gesichte des Entsetzens
 Mein Aug steht starr
 so klar war das Bild oft
 Ein Zaubrer ohne Stab
 projiziert
 eine Galerie der Ängste
 Die Welt ist versunken
 mir bleibt nur der Schmerz
 Ein anderer Zaubrer bi&ont>etet Pillen an
 schickt mich in den Schlaf
 
 
 
    
 
 Ode an das Rad
 
 
 Gleiten das Rad im Gleichgewicht
 rhythmisch die Pedale im Bergschatten
 gravitätisch Surren im bergab Sonnenlicht
 Schweben über Beton Asphalt
 Rollende Klänge im Sonnenschein
 
 Gleiten die Seele im Gleichgewicht
 rhythmisches Zertreten der Erinnerung
 gravitätischer Sorgenschwund
 Schweben über der Welt in Freude
 Rollendes Singen im Schädelthron
 
 
 
    
 
 Flieg
 
 
 Flieg, Schmetterling, flieg!
 Sing Dein Taumeln in die Sonne
 Beschäm die Himmel
 mit Deinen Farben
 Deine Flügel schlagen Noten
 Sing Dein Taumeln in die Sonne
 
 Die Sonne taumelt Dir entgegen
 Gleißen! Du brennst brennst
 in einem Aschenblitz
 Fliegen Taumeln Staub
 gewesen
 Taumle. Sing.
 
 
 
    
 
 Piraten
 
 
 Hei! Ich trage das Schwert des Piraten!
 Hei! ich schlage mich von Soldaten frei!
 Leute, entert die Galeonen!
 Schießt die Bresche in das Holz!
 Bunte Farben Purpurklamotten
 Fetzenstreich den Degen frei!
 Gurgelschneiden Herzzerstechen
 Frevel Leiden Herzensschrei
 Hebt das Gold und die Geschmeide
 Glänzt Metalle und das Blut
 Hängt die Königinnenmeute
 Schleppt die Beute unter Deck
 schlagt die Lecke in das Holz
 löst die Enterhaken frei
 Francis Drake erwartet uns noch heute
 entert für die Königin
 Hoch die Segel!
 Und nun los!
 
 
 
    
 
 Meine Hände sind leer
 
 
 Meine Hände sind leer
 Das Leiden kommt am Tag
 Das Leiden kommt zur Nacht
 Sie bewegen Töne zeichnen Lettern
 ringe sie im Geiste
 Sie halten meine Tochter
 Ich tu soviel ich kann
 und kann so viel
 für sie nicht tun
 
 Meine Hände sind leer
 sie räumen nicht meine Seele aus
 Das Leiden kommt am Tag
 Das Leiden kommt zur Nacht
 Sie haben das falsche Haus ausgeräumt
 ringe sie im Geiste
 Sie halten meine Tochter
 
 ringe sie im Geiste
 Meine Hände sind leer
 
 
 
    
 
 Tönend voll
 
 
 Tönend voll läutet hell die Krone
 Bäume ringen sich im Traum
 Lachend singen kleine Elfen
 um den plätschernd Brunnenfaun
 schöpfen Wasser in Kristallglas ein
 voll des süßen frischen Trunkes
 gießen klingelnd luftig hohe Bäume
 umfassen sie im Elfenrunde
 
 
 
    
 
 Verlorne Samen
 
 
 In mir gibt es Wüsten
 Gefühle samen dort
 Vor langer Zeit gereift
 verschwendet an armen Ort
 kein Gedanke keine Hand
 rühren an das Ruhn
 Hülsen erwarten frischen Regen
 Scirocco weht von der Wüste fort
 Selten gelang ich in die Zonen
 wo mein Kompaß hin nie dreht
 fühl mich dort allein und einsam
 weine Tränen in den Sand
 erwachen dort die blumend Samen
 mit Wurzeln der Vergangenheit
 recken sich zu meinen Händen
 jede einzeln als ein Wunder blüht
 blüht verblüht senkt wie verloren
 den Samenschopf in meiner Hände Kelch
 Asche Staub sie werden schwächer
 der Kompaß führt mich in mein Land hinab
 Dort sä ich die Verborgnen
 schaff dem Schönen einen lebendig Platz
 
 
 
    
 
 Schokolade
 
 
 Schokolade in der Morgen Früh
 Schokolade zur Kaffeebrüh
 Schokolade noch um zehne
 Vergiß das Putzen Deiner Zähne
 Schokolade in der Mittagsstunde
 Weiches Schmelzen zart im Munde
 Schokolade auch zum Kaffeeklatsch
 Mampfen, Mampfen großen Quatsch
 Schokolad am Schluß zum Abendbrot
 Heute biste fett, morgen sind die Zähne los
 
 
 
    
 
 Frauen
 
 
 so jung so schön
 so schön so jung
 so schön weil jung
 noch jung so schön
 
 
 
    
 
 Kirschendieb
 
 
 Die Frucht ist süß
 so glatte Haut
 spannt weiches Fleisch
 wartet auf den Kuß
 so feil
 pflücken, bevor sie stirbt
 gibst ihr neue Triebe
 
 Kirschendieb
 
 er nimmt das Fleisch
 läßt Kerne fallen
 der Keim verdirbt
 zieht Kirschenwein
 vergärt die Seide
 nimmt die Seele
 
 
 
    
 
 Frau mit dem sonnigen Haar
 
 
 Die Frau mit dem sonnigen Haar
 stand zwischen moosgrauen Eschen
 Ihr Blick wogte pulsend zu mir
 Für meins dankte sie mit einem Lächeln
 
 Die unsichtbare Türe fiel vor mir
 auf den Soden sternten Narzissen
 Ich hielt die Luft fest tief im Arm
 ich durfte sie niemals küssen
 
 
 
    
 
 Schneehaare
 
 
 Schneehaare langen aus Wolken herab
 erfassen Schienen und Birken
 Sie weinen meine Schrift in Tränen ab
 wollen Frühlingsworte verwischen
 
 
 
    
 
 Er rinnt aus grauen Wolken herab
 
 
 Er rinnt aus grauen Wolken herab
 der Winter verschlief sein Kissen
 Die Bäume stehen geduldig grün
 weil von der Sonne sie schon wissen
 
 
 
    
 
 Die Kälte
 
 
 Die Kälte führt meine Hände
 weiße Tinte schreibt wie Schnee
 Wolkengriffel raschelt am Boden lang
 Frühling entfärbt die weißen Rinnen
 
 
 
    
 
 Schnee in Wolken
 
 
 Ich blicke Schnee in Wolken an
 mein Kopf sucht sein Erinnern
 Das Weiß friert mir die Hände ein
 klammernd leg ich auf den Schnee
 der Kälte letzte Zeichen
 
 
 
    
 
 Die Wasser fallen
 
 
 Die Wasser fallen
 sie prallen so laut
 auf weiß umschäumten
 Fels glitzernden Gneis
 
 Die Fontänen steigen
 im Reigen des Rhythmus
 in weiß schäumenden Bögen
 über dunkelndes Grün
 
 Die Brunnen fließen
 sie gießen ihr Klar
 in grünschäumendes Wasser
 kalkiger Becken
 
 Murmelnde Quellen
 erhellen Kindern
 im silberp%rlenden Glucksen
 die dürstenden Münder
 
 
 
    
 
 Winter und Frühling
 
 
 Winter neidet dem Frühling das Grün
 er hat mit Weiß die Farben bezogen
 will bannen in starrendes Eis
 die sommerbunten Frühlingsfarben
 
 Ein profanes Leichentuch hat er gelegt
 wo türkise Spitzen das Lied besangen
 "Der Frühling, der Frühling!"
 Ohne Maß baut er Kristalle an
 
 Der Sonne Atem strafte ihn schwer
 ihr Licht nahm Winter den Mantel
 Von seinen Bergthronen nun
 regiert er nur steingraue Farben
 
 
 
    
 
 Heute
 
 
 Heute ist ein herrlicher Tag
 Ich will ihn leben
 bis ins himmlische Blau
 
 Himmlisch ist mein Sterben nicht
 Der Docht verbrennt ohne Kerze
 Ich werde verblassen
 verlöschen
 
 Meine Sprache verstummt
 ins letzte Wort
 Mein Augenlicht
 entzündet nicht mehr die Seele
 noch vor dem Tod
 
 Doch bis es dahin soweit ist
 nehme ich die meisten Stufen
 ruhe ab und zu
 
 Ich werde verblassen
 verlöschen
 
 
 
    
 
 Die Woge
 
 
 Die Woge rollt an Land
 ausgehaucht vom Meer
 
 Ich stehe im Schaum
 des Atems
 atme selbst
 ziehe frische Luft
 
 das Meer holt tief
 Wasser
 Ich gehe Schritte
 die Gischt hinab
 
 Mein Atem
 vermählt
 veratmet sich
 mit der Flut
 
 Die Wellen
 heben mich stet
 in ihren Armen
 
 Eine Strömung zieht mich
 in den großen Körper hinaus
 Er atmet... atmet...
 
 
 
    
 
 Schwestern
 
 
 warum waren wir uns so fremd
 wir lagen dauernd im Streit
 und verletzten uns
 an der empfindlichsten Stelle
 der Liebe
 
 Warum nahmen wir Worte
 im Vertrauen gesprochen
 wie Schwerter in die Faust
 und schufen Wunden
 die lange nicht verheilten
 
 Wir waren drei
 wir waren vier
 wir waren fünf Kinder
 das letzte hatte
 drei Generationen zu tragen
 drei Vorfahren Einzelkinder
 
 Es nahm und verteilte
 es gab so selten
 und hätte gerne
 selber gegeben bekommen
 Die vier Kleinen wußten das nicht
 das Große konnte es nicht einmal ahnen
 
 Wir waren fünf
 der Vater fehlte
 er fehlte uns allen fünf
 
 
 
    
 
 Leben
 
 
 Wir wußten nicht um das Leben
 daß Persönlichkeit so wichtig ist
 wie acht Stunden lernen und arbeiten
 Das heißt
 alle taten dies eine Zeit
 verloren den Willen
 
 Wir wußten nicht
 daß Familie ein Nest ist
 sie wußte es auch nicht
 hielt uns im Wettbewerb
 und getrennt
 das wäre das wahre Leben
 
 Warum konnten wir keine Gefühle,
 so richtig lieben, geben
 anderen schon
 aber uns nicht selber
 
 Eine Krankheit zerfraß das Leben
 ein Keim zog andere nach sich
 Was spaltete
 wurde selbst abgespalten
 
 Einen Stern gab es
 in dieser Nacht
 sie strahlte nur
 auf gute Dinge
 
 denn sie sah
 ihre Geschwister
 an finstersten Orten
 gegen sich selber kämpfen
 
 
 
    
 
 Scherben
 
 
 Meine Blicke sind Scherben
 zerteilt in leerer Zeit
 In meiner Zeit zum Lernen
 sammelte ich bunte Splitter
 
 Ich kannte den Sinn nicht
 sackte ein, was ich bekam
 vergaß, mir ein Fenster
 zur Welt zu formen
 aus kleinen Splittern
 
 Mein Sack platzte
 ich sortierte die Scherben
 nicht aus
 Ich stand im Wadi
 die Regenwogen
 schwemmten mein
 Scherbenglück davon
 
 Mir sind geblieben
 die Reste auf der Haut
 und
 was ich im Wadi
 sonst noch finde
 
 
 
    
 
 Barvet
 
 
 Meine Inselwelt
 die Eininsel
 nimmt die Ozeane
 voller Geduld
 Stromberge
 heilen den Wunsch
 der Engel
 nach Frieden
 und Wandel
 Sie ziehen ihre Städte
 in Raumschiffkanälen
 von Land zu Land
 Sie wandern
 von Welten zu Welten
 nehmen anderen
 das Wort zum Krieg
 
 Ich bin von Insel
 zu Insel geschwommen
 barfuß die stillen
 Wälder
 auf weichem Boden
 durchwandert
 Keinen Engel sah ich
 aber in meinem Denken
 lebten sie viel
 Ich wandre auch heute noch
 setze den Fuß
 in schweigende Wälder,
 die ich lang
 noch nicht erschlossen
 
 
 
    
 
 Zum Schmetterling
 
 
 Ein Fels stand
 ein Fels von einem Schiff
 Kannte ich den Weg hinan
 stützte mich auf Felsen Holz
 Dort krüppelten Kiefern
 an Deck der steinernen Fregatte
 Vom Ausguck musterte ich
 zu mähende Felder
 Riesen standen mit Dreschflegeln bereit
 Sie kannten nicht meine Zeit
 wo der Junge schwand
 ein anderes Wesen entpuppte sich
 
 
 
    
 
 Flieg!
 
 
 Flieg, später Vogel, flieg
 Ich nehm Dein Du
 geb Dir mein Ich
 fliegen wir
 in die Abendsonne
 in die Abenddämmerung!
 
 Laß uns die Glut
 der Aschefrucht
 neu entzünden
 Noch einmal
 dann brennen wir
 
 ein Meteor
 ein Komet
 ein Stern
 
 glänzend hell
 veraschen
 was war
 
 Flieg, Vogel, flieg!
 Es ist spät
 und ich möchte brennen
 
 
 
    
 
 Leben in zwei Welten
 
 
 Ich hab die Jahre nur erduldet
 ich hab Euch nichts verschuldet
 Ich saß früh in der Bank
 war am Leben schon krank
 und saß und saß und saß
 und aß das Pausebrot
 wie eine feierliche Kommunion
 
 Wer hatte den Willen gekappt?
 Wer hat mein Streben verschnappt?
 
 Ich liebte die gelben Felder
 ich mochte die grünen Wälder
 mein Schritt zog mich hinaus
 der Wille blieb zu Haus
 
 Und das Leben dort
 war für mich die wahre Kommunion
 Kirschen, Erdbeeren und Heidelbeeren
 Bucheckern, Haseln und Eicheln
 
 Die Welt war für mich der schönste Garten
 Da wuchsen Rosen, Fuchsien und Astern
 Sie war reich von früh bis spät
 Mageriten, Thymian und Minze
 
 Der Winter war ohne Frucht
 war aber besonders eisige Luft
 schnupperte ich Schnee, kalten Duft
 im krachenden Eis, verharschtem Glitzern
 ritzte ich meine Schritte über die Felder
 
 Erklärt mir, was war wichtig
 Zeichen im Kopf
 oder Wälder so lichtig
 Hocken im Schweiß
 oder Krachen im Eis?
 
 Sprechts schnell, ihr nehmt mir die Stunde
 ich leb in zwei Welten im tiefesten Grunde
 
 
 
    
 
 Mein Farbmalkasten
 
 
 Mein Farbmalkasten ist leer
 Ich frage die Sonne
 nach neuen Farben
 
 Ich habe keine
 frag die Wolke
 
 Ich habe keine Farben
 spricht die Wolke
 sie weint
 
 Ich wende mich um
 
 Zusammen
 malen die zwei
 einen Regenbogen
 
 
 
    
 
 Der Himmel I
 
 
 Der Himmel dunkelt
 er löst in silbernem Grau
 den Rest des Tages
 
 Für mich beginnt ein Grauen
 alte Schatten erkalten im Aug
 Ein Traum lebt in mir den Alb
 
 Der Zauberer hat ein magisches Wort
 er legt es mir in den Mund
 gibt die Träume der Nacht zurück
 
 Ich schlafe.
 
 
 
    
 
 Mein Flug
 
 
 Mein Flug durch die traurige Nacht
 hat mich zur Mauer der Träume gebracht
 Ich flog, Mörtel verspeisend, hindurch
 Knaben, mich begleitend, aßen ohne Furcht
 nahmen Spinnen aus Alptraumnetzen
 vertilgten die Fäden aus den Mauerritzen
 Ich träumte die Bilder sie saßen in Ecken
 sie tranken mein Blut wie lautlose Zecken
 Ich schrie die Freunde waren weit
 vernetzte mich sponn mich ein in die Zeit
 verwandelte mich in blaue Träume
 sah aus Knaben Augen der Spinnen Leim
 die Gliedmaßen der Knaben haarten Haare
 in unsere Drüsen schoßen &ont>Fäden ein
 wir verkleideten das Loch in der Mauer
 versperrten den Alpwölfen die Hauer
 Sie gebärdeten sich an der Wände Steine
 ich spann mich selbst in einen Kokon ein
 die Träume wickelten sich um mein Achtgebein
 Ich flog auf Altweiberhaaren
 durch eine tiefe traurige Nacht
 
 
 
    
 
 Die Nacht
 
 
 Die Nacht ist ein duftiger Schatten
 Ich lag unter ihrem schwarzblauen Zelt
 betrachtete Helden Tiere Krone Wagen
 
 Leicht war diese Nacht
 sommerlich kühl
 prickelnd kühl
 
 Das Feuer in meinen Augen
 kam nicht zur Ruhe
 
 Ich hab von ihr nie Abschied genommen
 ein Komet singt in meinen Händen
 
 
 
    
 
 Dunkler Fluß
 
 
 Nun finde ich mich wieder auf dem dunklen Fluß
 dunkelblaue Schilfer bladdern die Uferruh
 Ich hör keinen nicht einmal einen öligen Ruf
 
 Meine Papyri wollen rascheln alles schläft
 bin nicht mehr imstande die Zeichen zu ordnen
 alte Macht und Lust Begehren und Singen wohin?
 
 Den Fluß gabs vor Tag und Nacht das Treiben auch
 fließen sowenige Seelen in solcher Tag und Nacht
 Blauschwarze Raubengel liegen im matten Ufergras
 
 Silberne Krallen töten das Gut das sich sicher wähnt
 Ich bleib in der Mitte kenne gut die Fische Fische
 Fische fressen von unten mein Papyrus frei
 
 Einladung zum Spiel mit Tausendwürmern und Orgelhecht
 Kartenspiel mit Octopus Du zwei er seine Hände
 Gibst so viele Stücke von Dir Spiel mit drei Karten
 Spielen
 Schlafe träume Dich unter des Flusses Spiegel
 Der Himmel ist der Spiegel er spiegelt so schwarz
 Achatnacht über Granatfruchtnabel
 
 Treibe weiter Du träumst Dein Leben bist in den Traum
 zurückgewachsen
 Friß die schwarze Nelke Schluck die Kröte Obsidian
 Buttere mit schwarzem Sumpf Grasbrot mit Scherben
 
 Erinnere Dich Die Schlange des Tages R E A L I T Ä T
 sie beißt jeden Tag wenn Du Dich traumsicher wähnst
 Es ist ein Traumgift vergiftet Deine Träume
 
 Es schickt eine lange Nacht Dich auf die Schwarzflußreise
 Es sagt nie voraus bitte bitte bitter das Ende
 vorbei
 
 In meinem Traum schleppe ich mich
 wieder durch endlose Sandwüsten
 
 trete in die Fußstapfen eines Fremden
 eines Vorgängers der mich durch die Wüste leitet
 
 Ich erinnere mich an meinen Garten
 hab die Oase an die Wüste verloren
 
 Matte Zeichen runzeln sich in den Spuren
 ich erkenne Jade erinnere mich
 
 einstmal hier lebendige Skulpturen
 des chinesischen Steins wahrgenommen zu haben
 
 Die Mauer ist weit weg wie der Garten
 Meine Schritte bewegen den Sand
 
 Tag für Tag berühr ich solche Spuren
 Tag für Tag wird der Jadeit matter
 
 In meinen Gedanken zieht sich immer
 ein Kreis durch die Spuren
 
 die alte Jade sah ich vor einem Jahr
 vor noch einem Jahr und viel früher
 
 Einstmal hatte ich Werkzeug
 zu bearbeiten edlen Stein
 
 erinnere mich an den Tag
 wie ich sie fallen ließ
 
 Meine leeren Schritte überließen sie
 dem Rost dem Verfall aller Dinge
 
 Vor nicht allzu langer Zeit
 lernte ich eine neue Kraft kennen
 
 Schwebend in der Luft der Luft
 entformte ich zitternde Skulpturen
 
 Sie kann ich nicht verlieren
 sie gehen wieder dahin wohin
 
 in meinem Gedächtnis
 
 Geschmeidig wie Jadeit
 Formbar wie Wabenhonig
 
 geläutert durch die Luft
 den Wind
 
 Wir reisen gemeinsam
 
 
 
    
 
 Stark und fest wie ein Stein
 
 
 So möchte ich sein:
 stark und fest wie ein Stein
 
 Dem steten Tropfen
 meinen Fuß unterhöhlt
 widerstehen
 
 Das Wasser, das meine Triebe nährt
 aufnehmen und dem Fall zurückzuführen
 
 damit ich schaffe neue Wunder
 und besteh, so lang der Fluß noch fließt
 
 
 
    
 
 V. v. Gogh
 
 
 Aus dem Dunkel nahm er das Licht
 die Farben zu erleuchten
 
 Aus seinem Herz nahm er die Farben
 unsere Seele frisch zu zeichnen
 
 
 
    
 
 Lindau
 
 
 Knoten an der Platane
 verknotet zu einem Dach
 frühjahrsschwingende
 deckende Blätter
 grün im Weiß der Äste
 öffnen den Blick
 zum Bodenseeblau
 
 
 
    
 
 Landschaft
 
 
 Der Zug leitet die Landschaft
 von vorn nach hinten
 sie spiegelt im Fenster
 dahinter auch
 fällt in mein Aug
 Eine nicht schneller als die andere
 
 
 
    
 
 Unsere Körper
 
 
 Unsere Körper, die uns malen, sind Pinsel.
 Sie zeichnen die Seele.
 
 
 
    
 
 Fernseher
 
 
 Im Monolog mit dem Fernseher
 Er spricht
 ich sitze im Schweigen
 Bunte Bilder zappen mich
 von Nord nach Ost
 Es ist Mitternacht
 weißer Staub
 fällt in mein Zimmer
 
 
 
    
 
 Der Himmel II
 
 
 Graue Streifen umschlingen den Himmel
 sie leben im Spiegel des trocknenden Sees
 Ginster streben im Wuchse des Windes
 Sie gehen wandern vom Naß in das Lee
 
 Am Strand die Gräser sie kämmen den Grund
 In Wellen warten Boote zu heben das Ruder
 vom Seil sie sich lösen der Steg der sie band
 verlassen das Seichte kreuzen zum Luv in den Sund
 
 Wir saßen auf Strünken in Bernstein gefaßt
 Es flogen die Stunden wir überwanden die Zeit
 Wir liefen dem Wind in alten Spuren hinterher
 wo er fand ein seidenes Meer
 
 
 
    
 
 6
 
 
 Mit 6 bläste Pusteblume
 mit 16 paffste Qualm
 mit 26 schnüffelst Ketten schon
 mit 36 atmest Asthma ein
 mit 46 verlierst Du einen Lungenflügel
 mit 56 schon Dein Bein
 
 mit 66 haste ausgehaucht
 wegen Krebs hat es sich ausgeraucht
 
 da fährst Du in die Höll hinein
 Du mußt ja ein Experte sein.
 
 
 
    
 
 Das Rot der Sonne
 
 
 Das Rot der Sonne hat ausgeweint
 es weint der Nacht den Regen ent-
 gegen sie legt einen grauen Schlei-
 er über die Lichter einer müdenden
 Stadt die Gesichter dämmern einem
 Gold frühan das dem Morgen entstie-
 gen sein wird gehämmerte Strahlen
 wie Blattgold das weckende Licht
 vorbei mahlender Donner grelle
 Blitze es erhellt lichte Gesichter
 in einem aufgehenden RosenRot
 
 
 
    
 
 Wer von Euch ist besser
 
 
 Ich weiß nicht, wer von Euch besser ist
 stärker kämpft und überlegen sein wird
 Ungleich ist schon Euer Haar das Gesicht
 Nicht gleich, wo Euer Ort Leben ist
 Ihr entstammt gleichen Eltern
 Wo Euer Geist, die Seele schult
 ist verschieden ihr habt keine Schuld
 Sehet Euch immer öfter immer wieder
 Ihr drei seid lachend Geschwister
 lacht Eurer Stimmen Lieder
 
 
 
    
 
 Der Artist heißt Mond
 
 
 Der Artist heißt Mond
 er balanciert auf der Linie
 am Horizont
 
 Der See der ihn spiegelt
 melkt seine weiße Bahn
 trockene Milch
 bis ans Ufer heran
 
 Der Zauberer weint
 trockene Tränen
 was ihn will beschämen
 der Monat ist voll
 
 Er wird nun schwinden
 im See im All
 zu überwinden
 den dunkelsten Tag
 
 
    
 
 Die Milch Deiner Augen
 
 
 Die Milch Deiner Augen Weiß
 verfängt sich in meinen Wimpern
 frag meinen Stern blau und schwarz
 wie sie mich tränken
 
 Mein Blick saugt sich
 an Deinem Schwarzen fest
 Bräune ist der Grund Deines Bechers
 An Deinen Wimpern hänge ich auch
 
 Du sprichst der Klang erfüllt mein Ohr
 spricht Liebe immer wieder Liebe
 Wir vereinen uns an anderem Ort
 Sternen gleich glänzen wir
 
 
    
 
 Der junge Mais
 
 
 Der junge Mais
 und Du
 
 unser Versteck
 in Kolbengrenadieren
 
 Ich enthüll die Frucht
 Dich
 bis zum Kern
 
 Wir kosten sie aus
 Kolben
 braune Haare
 
 Die Stauden seufzen
 ein Hauch hat sie bewegt
 
 
    
 
 Grüner Stein
 
 
 Grüner Stein
 ich fand Dich
 unter Millionen
 pflanzte Dich ein
 Es sollte mehr
 aus Dir werden
 
 Nächsten Tag
 war es geschehen
 wir spazierten
 zum Fluß
 entwurzelten
 steinernes Grün
 
 Du warst
 ein erfülltes Versprechen
 
 
    
 
 Rose I
 
 
 Hast Du heute schon eine Rose angeschaut?
 Hast Du ein Gedicht geschrieben?
 Oder schon einmal gelacht?
 Es ist Frieden
 Du hast Zeit
 
 
    
 
 Kerze I
 
 
 Legst das Feuer an den Docht
 Klein brennt die Flamme
 Sie wächst in ihrem Gelb
 Sinken tut sie
 Und strahlt wieder auf
 Die Zeit ist lang
 Das Licht steigt ins Sonnengelb
 Ins Blaue hinab.
 Zwei Richtungen. Ein Ziel.
 Flamme schmilzt Wachs
 Das Flüssige steigt den Docht hinauf
 Wird verdampft im Feuer
 Es zehrt
 verzehrt die Kerze
 Die Kerze verzehrt die Flamme
 Eines jeden Leben,
 das sie nur gemeinsam erfüllen können
 Die Flamme wächst dem Blau entgegen
 Kerze, Docht, Flamme. Dreimaliges Verzehren.
 Und die Luft.
 Die Flamme strahlt alles in Luft hinauf
 Was bleibt ist Licht
 Licht.
 
 
    
 
 In meinem Garten früh
 
 
 In meinen Garten hab ich Euch gepflanzt
 Triebe fern der Frucht
 
 Ihr sprecht noch nicht mit scharfem Wind
 er spricht zu Euch, am Boden sanft
 
 Aus einem Brunnenstein schöpfe ich
 Euch das kalte, klare Wasser
 
 Wasser, das im sonnenwarmen Boden
 Eure Wurzeln streicht, und tränkt
 
 Die Erde habe ich geharkt von jedem Kraut
 das Euch Licht dem Grund verwindet
 
 Euer Himmel steht im mediterranen Blau
 frei von Kronen, die Euch deckten
 
 Warmer Sommeratem, Euch geschenkt
 vom glutigen Sonnensche<&ont color="#FFF3A5">in
 
 Eure Früchte werde ich nicht ernten
 nur blühen werdet Ihr für mich
 
 Wenn mich der Herbst verzehrt,
 pflanzt junge Bäume
 
 um, wie wir einstmal,
 im Frühling auszuschießen
 
 
    
 
 Fahrrad
 
 
 Sturm im Kopf
 Rasseln in den Gliedern
 Surren am Pedal
 Sausen in den Rädern
 
 Rauschen der Luft
 Gleiten weit im Land
 Blick am Horizont
 Reiten auf Asphalt
 
 Strampeln am Berg
 Atem treten not
 Schwerkraft im Fuß
 Steigen an der Wand
 
 Rauschen auf der Straße
 Rücken fest im Wind
 Strahlen Sonn im Schatten
 Schwung treibt Dich nach vorn
 
 
    
 
 Klingen der Tropfen
 
 
 Hohl klingen die fallenden Tropfen im Ohr
 der Sturm hat sie in den Fels gewaschen
 sie zapfen ihre Spitzen bis zum Boden
 läßt sie langsam wandern in das Oben
 
 Der Wind hat im Gestein keine Macht
 zarte Röhrchen ziehen das Naß in die Tiefe
 sie ziehen einen zarten Fluß
 in das Reich der raunenden Höhlen
 
 Nur dort, in langsamem Leben
 wachsen meine Gedanken und Gefühle fort
 Ich höre neue Spitzen sie streben
 und klingen in feinsten Netzen
 
 in meinem Dichterwort
 
 
    
 
 Acapulco
 
 
 Am Rand der Klippe
 ragen Muskeln
 binden einen
 starken Menschen
 
 Der Mann atmet ruhig
 Seine Ohren hören
 das Rauschen der Brandung
 nicht mehr
 
 Er studiert den Atem
 des Meeres
 der Wogen in der Schlucht
 
 Er kennt genau das Wort
 wenn die See spricht
 
 "Spring!"
 
 Es ist soweit
 Er sieht die Masse
 wartet auf
 den Rest der Brandung
 
 Das Meer hebt seine Brust
 der Boden bebt
 
 Seine Lunge birst vor Luft
 
 In das Frei über dem Abgrund
 segelt sein Körper
 
 Regenbogengleich
 endet der Fall
 
 Der Körper sinkt
 stößt sich vom Grund
 
 Atem brest
 es ist gelungen
 
 
    
 
 Perlentaucher
 
 
 Saphirnes Licht tanzt über der See
 Arabien ist eine dunkle Wolke am Horizont
 Das Segel ist vor wenig Wind aufgerollt
 Gelassen setzt ein alter Mann die letzten Ruderschläge
 Hier kennt er das Meer.
 Die Farben der Muschelbänke verraten sich
 in einem hellen Ton
 Sein Sohn beobachtet ihn genau.
 Er kennt inzwischen jede Bewegung.
 Der alte Taucher schlingt sich eine Leine um den Leib,
 bindet sie an einer Ruderbank fest.
 Eine Zeit atmet er ruhig und langsam
 Unvermittelt läßt er sich ins Wasser gleiten
 Die Schnur zischt ihm nach
 Einen Sack hat er mitgenommen.
 Die Minuten verstreichen langsam in der heiße&ont>n Sonne
 Es ruckt ein paar Mal an der Leine.
 Mit kräftigen Zügen holt der junge Mann die Leine herauf
 Luftblasen platzen, der Meeresspiegel bricht,
 ein vertrautes Gesicht leuchtet dem Jüngling entgegen
 Der Fischer wirft den vollen Sack über die Bootswand
 und läßt sich hineinhelfen
 Geübt öffnen sie die Muscheln.
 Einige Perlen schimmern aus dem roten Fleisch und landen
 im Säckchen an des Sohnes Brust
 Der Wind bläst wieder. Die beiden suchen einen neuen Platz.
 
 
    
 
 Elfenspiele
 
 
 Ich fand mich auf einer umsonnten Kräuterheide
 eine Lanze blutete tief in meiner Brust
 Kein Glied konnte ich mehr rühren
 
 Schlaf rollte über meine Augen
 Ich schlief tief
 
 Ein Dunkel überschattete meine Lider
 Ich blickte in die Sonne hinauf
 
 Ein Mädchen von Sonnenstrahlen eingerahmt
 Sie lachte und forderte, mit ihr zu kommen
 Meine Schmerzen verflogen. Ich stand auf.
 Ich folgte ihr durch zerraufte Wälder
 
 Eine stumpfe Mauer entwuchs einer Wiese
 Die sonnige Maid lief lachend hindurch
 Mich konnte nichts halten
 Ich folgte ihr und stieß
 
 Heute stehe ich schon zehn Jahre da
 Figur in einer Mauer
 Efeu rankt in mein Gesicht hinein
 Die Fee - ich sah sie nie mehr wieder.
 
 
    
 
 Hiroshima I
 
 
 Hiroshima
 Kirschblüte im August
 Schwarz war die Frucht
 
 
    
 
 Hiroshima II
 
 
 Hiroshima
 
 hast Häuser und Parks in Asche gebüßt
 
 Hiroshima
 
 all Deine Kinder fraß ein heißer Blitz
 
 Hiroshima
 
 Deine Tränen sind solch schwarze Tropfen
 
 
    
 
 Weiße Taube
 
 
 Weiß fliegt die Taube in das Türkis
 eines meerumwogten Abendhimmels
 Es ist ihr eingeborenes Wissen
 um das Sirren verborgener Magnetlinien
 In geflogenen Achten hat sie sich
 beständig das Polwissen eingeeicht
 Eine Karte in elfenbeinernem Schädel
 weist die Richtung weißer Flügelschläge
 Sie kennt das eine Ziel an fernem Ort
 geleitet durch Vorhänge magnetischer Linien
 zufrieden nur wenn sie erinnerten Punkt
 Futterquelle Brutplatz Gesellschaft
 mit ihrer papiernen Botschaft erreicht
 
 
    
 
 Deines Mundes Blätter
 
 
 Deines Mundes Blätter spielen,
 wie wir uns berühren, ein neues Lied
 
 Deiner Augen glimmende Äpfel der Morgenröte
 lassen mich erblinden zur Abenddämmerung
 
 Deines Gehörs Muschel legt Furchen
 zu durchstöbern meine Zunge Dein Zauberwort
 
 Deiner Haut weiße Sehnsucht des Mondes
 stillt nicht mein Verlangen nach Deinem Licht
 
 Deiner Spitzen Lotus köstlichen Busens
 läßt entfliegen meine Hände mich zu verführen
 
 Deines Wesens Weiblichkeit ist unergründlich
 mein Begehren Deines Körpers übersinnlich
 
 Deiner griechischen Säulen Erklimmen
 die Perle zu finden, die Glanz verstrahlt
 
 Deiner heimlichen Versprechen lauschiger Wald
 wird ein Stern für Dich das Siegel lösen
 
 Halte mich mit so weißen Feenarmen
 wir wollen unser Geheimnis wahren
 
 
    
 
 Jäger
 
 
 Nachts gehen die Jäger aus
 mit schwarzen Buchstaben
 auf weißen Papieren
 in korrekten Brevieren
 
 Sie führen Namen auf Listen
 polieren die Klinken
 wollen den Staat ausmisten
 von Fremden und Kommunisten
 
 Sie kennen die Orte
 wo schwarz wer haust
 Sie finden den Stern
 ein Anschwärzer raucht
 
 Naive Lippen
 begehen Freundesverrat
 Der Denunziant
 auf Hören harrt
 
 Sie führen Namen auf Listen
 polieren die Klinken
 wollen den Staat ausmisten
 von Fremden und Linken
 
 
 
 
    
 
 Rubin
 
 
 Blutstropfen aus dem Schoß der Mutter Erde
 Blutstropfen der Menschheit in allen Adern
 Kinder der rubinroten Lebensflüssigkeit
 verwandt mit allen Tieren, allen Gattungen
 Ein System von Flüssen, Strömen und Bächen
 Rot fließen sie alle in ein gemeinsames Meer
 Die Erde, sie ist nicht blau, sie ist rot.
 Ein scharlachroter Rubin von prächt'gem Leben.
 
 
 
    
 
 Goldene Berghänge
 
 
 Goldene Berghänge
 berstende Sonnen
 steile grummelnde Verse
 singen Berge Mohn
 jodelnde Blüten
 zerbrechen
 der Tritt des Wasserhahns
 Rothahn schreit
 brennt der Schloßberg
 rettet das Haus
 gleitet Myntakos
 nuanciert
 auf dem Weltall
 spricht in das Meer
 lacht und schüttelt sich
 Fische schreien Feuer
 Eisdecken umfassen
 die Luft
 bricht
 kein Stein
 rollen auf Landstraßen
 Blech ist Trumpf
 Schwarze Pampe
 riecht süß und herb
 erntet die Wälder
 sie laufen über
 die Häuser springen
 zerborsten
 Vögel bohren Mauerluft
 Schwalbe Schnecke
 Pazifik elftausend
 Kugel rollt umher
 Seil reißt
 Billard
 Queue Nr. neun
 Stoß in die Samenbank
 Ein Elefant verblutet
 Schrei in der Finsternis
 schwarze Haut
 Elefantenhaut
 Planetenlaufwerk
 Verstellen der Morgendämmerung
 
 
 
    
 
 Aussterben!
 
 
 Was soll ich mich darum scheren,
 daß auf der ganzen Erde
 die Tiere sterben?
 
 Aussterben!
 
 Der sibirische Tiger
 jagt Hühner
 und speist sich fett
 
 Der chinesische Tiger
 bekommt
 Maschinengewehre
 zwischen die Zähne
 
 Eine afrikanische
 Elefantenherde
 wird mit
 Granatwerfern und
 Raketen ausgelöscht
 
 Kenianer und andere
 drängen mit ihren Äckern
 in die Steppen
 
 Aus Naturschutzgebieten
 werden
 stromgesicherte Käfige
 
 Im Atlantik werden
 wieder Wale geschlachtet
 einfach so
 
 Was soll ich mich darum scheren,
 daß auf der ganzen Erde
 die Tiere sterben?
 
 Ich bin nicht dort.
 Kann keine Armut
 und die Habgier
 nicht besiegen.
 
 Bitte laßt l%ben.
 
 
 
    
 
 Wind
 
 
 Ich bin Dir davongelaufen, Wind.
 Du kennst meinen Namen.
 Die Zeit hat mich gerufen,
 ich solle mit dem Frühling
 Blumen austeilen.
 Sieh, was Du angerichtet hast.
 Du hast alle Blüten zerfetzt.
 Ich schleudere händeweise
 Bienen in Wiesen und Forste.
 Den Rest zu retten habe ich
 die Königinnen geweckt.
 Ihre Kinder bauen Waben
 einer goldenen Süße.
 Mein Volk läßt sich
 von Dir tragen, Wind.
 Schenk ihnen das Vertrauen,
 das ich letzten Sommer über
 in Dich und Deinen warmen Atem
 gesetzt habe.
 Ich grolle nicht den Gewittern
 und Überschwemmungen.
 Du trägst die Last mit Dir.
 Ich freue mich,
 daß Du manchmal aussetzt.
 
 
    
 
 Die Sonne geht auf
 
 
 Im Pazifik geht die Sonne auf
 gleißend weiß und schrillend grell
 Sie steigt über die Schiffe der Navy
 Die sonnende Blume ist ein giftiger Pilz
 Auf den vergoldeten Wellen rast ein Donner
 Die Totensonne verlischt am Abendhimmel
 ein toter Schädel grinst auf Bikini
 er wird später Eingeborene anstrahlen
 Asche schwarze Tropfen Totenblut
 
 
    
 
 Schneekönigin
 
 
 nach einem Märchen von H. C. Andersen
 
 Dein Atem läßt die Luft gefrieren
 ein Hauch, und Deine Spiegel springen
 Eisblaue Augen verletzen den Blick
 Was Du mit Deinen Händen anfaßt,
 erstarrt zu einem Eisblock
 Gingest Du durch Grün, lebendiges,
 es würde erfrieren.
 Doch Du würdest in der Sonne schmelzen.
 Deswegen lebst Du, wo es Eis nur gibt:
 in der eisigen Schneewüste am Pol.
 Dein Schloß klirrt in kalten Klängen,
 wenn sich Deine Eisberge aneinanderreiben.
 Es verwirrt den Blick, Schneeblindnis,
 zieht Dich an und an und an.
 Du hast einem kleinen Mädchen den Bruder geraubt,
 nun trägt er Deine blauen und weißen Farben.
 Sie hat unterwegs ein Fingerglied geopfert,
 um ihren besten Freund wiederzufinden.
 Sie wird seine Gefühle erwärmen
 und ihm helfen, den letzten Splitter
 des Zauberwortes 'Ewigkeit' zu legen.
 Deine Eisplatten werden zu einem Kartenhaus
 einstürzen und Dich unter Deinen Schneewünschen
 begraben.
 
 
    
 
 Sommer in meinem Blut
 
 
 Der Sommer klopft in meinem Blut
 Hart bestimmt er meine Worte
 Er hat mein Innenleben versiegelt
 was mich in meine Außenwelt spiegelt
 
 Melancholisch wird der Herbst in mir
 den süßen, blättrigen Zerfall besingen
 Ich werde der Sehnsucht in diesen Monden
 nach Erlösung Verse sprechen
 
 Eisstarrend zieht die Macht des Winters mich
 mit schwarzen Gedanken zu überladen
 Er gibt mir mit dem schneeweißen Licht
 lange schwarze Nächte mich zu bangen
 
 Wenn im Frühling neu die Vögel singen,
 muß ich erst wieder lernen leben beginnen
 Sein Grün führt mich in die Landschaft hinaus
 neu leuchtet mein Innen in die Gärten hinein
 
 
    
 
 Schmetterlingsflügel
 
 
 Bunter Schmetterlingsflügel
 erzählt von der Gewalt
 eines Zuges
 
 
    
 
 Duftlampe
 
 
 Duftlampe
 
 Du badest in Parfum
 Ich brenne nach Dir
 
 
    
 
 Alte Kirsche
 
 
 Das Gewitter heute nacht
 hat eine Bresche
 in den alten Kirschbaum
 geschlagen.
 
 Der Hauptast ist ausgebrochen,
 an der hellen Wunde
 treten aus den Ringen
 süß duftende Harztropfen.
 
 Die Kirschen glänzen saftig,
 bald werden die Kinder
 zur Schule gehen
 und an diesem Ast
 ihren roten Hunger stillen.
 
 Wer weiß, vielleicht wird hier
 ein Kern in den Boden getreten.
 Dann bekommt die große Kirsche
 Nachwuchs.
 
 Noch liegt ihr Trieb am Boden
 und atmet. Sie wird die Wunde
 schließen und noch viele Jahre
 fruchten.
 
 Dann macht sie Platz
 für die jüngere Pflanze.
 Elastisch wird auch sie sich
 lange Zeit den Stürmen stellen
 und Kindern den Juni versüßen.
 
 
    
 
 Der letzte Löwe
 
 
 Der letzte Löwe streift durch Serengeti-City.
 Vor einem Schaufenster bleibt er stehen. Ange-
 boten werden Antilopenschenkel und Giraffen-
 hälse.
 Beim müden Überqueren einer Straße wird er fast
 von einem Auto gestreift, das ihm schlenkernd
 ausweicht.
 Unterwegs stöbert er in Mülltonnen umher, zerreißt
 Tüten und verspeist Nahrungsreste. Oft hat er sich
 schon mit Schakalen prügeln müssen, um nicht zu
 verhungern. Wasser nimmt er an Pfützen an Bau-
 stellenruinen zu sich.
 Er sucht seinen Schlafplatz auf, einen Hügel in
 einem verwahrlosten Park. Er ist heute müder als
 gewöhnlich. Schnell schläft er ein.
 Im Halbschlaf träumt der greise König von weiten
 Steppen, sauberen Wasserstellen, dem vertrauten
 Trompeten von Elefanten und dem donnernden Rhyth-
 mus galoppierender Gnuherden.
 Kurz bevor er einschläft, erinnert er sich noch
 an eine junge Löwin, um die er heftig gekämpft hatte.
 Seine Jungen waren ihm immer Nebensache gewesen,
 doch nun erschienen sie ihm schrecklich fern.
 Als er in den Schlaf fällt, rollt sich vor seinen
 Augen die Serengeti aus, und alles ist wie früher.
 Er schnuppert in den Wind. Frisch schlägt er einen
 schnellen Lauf ein, hält kurz inne, als würde er
 sich an etwas erinnern, und ist nach ein paar Momen-
 ten im Steppengras verschwunden.
 
 
    
 
 Schall und Rauch.
 
 
 Namen sind Schall und Rauch.
 Die werden nur bezahlt,
 wenn sie Musik machen, oder
 einen Motor antreiben
 
 
    
 
 Atlantik in den Wolken
 
 
 Der Atlantik wogt in den Wolken
 schüttet seine Gischt in Tropfen
 auf geschatteten Boden hinab.
 
 Der Regen tanzt vor unseren Füßen
 Stepp
 trommelt auf die nassen Spitzen
 
 Wir ziehen uns in aller Eile
 in ein Wartehäuschen zurück
 
 Draußen flackert der Regen
 wir klammern uns
 an trockene Kleider
 
 Eine Wolke gebiert
 einen neuen Blitz
 
 Sie dunkeln und lachen
 mit Donnergrollen
 
 Schwarze Reifen singen
 ein kurzes Sonett
 
 Wir eilen einzelnd durch Wasser
 die Stufen hinauf
 
 ein Fahrgast schließt
 die offene Luke
 der Fahrer die Tür
 
 
    
 
 Die Sonne
 
 
 Die Sonne hat den Tag
 mit Kupferpfennigen bezahlt
 rötlich klimpern sie
 in den Wolkenwimpern
 
 Die Nacht übertönt
 mit sternlicher Schwärze
 das zyprische Gold
 
 wechselt in
 Silberdollar
 mit dem Mond
 
 
    
 
 Auf dem Damm
 
 
 Ein Mann auf dem Damm
 pfiff ein Lied
 
 wo der Zug beim Bremsen lärmt
 
 schwermütig und alt
 und verklang
 
 Stille sang
 
 die Metrik des Zuges
 skandiert
 ihren Rhythmus
 in verwaschene Ruhe
 
 
    
 
 fallender Regen
 
 
 Die Luft ist geklärt
 vom weichen, fallenden Regen
 über feuchten Wiesen
 
 Die Alpen ziehen Blicke
 hundert Kilometer auf sich
 wo Zirren noch weit
 über den Gipfeln liegen
 
 Die Wälder am Boden
 stehen sommerdunkel
 die Wärme wird
 die Pilze öffnen
 
 der Inn wieder
 seine grüne Farbe verlieren
 mit Braun
 den Sommer verschmieren
 
 zwischen Pfützenscheiben
 gehen wir spazieren
 Sehen die Sonne
 mit bunten Farben
 ein Wolkeneck verzieren
 
 
    
 
 Am Abgrund
 
 
 Am Abgrund stehen wir
 ein Geländer
 läßt uns nicht frei
 nimmt die kahle Kante
 
 Mein Herz klopft
 in Deinem Rücken
 umfasse Deinen Körper
 wie die Rippen
 mein Herz
 
 Der Garten mustert sich
 in Deinen Blicken
 die Bäume hoch
 die Steine rauh
 die Blumen
 
 Ich sehe alles fallen
 nur Dich halte ich
 an mich gepreßt
 Deine Neugier quält mich
 doch ich stehe fest
 
 
    
 
 Die Zeit - endloser Strom
 
 
 Die Zeit rinnt als endloser Strom
 durch Deine verzweifelnden Hände
 Ein Berg unter Dir, der Sekunden
 
 zählt. Der Sand flutet unter Dir
 Dein Leben zu einer Düne, die stän-
 dig sich bewegt. Der Strom von oben
 
 rieselt nur Gramme leicht und be-
 deutet für Dich nur Zeit. Einige
 Körner erkennst Du wieder, Du hast
 
 sie gewollt und Deinem Leben ein-
 geplant. Doch senkt sich soviel
 Sandstaub hernieder, daß Du die
 
 Formen, die das Leben Dir gab,
 nicht mehr wiedererkennst.
 Nicht bedeutungsschwer sind sie,
 
 so leicht sie hinunterwehen.
 Mit Deinen Füßen steigst Du durch
 die Gegenwart, neues Material
 
 nach unten befördernd, um "auf dem
 Laufenden" zu sein. Manchmal denkst
 Du gar nicht daran, daß es eine
 
 Vergangenheit gibt, und wieder mal
 rutscht Du in sie hinab, als ob
 Du noch nie dort gesiebt. Und der
 
 Sand rieselt weiter. Nur mit Mühe
 findest Du den Weg zurück, der Dich
 unter ständigen Schüben untergräbt.
 
 Halt Dich an der Spitze, und gib dem
 Sand, der kommt, steinerne Formen,
 dann bist Du der Schwimmer, der den
 
 Wasserfall bezwingt und immer wieder
 vom lebend Wasser trinkt. Eines Tages
 bist Du nicht mehr der Herkules im Sand.
 
 Dann bist Du der Berg, der Dich erdrückte,
 und siehst in jeder Scherbe Sand, die Tage,
 die verflogen, als fände Zeit nicht statt.
 
 
 
    
 
 Der Weg voran
 
 
 Der Weg voran erscheint Dir lang
 ihn zurück ist die Strecke kurz
 weil Du ihn nicht kennst
 zurück ihn wieder kennst
 
 Weil Du den Weg zurück schon lang
 zuende gegangen bist
 erscheint Dir der Gang so schnell
 
 Die Zeit, die Du voraus begehst
 erscheint Dir doppelt so lahm
 weil Du erst alles erlernen mußt
 was Dir dann vergänglich wird
 
 
 
    
 
 Kinderfee
 
 
 Ich grüße Dich, Kinderfee, bei den Klippen.
 Du hast Deine Kinder auf festem Land gehalten.
 Als die Flut kam, hast Du die Zwerge nach Hause
 geschickt.
 Du selbst bist geblieben, hart am Abgrundrand.
 Bevor Du einen Blick in die schäumende See riskiertest,
 nahm die Welle den Rand und zog Dich in Brausen hinab.
 Ein schmaler Sims hält Dich fest, während Du
 auf Hilfe wartest.
 Das Naß tobt um Deine Füße, Du nimmst das Seil von oben.
 Dem Meer bist Du entzogen, doch Kälte und Schock
 hindern Dich daran, wieder zu Deinen Kindern an die Klippe
 zu gehen.
 Du bist gebunden, einige Zeit, dann kannst Du
 zu den Orten gehen,
 wo kein Sturm um Dich rauscht. Segne die Kinder,
 pflege den Garten, denn warte, wenn auch Deine Seele
 wieder Lieder weiß,
 wirst Du an den Klippen stehn, neu Deine Kinder sehn.
 
 
 Es ist nichts verloren, Du brauchst eine Zeit.
 Male sie bunt, und forme sie schön.
 Laß die Farben an Dich ran, gib sie weiter,
 Wegbereiter Deiner Sinne, sie dringen nach innen
 und geben Deinem Leben neuen Klang.
 
 
    
 
 An den Lehmbergen,
 
 
 An den Lehmbergen, wo fremde Stauden wuchsen
 wir uns Schlachten lieferten Lehmbatzen schleudernd
 Hütten und Mauern errichteten und wir fochten
 
 hatten wir ein Brett aufgestellt, bemalt mit Kreisen
 konzentrisch, die Mitte fordernd, Ringe
 
 Unsere Bögen spannten und entspannten
 pfiffen Pfeile in die Stromleitungen hinauf
 hinunter wir lasen sie auf
 
 Und schließlich, als der Himmel uns langweilte,
 zielten wir auf die Scheibe. Löcher verrieten
 unsere Kunst, die war zu hoch oder daneben
 
 Der Wille wurde stärker und das Ziel genauer
 Doch mein Freund traf das Zentrum jedes Mal
 Ich konzentrierte und verfehlte, Zentimeter,
 
 den tiefsten Ring. Doch in diesem Zentrum steckten
 mehr als Pfeile. Es war die Achtung, die wir
 voreinander hatten, und die Freundschaft,
 
 die nicht verfehlte. Verschmähen tat keiner den andern
 Die Pfeile wurden gerupft und in die Kerbe gelegt
 Wir korrigierten nur den Stand der Scheibe
 
 Standen an einer Linie.
 
 
 
    
 
 Fünfundzwanzig Jahre
 
 
 Fünfundzwanzig Jahre trug ich ein Spiel bei mir
 in meinen Gedanken versenkt und verdrängt.
 
 Doch einmal erstand ich den Gummi, der sich
 dehnen ließ wie die Aussprache eines Schwarzen.
 
 Ich fand die richtige Gabel, schnitt das Holz,
 bohrte die Löcher und pfropfte das elastische Band.
 
 Der Stein, eingelegt, schwirrte siebzig Meter.
 Aus Leder war der Schleuderkorb.
 
 Meine Hand fertigte eine zweite Zwille.
 Zu zweit schepperten die Dosen, im Wald verhallt.
 
 Wir Kinder von fünfundzwanzigjährigen Männern
 schämten uns vor den Wanderern.
 
 Als die Luft wieder rein war, schossen wir fort.
 Das Blech klapperte, und der Spaß kehrte zurück.
 
 
    
 
 Goliath
 
 
 Nachdem ich zwei Schleudern gebastelt hatte,
 dachte ich an David und Goliath.
 
 In einem Ledergeschäft ließ ich mir
 zwei Streifen geben, und einen Lappen.
 
 Daraus schnitt ich ein Oval, an beiden Seiten
 zwei Löcher. In jene knüpfte ich die Leinen.
 
 Im Feld legte ich mir die Schleuder in die Finger
 und ließ die Konstruktion schwirren.
 
 Auch dieses Gerät schaffte siebzig Meter.
 Nur zielen war schwer.
 
 David muß die Schleuder von oben geschwungen haben.
 Anders hätte er nicht direkt zielen können.
 
 Doch Goliath fiel. Ich verschenkte meine Schleudern
 an Kinder. Mein größter Gegner war ich selber.
 
 
 
    
 
 Tauber
 
 
 Die Tauber hinab
 ritt ich meinen Esel
 aus Draht
 
 Rote Stufen schlichen
 den Berg hinan
 einstmal baute man Wein
 die roten Mauern hinauf
 
 verkrautet
 heute der Steine Sims
 das Licht der Tauber
 nährt Wicken
 
 Jede Schleife
 zog neue Stufen hervor
 Verwittern
 war der Hügel Glanz
 
 Ich wußte die Stadt
 in meinem Rücken
 wo Am Stein
 die Trauben knittern
 
 
    
 
 Dallenbergbad
 
 
 Als Junge nahm mein Vater mich auf die Rutsche
 Wasser unterm Po ließ mich aufplatschen
 Dann stieg er mit mir drei Meter
 Meine Angst machte mich leicht wie eine Feder
 und drängte die Leiter hinab
 Das war in Zellingen.
 
 In Würzburg, im Dallenbergbad, war ich schon älter
 Das Wasser war wie damals, bloß kälter
 Ich traute vom Zehner mich die Kerze hinab
 war zu dieser Zeit gerade vierzehn Jahre alt
 Stufe für Stufe hatte ich die Höhe erkämpft
 die Höhe hatte mir Stufe für Stufe den Mut
 eingedämmt
 
 Jedoch: Ich sprang, schwebte sekundenlang
 im Niemandsraum zwischen Himmel, Erde, Wasser
 bohrte ein Loch in den flüssigen Kristall
 Im Wasser tauchte ich zur glatten Kachelwand,
 an die Stelle, wo die Woche zuvor
 ein Amerikaner sein Leben verlor
 
 Zwei Freunde wollten mit Rückenwind erreichen,
 mit einem gewaltigen Sprung in das nächste Becken
 einzutauchen
 Der andere kam mit Brüchen davon.
 
 
 
    
 
 Werden
 
 
 Schöne Augen gibt's im Nu
 doch das schönste Aug hast Du
 
 Unser alter Liebesbaum
 schafft uns Schatten schönen Raum
 
 Wie sollt ich die Axt ansetzen
 tät ich Deine Haut mit ritzen?
 
 Es wär ein großer Scheiterhaufen
 mit 'nem jungen Ding zu laufen
 
 Asche nach der Nacht Tabu
 brennen Deine Augen Du
 
 Würde ich den Wald vernichten
 könnt die Liebe nicht mehr richten
 
 So lehnen wir uns an den Stamm
 tragen uns liebevoll im Arm
 
 Man schneidet junge Triebe
 nimmt man ihnen ihre Liebe
 
 Die Quelle an der Wurzel fließt
 neuer Frühling in die Adern schießt
 
 Wir genießen die süße Frucht vom Ast
 wärmen uns an des Baumes weichem Bast
 
 Der Schatten in der Nacht ist kühl
 doch heiß ist unser Hochgefühl
 
 Wir haben drei kleine Bäum gepflanzt
 und um sie den Regenjazz getanzt
 
 Wieder wärmt einer neuen Sonne Morgen
 aus der Luft ließ Blatt sich Wasser borgen
 
 Frisch rauscht der Wind in seinem Wipfel
 der Baum trägt uns hoch bis zum Gipfel
 
 Und seh ich schöne Augen laufen,
 erblick ich einen Scheiterhaufen
 
 
    
 
 SKI !
 
 
 Den ganzen Tag sind wir
 über das Pulver geschossen.
 Gestürzt, gekurvt, gependelt
 auf Liften
 
 Von Lift zu Lift
 und gedriftet ins
 Tal, nochmal
 auf die schwarze Piste
 
 Jägermeister und Erbswurst
 wärmten die Knochen,
 den Magen
 und die Skier
 
 zurückgetragen
 in die Skihütte
 in den Schlafsack gerollt
 und Tribut gezollt
 
 dem Kraftakt am Berg
 Eine Nacht gab es wach
 Faßnacht wurde gefeiert
 Im Mond
 
 sind wir über
 die Wege gescheuert
 geknirscht ins Eis
 einer betrunken
 
 bis zu einer
 leuchtenden Hütte
 sie nahm uns
 in die lichterne Mitte
 
 Gefeiert, getanzt
 eine hübsche Maid
 hinter einer Hexe
 verschanzt
 
 Die Maske zeigte
 goldene Haare
 und die Mundwinkel
 brachen zum Lächeln
 hervor
 
 Der Heimweg war tückisch
 der Gang nicht gerade
 fischten wir einen
 aus den Brombeern heraus
 
 Der Berg viel zu steil
 schwache Beine
 versanken im Harsch
 einer rutschte hinunter
 auf seinem Hintern
 
 Drei Tage sind wir gestrichen
 Gebuckelt, gehüpft,
 zum Boden getrieben
 
 Wir fuhren das Gepäck ins Tal
 ins Auto
 und fuhren nochmal
 zum Auto hinab
 
 Die Skier zurückgegeben
 Gaspedal gedrückt
 ein Winter
 blieb im Berg
 
 
 
    
 
 Drachenfeuer
 
 
 Er saß auf seinem granitenem Felsvorsprung
 und verstellte den Eingang zu seiner Höhle,
 bewachte die unsagbaren Schätze und den
 kleinsten Schatz, der Königin die Tochter.
 
 Ritter schleuderten griechisches Feuer vor
 seine Fänge, duckten sich vor brennenden
 Schwefelbällen und wichen dem Steinschlag
 aus. Der Drache war rasend.
 
 Fortlaufend bewegte sich sein blitzgrüner
 Leib in tobenden Wellen, das Feuer aus
 seinem roten Schlund fackelte bis zur Tal-
 sohle. Etliche Kämpfer lagen versengt.
 
 Dazu schlug er mit seinen pockennarbigen,
 rot grün gelben Schwingen einen Sturm, der
 die Macht der Flammen mit Rauch und Spi-
 ralen wie ein Blasebalg verstärkte.
 
 Katapulte schlugen Steinschrot gegen den
 Felsen und zerfetzten die Flügel. Ein Mäd-
 chen saß auf einem Berg von Gold und Silber,
 fürchtete sich vor Schlachtenlärm und Feuer.
 
 Ein Katapultpfeil stieß in des Lindwurms Herz,
 sein Hals sank sterbend zog er sich in
 die Höhle zurück, legte ihn um die Pracht
 der Edelsteine und des beweinten Silbers.
 
 Als die Vorhut die Höhle vorsichtig betrat,
 blinzelte nur ein Auge. Der Königssohn hob
 sein langes Schwert, der Drache die Flamme.
 Sie umtoste des Jünglings Herz.
 
 Ein quälender Schrei kam von des Kindes Lip-
 pen, hob einen Dolch aus dem Geglimmer und
 stieß das Hirn durch des Drachen Auge aus,
 umklammerte verzweifelt des Jungen Brust.
 
 Die langen Recken räumten auf Schilden, was
 eine Flammenseele in Jahrtausenden von Grie-
 chen, Römern und Persern verschlungen hatte.
 Gerippe alter Rächer fanden sich zuhauf.
 
 Nur eine kleine Seele weinte um zwei, den Jun-
 ker, und ein uraltes Wesen, welches vor Ein-
 samkeit nach Gold und Menschen gegiert hatte.
 Der Drache zerglühte langsam zu Asche.
 
 
    
  
   | Schönheit
 
 Ein schönes Antlitz
 schwebt
 über der doppelten
 Frucht
 |      
 
 
 Teehandel
 
 
 Wie wir unter vollen Winden segelten
 der Bug schnitt selbstbewußt und lebendig
 die flinke Herde der Wellen.
 
 Sauber waren die Decks, lasiert das Holz
 Vorräte verstaut und Wasser gebunkert
 Wir liefen nach Amerika, Tee zu laden.
 
 Wolken zeigten am Horizont einen Sturm an
 refften wir die Segel, nur eins für den Orkan
 behielten wir, und die Nerven.
 
 Der Bugspriet war beschädigt, der Hauptmast
 gebrochen und das Sturmsegel dahin
 Wasser hatten wir im Schiff und pumpten
 
 Galeonen zurück in die Mutter, Meer
 Die Kräfte waren verschlissen, und
 die Gesichter eingefallen.
 
 Unsere Kräfte reparierten, was überblieb
 das Schiff hinkte, wartete auf den Hafen
 zu ruhen und das Holz neu zu verspleißen.
 
 Lange lagen wir im Hafen, und die Müdigkeit
 wich nur langsam. Erschöpft waren wir
 wie Kinder, einem bösen Spiel entsprungen,
 
 das Dich trinkt wie ein Kelch den Wein
 dem Krug entzieht, stundenlang zechend
 verführt von einer poule, die jeden
 
 Winkel Deines Geldbeutels kennt und Zahl
 und Wert der Münzen. Schließlich luden
 wir Tee und Wein, rissen Witze und
 
 schifften uns mit vollen Segeln wieder ein
 
 
    
 
 Hochspannung
 
 
 Hochspannung lag in der Luft
 Eiserne Beine stiegen in den Nebel
 Wasser rauschte gesammelt
 Der Hügel war feucht
 naßes Gras entgräute dem Boden
 
 Bäume ließen klammes Laub fallen
 Schweigend marschierte der Weg vorbei
 wir im Sichtschutz des Wasserberges
 Stachelige Sträucher
 sammelten das Hagebuttenei
 
 
    
 
 Gras in den Haaren
 
 
 Erinnerst Du Dich an unser Herbarium, Liebste?
 Gräser und Blumen und Kräuter und Heu,
 wir tollten auf einer ausgelegten Decke,
 und das Zeug heftete sich uns an. Aus Deinen Haaren
 
 zog ich Halm und Schafgarbenstiel.
 Keuchend blieben wir im Tohuwabohu liegen.
 Mein Schmetterling, ich spießte Dich auf
 in Deiner Mitten. Grillengleich pumpend
 
 bewegten wir unsere Körper zum Urlied,
 das hier draußen nur die Insekten kannten,
 kein Gras, kein Baum, kein Pilz,
 der sich für diese Sache so abrackerte.
 
 Ein Stern öffnete sich und die Königin
 der Nacht schimmerte einen Moment in uns.
 Die Decke hatten wir verlassen, ins Gras
 hat es uns getrieben.
 
 Staunzen bohrten ihr Zungenhorn in unsere
 gerötete Haut.Wir klopften die Kleider,
 rieben mit Grasbüscheln uns sauber,
 verließen die grüne Insel.
 
 
    
 
 Mittsommer
 
 
 Die Zyrren brennen wie Aprikosenbäume
 grauviolette Wolken verteilen den Rauch
 Das Dach der entferntesten grummelt in Grau
 blau befleckt der Abendhimmel im Zenit
 Türkis liegt ein Kristall am scharfen Rand
 der Wolkendecke und des Horizont
 
 Bleigrau nimmt überhand, frißt die Aprikosen
 Ein Walfischblau wälzt sich durch die Wolkenschleier
 frißt klaglos blaues Plankton aus der Höhe
 Das Türkis bleibt klar wie feinstes Blauweiß
 im Herz eines Brillanten, singend im Herz des Jahres
 Der Sommer verabschiedet seinen ersten Abend.
 
 Das Seegrün des letzthellen Himmels
 löscht den roten Brand der Wolken
 schwarzer Qualm der Aprikosenbäume
 verhungert am Rand eines graudichten Tuches
 Das dunkle Pechblau bereitet den Auftritt
 des Meisters der Nacht, den Mond
 
 Asche glüht unter den Säumen
 wasserblau wandelt sich
 der Rand des dunklen Himmels
 grauweiß breitet sich Asche
 flächig unter der Kuppel aus
 Bösartig steht ein Bleigürtel
 am Blau, dünne giftige
 Wolkenschläuche greifen
 nach dem Lichtgebläu
 
 Blitzend treibt ein Himmelsreiter
 die grauen Wölfe mit Rotaugen
 unter Pegasus' Hufe, zerfleischt
 zu taupefarbenen Linien und Krümeln
 
 Schwefelgelb atmet Aprikosenrauch.
 
 
    
 
 Licht in meinen Augen
 
 
 Du bist das Licht in meinen Augen
 für meine Nase Blütenhauch
 Du bist der Klang in meinen Ohren
 für meinen Mund die Speis
 Du bist der Wind in meinen Haaren
 das Warm in meinem Bauch
 Du bist das Meer zu meinen Füßen
 das Gute in mir auch
 Du bist die Luft die ich hier atme
 für meine Seele Haus
 Du bist für mich das reine Feuer
 schützt mich vor kaltem Eis
 Du bist die feste, braune Erde
 läßt mich wachsen in das Licht
 Du bist für mich Belohnung
 erster Preis bist Du für mich
 
 
    
 
 Euer Grab
 
 
 Schlaft ruhig in Euren Wäldern
 trinkt durstig Eure Seen
 atmet verbrannte Luft der Höhn
 streut Pestizide in Euren Feldern
 
 Spült Eure Wagen mit klaren Flüssen
 verbraucht die Luft für Euren Müll
 tragt die kahle Baumwollerde
 tötet Wild mit feigen Schüssen
 
 Plündert alle Rohstoffplätze
 staut den Urwald tot hinauf
 bringt Euch nicht mehr aus der Ruhe
 denn ihr lebt in Eurem Grab
 
 
    
 
 Früher
 
 
 Früher - da war noch alles anders
 Früher - da war noch alles neu
 Früher - da konnte frei man wandern
 
 durch Blumen, Wald und Wiesen
 und den Duft von handgemähtem Heu
 
 Früher - da wuchs im Feld der Mohn
 Früher - da waren Flüsse rein
 Früher - da hörte man der Vögel Ton
 
 im Baum, im Naß und reifen Feldern
 und Häuser baute man aus festem Stein
 
 
    
 
 Herbstduft
 
 
 Kann Dich erreichen
 der Herbstfrüchte Duft?
 Sie sind voll im Reifen
 und liegt süß in der Luft
 
 die Bäume sie tragen
 der Blüten süße Last
 sie sind nur zu greifen
 und fallen Dir fast
 
 in den offenen Mund
 liegen am Boden bunt
 Apfelwickler sausen
 Wespenschwärme brausen
 
 das Viechzeug kriecht
 Dir in den Kragen rein
 es fliegt Dir auf den Pelz
 das Obst riecht wie
 
 ein lang gegorener Wein
 Der Schnapsduft des Herbstes
 trinkt Dich in den Keller
 die stillen Abende
 werden nicht mehr heller
 
 
    
 
 In jedem Ding eine Melodie
 
 
 In jedem Ding eine Melodie
 sie brilliert in vielen Sängen
 in Farben, Wärme und in Klängen
 in Tönen, Sprüngen und im Singen
 warm, weiß, rot im Schwingen
 im Kratzen, Scharren, Klimpern
 rauh, weich, offen, sanft
 Eine Symphonie durch den Tag
 Schwingst mit im Orchester
 wacher Sinne
 
 
    
 
 Narbe
 
 
 Die alte Wunde Freundschaft hat heute eine Narbe.
 Wenn ich traurig bin, pocht meine Seele in ihr.
 
 
    
 
 Schamott
 
 
 Sieh, Marie, das Rohr knackt im Ofen
 Der Schamott, den ich neu einsetzte
 hält die Glut wie der alte
 Die Herdplatte glüht in Rostsprenkeln
 die Espressokanne dampft im Stubenlicht
 Siena malt auf den Fugenlinien
 Bilder wie die aus Deiner Heimat auf
 einem Ofen, den ein kleines Kind kannte,
 genannt Marie
 Keiner Deiner Äpfel im Garten runzelte,
 Du hobst sie auf, bevor das Klima alterte
 greiser Apfel, Dein Ofen brannte aus und
 behielt die Glut zurück, bis zum letzten
 Glimmen, und Du bist in Deiner Küche
 eingeschlafen, doch vor sechzig Jahren
 schon hast Du eine Flamme gezündet, die
 jetzt schon wieder jungen Span füttert.
 
 Ich nehme den Kaffee von der Ofenplatte,
 Du mümmelst mit einem letzten Zahn den
 mitgebrachten Kuchen, und für einen
 Moment konnte ich in Dein Leben sehen.
 
 
    
 
 Petersburg
 
 
 nachts sind Deine Brücken steile Zähne
 sie lassen die Schiffe vollgeladenen
 Bauches in die Fuder
 
 Die weißen Nächte die Menschen hungern
 auf die Schiffe auf die Fracht
 
 gebracht wird nur Brei, auf der Aurora
 gab es vor achtzig Jahren eine Henkers-
 mahlzeit
 
 Revolution wurde hier gesungen, und da
 waren der Zar und seine Familie
 schon so gut wie tot
 
 Die Bolschewisten hoben hier eine Welt
 aus den Angeln
 
 und pflegten doch die Pracht des Kapitalismus
 Am bottnischen Meerbusen wurde aus der Zaren-
 pracht die Sowjetmacht.
 
 Peter hat hier tausende Menschen verbraucht,
 in einem moskitoverseuchten Sumpf,
 
 Deine Füße, Körper und Häupter zu errichten
 Die Bürger wurden befreit und gerichtet.
 
 
    
 
 Apfelmost
 
 
 Apfelmost zerquetscht unter meinen Schuhen
 Obst am Boden fault und die Wespe surrt
 Ida Red glänzt oben auf meinen Mund
 ich messe den untersten Ast und meine Kräfte
 die saftige Frucht raubt mir die Sinne
 ich steig in die Luft, schabe an Ästen
 Ich bin nicht allein ich schüttle die Zweige
 Mein Freund sammelt in seine Jacke das Feile
 
 Ich weiß auch einen geheimen Platz,
 an dem die Nüsse fallen, rund und Wal
 das trockene Gras und die gelben Hände
 bergen sorgsam die frische Schalenfrucht
 geknackt ist das Weiße bitter und schal
 doch ein Vierteljahr trocken gelagert
 erzieht ein Aroma zu seiner vollen Kraft
 
 Gestohlen ist die Frucht der Beeren
 verzehren tat in der Nachtdämmerung gut
 die Himbeerfrucht, die Johannis- und die
 Stachelbeere sah ich auf Kopfweiden
 wachsen, in verschiedener Ausprägung
 und Süße wie die Minibirne, die kaum
 Früchte trug, mit kleinen Blättern
 zwanzig Jahre alt und zum Gürtel nicht
 groß genug ich wollte einen Ast mit-
 nehmen und Wurzeln ziehen lassen, ver-
 säumte es, und gibt es sie noch?
 
 Pflaumen auf dem Bolzplatz fielen grün
 und bleu auf das dünne Herbstgras
 Noch ein paar Wochen, und die Frucht
 trägt einen orangeumfleischten Kern,
 der den Wurm birgt oder die saure Süße
 ich wußte auch einen Platz, da waren
 die gerillten Stämme von Mirabellen
 umwachsen; (heute stehen Häuser dort)
 gelb, grün und rot und weiß mal ein
 sanfter, dann ein herber Kuß der
 Wunderschönen
 
 Ich wußte auch den Platz, wo die Wald-
 erdbeere am Boden wächst, dort wo die
 Kirschen im Juni Vogelhonig tragen
 und der Star Stierkampf spielt Heute
 spiegelt sich ab und zu Regen in der
 Straße, wo ein Hohlweg zu den
 schönsten Schätzen führte
 
 Weit weg stand die Birne, doch meines
 Freundes Füße und die meinen trugen
 Entfernung wie die Höhe. In ihr faßten
 wir die Williamsbirne, eine schöne
 gelbe Schale um saftiges Fleisch
 
 Der Mais ist reif, und wir entfernten
 fast jeden Tag Schale wie Tüll und die
 braunen Haare, die hundert gelben Zähne
 ratterten nach dem heißen Bad durch unsere
 
 Bei der Autobahn waren einsame Flecken,
 und der Mais und die Kartoffeln reiften
 gut, in unserem Feuer in der Glut rösteten
 sie, saftige Aztekin und gelber Cowboy
 
 
    
 
 Drachenknochen
 
 
 Ich weiß ein Lied von einer Harfe
 die Saiten gespannt mit Haaren
 von einem weißen Einhorn
 Der Rahmen ist gefügt vom Elfenbein
 geborstener Drachenknochen
 Er fühlt sich spröde und blasig an
 doch lebt in ihm noch das alte Feuer
 einer vergangenen Generation
 flammenatmender Geschöpfe
 Geschraubt sind die Saiten
 in Ösen aus Weißgold
 und es gibt nur eine Frau, die
 den Saiten den göttlichen Klang
 wieder und wieder entlocken kann
 Eine Jungfrau, die ein Jahr lang
 bei einem Drachen gelebt und gelernt
 So lange sie keinen Mann erfuhr,
 empfand sie die Sänge der Feuerwesen
 das Rauschen der Wogen und die
 Gespräche eines Einhorns nach
 Nur eine Frau beherrschte solch
 ein Instrument, und als sie
 den Dreigesang in einem Lied
 vereinte, setzten die Götter
 sie mit Lyra, Einhorn und Drache
 als Kassiopeia an den Himmel
 
 
    
 
 Hexe!
 
 
 Ich stand auf wackligen Wackersteinen
 Schweiß odorte von tausend Leuten,
 schafften es, meine Sinne betäuben.
 Der Marktplatz war bis ans Kirchenende
 voll, im Blickpunkt stand der Pranger,
 in der Mitte der wogenden Menge.
 Ein Podest war aufgebaut, und ich stand
 direkt vor dem Hackblock.
 Der Graf hob die Hand und das Volk
 verstummte, man hörte seine Stimme
 klar, er sprach zum Henker:
 "Tu deine Pflicht!"
 Ein Bretterwagen öffnete die Türen,
 und eine rothaarige Frau wurde die
 Stufen hinaufgezerrt, in zerfetzte
 Lumpen gekleidet. Ein Gejohl brach
 aus der Menge hervor, und es klatsch-
 te und rumste, Tomaten, Eier, Hölzer
 flogen auf die Bühne und der Lärm war
 unbeschreiblich. Der Graf erhob erneut
 seine Hand, und der Gemüseregen hörte
 langsam auf.
 "Henker! Tu deine Pflicht!"
 Zwei Gehilfen zerrten die Frau
 zum Hackblock und legten ihren
 Hals auf das Holz. Auf einmal
 war ich in einem Zittern, und
 ihre grünen Augen ließen meine
 nicht mehr los. Der Erfüllungs-
 gehilfe hob sein breites Beil,
 es sauste, und der Kopf rollte
 in den Korb. Ich sah immer noch
 ihre Blicke in meinen versenkt,
 und seit ein paar Tagen höre ich
 eine leise Stimme, die in mir teuf-
 lische Namen und Zauberformeln
 wispert. Ich sammle Kräuter und
 töte Tiere, und ich fürchte
 langsam, daß ich damit auffalle.
 Der Blick ist in mir verwurzelt.
 
 
    
 
 Außerirdisch
 
 
 Du von einem anderen Planeten
 mit weißen, silbernen Städten
 jadegrünen Wäldern
 rotgoldenen Feldern
 
 Ihr singt in der Arbeit und beim Werken
 in bunten Häusern am Rand von Bergen
 spielt im Dickicht von Schilf
 im Meergrün von Seen
 
 Bronzene Schiffe segeln die Meere
 entnehmt Fische in Mengen der Leere
 knackt zimtene Muscheln
 und rosane Schnecken
 
 Ihr steigt auf teakhölzernen Bäumen
 eßt Früchte psychedelischer Träume
 malt fruchtbare Bilder
 Gebt uns Eure Schönheit!
 
 Wir wildern den gesamten Planeten
 zerstören Berge für seltene Erden
 Habt ihr einen neuen Weg?
 Wir nehmen gern bei Euch Kolleg.
 
 
    
 
 Silbernes Versprechen
 
 
 Heute sah ich den Mond
 am Horizont stehen
 Der Weltenrand war
 noch nicht bereit,
 das Ei zurückzunehmen
 das da silbern und rund
 eine Scheibenstärke
 über der Linie stand
 
 Im Westen fiel
 ein leichter Regen
 er trug
 ein silbernes Kind
 Es ist der Pakt
 des Mondes
 mit den Kindern,
 die noch nicht
 geboren sind
 
 Im Bogen
 stand des Monds Versprechen,
 Ovum und Gebärmutter
 zu sein
 die Frauen im Licht
 die Frucht auszubrechen
 vom Bein
 
 
    
 
 Luftaufnahmen
 
 
 Auf den geschroteten Bäumen
 gehen die Tiere
 mit Stacheldraht im Mund
 
 Sie halten sich
 für gerechte Richter
 in des Hauptes
 schamlosen Auftrag
 
 Die Burg, ihre Feste
 trägt dornige Rosen
 Vergessen das Blühen
 
 Sie treiben Menschen wie Vieh
 in Verschläge ein
 Im Sterben so viele
 
 ein Feuer faßt Seelenbein
 drängt den fettigen Ruß
 in poetische Himmel hinein
 
 Wünsche werden verdichtet
 in Aschepyramiden
 Ein Brot ist ein Stift
 
 und die Seele hungert
 nach Worten und Licht
 Ein Papier
 
 ist einen Diamanten wert
 Vögel mit Streifen und Sternen
 fliegen frei über die Szene
 
 haben die Hoffnung vermehrt
 Sie sehen den Knochen,
 was Menschsein entehrt
 
 essen Büffel und Beef
 sie fliegen einfach
 nicht mehr so tief
 
 
    
 
 Titanic
 
 
 Viertausend Meter sind viertausend Meter.
 Und tausend Menschen sind tausend Menschen.
 Dreitausend konnten sich retten von der Titanic.
 
 Neben dem Kapitän blieb das Orchester.
 Als die Titanic schon schief nach unten stand,
 intonierte es noch immer ironische Stücke.
 
 Dann sind sie irgendwann nach unten gerutscht
 und mit ihnen die Titanic. Die Musik verstummte,
 und wie man später sehen konnte, blieb von
 
 den Menschen kein Stäubchen mehr. Aber ich bin
 überzeugt, daß es immer noch die Blasinstrumente
 auf dem Deck gibt, wo die Lieder verstummten.
 
 Es ist nicht bezeugt, aber es heißt, wenn ein
 Eisberg den Seefriedhof kreuzt, dann hört man
 eine geisterhafte Musik, und man will auch schon
 
 gesehen haben, daß auf einem Eisberg ein Orchester
 spielte, mit einem Mann mit Kapitänsmütze als
 Dirigenten und einem außerordentlich großen
 
 Publikum. Sie sollen "An die Freude" gespielt
 haben. Es gab Applaus, da Capos und Zugaben.
 
 Darauf drehte sich der Eisberg, und die Gestalten
 verschwanden. Sie sanken wieder in die See.
 
 
    
 
 Würzburg
 
 
 Ich bin noch gar nicht in Wasserburg gelandet
 Glocken der Kirchen und Spitäle klingen in mir
 Von den Brücken blick ich auf schäumendes Wasser
 Nur eine hält den Fluß so wild, andere schweigen
 Der Burgfried und die Festung schweben mir im Blick
 Der Wein gürtet und füllt die Stadt, die Bürger
 Am Stein, am Festungsberg schwellen begehrte Reben
 Die Residenz schaut über den gepflasterten Platz
 Kunstgeschmiedete Tore regieren Verkehr, Hofgarten
 Bühne für den Gast aus Wien, orchestrierender Mozart
 Und wenn das Falkenhaus nicht gewesen wär
 Ich hätt nur meine eigene Stadt gekannt
 Doch das von Mauern umringte Herbipolis
 Wäre nie so geworden wie mit Park statt Mauern,
 ein atmender Ring um religiöses Zentrum, Handels-
 stadt, Einkaufsstadt, Regierungsstadt, Musenstadt:
 Im Lusamgärtchen findet ihr das Grab Walters von der
 Vogelweide, sein Name war ihm Pflicht: heute noch
 werden die Tauben an seiner Ruhestätte gefüttert
 
 
    
 
 Blaue Milch (Wasserburg)
 
 
 Blaue Milch steht
 über den Wolken,
 Indigo Grün bleun
 die Hänge am Inn
 
 Festlich bunte Gräber
 werden eingefaßt von
 einem weißen Mauertuch
 
 Indisches Symbol
 der Trauer
 
 Buchen greifen
 nach außen
 eng geschnitten
 schwillt
 der graue Stamm
 im Buchsbaum-
 heckengarten
 
 Eine Distel im Ruß
 verwurzelt wuchernd
 Stacheln und Knospen
 zum Gruß
 
 Pegonie und Oleander
 flammen rot
 um steinerne Krieger
 
 Ein graues Haus
 ergibt sich
 in einen orangen
 Schlund
 
 Herbe Birne spaliert
 am Haus, am Sims
 Inn hat schon
 die Füße geküsst
 
 Babyfaustgroße Rosen
 liebkosen sich
 in einem Zaubergarten
 
 
    
 
 Klarinettenzauber
 
 
 Klarinette
 Glatte Tube
 Klare Töne
 
 Silbrige Hebel
 Glimmende Ringe
 Klingende Klänge
 
 Warme Farben
 Höchste Spitzen
 Dreiklanggarben
 
 Grenadierholz
 Baumesschwingen
 Melodien singen
 
 
    
 
 Rosengarten
 
 
 Weißer Dorn im Rosengarten
 trockner Schatten mein Mund
 Rabenlampen spiegeln Berge
 Rostiger Klang in meiner Brust
 
 Hag im Liquid der Träume
 schäumende Asche galoppiert
 Inferno Mont Blanc feux soleile
 Monatserinnerung Blut
 
 Rien ne vas plus!
 Felsen rollen meine Zunge
 Zero der Hauptgewinn
 le jeux est fait!
 
 Schmerzen
 Verlust des Gehörns
 Gespaltne Zunge
 Halbierter Reigen
 
 Atemstunde Abendlicht
 Artustochter
 
 
    
 
 Brief
 
 
 Heute morgen bin ich
 aus dem Haus gegangen,
 habe vorher in den
 Briefkasten geschaut.
 
 Ein Brief war darin,
 von Dir, und ich habe ihn
 nicht eingesteckt, be-
 trachtet habe ich ihn.
 
 Dann war ich in Gedanken,
 und merkte nicht, wie mir
 Dein Brief entglitt.
 Ich hob ihn gleich auf,
 
 doch das Wasser der Pfütze
 hatte sich schon festgesaugt
 am Papier, Du warst ganz ver-
 wischt.
 
 Mit dem Schlüssel öffnete ich
 das nasse Kuvert, erleichtert
 las ich Deine Handschrift,
 hier war noch alles trocken.
 
 Das Geschützte hatte Bestand,
 wenn auch die Außenfläche
 feucht geworden war. Deine
 Zeilen hatten mich erreicht.
 
 
    
 
 Brennender Mann
 
 
 Brennender Mann
 Orangner Gürtel
 Feuerrote Haare
 Bluthornstiefel
 
 Flamme im Eis
 Brand auf Eisen
 Glutrote Hände
 Brennender Mann
 
 Müde ist der Tag
 müde meine Hände
 das Gehör verstummt
 die Augen brennen
 
 In mir die Reste
 eines gelebten Tages
 Aschkörner der Momente
 ich schreie in mir
 
 Prolog der Nacht
 Gedanken arm
 die Hängebrücke
 an einen Faden
 gedrillt
 
 Nur ein Schritt
 in die Wildnis
 oder ein Sturz
 in den Maalstrom
 
 Die Brücke fällt
 hänge am Pfosten
 Der Wald gibt mir
 die Frucht nicht
 
 Vor meinen Augen
 steht Schlaf
 im Niemandsland
 
 Gib mir die Hand
 ich möchte schlafen
 
 
 
    
 
 Galopp
 
 
 Meine Stunden galoppieren
 Meine Tochter trabt
 Mich schimpft der Abend
 und Josefine mich auch
 
 
    
 
 Kleiner Keim
 
 
 Der Bauer tritt
 auf brauner Erde
 Schritt für Schritt
 schleudert der Alte
 gelb gespaltne Körner
 in rasselnden Streifen
 in umbra Furchen
 
 Die kupferne Sonne
 sät einen schmalen Spalt
 erwachenden Morgenlichts
 über das feuchte,
 dampfende Land
 
 Im Hag springen
 muntere Töne
 fliegender Sängerknaben
 grün durch den Forst
 
 Der ockerne Beutel
 leert sich
 das fördernde Licht
 der steigenden Sonne
 liebkost die zarten Kinder
 letztjahrsommerlicher
 Frucht
 
 Der kleine Keim reckt sich,
 gähnt und zieht
 kleine Tropfen
 der Morgenluft
 zu einem grünen Trieb
 
 
    
 
 Sandlilien in Salzlinien
 
 
 Die Wellen wandern rollend
 mit sonnengoldener Gischt
 smaragdgrüner Bauch
 vertilgt den Strand
 
 Schaum mischt Sand, Muscheln
 mit spritzenden Fingern
 läuft zischend
 in Strandginster
 
 Sandlilien in Salzlinien
 ziehen feuchtes Od
 aus dem versalzten
 Wellenharz
 
 Neue Wellen
 bäumen sich auf
 wandern rauschend
 in den Sand
 
 
    
 
 Blind
 
 
 Die Blinde saß mit uns an einem Tisch
 Sie sprach mit tauben Lippen
 
 "Weil ich nicht sehen kann,
 muß ich fühlen."
 Ihre Hände klopften auf dem Biertisch
 "Wer bringt mich nach Hause zurück?"
 
 Wir haben alles wohl gerichtet.
 Die Heimfahrt war organisiert.
 
 Wir Blinden.
 Wir Tauben.
 
 Es sprach niemand zu ihr als Mensch.
 
 
    
 
 Auferstanden
 
 
 Woher sind wir auferstanden
 Wohin stehen wir auf
 
 Vom Affen zum Menschen
 Von Anima zur Seele
 Vom Kind zum Erwachsenen
 Vom Leben zum Tod
 Vom Tod zum Leben
 Vom Dunkel zum Licht
 Vom Sein zu Gott
 
 
    
 
 Rose II
 
 
 Die Dornen tragen eine grüne Knospe
 Kelchblätter schützen einen Seidenrausch
 Die Rosenknospe trägt eine rote Spitze
 Die Sonne zieht schon hohe Bahnen
 Des Sommers Mittagshitze wird,
 die dünne Haut, brechen, galant
 eine natürliche Kraft den Tüll aufwühlen
 Die volle Blume wirbt um Bienen für ihre Pracht
 
 
    
 
 Eisen
 
 
 Das Eisen schlingt sich um rote Berge
 Das Schwarze macht einen Schatten
 einen Raben aus
 Der Dunkle hackt verstreute Samen
 Ein Zug entrollt der Stadt
 Der Rabe pickt
 Ein Zug sucht bunte Zeichen
 
 
    
 
 Raven
 
 
 Stolz eines Raben ist Stolzieren
 Zuckt sein Kopf in festen Rucken
 Schwarz vollführt er einen vollen Tanz
 Geniert sich nicht vor des Menschen Genie
 Sprache auch des Rabens Pracht
 Gedacht - doch gedacht.
 
 
 
    
 
 Sonnenbrand
 
 
 Der Wald brennt
 Die Sonne hat in den Wipfeln
 ein Feuer entfacht
 Die Bäume brennen
 Die Sonne sinkt
 Die Flammen steigen
 Der Himmel leuchtet rot orange
 Glühend versinkt der Ball
 löscht die roten Funken
 Schwarz sind die Bäume
 Asche Verfall im Dunkeln
 
 
 
    
 
 Stille
 
 
 Es ist still, wenn der Herbst wartet
 Lässig verliert er sein Gewand
 Es ist hart, den Tod zu sehen
 der auch in uns die Blätter nimmt
 
 Drum füll ich andere, weiße Blätter,
 singe von Sehnsucht und vom Schmerz,
 von gelebter Freude und vom Heute,
 Nehmt sie, ich lerne noch von Euch
 
 Hebt sie auf, laßt sie nicht ungelesen,
 ergötzt Euch an den Bildern und dem Ernst
 Ich schaffe mir ein Kleid aus Worten
 In Versadern verklingt ein Herbst
 
 Ich seh den Herbst in jedem meiner Jahre,
 auch jetzt, mitten im Sommer dunkelgrün,
 ich zähle die gelben, die roten Blätter
 und hoffe auf ein Frühling neu aufstehn
 
 
 
    
 
 Das falsche Tier
 
 
 Es ist, wie der Titanic der Rumpf aufgerissen wurde
 In mir drin knirschen Zahnräder, fressen sich fest
 Es gibt nur noch mich, meine Gedanken, den Schmerz
 Unwohl breitet sich in mir aus, Vergangenheit
 Die Angst hält mich in einem Spiegel gefangen
 Die Furcht, die ich sehe, heißt Erinnerung
 ein weitgespannter Bogen, den die Krankheit schwärzt
 Mein Arzt kennt die Krankheit bei Namen und Medikament
 Er sieht mein Gesicht, meine gefurchte Stirn
 Er kennt keinen der Gedanken, die meine geistige Hand
 zu fassen versucht
 Er kennt die gefurchten Runzeln des Gehirns
 An ihnen liest er Sprache, Denken, Hören, Sehen, Fühlen
 und das limbische System, Echsenhöcker meiner Urzeit
 Hier züngelt das falsche Tier, nimmt mir die Gedanken,
 frißt, was Gut zu Böse wird, das Drachenfeuer
 Aus diesem Brunnen schöpft sich mir schale Fäulnis,
 den klaren Quell hab ich verloren
 Tief dringt in mich das Summen eines Hornissenschwarms,
 bohrt und sticht meine Gefühle an
 Wie kann ein Pferd sowas aushalten es stirbt
 
 Ich habe einen Zauberer mit starken Mitteln
 mit ihnen schütt ich den Brunnen zu, den die Echse
 jeden Tag neu aufgräbt und verschmutzt
 
 
 
    
 
 Kreuzritter
 
 
 Sein Schwert ist schwarz vor Blut
 Sein Gold ist rot wie schwer
 Er schwor den Christenkampf
 Die Muselmanen schwärmten hitzig aus
 Der Sarazenensäbel schwirrte wild
 Ihm halfen Schwüre und Gebete
 hinterher zu heilen seine Schwären
 
 
 
    
 
 Kaffee
 
 
 Kaffee so schwer wie Blut
 tropft zäh aus der Kanne
 Milch explodiert im Schwarz
 bräunt die braune Brühe
 Kein Zucker im Kaffee
 so süß wie Schnee wie Sahne
 
 Heiß schürt er meine Lippen
 schürze sie und schlürfe
 die braune schwarze Bohne
 schmeckt wie bittre braune Nuß
 Muskat und schale Träume
 weil ich endlich aufstehn muß
 
 
 
    
 
 Weiße Feder
 
 
 Weiße Feder im Wind,
 weißt, wo Kinder geboren sind
 
 Weiße Feder im Wind,
 reist nur dort, wo Vögel sind
 
 Weiße Feder im Wind,
 atmest das, was Menschen sind
 
 Weiße Feder im Wind,
 auf Dir reisen meine Träume blind
 
 Weiße Feder im Wind,
 weißt, wie vergebens sie sind
 
 
 
    
 
 Das Ende des König Arthur
 
 
 Genoveva blondes Haar
 Fürstenfrau mit Stroh im Haar
 Ehefrau Arthur Paar
 
 Mordreds Zunge redet Wahnsinn
 Merlin ging zu Morgana hin
 weißer Strauch im Zaubersinn
 
 Alter Königsmann der Tafelrunde
 Mordred schickt dir falsche Kunde
 steht mit dem Bösen im Bunde
 
 Alter Fürst Du blutest schwer
 Die Feen kamen mit einem Boot einher
 Sie tragen dich über See und Meer
 
 Gawain trug Dein Schwert Excalibur
 tat den langen, schweren Schwur
 zu versenken des Eisen Tones Dur
 
 
 
    
 
 Ruhe
 
 
 Ruhen meine Hände haben sie Ruhe
 Ruhen meine Augen haben sie Ruhe
 Ruhen meine Beine haben sie Ruhe
 Ruht meine Zunge hat sie Ruhe
 Mein Ohr ruht nicht ich habe keine Ruhe
 
 
    
 
   | Lijis
 
 Lijis unter Deinem Hemd
 mein Auge brennt
 über weißer Frucht
 
 |  
    
 
 Tiefe Erkenntnis
 
 
 Ich strecke meine weichen Fühler aus
 kann schon lange nicht mehr staunen
 vor Vielgesehenem in meiner Zeit
 komme mir vor wie ein erbärmlicher
 Fotoapparat
 
 Man muß Farben atmen
 Strukturen aufnehmen
 mit Fingern und Blicken
 den Duft von Holz und Blumen ahnen
 
 Erst mit der Wiederholung, der Erinnerung
 kehren tiefe Eindrücke wieder
 Sie überlagern sich mit Gesehenem
 und prägen so neue Schönheit, Erinnerungen
 
 
    
 
 Mensch
 
 
 Durch meine Nerven zuckt der Impuls
 wie der Schlange Biß in Sekunden
 Das Feld in meinem Rücken
 spürt jeden Blick von hinten
 Meine Sohlen spüren jede Unregelmäßigkeit
 eines unebenen Grundes
 Meine Blicke streifen aus meinem Kopf
 wie von einem byzanthinischen Wachturm
 Meine Nase ist der Wolf auf der Suche
 nach schwachem Wild, frischen Fährten
 Meiner Zunge Lippen Lieder sind Melodien
 und Rhythums bacchantischer Kraft
 Ich pflanze mich fort in Takten
 der ursprünglichen Riten der Menschen
 Ich hebe Baumstämme und schichte
 sie zu Stau, zu Bau, zu Toren
 Meine Botschaften trage ich wie
 der Wirbelwind zu fernen Orten
 
 Mein Haar kämmt der Wind
 mit sanften Zügen
 
 Ich küsse die Erde
 ich segne das Wasser
 ich breche die Frucht
 
 Ich bin ein Mensch
 
 
 
    
 
 Sinne, tanzen
 
 
 Laß Deine Sinne tanzen gehen
 Verwöhne sie mit schönsten Blumen
 Schenke ihnen das Blau des Tages
 und zur Nacht den Wein
 
 Atme frische Waldesluft
 trink das reine Wasser tief der Quelle
 Die Nadeln duften und das Harz
 Knack in Deiner Hand den Zapfen
 
 Streich über die trockenen Binsen
 Riesle den Sand durch Deine Finger
 Laß Dich zwicken von kleinem Krebs
 Roll Dich mit den Wellen in das Salz
 
 Laß den Frost Deine Finger gefrieren
 wärm sie wieder auf, faß in den Schnee
 Rodle über Hänge, hör das Winterlied
 Spür das Eis in Deiner Hand
 
 Geruch vom Mörtel, Zeuge alter Zeit
 vom Ziegelstein, rotes Pulver fließt
 Frische Wandfarbe, fest und weiß
 Schließ die Tür aus Metall, den Kreis
 
 
 
    
 
 Wahrheiten
 
 
 Was weißt Du schon von Wahrheiten
 wenn ich es weiß, weiß es mein ganzer Körper
 Es ist ein helles Licht
 Oder ein dunkler Schmerz
 
 Was weißt Du schon von Wahrheiten
 sie singen und schwingen
 drängen und engen
 Sie sind ungesprochene Bewegung
 
 Was weißt Du schon von Wahrheiten
 der Mensch schafft und vernichtet sie
 Nur der Mensch bringt Licht ins Dunkel
 oder verdunkelt jedes Licht
 
 Was weißt Du schon von Wahrheiten
 Der Mensch schafft lebt sie
 Der Mensch tut sie Dir an
 Du lebst sie und im Wahn
 
 
 
    
 
 Starrauge
 
 
 Küsse am Ende der Nacht die Liebe
 Dein Tau tötet sicher das Rotkehlchen
 Winde den Stock Moses in der Hand
 Blase ein Lied auf des Sees Röhricht
 Kühle den Stein beschriebener Toter
 Kämme den Sand gefrorener Süße
 Erstarre wie Eis im Mittag
 Küsse am Ende der Nacht die Liebe
 
 
    
 
 Abendstunden
 
 
 Du legst Deinen Kopf in meine Wellen
 meine Brust hebt und senkt ihn
 Du bist an mir vertäut, ohne Segel
 Deine Haare kräuseln sich in meinem Bart
 ich halte Dich ganz zart
 
 Ich bin in den Stürmen gewesen
 und hab zwei Boote in den Hafen gesetzt
 Mein Atem brist um Deine Ohren
 das Rauschen der Wellen in Deinem Traum
 wache über Dich vom Mastbaum
 
 Der Wind hat sich zur Nacht gelegt
 ich manövriere Dich in den Schuppen
 Dort dümpeln von draußen die andern Boote
 muß noch von draußen das Tor zuziehn
 lege über Dich eine feste Persening
 
 
 
    
 
 1/4
 
 
 Der Mond spricht 28 Silben
 voll 1/4 Licht hält mich wach
 
 
    
 
 In alter Freundschaft
 
 
 Du bist die Kreide
 Ich bin die Tafel
 Du malst Deine Träume
 Ich halte sie fest
 Du gibst mir Farbe
 Ich gebe Dir Grund
 Eine Nacht wischt der Schwamm
 ich bin schwarz und Du bist stumm
 
 
 
    
 
 Glitzersterne
 
 
 Der See bricht
 On the rocks
 Der Spiegel liegt
 in Scherben
 Das Himmelsgesicht
 zerfällt
 in Millionen Glitzersterne
 
 
 
    
 
 Biene
 
 
 Ein Quell verlorener Silben
 Eine Wabe gegorener Honig
 Ein Summen geborener Königin
 Ein Stummen gefrorener Bienen
 
 
    
 
 Residenz (Würzburg)
 
 
 Gelber Palast geschmückter Sandstein
 regiert Stadt und Hofgarten
 
 
    
 
 Wüste
 
 
 Wüste am Morgen
 verteilt Licht in Tautropfen
 wandelt das Leben
 
 
    
 
 Regen III
 
 
 Regen fällt in Farben
 Ein Bogen spannt über das Tal
 Versprechen des Herrn
 
 
    
 
 Rosette
 
 
 Licht der Rosette
 eröffnet das Morgenbeten
 die Stimmen murmeln
 
 
    
 
 Kaleidoskop
 
 
 Kaleidoskop blinkt
 Lichtbruch in tausend Scherben
 Sonnenrad
 
 
    
 
 Stäubchen
 
 
 Wirbel im Fenster
 brechen das Licht in Farben
 die Stäubchen tanzen
 
 
    
 
 Farbe
 
 
 Ergraute Haare
 decken die braunen Bänke
 werden Farbe sein
 
 
    
 
 Tabernakel
 
 
 Der Tabernakel
 speichert goldene Maße
 besserer Tage
 
 
    
 
 Versüßen
 
 
 Der Pokal mit Wein
 versüßt alle Sonntage
 Der Herr wird sprechen
 
 
    
 
 Reh
 
 
 Das Reh am Morgen
 knabbert an den Tautropfen
 äst würzge Gräser
 
 
    
 
 Robinson
 
 
 Derb gestürzte Esche
 gegabeltes Dreieck Moos
 Robinsons Freude
 
 
    
 
 Weiße Akazie
 
 
 Weiße Akazie
 Wüstentochter
 entblüht gefiedert
 einen Fuß Wurzel
 im Felsenbrunnen
 Heimatbaum
 der Menschheit
 Leopardenrinde
 Steppenschirm
 
 
    
 
 Schlaf
 
 
 Der Schlaf schlägt in meiner Schläfe
 Schlummernd schlage ich die Lider zu
 
 Ein Schlüssel schließt ein Schloß
 Schleppend schlappt sie herein
 eine Schlosse in der Hand
 Sie schließt den Taubenschlag
 schleift in ihren Schlappen
 in die Küche
 Gibt einem Messer den letzten Schliff
 schneidet eine Schrippe entzwei
 schluckt Schlehenschnaps
 schlemmt an einer Schleie
 
 
    
 
 Wolkenmilch
 
 
 Der Berg trinkt die Wolkenmilch
 sie schubt hinunter ins Tal
 Das Land trinkt wie ein Kind
 
 
    
 
 Kami - Katze
 
 
 Da kam a Katze
 ist vors Auto grannt
 hats gbremst
 Ich glaub
 die Katze hat glacht
 die Kamikaze
 
 
 
    
 
 Außen
 
 
 Wir leben im Außen unserer Sinne
 und halten uns für das was wir sehen
 
 Das Außen lebt in unserm Innen
 das ist was wir sehen sollten
 
 
    
 
 Erinnerungen
 
 
 Du hast Deine Worte
 in klaren Bächen
 und weißen Wolken
 gefunden
 
 In blaue Himmel
 pflanzt Du Worte und Sätze
 Dein Dialekt
 spricht aus Quellen
 
 Grün ist Deine Erinnerung
 blühend Deine Bilder
 Auf Deinen Wiesen
 Deine Gedanken
 
 
 
    
 
 Dornröschen
 
 
 Der Rosen Dornen wachsen die Mauern zu
 die Fee und die Spindel waren stärker als Du
 
 Das große Bankett endete im Schweigen
 keine Fee Du tanztest den Reigen
 
 die ferngehaltne Fee tat dem Schloß
 dem König und seiner Familie weh
 
 Der Schwur den die Fee bei sich trug
 arbeitete an jedem Menschen mit Fug
 
 Eines Tages fand die Prinzessin ein Zimmer
 Dort drehten sich Spindel und Rad im Geflimmer
 
 Die Kleine nahm Rad und Spindel bemühte sich
 Da fiel ein Tropfen Blut vom Stich
 
 Dem Schloß wuchsen die Mauern zu
 es schliefen Menschen und Tiere im Nu
 
 Zu erlösen kamen so viele Prinzen
 die Dornen stachen ihnen aus die Linsen
 
 Sponnen die Körper mit Ranken ein
 Zogen sie hinan an den Stein
 
 Ein Jüngling reinen Herzens kam
 einen Weg durch die Dornen nahm
 
 wacher Bote im Schlaf das Schloß
 stieg ab von seinem braven Roß
 
 erklomm die Stufen zum hohen Turm
 Erbrach die Tore im Sturm
 
 ein Kuß siegelte was die Liebe war
 vergangen sind und waren hundert Jahr
 
 Das Mädchen schlief und erwachte
 Das Schloß sich aus dem Schlaf erbrachte
 
 Die Rosen fielen nach Nirgendwo
 Brave Ritter waren wieder froh
 
 Es gab einen weißen Hochzeitsball
 Gäste kamen von überall
 
 Die Fee tat nun schlafen im starken Weh
 Es deckte sie zu ein gefrorener See
 
 
    
 
 Melissengrüne Frau
 
 
 Wir wissen ja, wie Spiegel aussehen. Eine Fläche,
 silbern, die das Licht scharf durchs Glas reflek-
 tiert. Es gibt Spiegel mit Holz-, Stahl-, Neon-,
 Metall-, Stein-, Porzellan- und Kunststoffrahmen.
 Wer genau aufpaßt, kann noch ein paar Eigenschaf-
 ten feststellen: Manche Spiegel sind buckelig.
 Ganz leicht nur, aber es reicht, um das Bild zu
 verzerren. Wenn man in bestimmte Spiegel schaut,
 erscheint man mal dick, mal schlank. Es ist nicht
 feststellbar, wo es diese Spiegel im täglichen Le-
 gibt, aber sie tauchen immer wieder mal auf und
 können nichts anderes, als einmal unserer Gestalt
 zu schmeicheln und mit Dicke uns zu frotzeln.
 Besondere Beispiele gibt es in Spiegelkabinetten,
 wo durch Wellungen und Fokkusierung brutalste Ef-
 fekte erzielt werden.
 Ich habe von Räumen gehört, die ganz mit Spiegeln,
 Boden, Decke, Wände, ausgekleidet sind. Man muß
 sich da sehr verloren und sehr oft vervielfältigt
 vorkommen.
 An einem warmen Sommerabend ging ich mit meiner
 Frau durch die Fußgängerzone unserer Stadt spa-
 zieren. Mir fiel eine Frau um die fünfzig auf,
 die vor einem Fenster stand und in den Ausstel-
 lungsraum in einen Ankleidespiegel starrte.
 Gerade wollte ich meinen Blick von ihr wenden,
 als sie einen Schritt auf die Schaufensterscheibe
 zutrat, sie durchquerte und in den Spiegel ging.
 Meine Frau sah in eine andere Richtung, hatte
 wahrscheinlich gar nichts gemerkt. Ich rannte zu
 dem Schaufenster, in der Hoffnung, irgendwie ge-
 träumt zu haben. Ich kam davor an, blickte durch
 die Scheibe und hoffte, mich im Spiegel zu sehen.
 Darin war ich aber nicht. Ich sah auf einen grünen
 Waldweg, in einiger Entfernung schritt die Frau
 immer weiter weg. Das Bild verblasste, und ich sah
 wieder mich im Spiegel drin. Meine Frau kam von
 hinten an mich heran und fragte, warum ich so blaß
 sei. Ich konnte es ihr nicht erklären, es war zu
 abstrus. Ich schwieg darüber, wußte aber noch nicht,
 daß dies der Auftakt zu weiteren Erlebnissen sein
 sollte.
 
 
    
 
 Main
 
 
 Es fließt ein Fluß in meinen Knochen
 Er fließt seit meiner Geburt mich durch
 Er spülte meiner Mutter Fleisch und Becken
 Er nährte mich, die reife Frucht
 
 In meinem Geburtshaus leckten kniehoch die Wellen
 Lastkähne fluteten Muscheln und braunen Sand
 Er füllte satt die kleinen Gärten
 und stürzte in Erlabrunn ein Wehr hinab
 
 Im Dallenberg wurde der Kies gespült
 auf dunklen verschlungnen Wegen
 in eine weite Wiese zum Sammeln eingeführt
 Ich hatte jung dort Holz gebrochen
 
 Mit ihm hab ich mich über Brücken vernetzt
 Aus Beton und Stahl, gemauert aus Stein
 Ich hab mit ihm in kleinen Schiffen
 treu, ernst und ehrlich die Hand gehalten
 
 Mit einem Freund bin ich im schwarzen Schlick
 eines umgrünten Gürtel eines Altwassers gewatet
 Ein Schiff fuhr Ebbe, ich ging nicht weit,
 und Frank hielt ich, knietief, für verrückt
 
 Er schuf meine Knochen, mein Fleisch, mein Blut
 Er gab mir als Dritter Leben, ich lebe, gut
 Seine schönen Brüder heißen Moldau und Inn
 Ich blieb so gern am Main, wie jetzt am Inn
 
 
 
    
 
 Glasscherben Blitzscherben
 
 
 Der Alte holte das Glas zum Schmelzen
 Der Blitz schmolz den Stahl
 verließ ihn durch seine Hand
 trug ihn - sanft - drei Meter weg
 Kautschuk brannte schwarz
 Eine Flasche löschte mit weißem Atem
 er atmete nicht mehr
 Es war heiß als ich ihn küßte
 Seinen Durst hatte er
 mit einer Flasche Bier gelöscht
 Die schmeckte ich und Salz
 Ich liebkoste sein Herz
 gab ihm meinen Lippenatem
 
 Ein neuer Blitz kam
 schlug in seinem Herz ein
 In seinem Augenmeer
 angelte er nicht mehr
 
 
 
    
 
 Wann wirst Du sterben
 
 
 Du wirst sterben
 wann stirbst
 Du mit verrußten Kinderaugen?
 
 Alles stirbt
 wird leben
 wird sterben
 wird streben
 
 Tanze und frag
 die Leute
 Ich werde sterben
 wann werde ich sterben
 
 Der Tod geht
 Dir immer eine Sekunde voraus
 
 Wenn Du alt und lahm wirst
 kannst Du ihn einholen
 
 oder er geht Dir eine Sekunde entgegen
 fängt dich vom schnellen Wagen auf
 
 Er rettet Deine Seele
 
 Wann wirst Du sterben
 Wann willst Du leben.
 
 
 
    
 
 Wo seid ihr
 
 
 Wo seid ihr
 wenn ich euch suche
 wenn ich euch rufe
 Ihr freßt meine Liebe auf
 von den Händen bis zum Kopf
 lang schon bin ich ausgebrannt
 Ich habe Euch nicht gefunden
 nie werde ich Euch finden
 immer werde ich Euch suchen
 Verzeiht, wenn ich aufdringlich war.
 Eure Existenz ist ein Punkt
 in meiner Welt
 ein kleiner Wirbel, der einen Teil
 von mir verschlingt
 Ihr kostet Kraft
 Ich wärme mich an meiner Sonne
 und ihr seid Fixsterne
 an meinem Lebenshimmel
 Warum seid ihr unerreichbar?
 Mein Zentralgestirn
 hält mich fest.
 
 
 
    
 
 Gold - Was Eure Münder trugen
 
 
 Deutsche haben gesammelt
 Deutsche haben geordnet
 was Eure Köpfe, Augen, Körper, Münder
 trugen
 
 sprecht
 in den Schweizer Bergen,
 in Frankreich,
 in Deutschland
 was Eure Münder
 trugen
 
 Berge werden brennen,
 Städte werden fallen,
 Stahl wird schmelzen
 
 vertreibt die Wächter aus dem Grab
 sprecht mit dem
 was Eure Münder
 trugen
 
 
    
 
 Ich war immer anders
 
 
 Ich war immer anders
 ich konnte nicht von Gärten
 und Bäumen lassen
 Alleen fingen meinen Blick
 mit Kastanien
 und Linden
 Sträucher lockten
 mit Hagebutten und Beeren
 Steine waren Kleinode
 der Form und Farbe
 Ich verließ mich immer
 auf Äste und Zweige
 bin nie gestürzt
 Sie trugen mich
 wie ihr Kind
 und reichten mich weiter
 von Ast zu Ast
 Ich war in ihrem Tempel
 Säulen aus Holz
 Teppiche aus Schlüsselblumen
 mein Leben entschlüsselte
 ich nicht
 aber die Farben von Ameisen
 Lehm war ein Geschenk
 das mein Rad verstopfte
 und meine Füße und Hände
 einprägte
 Bäche waren Stauseen
 Steine, Holz die Mauern
 Weiden streichelten mich
 im Vorüberfahren
 Aus jeder Quelle habe ich
 getrunken
 und war versunken
 in Uferböschungen
 und Altwasser
 
 Wortlos war diese Zeit
 ich fand die Worte
 zu Menschen nicht
 mein Gesicht
 lag in braun und grün
 und blau
 Ich lebte zur Hälfte
 als Indianer
 und die Schulstunden
 sie schwiegen mich an
 Mädchen waren begehrenswert
 aus der Ferne
 meine Schwestern nicht
 aus der Nähe
 Meine Hände und Beine
 saßen auf Muschelkalk
 formten Schnecken
 und Muscheln mit Kies
 zu Steinwällen
 unbesiegbar durch alle Zeit
 schnitten Schilf
 und junge Bäume
 am Main
 Schwäne waren Engel
 Im Herbst blühten
 die Bäume rot und gelb
 mehr als der Frühling
 und ich ging hin
 und sammelte die Früchte
 war ein Keim
 und wuchs in die Bäume
 Die Zeit war falsch
 Das Denken war falsch
 eine junge Kastanie
 schlug im Herbst aus
 
 
    
 
 Unsere Hände
 
 
 Meine Hände sind nicht meine Hände
 Sie gehören der Menschheit
 Haben Pyramiden gebaut,
 Kanäle geschaufelt
 Ihr kennt Eure Hände
 und ihre Geschichte
 Schließlich haben unsere
 Hände ihre Geschichte
 aufgeschrieben
 Ich wurde auf Händen getragen
 Ihr trugt mich weiß wo
 Ich trage meiner Kinder Hände
 auf meinen Händen
 Ich habe Bücher getragen
 Eure Hände haben sie geschrieben
 habe sie vor mein Auge gehalten
 ließet mich lesen
 Waren getragen
 Wir haben Brücken mit ihnen konstruiert
 Wir geben uns die Hand
 Man kann das sehen wie man will
 Meine Hände
 Eure Hände
 Atlas hat die Welt mit Händen getragen
 Wir tragen die Welt
 Wir haben auch getötet
 Zivilisiert, wie wir sind
 Eure Hände werden meine Hände
 zuschaufeln, mit Erde bedecken
 Unsere Hände tragen die Erde
 
 
    
 
 Selene
 
 
 Selene hat ihr Licht
 im Mond liegenlassen.
 Die Sterne drehen die
 Schale, und das ganze
 Licht kehrt zu den Sternen
 zurück.
 
 
 
    
 
 Mond I
 
 
 Ich schaufle zwei Wochen lang,
 um den Mond vollzumachen,
 dann verlassen mich die Kräfte,
 und der silberne Tiegel leert
 sich wieder.
 
 
    
 
 Mond II
 
 
 Die Götter haben den Mond
 an den Himmel gesetzt,
 um die Frauen ans Empfangen
 und Gebären zu erinnern,
 und den Männern Kraft
 zum Ackern, Jagen, Lieben
 und Kämpfen zu geben.
 Dunkle Stunden sind
 Finsternisse und Neumonde,
 dort sammeln beide Ge-
 schlechter ihre Kraft
 und ruhen.
 
 
    
 
 leichtsinnige Jungfrau
 
 
 Eine leichtsinnige Jungfrau
 schöpft Licht von der Sonne,
 behält es aber nicht bei sich
 Jeden Monat einmal gießt sie
 es über die Erde aus, um ihren
 Kindern Kraft zu geben.
 Danach verlieren die Menschen
 ihre Kraft und müssen ruhen.
 
 
    
 
 silberne Schale
 
 
 Ein schwarzer Neger trägt
 vor der Sonne eine silber-
 ne Schale. Sie schenkt ihm
 ihr Licht, er trinkt es
 in einer Vollmondnacht aus
 
 
    
 
 Blitz
 
 
 Betritt den Blitz
 bevor der Donner rollt
 
 Du wirst Licht sein
 Du wirst nicht sein
 Du wirst Blitz sein
 
 Ein Funke im All
 Ein Gleißen im Strahl
 Ein Keil im Sand
 
 Spannung in den Wolken
 
 Ein Schlüssel
 an einer Drachenleine
 
 Verlaß den Blitz
 bevor der Donner rollt
 
 
 
    
 
 Schlaf mit dem Blitz
 
 
 Schlaf mit dem Blitz
 er trifft genau
 und zärtlich
 
 
    
 
 Stromberg
 
 
 Stromberg in den Wolken
 Wolken stauen das Licht
 Ionenspur steigt von einem Baum
 Er atmet den Blitz ein
 
 
    
 
 Thor
 
 
 Thor trägt einen Gürtel aus Licht
 spannt den Donner ein am Schenkel
 von seinem Wolkenritt
 sprengt er Himmelsfesseln
 
 
    
 
 Persönlich
 
 
 Spannung unter den Wolken
 Luftbälle verschiedener Ausdehnung
 Ionenspur im Sommeratem
 
 Ein chinesischer Bauer schwitzt
 Aus der Talsenke steigt sein Schweiß
 zwischen zwei höhere Luftschichten
 
 Der Bauer arbeitet ruhig weiter
 
 Unten Yin oben Yang in Spannung
 zerreißen das Band den Bauern
 
 Im Einklang Wolke und Reisfeld
 
 
    
 
 Braune Erde
 
 
 Braune Schergen bliesen Juden in die Luft
 Braune Kohle blasen Konsumenten in die Luft
 Herren der Braunen Erde nehmen Dörfer weg
 Herren brauner Scheine lösen Dörfer auf
 
 
    
 
 Meine Frau II
 
 
 Meine Frau ist stärker als ich
 Manchmal bin ich stärker als ich
 
 
 
    
 
 Ertrinkend
 
 
 Meine Augen Danke Euch in der Flut ertrinkend
 Sinkend verschenke ich mein letztes Ohr
 Wenn am Abend der Fluß verebbt
 und das Geräusch des Tages verlebt
 dann schreibe ich die Gedanken
 die aus Tönen und Blicken variieren
 Pausen hat es so viele wollte ich
 ich hätte mehr Kraft immer
 in meiner Krankheit
 gebe es mir
 mehr Licht
 
 
    
 
 Dame im Meer
 
 
 Eine Windjammer gleitet aus Deinem Mund
 weicher Wind brist Du durch ihre Segel
 die Fahnen wehn
 Alte Netze, Glasbojen und Treibgut sind verfangen
 Deinem Haar
 Dort nisten elfenbeingoldene Seeadler
 Möwen umkreisen Deine weiße Stirn
 in Deinen Augen leuchtet das grüne Meer
 Flamingos tanzen auf Deinem Daunenbusen
 Neonfische flüchten in vertangenes Versteck
 Alte Fregatten haben sich goldschwer in Deinem
 Nabel versammelt
 Du trittst eine Woge
 Schäumend treibst Du im Sargassomeer
 
 
    
 
 Schwarz
 
 
 Schwarz ist Dein Schlaf
 mäand<&ont color="#E7D7AD">ert verschlingend
 in den steinigen Tag
 An Deinen Ufern leuchten
 schwarze Kirschen
 die tolle Frucht
 mundet jeden Tag mehr
 
 
    
 
 Sonne
 
 
 Mitternachtshaar
 Sternensilber
 Kupfersonne
 
 
    
 
 Staub
 
 
 So hier einzutreten
 nach einem heißen, staubigen Tag
 ist einen Schluck Wein
 und ein erfrischendes Bad
 zu nehmen
 
 
    
 
 Island
 
 
 Der Baum im weißen See fror
 Seine Wurzeln reichten an die Glut
 der Erde
 
 Dort wachte die Sonne nächtelang
 Im glühenden Schlaf gab sie die Wärme
 der Erde
 
 Ein Baum grünte auf weißem Schnee
 ein Tag Frühling gewonnen durch
 die Erde
 
 Der Baum verlor seinen grünenden Flor
 die Nacht erfror ihn durch die Kälte
 der Erde
 
 Das Frühjahr erreichte den weißen See
 beschien und erwärmte ihn mit der Kraft
 der Sonne
 
 
 
    
 
 Krähen von der Oder
 
 
 Die Krähen sind von der Oder zu uns gezogen
 Dort fanden sie keine Nahrung mehr
 Die Menschen in ihren Häusern pumpen die Keller leer
 Der Fluß faßt Bäume und Tote in seinen Wogen
 
 Der Blumenschmuck ist unter Wellen begraben
 Die Toten haben ein feuchtes Haus
 Es treiben fahle Betten hinaus
 Nur Schlamm wo sonst Pferde traben
 
 Ein Land nach dem andern ertrinkt in der Flut
 Die braune Suppe überschwemmt die Felder
 Unterspült Deiche und Polder
 Hoffentlich halten die Dämme gut
 
 
    
 
 Kinder
 
 
 Den Tag mit den Kindern verbringen
 ist schon gelebte Erinnerung
 
 
    
 
 Bäume
 
 
 Die Bäume sind ausgewandert
 Man hat sie auf dem Mond gesucht
 jetzt spürt man ihnen auf dem Mars nach
 
 
    
 
 Wein
 
 
 Die Griechen bewahrten den Wein in Amphoren
 verschlossen mit einem wächsernen Pfropfen
 versenkten sie in kühlende Erde
 Man sagte, in meinem Haus liege Gold
 Ich nahm einen Spaten, begann zu graben
 legte Hälse von Amphoren bloß
 entfernte die morschen Stumpen
 und genoß den Wein attischer Reben
 
 
    
 
 Die Kathedrale
 
 
 Der Krieg hat die Kathedrale zerbombt
 überall Trümmer und Scherben
 
 Ich mische Pulver
 stampfe in Tiegeln
 stößle das Pigment
 
 Mein Feuer schmilzt Farbenglut
 
 Ich gieße die Schmelze zu farbigen Platten
 schneide und versenke sie
 in biegsame bleierne Rahmen
 schließe Lücken und passe an
 
 Bogenspitzen und gotische Säulen
 warten auf irisierende Scherben
 
 
 
    
 
 Siebzehn Jahre
 
 
 Ich blase die Kerze aus
 Ihr Licht weicht Deiner Wärme
 Der Rauch kitzelt mich
 Deine Haare kitzeln mich
 Dein Körper schmiegt sich an meinen
 Wir streichen die Rückenfeder
 mit unsagbar sanfter Hand
 Seidene Lippen pressen sich
 an meine spröden
 Die Luft fehlt
 die Lust zu beschreiben
 wo wir tiefer gehen
 In sanftem Wellenwiegen
 schwingen siebzehn Jahre
 
 
 
    
 
 Roter Drache
 
 
 Wir pilgerten auf schmalen
 felsigen Wegen im Himalaya
 Gebetstrommeln rasselten
 uns schnarrte die Lunge
 In einer langen Schlange
 standen gescherte Häupter
 vor einem kahlen Felsen
 beteten vor einer Platte
 einer Granitplatte
 die über dem Felsen schwebte
 Ein goldener Apfel
 prangte an ihrem Unten
 oben saß ein Junge
 gehüllt in eine rote Fahne
 Er sprach mich an
 Gib mir den Apfel
 Hypnotisiert brach ich die Frucht
 reichte sie ihm
 sie zu zerbrechen
 Eine Veränderung kündigte sich an
 An seinen Armen zeigten sich Federn
 Seidenschnüre pendelten von seinem Hals
 Und er wuchs.
 Zu einem Körper
 von roter Länge
 Seine großen Augen
 starrten absolut kindlich
 Er hob seine Quasten
 die Schwingen
 Brausend schlug er Kapriolen
 und flog nach Osten
 Richtung Land der Mitte
 
 
 
 
    
 
 Schlangen
 
 
 Ein Schlangenbiß
 die Schlangenhaut
 Seidig und glänzt
 
 Mandra aus Kobra
 Augen aus Gold
 Rad der Blicke
 
 Gehäutet ist
 der Gebissene
 Muskeln aus Schlangen
 
 Vipern wenden sich
 in zuckenden Muskeln
 Gift in Tropfen
 
 Der Priester zerlegt
 Dein Leben Deine
 Rippen werden kahl
 
 Schlangen werden
 zu kühlen Stäben
 Gift tropft aus
 
 Du darfst atmen
 das Gift ist tot
 Zähne der Kobra
 
 Das Gift ausgedrückt
 Der Blick erstarrt
 Das Serum wacht
 
 
 
    
 
 Wie der Felsen ist
 
 
 Felsen ist Butterblume
 
 
    
 
 Schön
 
 
 Wenn Du merkst
 der Abend wird schön
 geh in den Keller
 nimm eine leere Flasche mit
 zapfe vom besten Wein
 dieweil Du
 später von ihm trinkst
 wirst Du Inspiration erfahren
 wie wenn Du frei singst
 oder dichtest
 Das offene Gefühl
 strömt in Deine Hand
 strömt aus Deiner Hand
 bindet in Zeichen
 ein tönendes Lied
 ein verwebtes Poem
 
 
 
    
 
 öffnen
 
 
 Was macht er mit seiner Zeit
 Er stürzt sich in Arbeit
 kein Wort kein Gruß ganz schlicht
 Er sieht hier die Menschen nicht
 
 Doch Zeit sich lassen öffnet den Raum
 es weitet die Herzen und weitet die Zeit
 Teilt Euch den Morgen, gemeinsamen Traum
 dann ist die Arbeit ins Leben gefeit
 
 
    
 
 Alte Leute
 
 
 Alte Leute
 wie gereifter Wein
 stell nur eine Frage
 schaust in Welten hinein
 Vergangenheit zur Sage
 
 Ein goldener Schatz
 der Erfahrung
 und das ewige Verständnis
 daß Zeit keine Grenzen hat
 
 
 
    
 
 Haus 28: Liebe
 
 
 Wir waren alle miteinander
 wir waren irgendwo
 Wir waren oft am Malen
 Treppenabsatz uns so kühlte
 sonst war hier oben Meditation
 
 Wir schenkten uns hier die Liebe
 im Treppenhaus stieg mancher Fuß
 die knarrenden Stufen hoch
 
 Wir gaben uns keinen einzigen Laut
 Die Liebe war unser Versteck
 hat für uns ein Liebesnest gebaut
 
 
    
 
 Krieg
 
 
 Der Krieg ist leise
 heute
 an vergessnen Küsten
 liegt verlorne Jugend
 
 in verdeckenden Bäumen
 schwert schwer der Stein
 von Engeln
 
 oder toten Soldaten
 die tote Soldaten
 in einer Steinkiste tragen
 
 die Kirchen fassen die Namen
 nicht
 die Länder fassen sie allemal
 
 
 
    
 
 29
 
 
 Irgendwo ist ein Haus explodiert
 Trümmer, Schutt, Ziegel, Tote
 Ein Mann und eine Frau konnten
 ausgegraben und gerettet werden
 
 Jetzt erst wieder ein Toter
 ein neunundzwanzigjähriger Mann
 Ich bin dreißig.
 Eine merkwürdige Identifizierung
 Ein zerbrochenes Haus lastet auf mir
 
 
 
    
 
 Flachs
 
 
 Gesponnener Flachs
 Augenseen
 Tränenlachen
 lacht Tränen
 in meinem Arm
 trinkt Wasser
 trinkt Inn
 Hundespiel
 
 
 
    
 
 Fenster zur Sonne
 
 
 Die gläserne Balkontür schnarrte,
 wenn sie geöffnet und geschlossen wurde.
 Ein Knall, wenn der beschichtete Bügel
 in ein Geschlossen schnappte.
 über dem Fenstersims, über unseren Köpfen,
 lag das Fensterbrett aus Muschelkalk.
 Ein brauner Ölofen wummerte und machte
 den kalten Frühlingstag wärmer.
 Draußen auf dem Balkon wehte der Wind,
 ein Aprilwind, kälter als die Haut,
 und Wolken trieben vor der Sonnenscheibe,
 die Kraft gewann und wie eine scheue
 Jungfer erbleichte und sich dann verwischte.
 Ihr galt unser Rufen, wenn wir sie forderten
 aus ihrem Wolkenversteck zu kommen,
 und freuten uns, wenn sie kam, schließlich
 war es unser Rufen gewesen und sie mußte
 zwei kleine Kinder hinter einer blanken
 Fensterscheibe gehört haben
 
 
 
    
 
 Der Tod ist zum Sterben
 
 
 Breite Deine kupferne Mähne
 Beschäme das Gras es ist jung
 Laß das rote Kleid fallen
 Fall mehr für mich als für Dich
 
 Entweihe den Stoff um Deinen Busen
 wirf ihn ab wie ein altes Fell
 Entweihe die Schenkel die weißen
 Deine Haut - dunkel die Scham - ist hell
 
 Trink aus meinem Körper die Kraft
 Sauge und trinke drücke den Schaft
 ein Horn fegt das Gras es fegt die Haare
 Die Scham dunkel Deine Haut ist hell
 
 Nimm meine Milch ich muß sie Dir geben
 Trink meine Milch ich gebe sie aus
 Trink meine Lust trinke Deine aus
 Der Tod ist süß er hat Sterne
 
 Mein Atem breitet sich auf Deinem Busen
 Du atmest Deine Nachlust direkt ins Hirn
 Ich schnaufe Deinen Atem die Luft
 Danach ist bitter es fehlen die Sterne
 
 Räum das Gras kämm sie Deine Haare
 Wir haben im Stöhnen das Gras gekämmt
 Gekämpft um ein Leben wir wissen es nicht
 Kämm Deine Kleider sie passen Dir nicht
 
 Der Tod ist zum Sterben
 Wir atmen die gleiche Luft
 Du trankst meine Milch
 mich tatst Du trinken
 
 
 
    
 
 Gerte
 
 
 Die Gerte war schlank
 Sie strebte mir
 aus einer Esche entgegen
 Sie war geschwungen
 sauber gewachsen
 jung und biegsam
 Ich schnitt sie
 ich schälte sie
 ich bog sie
 Ich ließ sie pfeifen
 in einem Kreis um mich
 Sie schmiegte sich
 meinem Körper an
 Ich liebte ihre Gestalt
 ihren Wuchs
 Sie kennt keine Worte
 Sie zittert in der Hand
 Sei sanft zu ihr
 Du darfst sie nicht zerbrechen
 
 
 
    
 
 Oderbruch
 
 
 Am Oderbruch bricht die Oder
 bricht der Damm
 oder bricht die Oder in den Oderbruch
 welches Schicksal hat die Oder
 Wolkenbruch Oderbruch
 
 
 
    
 
 Gari Kasparow
 
 
 Gari Kasparow hat nicht verloren.
 Er hat es gewußt.
 Ein Gegner hat seine Strategie aufgenommen,
 kannte alle seine Züge, Taktiken und Spiele
 Er wußte auch die anderer
 Kein Spieler gegen sich selbst
 Keine Jahre Erfahrung gegen einen allwissenden Spieler
 Der Spiegel, der den Kopf umdreht.
 Gari Kasparow hat nicht verloren.
 Als er die Fähigkeiten seines Gegners begriff
 Eine Million Züge durchdenkend in einer Sekunde
 gab er auf. Die menschlichste Entscheidung.
 Gari Kasparow hat nicht verloren.
 
 
 
    
 
 Reich sein
 
 
 Wenn ich reich wäre
 Austern sollen köstlich sein
 tät ich sie jeden Tag essen
 bis ich nicht mehr kann
 
 Ich bin reich, habe eine köstliche Frau
 Doch manchmal möchte ich allein sein
 
 
 
    
 
 Kuß
 
 
 Dein Kuß schmerzte, als ich mich von Dir löste
 Ich zog aus Dir die Liebe wie ein Pleuel
 gierig das Wasser dem Brunnen entzieht
 vom tiefsten Grunde, wo der Fels Klarheit schafft
 
 Dein Kuß schmerzte, als ich mich von Dir löste
 Wir waren die Wellen am Strand, die Lust
 gischtete hoch auf und verzischte im feinen Sand
 und, um neue Kraft zu schöpfen
 Wir zogen uns an Land, als wir uns erschöpften
 Der Pleuel ruhte, der Trank war genug
 Leicht atmend, wirbelten wir uns Kuß und Blicke zu
 
 
 
    
 
 Babylon
 
 
 Es führt eine Straße nach Babylon
 Wir sind sie so oft gegangen
 und wir waren eine Stimme
 Zuletzt brach die Zeit das hölzerne Szepter entzwei
 wir beide wurden König
 könnte ich die Straße wieder haben
 Ich täte sie mit Gold pflastern und unseren Schritten
 
 
 
    
 
 Himmel hoch
 
 
 Gestern noch war der Himmel hoch
 Wolkenscherben wie Eisplatten im Blau
 Die Sonne verriet sich durch Strahlenkegel
 Die Luft war rein, wir atmeten frei
 
 Heute hängen die Wolken wie satte Kühe in der Luft
 und die Kälte melkt sie in Strahlen von Schauern
 überall lassen sie ihre Fetzen liegen
 Das Aug wird trüber als der Himmel es ist
 
 
 
    
 
 Tochter
 
 
 Meine Tochter ist dort.
 Blau, grün und weiß
 steigen Berghänge hinein
 Das Licht dort oben
 ist so hell und blau
 sie trägt es in ihren Augen
 grün sind die Wiesen
 strohblond ihr Haar
 sie schwebt dort
 in blauen Träumen
 nun schon ein langes Jahr
 Mein Traum ist ihr Himmel
 
 
 
    
 
 So traum
 
 
 Mein Schlaf war so traum
 Ich schreibe die Fährsen
 in ein blondes Kerzenlicht
 gelb und saftig
 reif mit einem roten Schimmer darum
 
 
    
 
 Kerze II
 
 
 Die Kerze brennt so frisch
 gefüttert von der kalten Fensterluft
 Meine Tochter leuchtet milchig in sich
 Ein Schrei besiegelte ihren hungrigen Schlaf
 Meine Träume brannten schlackig aus
 Miraklisch glühen beide in mir
 
 
 
    
 
 Faunische Träume
 
 
 Faunisch wachsen mir grüne Träume
 Pan spielt, bocksbeinig, behaart, seine Flöte dazu
 Ein Gott läßt mich Deine Liebe trinken
 Orpheus sendet mir Schlaf auf Wolken zu
 
 
    
 
 Fahnenträger
 
 
 Du trugst die Fahne in die Schlacht
 Dort bist Du gestern nicht mehr aufgewacht
 Sie haben Dich um Dein Leben gebracht
 In die Fahne grubst Du Dein Gesicht heute nacht
 Sie zeigt es jetzt in bunter Pracht
 Du trugst die Fahne in die Schlacht
 
 
 
    
 
 Gedichte
 
 
 Was für Gedichte wären geworden
 Sinfonien sind wie Fackeln gestorben
 Was für Häuser hätte man gebaut
 Welche Kinder hätten das Licht geschaut
 Welches Lachen wäre noch erklungen
 Hätte Hitler je ein Maienlied gesungen
 
 Schwer blakt die Kerze im Wind
 Ruß legt sich auf unsere Gesichter
 Sie sind verbrannt - rauchig und lichter
 
 
 
    
 
 Scheiden
 
 
 Meere scheiden Salz
 Berge scheiden Wasser
 Menschen scheiden Geld
 Geld scheidet Menschen
 
 
    
 
 Schwer
 
 
 Ein Aufzug fährt bei mir im Haus.
 Motoren ziehen die Menschen unters Dach.
 Doch manchmal leidet der Kasten.
 Dann bleibt er mit offnen Türen im Keller stehen.
 Sehr bequem. Die Treppen stehen immer.
 Bei mir steht der Aufzug immer. Ich
 benutze ihn nicht. Wenn er fährt.
 Wenn er nicht fährt. Ich steige immer
 bis fast unters Dach, wo meine Wohnung ist.
 Denn fahre ich immer Aufzug, verliere ich
 die Kraft, wenn er nicht fährt. Und dann
 muß ich doch steigen. Dann fehlte mir
 die Kraft, und die Treppen sind schwer.
 
 
    
 
 Geschützt
 
 
 Ich kenne einen Garten
 da werden Blumen geheilt
 Sie stehen für Menschen. Drum sind sie
 am Boden, geschützt vor dem Wind,
 bewahrt vor dem Sturm. Nur die Äste
 starker Bäume fester Ärzte halten
 dieses aus. Sie sind dem Boden
 stramm verbunden und tragen
 feiner Blümchen Last.
 Büsche rascheln wie Schwestern
 mit dem Zellstoff, und ihre Früchte
 glänzen weiß wie rot wie die Pillen,
 an denen es nicht mangelt.
 Grün ist die Hoffnung, erzählt uns
 der Rasen. Rot ist die Liebe,
 wispert der Rhododendron. Wir halten
 Euch mit unserer Kraft,
 rauschen die Bäume.
 Mauernlos schützt dieser Garten.
 
 
 
    
 
 Veränderte Philosophie
 
 
 Ich war damals anders,
 verband ich Erkenntnisse
 mit starken Gefühlen
 waren die Gefühle stark
 mußte auch der Gedanke
 stimmen.
 
 Damals war ich sehr philosophisch,
 existentiell,
 materiell
 Zwei Brunnen aus einem Wasser
 Bis diese Brunnen versiegten
 (sie entströmten allein aus mir)
 
 dann stand ich in der Wüste
 andere Brunnen erbrachen sich
 aus dem Sand
 und ich gewann neue Gedanken
 zweifelte nicht mehr an mir
 und der Wirklichkeit
 
 
 
    
 
 Mutter
 
 
 Mutter - was birgt dies Wort.
 Sie ist die Quelle allen menschlichen Lebens
 und Ihre Stimme trägt die Deine, in jedem Wort,
 in jedem Klang.
 Was gibt Sie alles - Liebe, Wärme, Nähe.
 Du kannst Sie verlassen, ihr grollen, zürnen.
 Doch Sie ist das Einmalige, das Dir alles gibt.
 Und kehrst wieder zu Ihr zurück.
 In jeder Frau findest Du Ihre Seele,
 solange Du suchst,
 ob oder ob nicht
 Du findest
 Deine Erfüllung
 Sie schwingt als Grundton in jedem Menschen,
 in der Tochter wie im Sohn.
 
 
 
    
 
 Tod im Dschungel
 
 
 Der Tod im Dschungel ist kalt
 er ist geschmeidig und lang
 und wird gut gefüttert
 Der Kalk wurde es nicht
 Er wurde mit dem Spaten umgegraben,
 wenn er nicht das Kalte, Harte essen durfte
 Kalk Leere
 Kalk Höhlen
 Kalk Augen
 Kalk Münder
 Kalkiges Schweigen
 Lost is Laos
 Verloren ist Laos.
 
 
 
    
 
 Wachsen
 
 
 Zwei schieben sich zusammen
 Zwei Kontinente entfernen sich
 Zwischen beiden klaffen Welten
 Du brauchst den Abstand fingernagelschmal
 Ein Gebirge wächst in Dir
 Ein Knochen wird zerteilt
 zwei wachsen zusammen
 Eine Welt / Ein Körper
 laufen weich
 
 
 
    
 
 Integral
 
 
 Viele Philosophen haben sich ihre Köpfe zerbrochen,
 was die Welt, der Kosmos, das Universum sei.
 Sie gingen von der Seele aus oder betrachteten
 das Universum in seiner Unendlichkeit.
 "Was ist der Geist? Was die Unendlichkeit?"
 Sie fragten und fragen wie Außenstehende.
 Sie haben wohl kaum begriffen, daß sie
 aktive Teilhabende des Geschehens der Welt
 und der Seelenwelt sind. Sie werden vielleicht
 nie wissen, woher die Welt, woher wir kommen.
 Doch sie sind ein Bestandteil der Welt,
 sie und wir wurden so geboren.
 In uns ist alles vereint, wonach wir fragen müssen.
 Die Mathematik hat das Integral erfunden.
 Wir sind das Integral.
 
 
 
    
 
 Abschied
 
 
 Gold ist im Grün
 Golden blühen die Bäume
 Dächer fiebern rot
 Die Ziegel lang schon ausgebrannt
 Türen schließen abends zu -
 noch nicht,
 denn eine Frau
 verläßt den Garten
 Sie spürte grüne Triebe
 hofft auf neue Liebe
 Gold ist ihr Herz
 
 
 
    
 
 Mutter ist krank
 
 
 Ich esse Gurkensalat
 mit Dill
 
 und meine Mutter ist krank
 
 ich höre Musik
 im TV
 
 sie liegt unterm Dach
 
 Ich schreibe Bücher ab
 am PC
 
 der Stoffwechsel blockiert ihr Leben
 
 Morgen früh trinke ich Kaffee
 am Tisch
 und fahre vielleicht nach Rosenheim
 Schuhe kaufen
 
 
 
    
 
 Vertrauen
 
 
 Es waren Deine Augen. Wir verbanden uns
 mit Blicken, Deinem Finger und meinem Mund.
 Ich nagte leicht an Deinem Fingerglied.
 Dabei hast Du gelächelt. Meine Zunge koste
 Deine kleine Hand. Still wurdest Du. Deine
 hübschen Augen versanken in schlafschweren
 Wimpern. Ein paar Mal hast Du noch geblinzelt.
 Dann wurde Dir Deine Hand schwer und die Augen
 schlossen sich. Meine Augen schlossen sich
 und glückliche Tränen rollten über meine
 Wangen. Ich hatte ganz Dein Vertrauen.
 
 
 
    
 
 Was bin ich, das ich bin, daß ich bin?
 
 
 Ich war im Urknall eine Nano-Ahnung
 ich füllte das Teilchen-Meer
 ich gerann zu Elekt Neu Protonen
 zu Atomen
 habe achtzehn Milliarden Jahre
 in Sonnen geglänzt
 Ich bin in das Universum explodiert
 Ich stürzte auf eine Sonne, einen Planeten
 tummelte mich in jedem Medium
 beteiligte mich an der Urzelle
 und war danach in jedem Lebewesen zuhaus
 Ammoniten, Fische, Echsen, Saurier, Säugetier
 und nach diesen ewigen Äonen bin ich nun
 ein Mensch
 der Sonne, Planet, Leben, Urknall war.
 Ich war das Universum
 ich bin wieder ein Teil davon.
 Ich habe nach Hause gefunden.
 
 
 
    
 
 Mongolisches Alphabet
 
 
 Weich schmiegen sich die runden Hügel
 in die vielberittene mongolische Steppe
 Das Pferd trinkt von den matrigalen Busen
 grün sein Gras. Die Stämme ihre Milch
 In den Zelten reicht man diesen Trunk,
 wie Pferde Fohlenkinder ihrem eigenen Sproß
 Gierig schlürfen kleine Münder liquides Elfenbein
 Aus dieser Milch wuchsen Reiche
 in China immer neue Dynastien
 Rußland bangte vor der goldenen Horde
 im Zweistromland und Persien
 wurden Landschaften zu Sand zerrieben
 Auf den Katalaunischen Feldern
 bauten sie ihr letztes Zelt
 
 
 
    
 
 Mongolische Milch
 
 
 Weich schmiegen sich die runden Hügel
 an der mongolischen Erde Leib
 Sie geben grünes Gras den Pferden
 
 Mongolische Frauenaugen ritzen Gesichter
 über sich schmiegenden runden Kindern
 Sie geben ihnen weiße Milch
 
 
 
    
 
 Mongolei
 
 
 Harte Männer
 Starke Pferde
 Weiches Gras
 
 
 
    
 
 Eis wie Glas
 
 
 Die Glut des Sommers ist
 in Eis verschmolzen
 Wässrige Schmelze eines Sees
 ist zu einer Eisdecke gebogen
 Nun frieren auch die Äste ein
 in einem stillen weichen Pelz
 das Gras verlangt nach Sonnenschein
 leuchtet grün unter rauhem Reif
 Ziselierte Blumen sprießen auf dem
 was dem Eise ähnlich ist
 Gehst Du über Wiesenwege
 knirscht der Frost
 zu jedem Schritt
 und schickt der Sonne Blitze
 in Regenbogenfarben zurück
 
 
 
    
 
 Rauher Reif
 
 
 Der Spätherbst friert
 die letzten Früchte ein
 Ein Apfel verglast im Laub
 Blätter tragen rauhen Reif
 
 Die Ackerfurchen, die Scholle
 trägt einen weißen Nerz
 Die Krume zerspringt vor Kälte
 gepflügt vorbei an grünen Soden
 
 Im Nebel schimmert groß die Perle
 eines Winters, späte Morgensonne
 beleuchtet feurige Herbstesfarben
 gefallen von offnem Kronenfirst
 
 Die Rehe zögern auf den Feldern
 bevor eines die Rübe äst
 lauschen Ohren dem Menschenschritt
 und fliehen in den Wald zurück
 
 
 
    
 
 Psychose Halbwelt
 
 
 Hast Du das auch schon erlebt? Du stehst
 in einem Geschäft, es drückt Dich, doch
 Du mußt warten, daß der andere Dich läßt.
 Du hast ihn hineingehen sehen, und nun war-
 test Du. Und wartest.
 Schließlich gibst Du Dir doch einen Ruck
 und drückst wider besseren Wissens die
 Klinke, die Tür gibt nach. Niemand anwesend.
 Du meinst Deine Wahrnehmung oder Deine Erin-
 nerung seien gestört und spielen Dir einen
 Streich. Doch Du kannst Deiner Wahrnehmung
 trauen. Du hast einen Blick in die Halbwelt
 geworfen. Sie funktioniert nicht kausali-
 stisch, hat eigene Gesetze. Was eben pas-
 siert, kann für eine Zeit aufhören und wie-
 der auftauchen. Dinge verändern sich und
 sind dann etwas ganz anderes. Oder Gegen-
 stände beeinflußen Dein Handeln und Du bist
 Sklave. Gegenstände verschwinden - wenn Du
 nicht gerade hinschaust. Oder Du nimmst
 wahr, wie einer Deiner Mitmenschen von ei-
 nem Dämon besessen ist, er ist nicht mehr
 der freundliche Kumpel, der er sonst ist.
 Es ist nur ein kleiner Schritt in die Halb-
 welt. Bist Du einmal drin, sucht sie Dich
 Dein ganzes Leben lang heim.
 
 Diese Welt, Halbwelt, ist für den Erkrankten
 durchaus real. Er sieht die Bezüge nicht mehr,
 die die Wahre Realität als Erklärung bietet.
 So können Menschen, Tiere und Dinge wirklich
 unvermittelt für den Leidenden verschwinden,
 weil das Aufnahmevermögen beeinträchtigt ist
 oder er nicht alles wahrnehmen konnte, was um
 ihn herum geschah.
 
 
 
    
 
 Morgens
 
 
 Morgens wachst Du auf, und Dein Kopf ist so klar,
 wie der Regen draußen fällt. Aber Du bist nicht
 betrübt, Du hast heute einfach zuviel Kraft. Dann
 gehst Du ins Wohnzimmer und reißt das Fenster auf.
 In Deinem Rücken strahlt die Wärme noch von ge-
 stern, als es warm und sonnig war. Diese Wärme
 drückt, aber Du weißt, wenn eine Stunde lang das
 Fenster offen war, ist die Temperatur ausgeglichen.
 Dann setzt Du Dir einen Kaffee auf, der bald riecht
 und duftet, und Du schmierst ein Käsebrot und sitzt
 in aller Ruhe am Tisch. Die Luft von draußen trägt
 einen frischen, feuchten Geruch, an den Du lange
 noch denken wirst. Es ist der selbe Geruch, den Du
 bei einem Spaziergang morgens an einem Fluß oder
 in einem Wald aufnehmen kannst. Schade, der Morgen
 wird verschwinden und die Routine des Alltags sich
 breitmachen.
 
 
 
    
 
 Patientin auf Gabersee
 
 
 Die Klageflamme rollt auf Deiner Zunge
 Du bist geboren, wenn jemand stirbt
 oder verheiratet, wenn Elvis stirbt
 Tennis gespielt in Frankreich und Grace Kelly
 Zigaretten aus Finnland in Schweden
 Schwester in Stockholm und Strandhütchen
 Chemische Botschaften stenographiert
 In Burghausen die Gesellschaft gelebt
 Langgärtner, Dr., Blumen zum Grab geschenkt
 Die Stimme und das Leben strapaziert
 so schön, so lustig, alt und jung
 
 
 
    
 
 Druckarbeit
 
 
 War ich damals fit. Wenn ich um eins aus der FOS kam, legte
 ich mich in die Pedale und fuhr ans andere Ende der Stadt.
 Das andere Ende war der Heuchelhof, eine Siedlung aus Hoch-
 häusern und Familienhäusern, die auch "Klein-Manhattan" ge-
 nannt wird, wegen ihrer Silhouette oben auf dem Hügel. Doch
 zunächst mußte ich den Berg erklimmen. War ich damals fit.
 Mit meinem starken Fahrrad fuhr ich im zweitleichtesten Gang
 den Fußweg, neben Straße und Straßengeleisen, hinauf. Ein
 paar Straßen weiter lag dann der Komplex, der Richter-Druck
 heißt. Es war die Druckerei, die die Zeitungen für Würzburg
 und Umland herstellte. Innendrin war sie riesig. Doch die
 Zeitungsdruckerei war nur ein kleiner Bestandteil des Ganzen.
 In einer großen Halle (es riecht dort furchtbar nach Lösungs-
 mitteln) stehen mehrere Druckmaschinen. Offset-Druck. Ganz
 hinten in einem Eck steht eine Dreifarben-Rollen-Maschine,
 die die Seiten und Prospekte gleich richtig faltet. Ganz hin-
 ten, im letzten Durchgang, war die Buchbinderei. Ewig lange
 Fließbandanlagen (drei an der Zahl) banden und verpackten Bü-
 cher und Kataloge. Jede Minute Ausfall war ein Haufen Geld.
 Ganz am Anfang der Anlage, an der zuerst ich arbeitete, wur-
 den die Bücher eingelegt, mit Leim am Buchrücken bestrichen
 (automatisch), dann kam ein weißer Krepp darüber und dann der
 Einschlag. Das mußte dann auf einer längeren oder kürzeren
 Wegstrecke trocknen. Dann ging es in die Folienmaschine. Die
 Bücher waren automatisch aufgestapelt worden, fünf Stück oder
 sechs, bevor sie in einen "Tunnel" einfuhren. Aus diesem ent-
 strömte heiße Luft, die die Folie weichmachte, mit der das
 Paket dann eingepackt wurde. Ich bekam irgendwann vom Vorar-
 beiter die Aufgabe, die Einstellung der Luftwärme zu regu-
 lieren. So einfach, daß es ein Automat hätte machen können.
 Aber die sind ja manchmal zu dumm. Oder ich stand am Ende des
 Bandes, legte einen Karton bereit, in den dann die Bücher
 versenkt wurden, wenn sie nicht in Folie eingepackt wurden,
 hob den Karton vom Fließband und stapelte ihn auf einer Pa-
 lette. Dann war Feierabend, und ich düste mit meinem Bike den
 ganzen Heuchelhofberg, die Straße, hinunter. Wenn ich Glück
 hatte, erwischte ich unten ein Grün und konnte gleich in die
 Hauptstraße einfahren. Schön war das: Man fuhr flott bis zum
 Neubert, stand kurz an der Ampel, und dann führte mich der
 Geschwindigkeitsrausch am Main entlang bis zum Judenbühlweg.
 Dort trug ich mein Fahrrad hoch und konnte mich in meinem
 Zimmer unterm Dach endlich ausruhen.
 
 
 
 
 
 
 Norma
 
 
 Norma, Norma, Norma
 
 Geene Baker
 John F. Kennedy
 Some ... like it hot
 
 aafriend
 Di monds are girls best
 
 
 
    
 
 Norma
 
 
 Norma, Norma, Norma
 
 Geene Baker
 John F. Kennedy
 Some ... like it hot
 
  a
  a  friend Di     monds are     girls best
 
 
    
 
 Candela
 
 
 Ein Schimmer liegt neben dem Küchenschrank
 Eine Sonne tief in Wachs verborgen
 Im Plasteglanz liegt sie bleich und blank
 zu warten auf die zündende Flamme
 Deine leichte Hand zieht eine Säule heraus
 und führt sie der Ständernabe zu
 Ein Blütenkranz aus seidenen Blättern
 umschmiegt den leuchtend weißen Stab
 Mit einem Flammendolch
 holst Du die Königin ins Licht
 
 
    
 
 Sinn
 
 
 Die Zeit zählt sich im Sand, der zu Bergen wird
 im Schlamm, der zum Muschelkalk wird
 und Gebirge wie die Alpen oder den Himalaya aufwirft
 Bäume die zu Stein gefrieren
 Knochen, die alte Geschichten der Saurier erzählen
 Granit und Gneis aus der Planetenwerdung
 Licht, das so spät ankommt, daß wir den Urknall sehen könnten
 und der ewigen Gegenwart, die nie abreißt
 und immer die gleiche ist,
 die wir erlaubt wurden, mitzuerleben
 wir lieben und zerstören
 wir bauen auf und hassen
 wir genießen und werden krank
 werden geboren und dürfen sterben
 All das, was Zeit ist, spiegelt sich im Kernteilchen wider;
 im Photon, das ewig eine gerade Linie fliegt
 und den Sternen, die wir Jahre später sehen
 als ihr Feuer brennt oder sie erloschen sind.
 Ich kann Euch keinen Rat geben, aber ich kann sagen:
 Es gibt keine Zeit. Es gibt lediglich die Änderung der
 Beziehungsverhältnisse von Teilchen untereinander.
 Lediglich der Mensch sieht darin einen bestimmten Sinn
 
 
 
    
 
 Eure Stimmen
 
 
 Eben noch klangen Eure Stimmen durch den Hörer
 Klar wie nicht so weit weg, ganz nah
 In meiner Ohrmuschel habt ihr heute abend
 Platz gefunden ein ganzes Haus mit vier Personen
 Wir unterhielten uns lang, besorgt, freudig
 Mutter ist krank und sie will nicht aufstehen morgens
 Ratschläge gingen hin und her und meine jüngste
 Schwester kümmert sich um alles
 Alle halten sie zusammen
 Ich will niemanden auseinanderhalten
 Ich halte hier zusammen
 Dann haben wir aufgelegt
 Und Eure Stimmen plätscherten immer noch
 Durch mein Ohr und ich war bei Euch zuhause
 War ich früher jetzt bin ich woanders
 Bald kommen wir zu Euch
 
 
 
    
 
 Kirschenklau
 
 
 Es ist Frühling. Die Kirschen sind grün.
 Bald ist Sommer, sie sind rot.
 Wenn ich sie auch nicht klauen darf,
 betrachten darf ich sie doch.
 
 
    
 
 Blumensamen
 
 
 Ich weiß nicht, wo die Blumen stehn
 Wachsen sie / sind sie am Vergehn?
 Der Blütenzauber Rosen Rot
 Schmissiges Gelb in Pastellen
 Weißt Du noch, wo die Blumen stehn?
 
 Ich seh, die Blumen sind am Vergehn
 Bleiche Blätter Winde wehn
 ergraut die Blumenpeitschen
 Die Samen krümmen sich in Krumen
 sind im nächsten Jahr
 neue Frühlingsblumen
 
 
 
    
 
 Bei Dir sein
 
 
 Laß mich mit meinen Gedanken bei Dir sein
 Du spielst mit Bildern, Silben, ohne Worte
 Dein göttlich Sein macht mich zum Vater.
 Eine Bindung, die keine Taufe, keine Ehe schafft
 Kraft wächst zwischen uns beiden
 Ein Baum, der trägt und Früchte trägt.
 
 
    
 
 Altweibersommer
 
 
 Haltet Eure Haare fest,
 alte Weiber
 Der Sommer ist spät
 flecht feste Zöpfe
 ihr lacht und laßt
 die Haare schießen
 Laßt Euch vom Altweibersommer
 vergangne Jugend
 nicht verdrießen
 
 
 
    
 
 Grasen
 
 
 Momente überfallen mich
 reagiere zögerlich
 Dumpfes Warten voll Minuten
 bluten einen Augenblick
 die Zeit, die Welt
 sie ziehn vorbei
 Ich grase Sekunden
 und decke mich mit Wäldern
 
 
 
    
 
 Herbst ist
 
 
 Der Sommer entblößt
 das warme Land
 zieht Strahlen
 tief nach Süden
 Blüten erlöschen im Herbst
 rot und gelb sind
 nur Blätter verblieben
 
 
 
    
 
 Flickenteppich
 
 
 Die Erde wölbt sich der Sonne
 Schachbrett aus Braun aus Gelb
 Der Himmel klärt die silbernen Strahlen
 zieht nicht mehr am Pflanzenwerk
 Die Erde verleibt sich die Wurzeln ein
 Im Holz gepreßt Sonnenschein
 Flickenteppich erstarrt zu nebliger Gräue
 
 
 
    
 
 König-Ludwig-Kanal
 
 
 Felsen platzen dem Gras
 
 und Stauwerk führt Algen
 
 Bäume brechen Fels
 
 Gneis knistert Sonne
 
 Das Schleusenwerk Jahrhunderte
 
 Wasser dem Stau
 
 
 
    
 
 Templer Orden
 
 
 Gestochene Bögen scharf
 
 Grün Efeuwunder
 
 Kriegswunde senkt Gras
 
 Mauer bricht Wald
 
 Wald bricht Wunden
 
 Wunden zu
 
 
 
    
 
 RMD
 
 
 Felsen ordnen Berge
 Bäume tragen Wurzeln zu
 Die Ebene Schafherde
 Beton klappt Altmühl zu
 
 
 
    
 
 Fisch
 
 
 Eisenbahn zieht lange Fäden
 streben Spiegel zu
 Sprossen wachsen wie Gräten
 Die Bahnhofhelle
 schnappt zu
 
 
    
 
 Alte Frau
 
 
 Wildes Feuer springt lodernden Furchen
 Ein Teich glüht schwarze Augen
 Brennende Gräben kippen
 hauchen brennend Gras
 Küsse zu Dir
 Alt ist die Erde
 Und die Augen naß
 
 
 
    
 
 Hell und Dunkel
 
 
 Ein weißer Löwe
 leitet mich durch das Tor
 Hinter mir fällt das Gatter
 Leben wächst mir zu
 und mein Haupt ist die Welt
 Ich regiere das Land
 weiß von allem Bescheid
 und handle
 sehe klar und weit
 meine Sprache erklingt
 ich tanze in einem Sonnenreigen
 
 Ein schwarzer Löwe
 erscheint vor meinem Thron
 Das Gatter hebt sich
 Schlaf überströmt mich
 und mein Herz wird zu Stein
 Ich verlasse das Land
 verabschiede alles
 und weiche
 sehe dumpf und seicht
 meine Sprache verklingt
 muß nun meine Helle büßen
 
 und weiß nicht warum.
 
 
 
    
 
 Pfau
 
 
 Der Pfau schlägt sein Rad
 schillernd in blauroten Farben
 Die Haare zittern
 die Augen sind blau
 
 Er stolziert mit gehobenen Schritten
 gurrt eitel seine Weisen
 den Sand scharrt er mit seinem Sporn
 tut Ehre der Dame erweisen
 
 Vergessen schlägt der Pfau sein Rad
 ihn ziert die eigene Liebe
 Die Haare zittern
 die Augen sind blau
 
 
    
 
 Der Mond steht am Himmel
 
 
 Der Mond steht am Himmel
 
 zusammen im Bett
 tanzen wir die uralte Weise
 Meer am Strand
 Wellen wallen
 heben uns zur weißen Gischt
 Wir wallen in Seufzern
 Sie werfen uns hoch
 verebben mit uns am Strand
 ziehen mit sich die Flut
 Sand trocknet unsere Leiber
 
 Der Mond stand am Himmel
 
 
 
    
 
 Junge Soldaten
 
 
 Josef
 Dein Grab deckt keine Erde
 ein Bauer pflügt den Grund
 Eine Metallerkennungsmarke
 findet sich in Deinem Mund
 die Zahlenkolonne schweigt
 sich über Deinen Namen aus
 In jungem Wald liegst Du gebettet
 Ein Baum trägt Deinen Leib hinaus
 Du schwimmst in kalten Oderwellen
 besuchst die Welt ganz ohne Haus
 
 
 
    
 
 Silbernes Pendel
 
 
 Der Mond schlägt das silberne Pendel
 tanzt um mich die wechselnde Wendel
 zwischen Perlmuttschimmer und Anthrazit
 
 Er zieht die spiegelnden Bahnen zur Nacht
 vierzehn Tage lang
 Er halbiert sein leuchtend Gesicht
 und macht mich so bang
 
 Er hebt den schwarzen Mantel
 vor sein helles Aug
 Er senkt das kalte Dunkel
 für mein hungrig Aug
 
 
 
    
 
 Tochter
 
 
 Mein Tochter atmet im Arm
 die Lider geschlossen
 Mein Tochter liegt warm
 die Hände sind offen
 Mein Tochter atmet die Nacht
 es ist so sanft kühl
 Mein Tochter rühret mich sacht
 sie macht mich so still
 
 
 
    
 
 August
 
 
 August schmeißt das Licht in die Bäume
 Verschattet die Gärten und lacht
 mit weißen Kratzern am Himmel
 Doch flackern die Bäume dunkel
 Die Landschaft entleert sich
 vermehrt sich feines Gelb
 Die frühenden Nächte
 kühlen am Ende die Sinne
 Es gießt mir der Regen
 vom Septemberhimmel
 wäscht Lindenblätter
 zu braunen Mustern
 und die Sonne schwelgt
 in silbernen Haaren
 Spinnfäden
 Triangeln der Luft
 Das Aroma des Tages wird sinnlich
 Die Düfte atmen herb
 Das Obst im Laub wartet bitter
 auf kalte Nächte, Sonne, Tau
 Oktavians Kind Stürme Wind
 zerreißen den Schleier der schönen Tage
 Sie schönen noch immer
 wir ziehn uns nach innen
 ins warme Zimmer
 Wir schlafen viel
 
 
 
    
 
 Venus
 
 
 Meine muschelgrünen Augen
 schweben über Dir
 wie lebendige Monde
 gefaßt auf einen Ring
 um Dich.
 
 Du bist nicht mit lateinischen Meißeln
 zu einer Venus von Milo
 dem Marmor sanft
 entstreichelt.
 
 Ich weiß
 daß die steinzeitliche
 Venus von Willendorf
 mit genau so viel Liebe
 dem Stein entstand.
 
 Kannte ich Dich
 von den Römern
 ich kenne Dich auch
 von der Schnurbandkeramik.
 
 Venus in der Unschuld
 ohne Kinder
 Venus in der Gewißheit
 drei Kinder
 
 Gib mir noch einmal den Apfel
 Ich werde ihn nochmal essen.
 
 
 
    
 
 Freiheit
 
 
 Wer die Welt als Gefängnis kennenlernt,
 versteht es, innere Freiheit zu entwickeln
 
 
 
    
 
 garstiger Mann
 
 
 Basaltsamer garstiger Mann
 steht am schwarzen Styx
 schleudert eine bunte Kugel
 
 Enge Spielgassen Gehwege
 an Metallfluß rauschen
 Ein bunter Ball fliegt
 
 Ein kleiner Körper fliegt
 spitz spitze spitzer Schrei
 Splitter Prall Platz
 
 Basaltsamer garstiger Mann
 steigt in sein Boot
 hilft dem Passagier
 ohne Münze
 
 
 
    
 
 Nein, Aaron
 
 
 Nein, Aaron, ich werde Dein Boot nicht betreten.
 Du kannst meine Münze haben und meinen Namen.
 Doch Dir folge ich nicht. Ich werde den Styx
 durchschreiten.
 
 Du wirst verlöschen, Helena. Vorbei für immer.
 
 Ich werde leuchten. Vielleicht komme ich an
 einen anderen Ort. Dort wird man nicht bezah-
 len müssen.
 
 
 
    
 
 Deine Hände
 
 
 Ich weiß, Deine Hände können heilen.
 Sie lieben Deine Kinder, mich.
 Laß mich Deine Hände halten.
 So, wie Du unsre Kinder hältst,
 so hältst Du mich.
 Ich liebe Deine Hände.
 Ich liebe Dich.
 
 
 
    
 
 Unter Menschen
 
 
 Ich gehe durch die Wälder,
 und ihr Dunkel knüppelt mich.
 
 Ich wandre durch die Berge,
 und ihre Kinder steinen mich.
 
 Ich schwimme durch Seen,
 und ihr Wasser will ertränken mich.
 
 Ich fliege durch die Lüfte,
 und ihre Stürme reißen mich.
 
 Ich flüchte in die Höhlen,
 und ihre Labyrinthe irren mich.
 
 Ich fürchte mich vor Tieren,
 und sie fürchten mich.
 
 Ich gehe unter die Menschen,
 und ihre Grausamkeit tötet mich.
 
 
 
    
 
 Urlaub
 
 
 Fremd trat ich auf Steg
 zwischen schwarze Händler
 Ihre Worte rollten
 mit ihren Händen fuchtelnd
 Ledergeschmacks ausgelegt
 Mein Schritt entfernte mich.
 Den Beton griff mein Schritt
 und Fische baumelten
 an italienischen Angeln
 kleine Hakenfische
 Das Vergnügen war verhalten
 Am Kopf des Stegs standen sie rings
 und zischten Köderleinen
 in den Sandgrund der See hinaus
 Ein Radfahrer schob und
 ein Skater eilte
 mir fehlten Sprache und Sinn
 auf einem südlichen Steg
 nach der Beute der Fischer zu fragen
 oder den ruhigen Sinn des Angelns
 zu verstehen, wo doch jeder
 dicht auf dicht am anderen stand
 Am Strand sammelte ich Muscheln,
 Shells, Rauschen war bei mir.
 Sprache des Meeres,
 das den Anglern Tribut zu zollen hatte
 Muscheln schweigen
 Fische steigen
 und irgendwo war
 
  da noch Deutschland 
 
    
 
 Ein Foto
 
 
 Will hineintreten
 in den Moment
 vor Jahren
 Der Spiegel
 zerbricht nicht
 Meine Erinnerung
 ist ungebrochen
 Ich bin mir
 des Geruchs
 des Waldes bewußt
 und der Nähe
 der anderen
 stehe auf einmal
 dabei
 und es wirft
 mich zurück
 Die Zeit gerinnt
 in einem Bild
 
 
 
    
 
 Gott
 
 
 Gott ist ein Punkt
 in der Unendlichkeit
 von Möglichkeiten
 
 und doch leben
 und atmen
 Sterne und
 Lebewesen in ihm.
 
 
 
    
 
 Prag
 
 
 Betritt den Stern
 den Du entzündet
 Nie wirst Du ihn begehen
 
 Schweif Dein Schwert aus Worten
 Entschneide was Du sprechen willst
 Roll Deine Zunge
 
 Nieder hebe das Licht
 In goldene Gassen springe hinauf
 Fang Dich vor Brechen
 
 Trink den Horizont leer
 von allen Blicken
 Dein Sein Stein
 
 Die Sonne fließt
 die Moldau hinunter
 Angler heben silberne Netze
 
 Schrei Deinen Skorpion an
 Schlucke ihn
 mit goldener Feder
 Schreiben ein letztes Wort
 
 
 
    
 
 Gralzeit
 
 
 Eine Kette reicht Steine
 aus der Traumzeit
 in Glas Stahl Beton
 Die Steine erreichen
 keine Münze
 Keine Münze erreicht
 die Steine
 Einer hat damit begonnen
 Arm begonnen
 an Arme weitergegeben
 
 Ein Geheimnis
 Ein Reichtum
 Ein Geniestreich
 
 Der Gral in Euren Händen
 er wird nie leer
 
 
 
    
 
 Es werde Licht
 
 
 Gott sprach: Es werde Licht
 und niemand sah es
 Gott sprach: Es werde Mensch
 und Mensch sah es
 
 Kein Licht ohne Mensch.
 Keines ohne den andern.
 
 
 
    
 
 Sonnenblumen II
 
 
 Eine Spirale aus Sonnenblumen
 Herbstsonnenblumen
 Herbstsonnen scheinen durch
 die kalten Nächte des
 endenden Reifen
 Wachsen wäre in dieser Zeit nicht
 Es sei die Zeit des Sterbens
 Aber dies leugnen die Sonnen.
 Keltern Trauben zu Wein
 In ihnen warten die grünen Schleier
 unter Sonnen kommender Jahre.
 Gewachsen, sie sind gereift.
 
 
 
    
 
 Freya und Fenrir
 
 
 Ich habe mit Freya und Fenrir getanzt
 Die Frucht, sie war klein, sie war laut
 Der Winter steht nun vor der Tür
 mit einem weißen Mantel, blondem Haar
 Die kalte Zunge spricht scharfe Worte
 Ich umhülle meine Tochter mit meinem Mantel
 traue nur meiner Wärme und Sprache
 Die Kälte streckt blaue frostige Finger aus
 Ich fasse zu, sie kann mich nicht töten
 weiße Knochen splittern - eisig Blut verrinnt
 Die kalte Hölle verschwindet im Wirbelwind
 Die Sommersonne streicht mein Haupt mit gelbem xxx
 
  Strahl Sie läßt wieder blühen Blumen ohne Qual
 
 
 
    
 
 Yellowstone
 
 
 Aluminium glänzt der Mond
 durch schwarze Nadelbäume.
 Ein Seufzen und Raunen im Untergrund.
 Schwefel und Phospor
 erschrecken den Fremden.
 Man tritt an eine steinerne Fläche,
 bunt leuchten die Krusten im Mond.
 Es zischt und pfeift.
 Ein Husten rülpst aus schwarzem Loch.
 Schweifweiß zieht sich hoch
 eine brausig helle Fontäne,
 steht an den Himmel
 befällt stäubend den Stein.
 Gurgeln und Gluckern
 ziehen den Quell ins Tiefe.
 Schwefel und Phosphor,
 als wenn der Teufel Dich riefe.
 Eine Stunde zum nächsten Exkurs.
 Ein Wald wartet wortlos.
 Er brennt von Jahr zu Jahr
 und trinkt das Wasser,
 das die Hölle verbrennt.
 
 
 
    
 
 Begegnung
 
 
 In der Zeit begegne ich mir selbst.
 Ich habe in der Vergangenheit nach
 mir gerufen, nun kommen diese Rufe
 endlich an. Ich bin nicht mehr, der
 ich war. Ich habe nie geplant, zu
 werden. In Stürmen habe ich die Zeit
 zugebracht. Und in dieser Zeit reis-
 ten meine Rufe weiter, bis sie mich
 endlich wach fanden. Damals war ich
 hilflos, und erwartete Hilfe vom
 Morgen. Doch ich war dazu nie bereit.
 Ich habe anderer Hilfe angenommen.
 Morgen wurde Heute.
 
 
 
    
 
 Mandelmilch
 
 
 Mandelmilch.
 Blaue Süße
 marzipanweich
 tödlich sauer
 
 
    
 
 Schwarzer Schwan
 
 
 Schwarzer Schwan
 Deine Lider gestreift
 Du schlugst sie nieder
 legt seine Flügel um Dich
 
 Er nahm Dich auf
 trug Dich zu dunklen Wassern
 zwischen seinen Flügeln schliefst Du
 
 Der Schwan sang ein Lied
 schickte Dir tiefste Träume
 im Traum sangst Du mit
 
 Wir hörten Dich
 folgten seinen Federn
 
 Eh er verstummte
 Dich in Tiefen entließ
 beugten wir die Flügel
 
 Sangst in unsern Armen
 ein stummes Lied
 
 
 
    
 
 Junge Weiden
 
 
 Von jungen Weiden
 schneiden alte Männer
 die Kätzchen
 brechen sie
 reißen sie ab
 
 Die jungen Weiden
 bluten
 Geborsten
 ist die Pracht
 
 Die vielen jungen Weiden
 treiben wieder
 im nächsten Jahr
 blüht die Pracht
 wieder
 entführt in rauhe Hände
 
 Arme junge Weiden
 Groß werden sie nie
 borstig bleiben sie
 haben keine Kraft
 
 
 
    
 
 Thai
 
 
 Honigmandeln lächeln
 Papayalippen schmelzen
 lange schwarze Seide
 kleine Melonen wippen
 Palmenblattschwung
 Sehnsuchtstrapez
 
 
 
    
 
 Arbeit und Weg
 
 
 Ursula geht in ihrer Arbeit auf
 Volkmar macht in Familie
 Sigrun macht ihren Weg
 Wibke sucht ihn noch
 
 
 
    
 
 Selbstzerstörerisch
 
 
 Du denkst schwarzweiß
 Du sagst weiß und denkst schwarz
 
 Du bist das Drachenschach
 Flattrig setzt Du Winkelzüge
 und verrennst Dich
 an weißen Bauern
 an schwarzen Läufern
 Du gehst ganz über den Rand
 ins Schwarz des Nichts
 
 Nein, Du bist kein Harlekin
 in Weiß und Schwarz
 und Freude
 
 Domino hat schwarzen Grund
 lebt vom weißen Punkt
 wenn man zusammenspielt
 Du willst nur Punkte machen
 
 Du spielst nicht Dame
 zu einfach und verständlich
 die Regeln
 
 In Mühlen läßt Du Dich einzwicken
 sprengst sie schmeißt die Steine
 vom Brett
 
 legst Dich in schwarzer Trauer
 in Dein weißes Bett
 
 
 
    
 
 Parallelwelten
 
 
 Es fing alles mit einer Handvoll Blumenerde an,
 die er am Sonntag Morgen vor seinem Bett fand.
 Er dachte nicht lange darüber nach, nahm Besen
 und Schaufel und kehrte das ganze weg.
 Doch es kam die ganze nächste Woche immer wieder
 vor, daß der Teppich beschmutzt war. Er versuchte
 sich einzureden, das käme alles von seiner fau-
 len Art, die Schuhe nicht abzuputzen.
 Die Woche darauf fand er immer wieder lange, weis-
 se Haare in seiner Wohnung, und die Möbel zeig-
 ten nun auch ab und zu Erdspuren.
 Doch an einem Morgen, als er aufstand, fand er
 vor seinem Bett eine abgebrochene Metallspitze,
 die auf einer Seite einen erhöhten Rand aufwies.
 Fieberhaft überlegte er, wie er dies in seine
 Wohnung hineingebracht haben könnte.
 
 
 
    
 
 Kupferrohre und Ziegelsteine
 
 
 Woher hatten früher die Menschen die Zeit und Kraft,
 solche und so viele Häuser zu bauen? Manches bloß
 Katen, dann wieder Villen und zum Schluß auch noch
 solche Häuser, daß Du einen halben Tag brauchst, um
 hoch und wieder herunter zu kommen. Es können damals
 doch kaum mehr Menschen gelebt haben als heute.
 Und was haben sie mit dem Eisen gemacht, daß heute
 alles verrostet umherliegt? Im Boden liegen Kupfer-
 stränge und Rohre aus einem Material, das sehr gut
 die Flamme annimmt.
 
 
 
    
 
 Erlösung
 
 
 Sie ritt tief durch den kühlen Wald
 ihren Hunden folgend
 Ein Dorn zerriß ihr weißes Kleid
 verlor ihre Gespielen
 Sie kam an ein grünendes Licht
 stieg ab, um nur zu ruhn
 Ein Quell lachte über ihren Fuß
 beugte sich, nur um zu trinken
 Ein Raunen zog über jedes Blatt
 "Du wagst es, aus mir zu trinken?"
 Der Geist setzte seine Rede fort
 "Ich brauche ein Pfand Dich ziehen zu lassen"
 Sie riss die Hälfte ihres Kleids herab
 "Ich will dieses gerne Dir schenken!"
 "Doch lass mich ohne Harm davon."
 "In einem Vierteljahr hörst Du von mir."
 Sie war zuhaus die Zeit wurde lang
 Ein Ruf traf sie in ihrem Herzen
 Sie nahm ihr Pferd ritt in den Wald
 grünes Licht in ihrem Denken
 Eine Eule saß am Quellenstein
 "Reis fort und such Dein halbes Kleid."
 "Dann wirst Du mich erlösen."
 
 
 
  
 
   
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 Abendlicht
 Abendstunden
 Abgerungen
 Abschied
 
 Acapulco
 
 Alt und Jung
 Alte Frau
 Alte Kirsche
 Alte Leute
 Alter Baum im Stein
 Altweibersommer
 
 Am Abgrund
 
 An den Lehmbergen,
 
 Apfelmost
 
 Aquamarin
 
 Arbeit und Weg
 
 Atlantik in den Wolken
 
 Auf dem Damm
 Auferstanden
 August
 Aus
 Aussterben!
 Außen
 Außerirdisch
 
 
    
 
       Babylon
 Babysprache
 Bahnhof
 Barvet
 Bäume
 Bäume!
 
 Begegnung
 Bei Dir sein
 Bergluft
 Beschreib einen Baum
 
 Biene
 Bis in Deine letzten Ufer
 
 Blau
 Blaue Blume
 Blaue Milch (Wasserburg)
 Blicke
 Blind
 Blitz
 Blumensamen
 
 Braune Erde
 Braunhaar
 Brennender Mann
 Brief
 Bruder mit Links
 
 Bücher in Weißgold
 
 
    
 
       Candela
 
 
    
 
       Dallenbergbad
 Dame im Meer
 Das Ende des König Arthur
 Das falsche Tier
 Das Rot der Sonne
 
 Deine Augen
 Deine Hände
 Deines Mundes Blätter
 
 Dem Leben entlassen
 
 Der Artist heißt Mond
 Der erste März
 Der Himmel I
 Der Himmel II
 Der junge Mais
 Der Kinderengel singt
 Der letzte Löwe
 Der Mond steht am Himmel
 Der richtige Ausdruck
 Der Tod ist zum Sterben
 Der Weg voran
 Der Winter fiel um
 Der Zug III
 
 Die All Galaxie
 Die alte Frau und der Aral
 Die Gedankenrose
 Die Kälte
 Die Kathedrale
 Die Milch Deiner Augen
 Die Nacht
 Die Sonne
 Die Sonne geht auf
 Die Wasser fallen
 Die Woge
 Die Zeit - endloser Strom
 
 
 Dornröschen
 Drachenfeuer
 Drachenknochen
 Druckarbeit
 Du mein Gott
 Duftlampe
 Dunkler Fluß
 
 
    
 
       Edle Kirsche
 
 Ein Foto
 Ein Körnchen Wahrheit
 Ein Morgen
 Ein Perlenfaden
 Ein Platz ist in meinem Leben frei
 Eine Hand zum Himmel
 
 Eis wie Glas
 Eisen
 Eiszeit
 Elfenspiele
 
 Er rinnt aus grauen Wolken herab
 Erinnerndes Atom
 Erinnerungen
 Erlösung
 Erscheinungsformen
 Ertrinkend
 
 Es werde Licht
 
 Euer Grab
 Eure Geschwisterheit
 Eure Stimmen
 
 
    
 
       
 Fahnenträger
 Fahrrad
 fallender Regen
 Falsche Uhr
 Farbe
 Faunische Träume
 
 Fenster zur Sonne
 Fernseher
 
 Fisch
 
 Flachs
 Flickenteppich
 Flieg
 Flieg!
 
 Forever Young
 
 Frau mit dem sonnigen Haar
 Frauen
 Freiheit
 Freundschaftliche Vögel
 Freya und Fenrir
 Früher
 Frühjahr 97
 
 Fünfundzwanzig Jahre
 
 
    
 
       Gabersee Haus 15
 Galopp
 Gari Kasparow
 garstiger Mann
 Gedichte
 Gerte
 Geschützt
 Gesund
 
 Glasscherben Blitzscherben
 Glitzersterne
 
 Gold
 Gold - Was Eure Münder trugen
 Goldene Berghänge
 Goldkopf
 Goliath
 Gott
 Gottes Glockenschlag
 
 Gralzeit
 Gras in den Haaren
 Grasen
 Grüne Auen
 Grüner Stein
 Grünkugeln
 
 
    
 
       Hammer und Sichel
 Handeln
 Haus 28: Liebe
 
 Hell und Dunkel
 Herbst ist
 Herbstduft
 Heute
 Hexe!
 
 Hilfegesuch
 Himmel hoch
 Hiroshima I
 Hiroshima II
 
 Hochspannung
 
 
    
 
       Ich habe keine Schmerzen
 Ich küsse Dein Drei Rosen Gestirn
 Ich spiegle mich
 Ich ten
 Ich pflücke Tomaten von Kirschbäumen
 Ich war immer anders
 Ich wünscht, ich wär
 Ich ziehe mich
 
 Im Cockpit
 
 In alter Freundschaft
 In der Landschaft meines Gesichtes
 In jedem Ding eine Melodie
 In Märzenbechern
 In meinem Garten früh
 Inspiration
 Integral
 
 Island
 
 
    
 
       Jacquelines Geburtstag II
 Jäger
 
 Josefine IV
 
 Julia Zorica
 Junge Soldaten
 Junge Weiden
 Junger Geselle
 Junges
 
 
    
 
       Kaffee
 Kaleidoskop
 Kami Katze
 
 Kerze I
 Kerze II
 
 Kinder
 Kirschenklau
 
 
 Klarinette
 Klarinettenzauber
 Kleiner Keim
 Kleine Weinamphore
 Klingen der Tropfen
 
 Komet
 König-Ludwig-Kanal
 Korn
 
 Kinderfee
 Kirschendieb
 
 Krähen von der Oder
 Kreuzritter
 Krieg
 
 Kupferrohre und Ziegelsteine
 Kuß
 
 
    
 
       Lady, hier ist der Gärtner.
 Landschaft
 
 Leben
 Leben in zwei Welten
 leichtsinnige Jungfrau
 
 Lorelei
 
 Liebe
 Licht in meinen Augen
 Lijis
 Lindau
 
 Luftaufnahmen
 
 
    
 
       Main
 Mandelmilch
 
 Mein Bruder
 Mein Farbmalkasten
 Mein Flug
 Mein Papyrus
 Meine Frau I
 Meine Frau II
 Meine Hände sind leer
 Meine Tränen
 Melissengrüne Frau
 Mensch
 
 Mittsommer
 
 Mobile Josica
 Molekular erlebt
 Mongolei
 Mongolisches Alphabet
 Mongolische Milch
 Mond I
 Mond II
 Moor
 Morgens
 Möwen
 
 Mutter
 Mutter ist krank
 
 
    
 
       Nächster Augenblick
 Narbe
 
 Nein, Aaron
 Neu aus
 
 Niederkunft
 
 Norma
 
 Nur graue Wolken
 
 
    
 
       Ode an das Rad
 Oderbruch
 öffnen
 
 
    
  
       Parallelwelten
 Patientin auf Gabersee
 Pavillon
 
 Peitschen
 Perlentaucher
 Persönlich
 Petersburg
 
 Pfau
 
 Phorsyzien
 
 Piraten
 
 Planeten und Monde
 
 Prag
 
 Psychose Halbwelt
 
 
    
 
       Rauher Reif
 Raven
 
 Regen I
 Regen II
 Regen III
 Regenbogen II
 Reh
 Reich sein
 Residenz (Würzburg)
 
 Robinson
 Rose I
 Rose II
 Rosengarten
 Rosette
 Roter Drache
 
 Rubin
 Ruhe
 Rußland
 
 RMD
 
 
    
 
       Sandlilien in Salzlinien
 
 Schamott
 
 Schall und Rauch.
 
 Scheiden
 Scherben
 
 Schlaf
 Schlaf mit dem Blitz
 Schlangen
 
 Schmetterlingsflügel
 
 Schneehaare
 Schnee in Wolken
 Schneekönigin
 
 Schokolade
 Schön
 Schönheit
 
 Schwarz
 Schwarzblatt
 Schwarzer Schwan
 Schwer
 Schwestern
 
 Selbstzerstörerisch
 Selene
 Sepp im Schilf
 
 Siebengestirn
 Siebzehn Jahre
 silberne Schale
 Sinn
 Silbernes Pendel
 Silbernes Versprechen
 Sinne, tanzen
 
 SKI !
 
 So lang ohne uns
 So traum
 Sommer in meinem Blut
 Sonne I
 Sonne II
 Sonnenblumen I
 Sonnenblumen II
 Sonnenbrand
 Sonnenschlaf
 
 Spazieren im Glacis
 Sprossen
 
 Stark und fest wie ein Stein
 Starrauge
 Staub
 Stäubchen
 Sternwandlung
 Stille
 Stimme
 Stoppelfeld
 Stromberg
 
 
    
 
       Tabernakel
 Tauber
 Tanz
 Taun dideldei
 
 Teehandel
 Templer Orden
 
 Thai
 Thor
 
 Tiefe Erkenntnis
 Titanic
 
 Tochter
 Tod im Dschungel
 Tönend voll
 
 Traumzeit
 
 
    
 
       über den Meeresboden
 Unser Vater Abraham
 Unsere Körper
 Unsere Hände
 Unter Menschen
 
 Urlaub
 
 
    
 
       V. v. Gogh
 
 Vater Leben
 Vaterland und Muttersprache
 
 Venus
 Veränderte Philosophie
 Verlorne Samen
 Versperrte Wege auf Gabersee
 Versüßen
 Vertrauen
 
 Von meinem Baum gebrochen
 
 
    
 
       Wachsen
 Wahrheiten
 Wann wirst Du sterben
 Was bin ich, das ich bin, daß ich bin?
 Wasserburg II
 
 Weiße Akazie
 
 Wünsche
 
 Wie der Felsen ist
 wie Steine
 Wind
 Winter und Frühling
 Wir Kinder von Vater von Mutter
 
 Wellen
 
 Wein
 Weiße Feder
 Weiße Taube
 Werden
 Wer von Euch ist besser
 
 Würzburg
 Wüste
 
 Wolkenmilch
 Wo seid ihr
 
 
    
 
       Yellowstone
 
 
    
 
       Zum Schmetterling
 
 
  
 
   
 
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