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 Schmollen
 
 
 Obszön aufgeworfen
 die Lippen der Rose
 mit ihrem Stempel wirbt sie
 um die begattende Biene
 
 die eindringt in sie tief
 
 Roteszorne Frucht der Hagebutte
 verliert die schwellende Rose
 zuvor ihre Süße, den Duft.
 
 Nackt steht die Frucht
 zu säen Äonen
 
 von schwülstigen, quellenden
 amourösen Rosen.
 
 
 
    
 
 Was willst Du werden
 
 
 Was willst Du werden
 Was willst Du werden
 Was willst Du werden
 
 Du wirst es nicht.
 Weil du Mein Kind bist.
 
 Mein eingeborener Sohn.
 
 Was willst Du werden
 
 bis das Kind zerbirst
 sammelt seine Scherben
 sammelt sein Verderben
 
 Du wirst es nicht.
 Ich komme nicht.
 
 Dein Wille
 ist mir nicht Befehl.
 
 Gehe ich fehl,
 dann gehe ich fehl.
 
 Aber fehlen
 werde ich Dir.
 
 Denn Lieb zu sein
 nicht mehr
 ist so schwer
 
 wenn
 
 Was willst Du werden.
 
 
 
    
 
 An diesem letzten Strand
 
 
 An diesem letzten Strand
 
 wechseln die Wellen des Lebens
 die Farbe
 
 der weiße Schaum schwärzt sich
 Das Blau gräut.
 
 Des Himmels Bläue
 in schmutziges Weiß zerblasen.
 
 Das Gras stirbt.
 Der Fisch stirbt.
 
 Selbst der Wind
 wird sterben.
 
 An der Grenze dieses Landes
 am Verrinnen des letzten Sandes
 
 laß ich Dich stehen.
 laß ich Dich gehen.
 
 denn als Idee
 erkennst Du mich nicht.
 
 
 
    
 
 Seht ihr die Wünsche nicht?
 
 
 Seht ihr die Wünsche nicht?
 Nicht das Licht
 zwischen den Zweigen?
 
 Ahorn-Flügel, die steigen
 im Sturm
 in den Augen eines Kindes?
 
 Am Ende des Windes
 steht ein Windrad.
 
 Am Ende des Kindes
 das Augen hat
 
 wird ein Mensch stehen.
 
 Was für ein Mensch?
 
 Wird er lieben?
 Wird er mich Verlassen
 
 Können?
 
 Werde ich ihn
 
 Lassen können?
 
 
 
    
 
 Oberflächlich
 
 
 Oberflächlich
 ist die Liebe.
 Sie zerbricht
 wie Wasser
 am Quai.
 
 Oberflächlich ist die Liebe
 das Wasser
 bricht den Stein entzwei
 dringt doch nicht ein.
 
 zerreibt zu Sand,
 und findet nicht
 
 das Große Ganze
 Das Innnenlicht.
 
 Oberflächlich ist diese Liebe.
 
 Sie trennt Wasser von Stein.
 
 
 
    
 
 Ich liebe diese schwarzen Scherben
 
 
 Wenn ich sagen würde
 ich liebe diese schwarzen Scherben
 
 ihren Rhythmus
 die Symmetrieen
 
 Wie Einstein Mathematik
 belebte.
 
 Liebe ich
 diese schwarzen Scherben
 
 deren Halt
 das Schleifen
 meiner Hand zerbricht.
 
 
 
    
 
 Die kleine schöne Welt
 
 
 Wir haben sie verloren
 die kleine schöne Welt
 
 Wir haben neu geboren
 für buntes, lautes Geld
 
 ein Straßensystem
 eine Autobahn
 
 um die ganze Welt.
 
 Die kleinen Kurven gehen verloren
 Sie wurden in Landschaft verplant.
 
 Sie sind Landschaft gewesen
 Jetzt rast über die Autobahn.
 
 Wenn ihr nur Beamen könntet.
 Ihr tätet es tun.
 
 Ihr ließet die Landschaft
 mit kleinen Kurven
 engen Bahnen
 im Schönen ruhn.
 
 
 
    
 
 Reisen
 
 
 Reisen
 wohin?
 
 in ein neues Glück?
 Welches?
 
 Welches?
 
 Das Glück eines anderen Menschen?
 
 Wie er sein Leben treibt?
 Was treibst denn Du?
 
 Meine Füße tragen mich noch.
 
 Doch Glück
 
 habe ich auf Reisen
 
 nicht gefunden.
 
 Nur neue Schrunden.
 
 
 
    
 
 Schreiben
 
 
 Diese Form
 
 
 zu schreiben
 
 wie ich bin
 nicht bin
 doch bin
 anders bin
 
 bin, bin, bin.
 
 Nicht die große Welt.
 nicht die großen dichter.
 
 Nicht, was wichtig
 nicht, was richtig.
 
 nur ICH.
 
 Wie will ich
 für mich begeistern?
 
 Begeistern, muß ich?
 
 In meiner Zerrissenheit
 ein Stich
 
 ICH, ICH, ICH.
 
 
 ich
 
 
 
    
 
 leichter Tod
 
 
 In den Stunden schwerster Not
 wünsch ich mir den leichten Tod.
 
 In den ach so leichten Stunden
 lern das Leben ich zu lieben.
 
 Wär doch beides wohl verbunden
 Das Glück, es täte nicht zerstieben.
 
 
 
    
 
 Wenn ich einmal bin
 
 
 Wenn ich einmal vierzehn bin
 darf ich Geld verdienen
 länger wegbleiben
 
 Wenn ich einmal sechzehn bin
 darf ich sogar heirten
 mit der Zustimmmung meiner Eltern
 
 Wenn ich einmal erwachsen bin
 darf ich meinen Führerschein machen
 
 Wenn ich meinen Führerschein habe
 Wenn ich ein Auto habe
 Dann bin ich erwachsen
 
 Wenn ich einmal eine Familie gründe
 Meinen Stand vertrete
 dann bin ich erwachsen
 
 Ich bin erwachsen.
 Ich bin ernst.
 Ich bin seriös.
 
 Ich bin alt, und sehe
 daß all die Kinder
 erwachsen werden
 
 den Führerschein machen
 ein Auto fahren
 Kinder groß ziehen
 
 vielleicht aus einem Krieg
 zurückkehren,
 
 der
 
 begonnen wurde vor ihrer Geburt
 
 Oder sie bleiben im Krieg
 
 All die Kinder
 die mit den Waffen
 
 Räuber und Gendarm
 
 spielen
 
 sich gegenseitig
 tot schießen
 
 Meine Vorfahren
 wurden nicht totgeschossen.
 
 Nicht vor der letzten, entscheidenden
 Stunde
 Sekunde
 
 der Zeugung
 der Geburt
 
 Überlebende der Liebe
 des Spiel des Hasses
 Der Macht der Feindschaft.
 
 Mein Körper ist erwachsen geworden,
 nun
 fallen mir schon wieder die Zähne aus.
 
 Kinder, wie die Zeit vergeht.
 
 Wer hundert ist
 hat 36.525 Tage gelebt
 
 ist in all diesen Sekunden
 
 erwachsen geowrden
 erwachsen gewesen
 
 Nun putzen sie dem Kind
 
 wieder die Zähne
 
 Sie ziehen ihm seine Kleider an
 
 Fragen ihn, ob er nichts vergessen hat.
 
 Denn ihrer ist das Himmelsreich.
 
 
 
    
 
 Echo
 
 
 Nur ein Echo bin ich
 ein Schatten
 ein Hauch von Rauch
 auch
 
 
 
    
 
 Bestimmt
 
 
 Bestimmt der Schein das Sein
 Entsteht das Sein aus Schein
 
 Beherrscht er die Welt steinreich
 Sein Herz reich aus Stein
 so hart und klar
 
 Vögel umlauern ihn.
 Es sind Geier.
 
 Er ist schon Geist
 der Zeiger weist
 
 die Zeit.
 
 
 
    
 
 Da, wo ich nicht gehört bin.
 
 
 Die Vögel singen,
 die Katzen schnurren.
 
 Wirbelnd flieht dahin der Inn.
 Ach, die, die sind darin
 möchten sie doch meine Freunde sein.
 
 Die Sterne funkeln,
 der Himmel bleut.
 
 Die Sonne steigt, sie sinkt,
 wie freut
 das mich, mein Herz.
 
 Ein halbes Herz, voller Schmerz
 ungezogen, ungegossen,
 verstrüppt und verdornt.
 
 In der dunklen Seite des Monds
 bin ich, den ich nicht kenne
 zu leiden gewohnt
 
 an der leeren Hälfte
 die ungefüllt
 weiter besteht
 
 Träume sind nur des Nachts gewogen.
 Das grelle Licht der grauen Wolken
 
 fließt fletschend
 in meine Vergangenheit.
 
 Da, wo ich nicht gehört bin.
 Da, wo ich nicht gezogen bin.
 Da, wo ich nicht geliebt
 
 und auf die falsche Art geliebt.
 
 Der Sohn, das Lieblingskind
 wie geschwind
 saß das Kind auf dem Schoß
 der dieses Blut vergoß
 
 der die Hände anzog
 darüber die Decke gezogen
 
 wie sie nach der Lust der Männer grub
 
 mich haltend.
 
 
 
    
 
 doch wenn sie sprechen
 
 
 Ein Gedicht
 Fäden aus Zeit
 Worte aus Blut
 aneinander gereiht
 
 nichts gegen
 die wirkenden Silberfäden
 im Sonnenschein
 
 eines Tages
 
 im Leben
 
 was da geschieht
 was niemand sieht
 
 doch wenn sie sprechen
 das Schweigen
 es dichtet Zeit
 zu Worten
 
 wie ich sie nicht
 kann schreiben.
 
 
 
    
 
 Abzuholen
 
 
 Im tiefen Gulag des nördlichen Sibiriens
 Im südlichen Italien einer Kutsche nachgerannt
 Westlich des großen Ozeans eine Münze geworfen
 In Prag am Planetenrad gedreht
 
 ist ein kleiner Junge geblieben
 der an der verwaisten
 Bushaltestelle steht,
 wartet darauf,
 abgeholt zu werden.
 
 
 
    
 
 Zorica, Julia I
 
 
 Hart schimmern die Stähle im Blättergrünlicht.
 Die heimliche Ecke, sie birgt Dich nicht mehr
 und die Küsse, die alles verheerten
 was Zaubereien aus Worten nicht vermochten.
 
 Die Schwelle zur Liebe wie eine Treppe in die Luft
 der feuchte Graben des glitzernden Landschaftsbaches
 in der Perspektive die Tiefe dehnende Flucht.
 
 Kein Schluchzen, ein Schreien, ein Streiten
 die Weiber wie ein Kranz sich reihten
 Deine Attribute der Schönheit zu entreißen.
 
 Der weiße König befahl die Flucht.
 Zur Schlucht zog's mich nicht mehr,
 doch ein letztes Schluchzen voll Hoffnung
 trieb Dich in pechschwarzen Haaren her.
 
 Der Bach floß nicht mehr.
 Der Mond war dunkel.
 Die Schiene endete
 in Kieselklunkern.
 
 
 
    
 
 für Ingeborg Strametz
 
 
 Feuer Deiner frühlingsgrünen Iris
 Die Glut Deiner wallenden rötenden Röte
 Merkurid erstrahlten die weißen Wangen
 im Feuer der Versuchung
 
 Die Gabel im Heu, ganz ohne Streu
 ohne Heben der süßesten Gaben
 verzehrtest Du Dich
 vor der Ewigkeit der nächsten
 verbundenen Jahre
 
 Der Endgültigkeit
 der allerersten Liebe
 
 wieweil der Dich gab
 von Dir ging.
 
 
 
    
 
 Zorica, Julia II
 
 
 Du atmetest mich.
 Du trankest mich
 wie Ströme Worte
 atemlosen Schweigens
 des Neigens
 Deiner weißen
 Nackenflanken
 
 In mich schüttest Du
 viel Liebe hinein
 umschlangen mich Arm,
 umarmten mich Bein
 und Atem und Trank
 
 im Gehölz der Worte
 der Lettern, der Ziffern
 die Chiffren der Gesten
 das Wittern der Hoffnung
 
 Wir ritten sie nicht,
 sie nicht.
 Zu zerbrechlich fand Dich
 das, was Du als mein Herz
 umbandest.
 
 Der Duft Deiner weißen Flanken
 der Wolken, die mich
 wie Atem anstrahlten
 sie umfaßten mich
 
 Im Stich, dich,
 und andere
 
 
 
    
 
 An der Kante der Liebe
 
 
 An der Kante der Liebe
 sich Körper berühren
 Im weichen Streicheln
 Sehnsucht anrühren
 
 Ziehen mich in die Sucht
 nach Wahrnehmung ein
 ein Netz aus kleinen Gesten
 die Gestalten vereint
 
 Ein Schatten, die Liebe.
 Noch ungesprochene Worte
 verletzen, berühren,
 verführen und irren
 im Morde
 durch Worte durch Worte
 die Bestand nicht haben
 
 vor dem Füllhorn
 der Strahlen
 Deiner braunen beiden
 Augensterne
 
 Pupille, und Iris,
 ein Kuß, an der Kante
 der Liebe
 der Seele
 
 
 
    
 
 Quanteneffekte
 
 
 Wie selbstverständlich
 Quanteneffekte
 mein Leben gestalten.
 
 Wie Licht Chlorophyll
 Phononen zuleitet.
 
 Moleküle falten
 wenden und drehen sich
 in endlos Gestalten.
 
 Verwalten den Kern,
 Orbitale und Spiralen
 der Helix
 
 die nimmermüd
 Proteine durch RNA
 hinspeit.
 
 Noch mehr dieser Wunder.
 
 Doch darin ein Gesicht
 ein liebendes Lächeln
 
 Ach, diese Sicherheit
 über molekularen Flächen.
 
 Die Tiefe, die der Körper
 nie erreicht.
 
 
 
    
 
 Lichter der Bäche
 
 
 Der Himmel im Baum.
 Rot, blau, grün und braun
 die Flecken der Wolken
 verhangen in Ästen
 
 Wie die Sonne sinkt
 die Blätter fallen
 Die Schatten der Wolken
 Repitieren der Gestalten
 
 Im Blätterwirrwarr.
 Weiß nicht, ob Himmel
 ob Baum oder Fläche
 Sinkende Sonne
 Lichter der Bäche
 
 ihrer letzten Strahlen.
 
 
 
    
 
 Fehltritt
 
 
 Am Rande der Feuer
 spielten Kinder Himmel und Hölle
 Ein Fehltritt, der
 einen Neuanfang versucht.
 
 
 
    
 
 Ihr Kinder der Asche
 
 
 Ihr Kinder der Asche
 Ihr die im Fegefeuer
 der haßgeliebten
 Stadt die mich liebte
 verdarb und verwarf
 
 Mit Euren Augen
 war ich auf Augenhöhe
 dieweil die Knochen
 zerbarsten
 Der Samt Eurer Haut
 verdorrte
 Die Haare zu Asche
 zerblasen
 
 im Fegefeuer
 der Bomben
 
 Mit Euren Schatten
 war ich auf Augenhöhe
 
 Die Münder sie formten
 Wortgestalten
 im Regenbogen
 der fauchenden Flammen
 die Stein zerschmolzen
 
 Ein Wind weht Euch davon.
 Mich auch, der der Zeit.
 
 Weit
 bin ich jetzt.
 
 Nicht weit, zuletzt
 haben Eure Schatten
 doch zu mir gesprochen.
 
 
 
    
 
 der mich betrügt
 
 
 Dieser Herbst
 der mich betrügt
 jedes Blatt
 das mich belügt
 um die fallende Stille
 
 die ein Laubbläser killt
 
 Er betrügt mich um die
 warmen Sommertage
 Er verführt mich
 um die Winterfrage
 
 
 
    
 
 Das Wesentliche
 
 
 Jede Grenze ist der Rain eines Feldes,
 bestellt von eines Bauern Hand.
 
 Jeder Stadtrand ist ein Zaun, um einen Garten,
 verschönt durch eines Bürgers Verstand.
 
 Niemals erreicht die Hand eines Führers
 diesen kleinen Rand.
 
 Immer pflegt ein einfacher Mensch
 den Rand, die Grenze, das Land.
 
 
 
    
 
 Hassen lernen
 
 
 Hassen zu lernen ist ja so leicht
 Lieben zu lernen oft erst nach Leid
 
 Haß schafft den Boden für das Urböse
 schreibt seine Zeilen heiß ins Gekröse
 
 
 
    
 
 Goldener Zwerg I
 
 
 Der Film hat den letzten Krieg so schön gemacht.
 Er hat die Kanonen nach vorne gebracht.
 
 Der Ton war Knall, Widerhall und Echo.
 Das Schnurren des Bandes war lau.
 
 Fauchen, und schreiende Stalinorgeln
 fassen Bauernbuben an die Gurgeln.
 
 Dies sieht die Kamera.
 Der Film - zeigt es nicht.
 
 In den Städten da tanzen schon
 die Bomben auch am Bombodrom
 
 Müde Tänzerinnen verbreiten
 ein zierliches Licht.
 
 Die UFA - ein unbekanntes Film-Adjektiv
 richtet die schiefen Bildkanonen wieder auf.
 
 Während der Techniker an der Wolga verreckt.
 
 Aufgesteckt, Gerührt und Aufgemerkt:
 Der Riese aus Ton ist ein goldener Zwerg.
 
 So schwach erscheinen seine Worte
 angesichts vergangener Morde.
 
 
 
    
 
 Goldener Zwerg II
 
 
 Seine Vorväter haben den letzten Krieg
 nicht betreten.
 
 Verlegen erwäge ich verwegen
 ob der eine nicht doch.
 
 Ein Zwerg, töpfern doch, meine französische Hand.
 
 Meine tschechische, linke, verließ das Vaterland
 zu den deutschen Freunden
 
 während in Schönlinde deutsche Soll-Taten
 ihre Fahrzeuge verbrannten.
 
 Der goldene Zwerg verschlief die Zeit im Zug
 als die Soldaten Barbarossas
 nach Schmuggelgut fragten.
 
 Der goldene Zwerg kam furchtlos zum Zug
 bis er den Halt verlor.
 
 
 
    
 
 Manisch
 
 
 Einmal darf ich manisch sein.
 
 So wie die andern.
 
 Dann sperren's mie wieder ein.
 
 Damit ich wieder werd.
 
 So wie die andern.
 
 
 
    
 
 Sitzen geblieben
 
 
 Von Bildung getrieben
 bin ich Sitzen geblieben.
 
 Ich liebte die Bildung und saß nochmals nach
 
 Bis ich die Bildung ganz vergaß.
 
 Meine Mutter steckte mich in die Wirtschaft
 während ich mich um Landkartenvergrößern übte.
 
 Dann paukte ich mich in Stenografie und Tipperei hinein
 Saß brav in der Schulbank. Trug Zeitungen aus.
 
 Hotel California - kein Weg führt hinaus?
 
 Der Schalk der Irren
 führte mich fort.
 
 Das Landkartenvergrößern verlasse ich.
 Liebe die eine Kurve des Inn.
 
 Die gab meinem Leben echten Sinn.
 
 
 
    
 
 Einsamkeit berührt mich nicht
 
 
 Einsamkeit berührt mich nicht.
 Einsamkeit, die spüre ich
 spüre sie auf.
 
 Sperre sie auf
 Laß ihr den Lauf
 
 den ich Ihr gewähre
 oder auch nicht.
 
 Alleine auf diesem Planeten
 bin ich doch der einzige
 der mich von innen kennt.
 
 Die Zeit rennt.
 Sie rennt
 um mein Leben.
 
 Wie eine Glaskugel
 mit Süßigkeiten gefüllt
 
 leere ich sie
 
 bis nur das Glas
 noch reizt.
 
 Am Ende meiner Zeit
 erwache ich neu
 zu einer Motte
 
 oder mehr.
 
 Mehr? War das nicht schon genug?
 
 
 
    
 
 Zivilisation
 
 
 Macht über Menschen.
 So funktioniert Zivilisation.
 
 Menschen
 auf Funktionen reduziert.
 
 Wenn diese ganz ungeniert
 ausbeuten, ausgebeutet werden.
 
 
 
    
 
 So leicht
 
 
 So leicht ist diese Welt
 sie schwebt in uns
 verleiht uns Flügel
 
 Die schwere Schaufel heben andere
 Die Nachtschicht betrifft uns nicht
 Keine Wunden zu versorgen
 
 Keine zu erleiden
 
 Weiß ich nicht, was richtig ist?
 Mein Lebenslicht
 läuft ab wie Öl einer defekten Lampe
 
 
 
    
 
 Heroisch
 
 
 Das heroische in mir
 faßt Fuß so Schilf
 in einem Sumpf
 aus brauner, dumpfer Trübnis
 
 Rot der Wein in meinem Kopf
 den ich so selten trunken
 
 Die Soße läuft in dunklen Stunden
 halb entleerte Träume hinab
 
 Die Kröte, gewarzt und vergiftet
 frißt an meinem Seelenbalsam
 
 der Liebe
 
 die ich so
 
 oder nicht
 
 empfinde
 
 
 
    
 
 Zeit
 
 
 Zeit
 
 durch die die Reise
 reißt
 zerreißt
 
 Haut in Falten
 
 geliebte Bilder
 die schwinden
 
 Ich glaube nur
 was ich sehe
 
 Ich glaube nur
 was ich vergesse
 
 Sehen
 ist meine Erinnerung
 
 
 
    
 
 Keine Frucht
 
 
 Keine Frucht wirft der Boden
 leergefegt, versäuert, grau
 
 Nur Staub treibt der Wind
 in wilden Spiralen
 wo keine Falter sind
 
 Keine Frucht
 
 nur leere Gedanken
 
 In Schichten
 schwindet das Kind
 
 schindet den Boden
 der geleert von Träumen,
 ohne Sinn
 
 
 
    
 
 Was sind wir Narren
 
 
 Was sind wir Narren
 langen an unsere Nasen
 fassen ins eigene Gesicht
 
 Eigenes Gesicht?
 Es gehört uns nicht,
 
 nein, der Zeit,
 die nicht
 aus unseren Visagen weicht
 
 Ich bin ich bin ich,
 sagt mir der Spiegel
 
 der da lügt über die Zeit
 die der wahre Spiegel sei.
 
 
 
    
 
 Dein Kind träumt
 
 
 Wenn Du denkst
 Dein Kind träumt
 
 dann träumt es seine Wirklichkeit
 es träumt sein Leben
 
 Reißt Du es in Deine wirklichkeit
 bestimmst sein Leben
 
 tötest Du die Träume
 das Leben eben.
 
 
 
    
 
 Katastrophen
 
 
 Wo sind die Vulkane,
 die ihre Bomben auf mich schleudern?
 
 Wo die Erdbeben,
 die den Boden unter meinen Füßen öffnen,
 mich zu verschlingen?
 
 Wo sind die Tsunamis,
 die mich von der Erde löschen?
 
 Wann schickt ihr mir die Meteore,
 die mich zerreißen,
 in Asche zerstäuben?
 
 Welches Armageddon brauche ich,
 damit mein Unglück endet?
 
 Wo habt ihr es verborgen,
 ihr bösen Geister?
 
 Mein Ende, das dieses Grau finalisiert?
 
 
 
    
 
 Ewigkeit
 
 
 Solange hat diese Erde
 ihre Geheimnisse
 intakt bewahrt.
 
 Mit jedem Tag lüften wir mehr
 dieser unzerbrechlich aufbewahrten Geschichte.
 
 So vertraue ich auf diese Ewigkeit
 freue mich an Tages, Nachte Lichte.
 
 
    
 
 Wieder einmal
 
 
 Wieder einmal kommt der Wahnsinn über die Menschen
 Schlägt ihre Köpfe, aneinander, bis die Kochtöpfe
 sich leeren und die Mägen voller Hunger sind.
 
 
    
 
 Es geht ein Grauen durch die Welt
 
 
 Es geht ein Grauen durch die Welt.
 Das Grauen heißt nicht: Geld!
 Es heißt Erfolg. Es heißt Schönheit.
 
 All diese Narreteien,
 deren Vermittler dreien
 ist das Geld.
 
 Doch der Urgrund ist nicht der Glaube
 an diese edlen, schönen Dinge
 die man doch jedem zugesteht
 oder stets anneidet.
 
 Es ist der Zweifel an sich selbst.
 Es ist der Glaube, daß alles zu
 erreichen sei
 
 bis in die letzte Wimper.
 bis in den letzten Schnitt
 über das Herz
 in den Busen
 ins Gemach.
 
 Ich bin, ich bin, ich bin
 laß uns reden, welchen Sinn
 
 die Piercings machen.
 Die Ziernarben, Cuttings genannt.
 Die Verlängerungen, Kürzungen
 
 Das Totspritzen
 des eigenen Gesichts.
 
 Wie verliert man sein Gesicht?
 Hat man eines?
 
 Warte: noch beherrschen sie nicht
 den korrekten Hirnschnitt.
 
 Noch greifen von außen
 Glücksdrogen
 in den Limbus ein.
 
 Dort, wo das kleine Kind wohnt
 
 Doch, sicher,
 sie werden auch diese Schnitte noch schaffen
 sie werden auch noch diese Schnitte legitimieren.
 
 Sie werden neuronale Erweiterungen aus Silizium
 anbieten
 daß das Gehirn stimuliert sei
 daß das Gelernte schneller erfaßt wird.
 
 Daß ein Scanner - kein Freund!
 dich sofort erkennt.
 
 Tippe "freund finden" bei google ein.
 Deine elektronische Lebenserweiterungen
 Blackberry, I-Phone, undsoweiter
 leiten Deine Freunde
 leiten Deine Feinde
 
 Alle, die Dir nichts Gutes wollen
 
 das Leiden zu.
 
 Doch ich bin sicher:
 vor dem Schnitt ins Gehirn
 wir haben's ja schon,
 Test im Uterus auf Behinderung
 folgt der ins Genom.
 
 
 
    
 
 Der schöne Schein
 
 
 Was lehren uns die Augen?
 Was leeren sie uns?
 
 Die schönen Farben,
 die schönen Flächen.
 
 Das Gekringel der schwarzen Buchstaben auf
 
 weißem Papier
 
 elektrodengeschleudert
 pixelverschaltet
 
 Die graue Masse ist träge geworden
 
 Ich denke:
 
 Drogengesteuert ist die Wirtschaft.
 Gedopt sind die Manager, die "Leader".
 
 Dabei sind ihre Ideen
 für unsere Zukunft
 
 schwer wie Blei.
 
 
 
    
 
 Riß
 
 
 Es gibt einen Riß in der Zeit:
 
 Gewalt.
 
 Es ist das zerrissene Frauenkleid
 es ist die malträtierte Kinderseele
 
 Es ist die Kugel im Soldatenleib
 Es ist die Kugel für Drogen.
 
 Interruptionen
 des normalen Ablaufs.
 
 Ziehen wir uns zurück in
 die gehobeneren Viertel
 
 überlassen wir den Riß
 überlassen wir das Leid
 
 den Zerrissenen.
 
 
 
    
 
 3. Potenz
 
 
 Emotionen
 
 sind nicht kalkulierbar.
 
 Alkoholiker
 
 sind nicht kalkulierbar.
 
 Emotionen und Alkohol
 
 erheben die Unvernunft
 
 in die 3. Potenz.
 
 
 
    
 
 Weltliteratur
 
 
 Was ist heute Weltliteratur?
 Was ist sie, angesichts der Natur
 des Internets?
 
 Des Twitter-Facebook-Geschwätz?
 
 Tiefgründiges? Alltägliches?
 Unerträgliches?
 
 Tauschen wir hier wirr
 das Gedankenverirr
 
 von Verbrechern?
 
 Trauen wir
 
 Weltliteratur.
 
 Einst war sie das Reisen des Geistes
 in die Regionen eines Unerreichbaren
 
 nur mit Papier.
 
 Heute können wir alles erreichen.
 Es entstehen immer mehr Geistesleichen
 
 aus grauem Papier.
 
 Marschieren wir, die Reichen
 in die Träume der Maler
 
 des Jugendstils, des Art Décot (hier ausbessern) -----------------------------------------
 
 der verschiedenen Ausdrucksweisen
 von Pinseln
 
 zur Wirklichkeit
 des blauen Lichts der Sonne?
 
 Stöbern wir in Katalogen
 in Reise-Sites
 
 nach dem Unmöglichen
 
 mit allen Vorteilen unserer heilen Welt
 in der zerstörten armen Welt des
 Reise-Weltreiches
 
 Die Illusionen.
 
 
 
    
 
 Fromm
 
 
 Wie fromm sind wir.
 spannen uns ins Geschirr
 
 der Kathedralen
 
 des Wohlstandes.
 
 Stylisch.
 
 Was teil ich nicht
 
 mit wem?
 
 
 Schon immer war der Glanz der Dinge
 der Antrieb zur Versklaverei.
 
 Wir fühlen uns dabei frei.
 
 Nennen wir es heute Fortschritt?
 Bildqualität? Dolby Surround?
 
 Zum Angeben gestaunt?
 
 Was wir für die anderen tun, ist wichtig.
 Die einen tun dies für Geld.
 
 Die anderen
 
 helfen der Welt.
 
 
 
    
 
 Zu lieben
 
 
 Verboten, zu lieben
 Lieben, nur die eine.
 
 Verboten, zu begehren
 Begehren, nur die eine.
 
 Erlaubt, zu verantworten
 Verantworten, nur die eine.
 
 
 
    
 
 Simone
 
 
 Simone,
 
 verschwunden
 
 in der Wirklichkeit der deutschen Lande.
 
 Wo ich Dich fand?
 Wie ich Dich finde?
 
 Mein Unwunsch: Unmoral.
 
 Nur nicht mutig genug.
 
 Dann, nicht genug für Dich.
 
 Bundeswehr? Wär ich dann mehr,
 
 Wie Du sagtest, Simone?
 
 Dein Traum, eine feste Bindung.
 
 Wie Du mir von Deinem Geliebten erzähltest.
 
 Der Ort im Erzgebirge,
 
 Die Kleidung, innen nach außen aufgehängt.
 
 Der Schmutz in der Luft,
 
 Deine Haut, wie der Duft
 
 einer kleinen Rose.
 
 Meine Hände, die fanden
 
 Deine Grenze.
 
 Doch mich wie ein Kater
 neben dich legen
 anschmiegen
 
 Das mochtest Du doch.
 
 Geblieben
 
 sind nur Dein Silberblick.
 
 Deine lächerliche Leichtigkeit.
 
 Mein Sehnen nach Dir.
 
 Wohin, Simone, mit Dir?
 
 Du fehltest mir.
 
 
 
    
 
 Knoten
 
 
 Weiso diese Knoten
 
 in meinem Denken
 
 Zerschlagen, Alexander, würde ich sie
 
 meine Welt zu erobern.
 
 Blockaden, einfach zu sein.
 
 Einfach, ist doch nicht schwer.
 
 Doch, doch, sehr.
 
 Wovor beiße ich die Zähne zusammen
 bis sie brechen?
 
 Ihr habt mich gebrochen,
 doch breche ich nie.
 
 Ich beuge mich, beuge sie
 
 die ich nicht sein wollte wie sie.
 
 Wie sie, die zusammen gröhlten
 auf die Kleinen nöhlten
 
 Drei Ausgänge hatte die Schule,
 nur einen Pausehof.
 
 Doof
 
 versammelten sie sich zum Prügeln
 
 Meine Zügel
 
 gab ich nicht an sie
 
 Bezahlen in kleinen Raten
 
 Bezahlen in kleinen Scheinen
 
 Dauerhaft, Dauer Haft.
 
 Weil sie
 
 
 
    
 
 Die Liebe
 
 
 Die Liebe
 
 findet nicht zu Dir.
 Sie findet Dich,
 doch
 Du weißt es nicht.
 
 Die Welt winkt mit tausend Geschenken
 Sie winkt mit dem großen Geld.
 
 Für diese Liebe tust Du alles
 
 doch nicht für die
 
 die Dir gehöre
 
 für alle Zeit.
 
 Das Geld enttäuscht.
 
 Die Geschenke verrauschen.
 
 Die Zeit verrauscht.
 
 Dann
 
 lauschst Du auf die Erinnerung
 
 Sie silbert wie Sinn.
 
 
 
    
 
 Merlin
 
 
 Merlin
 
 Weißt Du
 daß Du die Türe schließst
 
 Die mir die Träume öffnet?
 
 Meine Augen sind weit auf
 
 Wie Bäche springt das Gefunkel
 
 in mein Sein
 
 Es braucht nur Wasser, Merlin.
 
 Und viel Zeit.
 
 Die diese Welt nicht hat für mich.
 
 Gute Nacht, Merlin.
 
 
 
    
 
 Knoten
 
 
 Die Knoten, die die Zeit uns knüpft
 Das Leben, oder wie wir diesen Glanz nennen
 Wir halten uns an ihnen fest.
 
 Ob das uns nützt? Ich weiß es nicht.
 Das Geschehen ist nur ein Abglanz vom Knoten selbst.
 
 Hätten wir diese Knoten nicht,
 wie reich wir wären.
 
 Doch wüßten um den Reichtum wir
 
 nicht.
 
 So haben wir gelernt, die Knoten zu zählen.
 
 
 
    
 
 Süßer Apfel
 
 
 So süß der Apfel Erinn'rung schmeckt
 fünf Kerne sind in seinem Haus versteckt.
 
 Deine mandelförmigen Augen, Simone,
 welches Auge
 
 Doch die Mandelbitternis
 
 behältst Du für Dich.
 
 
 
    
 
 Erinnerung Würzburg
 
 
 Wie eine Tagesfliege
 summt meine Erinnerung
 durch die Auen des Mains.
 
 Wie ein Sternenfunkeln
 leuchten die Schwingen
 des startenden Schwans.
 
 Im Sternengefunkel
 fallen Myriaden
 von Flor
 
 auf die Friedensbrücke.
 
 
 
    
 
 So schnell
 
 
 Die Zeit vergeht so schnell.
 So schnell, wie wir
 den Krug füllen,
 leert er sich.
 
 Meine Hand an der sprudelnden Quelle
 reicht m)r darin Sterne im Licht.
 
 
 
    
 
 Zeit und Kinder
 
 
 Zeit und Kinder
 mein ganzer Reichtum
 
 so sieche wie ich bin
 
 Haben zwei meiner Schwestern
 ihr Leben im Sinn.
 
 Unerreichbar die Sterne
 ich verschenke sie
 
 Sie wollen sie nicht, sie sehen sie
 doch zu erreichen - nie?
 
 Mein ganzes Herz, mein ganzes Sein
 
 Ich bleib für uns,
 sie bleiben allein.
 
 
 
 
    
 
 wie Wunder schön
 
 
 Warum sind unsere Augen für Schönheit geschaffen?
 Warum wollen wir damit das Übel angaffen?
 
 Warum verstehen unsere Ohren Symphonien zu hören
 wenn uns Schreie, Schüsse verstören?
 
 Unsere Hände können wahre Wunder schaffen
 unsere Stimmen den Himmel auf Erden bereiten
 
 Warum soll es dann gerecht sein,
 Schmerz und Zerstörung zu verbreiten?
 
 
 
    
 
 Flip Flop
 
 
 In Milliarden Flops
 
 flippen die Züge
 durch meine Rechner
 
 erwärmen still
 die Registerfächer
 
 Becher um Becher
 tröpfeln still
 
 die
 
 Sinneinheiten
 die mein Schaffen begleiten
 
 
 
    
 
 Don Quijote
 
 
 Geduldig mahlen die Mühlen Mehle vom Korn
 Sie mahlen vom Korn das Mehl vom Wind Zorn
 Sie mahlen und mahlen, Quichote vergeht
 weil er den Parzival, sein Leben, versteht
 nicht zu leben. Zu meiden, die Sterne bereiten
 wie ein Pulver im Streifen über den Himmelsstreifen
 
 Die Sterne der Funken der Eisen der Rosinante
 glimmen am Dorn des Sporensterns
 
 In seinem Kopf fallen die Bilder wilder,
 sie turnen ein eigenes Leben umher.
 
 Die Träume, die Schilder, die unsere Laden
 tragen, geschürft aus der Materie Zorn
 
 In Quanten gefaßt und aufgespalten
 umragen uns die Gestalten
 der Gewalt am Baum und Atom.
 
 Die Heerscharen fassen sich in bitteres Eisen
 Bomben zerreißen Menschen sinnlos
 
 Die Mühlen sie mahlen auch Knochen im Wind
 Sie mahlen zum Soldaten ein Kind
 
 Wie das Kind ging verloren, verloren der Sinn
 bereiten wir den Schicksalszwirn.
 
 
 
    
 
 Spuren
 
 
 Zerreißen die Luft mit brüllendem Stahl
 Vergewaltigen Flüsse in Turbinenqual
 
 Zerreißen die Fasern leuchtenden Holzes
 mit Schrapnellen, auf Ketten gereiht
 
 Bündeln Nomaden der feuchten Wälder
 in stählernen Fächern, gemolken, zerfleischt
 
 Den bunten Hahn der indischen Wälder
 seine Mätressen in Gittern aufgereiht
 
 Zerplatzen die strahlenden Skarabäen
 auf platzfestem Sicherheitsglas
 
 Rasen durch Turbinen Gans und Schwäne
 zerstäuben in Geschwindigkeit dahin
 
 Wie sorgsam die Schnecke
 ihre Spuren legt.
 
 
 
    
 
 Die geheimnisvolle Pforte
 
 
 Öffnet sie sich auch diesen Abend,
 die Tür zum stillsten allen Glücks?
 
 Das Sterben auf Zeit, nur ein Stück
 vom Paradies der Schmerzlosigkeit?
 
 Der Abschied vom Leben, der
 eine schmerzlose Wiedergeburt verspricht?
 
 Die Last des Tages trägt die Sonne
 hinter den Horizont der fallenden Lider.
 
 Die Lust zu stillen, zu erwachen wieder
 wenn schon ein Kind im Bäuchlein sich regt?
 
 Das Leben geht weiter, die Sonne sie wandert
 bis am Morgen sie für neues Leben steht.
 
 
 
    
 
 Nur ein Satz
 
 
 Nur ein Satz entschied über Gehen und Bleiben:
 "Wenn meine deutschen Freunde gehen, dann gehe ich auch."
 
 Seine Mutter als Tschechin geboren, verbunden
 mit der österreichischen Kaiserlichkeit - ein Feuerwerker.
 
 Lange bevor Tschechien entstand und verging
 und wieder entstand und verging und entstand
 
 war es an der Liebe Geschichte zu schmieden
 die fünf Kinder in Böhmenland fand.
 
 Ein Revoluzzer in Prag gekämpft und gefallen,
 mit Rudi Dutschke den Vornamen gleich.
 
 Hermine, von deutschen Phantasiegestalten
 zu sinnlosem Reden geführt
 
 Nach Theresienstadt entführt, nachdem dort schon
 die Knochen der des Ursprungs verbleichten.
 
 Zwei andere? ich weiß es nicht. Ein Mädchen
 schenkte mir sein Licht und drei Schwestern.
 
 Das eigene Glück zu finden, nicht
 das Unglück der Geschichte.
 
 Doch sie bürdet mich, und sie quält
 vielleicht drum schreib ich Gedichte.
 
 
 
    
 
 "Um Kinder brauchen wir uns nicht zu kümmern."
 Die Wirtschaft blüht.
 "Um Kinder brauchen wir uns nicht zu kümmern."
 "Die werden sowieso geboren."
 
 Perfekt in die Konsumkultur hineingepaßt.
 Sich mit der eigenen Schönheit an die Nase gefaßt.
 
 Doch diese Schönheit ist unfruchtbar.
 Furchtbar verwüstet sie die Herzen.
 
 Was früher so einfach war.
 Heute bereitet es manchmal Schmerzen.
 
 Die Lebensplanung dehnt die Kinder
 über die Vierzig hinaus.
 
 Eltern sehen dann
 wie Oma und Großvater aus.
 
 
 
 
    
 
 Ich sterbe den Duft
 
 
 Die stählernen Kolben
 klopfen auf einen Kilometer
 wahrscheinlich öfter
 auf und ab
 
 als ich ein Jahr in meinem Leben
 dem Fahrrad meine Sporen gab.
 
 Die stählernen Kolben
 fressen die Luft.
 
 Ich atme sie aus.
 
 In jedem Moment
 erlebe ich den Duft
 der Kamille am Straßengraben.
 
 Ein Schmetterling
 weicht mir aus.
 
 Einen Fuß setze ich ab
 pflück eine Blume
 
 finde mehrere
 für einen Strauß.
 
 Die stählernen Kolben
 fräsen einen summenden Laut
 
 in die Stille
 der Sommerlandschaft.
 
 Der Sinn dieses Lebens
 hinter dem Steuerrad
 
 sinngegeben
 
 statt stille Einrast.
 
 
 
    
 
 Zum Schreiben aufgewacht
 
 
 Zum Schreiben aufgewacht
 für etliche Jahre
 
 bläh ich in das Netz
 das Falsche, das Wahre
 
 Ein Zufall findet
 diese Zeilen.
 
 Die ich jetzt schreibe,
 doch zum Verweilen
 
 bleibt keine Zeit.
 
 Es wartet das nächste
 Gedichtegeläut.
 
 
 
    
 
 wenn Sterne ins Leben aufbrechen
 
 
 Wir können alles besser
 als unsere Kinder.
 
 Denn für sie sind wir ja da.
 
 Es braucht für sie kein Prahlen.
 Es braucht für sie das Sein.
 
 Es braucht für sie die Liebe
 Aber es zu zeigen?
 Das Besser-Sein?
 
 Dann lasten wir
 Niederlage um Niederlage
 auf die kleinen Schultern.
 
 Bleuen ihnen Schuldigkeit ein?
 
 Wofür, wozu,
 
 wenn Sterne ins Leben aufbrechen
 
 verdunkeln der Sonne Schatten
 die Kinder in Form des Tieres?
 
 Sie sind alles, die Zukunft.
 
 Sie gehören nicht Dir.
 Sie hören auf Dich,
 und am besten
 
 lieben Sie Dich.
 
 
 
    
 
 tschechischer Film
 
 
 Wie hieß dieser tschechische Film
 Ein Männlein rennt Stufe um Stufe
 bis ans Ende hinauf.
 Am Anfang langsam, weite Treppen
 Dann ein Rennen, am Ende
 ein Sich-Selbst-Hochschleppen.
 
 Dazwischen Pause, dann die letzte Rast
 die die Hast verwandelt
 in die letzte Stufe
 
 die sich den Nächsten für die lange Treppe
 als Leiter anbietet.
 
 Danach das Nichts?
 Wie lange trägt noch diese Treppe?
 
 Wieviele Stufen, bevor
 zu viele auf denen davor verrecken?
 
 Denn nicht jeder hinterläßt
 eine weiterführende Stufe.
 
 Mancher bleibt nur Staub
 den noch nicht mal
 die Geschichte aufwirbelt.
 
 
 
    
 
 Die Gewalt zuletzt
 
 
 Es soll unseren Kinder besser gehen.
 Sie sollen mehr von sich aus verstehen.
 
 Drillt ihr sie zu Lernmaschinen?
 Fleißigen Elektrobienen?
 
 Keinen Baum zu besteigen,
 keinen Zaun überklettern.
 
 üben für die Bretter,
 die die Welt bedeuten.
 
 Hochgezüchtete Menschenschar
 Jeden menschlichen Wissens bar.
 
 Humanismus, vor 1914.
 Danach: Stahl anspitzen.
 
 Dann den Strom.
 Und wann? werden sie vernetzt?
 
 Die Freiheit sucht
 vor Unterdrückung
 die Gewalt zuletzt.
 
 
 
    
 
 Genug
 
 
 Ein Morgen Land.
 Ein gedecktes Dach.
 Holz zum Heizen.
 Gemüse im Garten.
 Eine Kuh im Stall.
 
 Einen Arzt, nicht zu weit.
 Eine Schule, bereit
 für die kommenden Kinder.
 
 Ein Schmied. Ein Schreiner.
 
 Mehr braucht es nicht
 für die Grundlagen
 
 menschlichen Lebens.
 
 Doch ist diese Einfachheit
 heute vergebens.
 
 Bis ins letzte Revier
 tragen die Werber
 Wünsche für Geld.
 Spaßverderber
 am Sonnenaufgang
 Am Bad im See.
 
 Mehr PS. Mehr Pixel.
 Denn, ohne dies,
 tut es weh.
 
 Sagen sie
 
 weil die Technik so modern ist.
 
 Weil sie Wünsche schafft
 Die Menschen bricht.
 
 
 
    
 
 Zu sterben
 
 
 Irgendwo tobt immer
 ein gerechter Krieg.
 
 Auf beiden Seiten ist der Sieg
 nobel, sinnvoll, edel.
 
 Es gibt doch immer etwas,
 wofür sich Sterben lohnt.
 
 Es gibt immer Menschen,
 die das Töten gewohnt.
 
 Irgendeiner schürt immer Haß.
 Irgendwer macht Unschuldige blaß
 kalt und tot.
 
 Der Krieger zieht weiter.
 Die Menge verliert ihre
 Heiterkeit.
 
 Zu beweinen die Toten.
 weiter zu leben.
 
 Es reicht nicht Hunger.
 Stahl muß es geben.
 
 
 
    
 
 Warum sie hier
 
 
 Es ist doch seit Äonen so:
 Das Handwerk macht die Reichen froh.
 
 Das Volk lebt mit Imitaten.
 Die Großen essen vom Goldgeschirr.
 
 Untereinander müssen die Großen prahlen:
 was sie macht reich, warum sie hier.
 
 Aus eigener Kraft erwächst selten ihnen
 ein Reichtum, der von innen kommt.
 
 Nein, ständig müssen sie prahlen
 für das, was Ansehen ihnen frommt.
 
 
 
    
 
 Wirklichkeit
 
 
 Wirklichkeit
 
 Sie zeigt Dir ein Gesicht
 was Wahrheit spricht
 
 Entdeckst Du die Lüge darin nicht
 
 Bleibt Dir dieses Gesicht
 
 sonst
 
 ein neues
 
 Das Wahrheit spricht
 
 
 
    
 
 Funktionieren
 
 
 Im Funktionieren nicht geschickt
 Ins Nicht-Funktionieren geschickt
 
 Keine Vorstellung, stark zu sein
 eine starke Vorstellung zu sein
 
 Keine Hoffnung, das Leben zu planen
 Das Leben ohne Hoffnung einplaniert
 
 Nicht teilhaben an der rasenden Liebe
 der Menge zum rastlosen Geld
 
 
 
    
 
 Ruanda
 
 
 Der Verlustgrad der Welt
 Die Verlustquote des Lebens
 
 wird erst im Sterben unermesslich.
 
 Für viele nur einer.
 
 Für die einer zuviel.
 
 In Massen die Toten
 erröten
 die Flüsse
 die Täter
 
 nie.
 
 
 
    
 
 Winter
 
 
 Winter
 
 wildern durch die leeren Wälder
 
 Kinder laufen nicht mehr schnell.
 
 Eisglatt sind die Kanten, Wege
 
 Graublau die Zirren im Zenit
 
 Bevor die Tage wieder heller werden
 
 stirbt Hoffnung, bis ein Vogel
 
 wieder singt ein Lied.
 
 
 
    
 
 Es ist ein Ende geschehen
 
 
 Es ist ein Ende geschehen
 Es wird ein Ende zu Ende gehen.
 
 In dieses Ende
 nehme ich Euch nicht mehr mit auf.
 
 Dieses Ende nimmt am Ende
 selbst seinen Lauf.
 
 Der gute Junge
 ist bös geworden.
 
 Der gute Wille
 ist am Schlechten
 
 Seiner Schwester gestorben.
 
 
 
    
 
 Heute - fühlt sich so gut an
 
 
 Heute
 
 fühlt sich so gut an
 
 Das Gehirn
 
 funktioniert mit geringem Verlust
 
 Der Körper
 
 weiß nur wenig von
 
 dauerhaften Krankheiten
 
 Irgendwie
 
 wird sich im Hintergrund
 
 des Funktionierens.
 
 Mein Schicksal entscheiden.
 
 
 
    
 
 Bewegung ohne Bewegung
 
 
 Meine Welle rollt und verzischt im Sand
 Die Gischt räumt dünne Fäden von Gras an Land
 Dazwischen, die Schalen, die harten Muscheln einst,
 trugen schwere Perlen, schwarz und weiß
 
 Dazwischen Splitter, Perlmutt, Zangen, Schilde
 Sepia malte einst in die Flucht, wie wilde
 acht Arme können das Ganze nicht umfassen.
 
 Das Ufer habe ich nun erreicht. Der Sand
 seufzt, die Welle weicht
 in das weite Meer zurück.
 
 Mit der Flut fahren die Kähne aus,
 Sepia und Scholle fliehen hinaus.
 
 Das Wasser steht, es fließt,
 die Welle schießt
 wie ein Atmen hindurch.
 
 Hinter mir, die kommen
 Ich wünsch ihnen Glück.
 
 
 
    
 
 Hier
 
 
 Jeder Fehler ist bereits gelebt
 Jede Freiheit stets bewegt
 
 Jeder Mensch muß Mensch mal sein
 Jeder Mensch sieht seine Fehler ein
 
 auch wenn er, sie es nicht zeigt.
 
 Seit tausenden von Jahren
 glänzen oder verderben wir.
 
 In Büchern steht geschrieben
 welche Fehler unterlaufen hier.
 
 Dennoch wiederholen, wiederholen wir
 die Fehler unserer physischen Gier
 
 Begehen sie im Angesicht der Sonne
 Sind wir für diese Fehler hier?
 
 Mit unserem Verscheiden
 verlöscht die Gier.
 
 Verlöscht das Gedächtnis,
 verlöschen wir.
 
 Und wieder wird eine Seite gefüllt
 für die, deren Gier nie gestillt.
 
 
 
    
 
 Eigene Schritte
 
 
 Bald setzt Du erstmals
 
 Fuß vor Fuß
 
 etwas, was jeder können muß
 der gehen können will
 
 Die Unbill
 
 der Weiblichkeit
 
 wird Dich nicht hemmen
 eines Tages
 
 wirst Du sogar rennen
 
 vielleicht in meine Arme
 
 wie meine Tochter
 
 Doch noch
 
 hörst du auf das Summen
 
 der großen
 Deiner noch kleinen
 
 Welt.
 
 
 
    
 
 Haß
 
 
 schreit aus dem Hörer
 
 HÖR DOCH ZU SCHREIEN AUF
 
 schimpft auf die
 die in ihr Mörder
 Gedanken sind
 
 Mein kleines Kind
 
 hört das nicht
 
 Es hört zu schreien auf
 
 Wenn es geliebt.
 
 
 
    
 
 Formung
 
 
 Wie schlau all mir die Möglichkeit
 zeigen
 meine Existenz, mein Können, mein Streben,
 
 verneinen
 
 Nicht sein, wie ich bin
 etwas anderes
 macht Sinn
 
 Doch der Sinn
 ist mir gegeben
 in meiner Hand
 
 In meinem Kopf
 
 renn ich wie damals mit zwei
 gegen Eure Wand
 
 Ich kam aus einer Welt
 die Wände durchdrang
 
 Und dieser Drang
 
 ist immer noch in mir.
 
 Brav bin ich
 nicht
 
 hier.
 
 
 
    
 
 Braves Blut
 
 
 Brav sitzt der kleine Bub am Bett
 der brav zu betrauernden Mutter.
 
 Sie rührt die Hand unter dem Bett
 was sich einbrennt wie Quallensaim.
 
 Das Auge verliert sich in den Mustern
 der geblümten, der gestreiften, und
 
 was noch für Muster der Wechsel der Wäsche
 mit sich brachte.
 
 Doch das Zentrum der Decke
 bewegte die Hand
 
 Das Zentrum der Liebe
 verrieb sie.
 
 Der Bub spielte im Sand.
 
 Baute Türme, Mauern.
 
 Doch keine schützte ihn
 
 Das Schürzen der Decke
 gab rote Flecken preis.
 
 Rot war auch der Himmel über Dresden.
 
 Er fühlte sich wie einer der Verwesten
 
 Hatte selber nicht mehr den Mut.
 
 Unter der Decke das rote Blut.
 
 
 
    
 
 Blumen des Frühlings
 
 
 Geduldig
 
 funktioniert
 
 dieses Gerüst, diese Hülle.
 
 Der Geist bricht aus - wohin?
 
 Schicksal,
 
 nur die Blumen des Frühlings
 
 binden mich an die Erde.
 
 
 
    
 
 Verderbe ich.
 
 
 Da ist ein Haß
 auf die Zeit.
 
 Die geraubte Kraft
 das zugehörige Leid.
 
 Ist da ein Verzehren
 der friedlichen Lust
 
 weil Krankheit
 Erfolg besiegen
 
 mußt.
 
 Noch nicht einmal eine Kompaßnadel
 zittert unter der Last eines Planeten
 
 mehr
 
 als ich unter meiner.
 
 Erkennt man mich nicht
 
 verderbe ich.
 
 
 
    
 
 aus Blut heraus
 
 
 Wut, aus Blut heraus
 schreie ich heraus
 krieche, winde ich mich
 aus dem Schneckenhaus
 
 Gefangen in Eurer Höhle
 Schatten, Farben
 an der Seele
 
 stehe ich im Licht
 hinter mir: Ihr nicht.
 
 Weder wage ich
 zurückzukehren
 
 noch weiter
 noch raus zu gehen
 
 Dort rollen die Wellen
 Berge zu Sand
 
 Dort strahlen Sterne
 Planeten zu Staub
 
 Dort
 schläft der Löwe
 mit dem Schaf.
 
 
 
    
 
 Eure Wünsche
 
 
 Eure Wünsche
 reichen bis zur Haut
 
 Darunter
 ist nicht getraut
 
 aufgerauht
 
 die Seele
 
 Wie ich mich quäle.
 
 Schönheit, nur zum schönen Schein
 
 langtet ihr an meinen Körper,
 
 klein
 
 die eigne Mutter
 
 Eure Wünsche
 
 nur bis an meine Haut
 
 darunter
 
 lebe ich aufgerauht.
 
 
 
    
 
 Jagd
 
 
 Ihr Kinder der Sonne
 Ihr Menschen im Licht
 
 lebt jeden Tag
 die runde Wonne
 
 meine einmal im Monatsrund
 ist der Vollmund, Mond, Mund
 
 der mir das Weltall öffnet
 die Worte und die Freude
 mir ins Herz einträufelt
 
 Zuverlässig, durch Wolken hindurch
 spüre ich seine Emphase
 die mich im Wahn bestärkt
 
 die mich bestärkt
 auch beschwächt
 
 wenn ich diesen Halt
 
 im Monatsbogen verliere
 
 Eure Sonnwendfeuer
 ihr laßt sie brennen
 
 Versuch ich zur Jagd
 den Speer, den Pfeil zu stemmen
 
 Euer Licht nicht
 
 das Rüben leuchtet
 der Gerste
 und dem Hafer vielleicht
 
 Reicht meine Magie
 bis zum Auerbüffel
 
 langt mein Zauber
 an den Auerhahn
 
 Jagt die Gams
 den Berg hinan
 
 bis ihr Blut
 in einem Schlag
 
 den Speer umquillt
 
 
 
    
 
 Laute Stille
 
 
 Wie Euch die Gesellschaft erheitert
 ist es die Stille, die mich erweitert
 die mir Einsamkeit das Kostbarste
 sein zu lassen erscheint.
 
 
 
    
 
 Andrea
 
 
 Du mein Dunkel.
 Du, mein Nah.
 
 Wie ich Dich spüre
 Deine Wärme ich noch fühle
 
 Wie ich an Dir leide
 aber ständig
 
 an Dich glaube
 
 Wie Deine Worte
 heiß Dich entblättern
 
 Zittert meine Hand nach Dir.
 
 Rühr mich an,
 Du rührst mich an.
 
 Kreisender Planet
 wo schon mein Ende steht
 
 Stehst Du doch erst am Anfang
 
 Ach, schwarzer Engel,
 der Du das rote Gold der Stirne
 trägst
 
 Der Du meine Kinder trugst
 Wie Du mich ertrugst.
 
 Dich ertrage
 ich Dich frage.
 
 Letztgeborene.
 
 
 
    
 
 ein Quantum Glück
 
 
 Eine Freude ist mir so nahe
 als hätt vom Mond ich es getrunken
 
 Der seine Träne, seine Liebe
 mir ins Herz gesungen
 
 wo ich bin versunken
 
 an einem Engel
 
 Holder, der Du den Bernstein
 im Sonnenlicht drehst,
 
 den Blitz,
 den der Strom bewegt
 
 Ach Engel,
 
 Deine Freude
 
 und bin doch so nah so weit weg da.
 
 Ein Pokal schäumenden Elixiers
 des Mondgefunkten Lichtes
 
 Strahlend, Wüstengesicht
 eine Pflanze hält es nicht.
 
 Wäre doch seine Korona
 so heiß, so liebgewonnen
 
 wie des Tags Gestirn
 
 Ach, dahin.
 
 Meine Neumonde sind gezählt
 der Volle, der mich wählt
 
 stößt mich
 
 auf seinen dunklen Bruder zurück.
 
 Blutend, voller Leiden
 
 doch auch
 
 ein Quantum Glück.
 
 
 
    
 
 Werder
 
 
 Junger Werder,
 du hast die Werthe nicht getroffen.
 
 Du hast getrunken
 und bist an Deiner Liebe ersoffen.
 
 Während Verstand
 das Geld begehrte
 
 Adelige Bande an der Liebe zehrte
 hast Du einen Weg, ein weggenommen
 
 Bist vom Tod zum Leben gekommen
 
 Der Tod nahm Dich gerne wieder auf.
 
 
 
    
 
 Steine
 
 
 Während Ihr Euch um die Steine sammelt
 Während Ihr die Feuer sorgsam nährt
 Während Ihr die Tür zurammelt
 Während Euer Glanz das Herz Euch stiehlt
 
 Zielt mein Blick auf Bäume
 Laub, so gold,
 Äste, leer, doch so voll
 von Bedeutung
 
 Undeutbar, Eure Kleider.
 Die Krawatten, das Gold, Silber
 Wie ihr scheint
 
 Als wären die Sterne
 auf die Erde gekommen
 
 die für mich der Mond bewacht.
 
 
 
    
 
 Einmal
 
 
 Einmal
 
 wenn Licht auf mich fällt
 bin ich für Euch da
 
 Aber ich war es nicht,
 ich war es nie.
 
 Glanz, Genie.
 
 Wie seht ihr nur?
 Wie seid ihr Sie?
 
 Du.
 
 
 
    
 
 Eure Welt
 
 
 Euer Muß und
 Euer Geld und
 Eure Welt
 
 Die Fliehkraft
 eines Planeten
 reicht nicht aus
 
 mich dahin zu bringen
 woher ich komme
 
 Sohn der Asche
 Tochter der Sterne
 
 
 
    
 
 Mond
 
 
 Mond, Dein Licht
 krümmt den Horizont
 Dir entgegen
 
 Mir in die Stirn
 Brausebläschen, so gold, so silber
 so solid, so hold
 
 Warum haben wir uns damals getrennt
 warum Du da oben am Himmel brennst?
 
 Feuer, in meiner Stirn,
 der Sterne Gleiche
 
 Dann treibt der Shirocco
 meinen Staub
 dem Wald entgegen.
 
 Wie atme ich da auf.
 Wie nimmst Du mich da auf.
 
 Wenn ich am Horizont untergehe.
 
 
 
    
 
 Tod
 
 
 Tot. Ich bin tot, schon lange tot.
 Ohne Not, ohne Not.
 Was Du siehst, ist Not
 denn ich bin tot, tot, tot.
 
 Meine Kinder leben Euch
 aber nicht sie
 nur das Bild
 das sie sind
 
 wohllt ihr sehen
 
 Gehen
 
 Kann ich noch lange nicht
 
 Stehen muß ich,
 
 dann falle ich.
 
 Tot, ich bin tot ohne Not.
 
 
 
    
 
 Gib mir einen Hauch von Lust
 
 
 Gib mir einen Hauch von Lust
 den, der liebesbewußt
 mich auf die Essenz
 des Seienden stößt.
 
 Was ich nicht weiß, was ich weiß.
 So heiß, und doch
 liebesbetrogen
 
 Die Wogen
 die das Leben
 an Land gespült.
 
 
 
    
 
 weinende Berge
 
 
 In den weinenden Bergen
 die Träume gelesen
 
 Schäumendes, Geklärtes,
 wie Bremser
 
 weichen die Schollen
 sich im Regen ein
 
 Grundgetrieben,
 Staub - zerstieben
 
 Sonnenglanz
 auf dem Fluß der Erkenntnis
 
 der die Flaschen
 
 mit dem Gold
 
 Der Erkenntnis füllt.
 
 Dann fallen die Blätter,
 schneiden sie die
 Reben
 
 bis auf Augen, die sich
 für den nächsten Frühling
 
 an das Holz festsaugen
 
 Brecht doch aus.
 
 Ein neues Leben winkt.
 
 
 
    
 
 Dalai Lama's Notwendigkeit
 
 
 Maschinen erfunden, die putzen
 Roboter, zum Mähen benutzen
 
 Elektronische Arme, Autos zimmern
 Computergesteuerte Abendlichtdimmer.
 
 Das Schreiben ist so einfach, wenn
 die DEL-Taste klackt.
 
 Bald nimmt uns das Mikrofon
 auch das noch ab.
 
 Wir glänzen, wir glänzen
 in unseren hohlen, mechanischen Tänzen.
 
 Eine Gebetstrommel surrt.
 
 
 
    
 
 bunte Steine tanzen
 
 
 Wie meine Reime
 tanzen bunte Steine
 tanzen durch Finger
 durch das Spiel von Trillionen
 erste Ebene, zweite, dritte,
 drehen der Steine der Mitte.
 
 Wie ein Meister der Chancen
 nimmt der grüne Drache die Steine auf
 liebt grüne, liebt rote,
 legt auch schwarze und weiße darauf.
 
 Sein Jadegrün schmeißt mich
 aus seinem Hochzeitsbett
 
 lädt mich ein
 
 bunte Steine, Duett.
 
 
 
    
 
 drei junge Täubchen
 
 
 Ein Schattengespinst
 voll schwarzer Höhlen
 
 voller Geister
 die mich annöhlen
 
 Flusen schweben aus meinen Träumen
 verstauben das Licht
 
 kann's nicht ausräumen
 
 Im Morgenlicht
 flimmerten Sonnenstäubchen
 
 Es flog zum Himmel die Seele
 wie ein junges Täubchen
 
 drei junge Täubchen
 brechen die Ziegel auf
 
 flattern die Flusen
 wie fliegende Besen hinaus
 
 Die Sonnenstäubchen senken sich.
 
 Der Wind nimmt mich zur Sonne hinauf.
 
 
 
    
 
 Meine erste Lesung
 
 
 Meine erste Lesung
 sie schleicht sich heran
 wie ich das Papier auffalte
 schrittgespannt
 die Hauptlinie aufnehme
 Berührt sie mein Hemd
 Bevor ich lese
 sie mich in den Schatten drängt
 da steht sie und lächelt
 der Schatten wandert in mein Gesicht
 Da hebt sie an, wie schön sie spricht
 Das Dunkle fließt in mich hinein, herab
 
 doch es liegt kein Leben darin.
 
 
 
    
 
 Alles verlieren, sogar die Liebe
 
 
 Alles verlieren, alles verlieren
 
 sogar die Liebe
 
 sogar den Verstand
 
 Wie Wucht ist Wahnsinn der Wirklichkeit
 
 der die Gebeine der Menschen zerreißt
 
 Alles verlieren
 
 sogar den Vater
 
 sogar die Schwester -
 
 nein, die Zukunft verloren.
 
 
 
    
 
 Eine Reise zum Mond
 
 
 Eine Reise angetreten,
 angetreten zum Mond.
 
 Nie dort zu leben,
 bestätigt der Mann,
 der als Illusion
 
 im Gesicht Lunas wohnt.
 
 Eine Reise, weit dahinter,
 eine Schleuder, Swingby
 
 und bringt die Zahl '13'
 doch drei Söhne lebend zurück.
 
 
 
    
 
 Blind geboren
 
 
 Der Mensch ist blind geboren, doch wehe, wenn er blind gestorben ist.
 
 
 
    
 
 The sin do us
 
 
 Before we are old enough to understand the sin done to us we do the sin they did to us.
 
 
 
    
 
 Kleine Puppe
 
 
 Kleine Puppe dreh Dich doch.
 Sag, bist Du nicht, oder magst Du noch.
 
 Mach Deine ersten kleinen Schritte.
 Doch nicht ohne meine Hand, ach bitte.
 
 Verhalt Dich gleich, sei doch normal.
 Dein Egoismus wird mir zur Qual.
 
 Was reißt Du hart an meiner Hand
 verlierst Du jetzt ganz den Verstand.
 
 Dich hab ich lieb, so lieb,
 daß ich Dich bis zum Festhalten lieb.
 
 Und die Hand gräbt der Sünde Grab.
 
 Stirb doch, Hand, stirb doch ab.
 
 
 
    
 
 Schwester
 
 
 Schwester
 Deine Pupillen
 kannst Du Dich nicht sehen
 
 Meine willst Du sehen
 Doch Du siehst nicht dahinter
 
 Menschen
 fliegen für den Blick
 in zwei Pupillen
 um die Erde
 
 Und sie haben doch nicht gesehen
 
 Die Schwärze meiner Pupillen
 zeigt mir den Weg
 der Sehnsucht
 zum Tod
 
 Leben will ich.
 Sehen kann ich.
 Doch Du willst das Glück
 auf Kosten der Not.
 
 
 
    
 
 Unser und anderer Glück
 
 
 Wir sind auf der Erde,
 um unser und anderer Glück zu vermehren.
 
 Nicht immer ist unser Glück
 auch das der anderen,
 es kann ihr Schmerz sein.
 
 Damit müssen wir vorsichtig umgehen.
 
 Wir sind nicht von dieser Welt.
 
 
 
    
 
 Ich existiere nicht.
 
 
 Ich existiere nicht.
 
 Ihr seht mich nicht.
 Ihr seht mich nicht.
 
 Wie kann ich Euch
 sehen
 wenn
 ihr nicht zu sehen vermögt?
 
 Eine Seele
 ist nicht der Körper.
 
 Eine zerbrechlichen Stütze, gewiss.
 
 Von all den Wesen
 im Universum
 weiß ich nicht.
 
 Ihr paar mir lieben Menschen,
 seht ihr mich nicht?
 
 Gut. Schick ich Euch Fotos.
 Schick ich Euch Filme.
 
 Schick ich das alte Gerüst
 persönlich zu Euch.
 
 Doch wenn ihr mir antwortet
 ist meine Welt schon erleuchtet.
 
 Amen.
 
 
 
    
 
 Paradise
 
 
 Die Menschen tragen das Paradies im Herzen.
 Sie halten mit einem flammenden Schwert davor Wache.
 Denn sie halten sich für Engel.
 
 Human are paradise in heart.
 They guard it with a flaming sword.
 They want to reach angel.
 
 
 
    
 
 Bauplan
 
 
 Ein Haus zu bauen
 ist mehr als eine Hütte.
 
 Es ist ein Plan
 der genaue Orte
 exakte Maße
 bestimmt.
 
 Wie das Leben
 diese Räume ausfüllt
 soll die Freude
 und kein Plan
 bestimmen.
 
 
 
    
 
 volle Monde
 
 
 Es steht heute noch nicht fest
 wieviele volle Monde Du erlebst.
 
 Es wird eines Tages feststehen.
 Aber noch nicht jetzt.
 
 
 
    
 
 Bleib
 
 
 Unter der Decke bewegt sich die Hand.
 Sie gräbt in der Grotte des Blutes.
 Sie gräbt, und im Auge erlischt der Verstand.
 Bleib, spricht sie.
 Wär ich doch nicht geblieben.
 
 
 
    
 
 Gut?
 
 
 Warum was wir verehren
 verheeren zerstören
 Gott handelt durch den Menschen
 und Gott ist doch gut?
 
 
 
    
 
 Tun
 
 
 Manchmal, mögen, nicht getan.
 Immer wieder, doch getan.
 Niemals tun? Tun.
 Und doch: Angetan.
 
 Würde dieses Tun
 endlich - enden.
 
 
 
    
 
 Alt
 
 
 Wie weit kann mein Leben reichen
 Reiche mir die Welt die Hand
 Gleiche mir die Rechnung aus.
 Wie lange bleibe ich noch auf?
 Wie lange nimmt der Fluß den Lauf?
 
 Ein paar Schritte sind es nur.
 Doch Tage, bis die Macht des Mondes
 Leben wieder gibt
 und mir die Freude.
 
 Alt, ach, werde ich.
 
 
 
    
 
 Inneninspektionen
 
 
 Visionen für Andere.
 Inneninspektionen.
 Haut, dünn wie Papier
 Leben, schreibe auf mir.
 
 
 
    
 
 Häwelmann
 
 
 Neumond, zeig mir Dein Gesicht.
 Deine helle Seite, die seh ich nicht.
 Zeig mir, wohin die Reise geht.
 Häwelmann spricht, läuft und geht.
 
 
 
    
 
 Zäh wie Honig
 
 
 Zäh wie Honig ist dieses Leben.
 Es rinnt die Zeit wie Honigtau.
 Die Bienen, die so fleißig streben
 Halten mir hin voll Geld die Hand.
 
 Viel zu groß ist diese Hand.
 Ein Kind stolpert über den Rand
 der Zeit, die mir bleibt.
 
 Verschieden bin ich, so verschieden
 bis ich verschieden bin.
 
 Ein Störfaktor in der Atmosphäre.
 Mehrere Tonnen CO².
 
 Ein Erbe an die Wüste.
 Ein Tropfen in den Regensturm.
 
 
 
    
 
 Freiheit, Freiheit
 
 
 Freiheit, Freiheit.
 Freiheit, wenn ich geh.
 
 Freiheit, Freiheit.
 Die nach dem Leben
 ich so gerne seh.
 
 Freiheit, Freiheit.
 Von jedem Körperzwang.
 
 Freiheit, Freiheit.
 Vor dem Leben ist mir bang.
 
 Freiheit, Freiheit.
 Wie lerne ich das Freuen?
 
 Freiheit, Freiheit?
 Wer wird mich betreuen?
 
 Freiheit, Freiheit.
 Freiheit, wenn ich geh.
 
 Freiheit, Freiheit.
 Wenn ich nichts mehr seh.
 
 
 
    
 
 Ich weiß nicht.
 
 
 Ich weiß nicht, wohin.
 ich weiß nicht, wo bin.
 Ich weiß nicht, wo Sinn.
 
 Hinter meiner Stirn
 Hinter meinem Stern
 Hinter meinem Starren
 
 Wohin geht mein Leben?
 Wohin geht mein Streben?
 Wohin geht mein Reden?
 
 Wie leben meine Kinder?
 Wie leb' ich diesen Winter?
 Was kommt noch dahinter?
 
 Wer sieht mich als Kunst?
 Wer gibt mir die Gunst?
 Was hab ich verhunzt?
 
 Sie stehen, meine Kinder.
 Sie sehen, meine Kinder.
 Sie gehen, meine Kinder.
 
 
 
    
 
 Das Große Ganze
 
 
 Litauen.
 Lettland.
 Estland.
 Armenien.
 Aserbeidschan.
 Georgien.
 Ukraine.
 Kirgistan.
 Turkmenistan.
 Kasachstan.
 Usbekistan.
 Belorußland.
 Rußland.
 Sowjetunion.
 
 Verzahnt
 durch Gewalt
 Eroberungsdrang
 Wahn.
 Der Schreckliche.
 
 Und dann?
 Hegemonie
 eines Großen
 über Kleinere.
 
 Demokratie?
 Schachpolitik.
 Gaspreise.
 
 Erschießen, Erschießen.
 
 
 
    
 
 Gold
 
 
 Irgendwann hat eine digitale Kamera
 das Gold meiner Worte aufgenommen
 
 Extrahiert, selektiert
 hab ich sie zur Färbung
 meiner Gedichte genommen.
 
 28 Pixel, die die Farben nennen
 die golden über das Grün wegrennen.
 
 Das Grün der libyschen Flagge.
 Die einzige, die nur eine Farbe kennt.
 
 
 
    
 
 Göttlichkeit
 
 
 Es gibt Begierden
 die übersteigen
 Deine Phantasie
 
 Was Du mit Deiner Phantasie
 erdenken kannst
 erreichst Du damit nie
 
 Dein Geist
 Dein Körper
 Deine Seele
 
 sind aufzugeben
 nach diesem
 sagenhaften Streben
 
 Wenn Du
 geläutert
 in Dich zurückhinkehrst
 
 werden Träume Dich plagen
 die keine Süße mehr ernährt.
 
 
 
    
 
 Die höchsten Entwicklungen
 
 
 Die höchsten Entwicklungen des Rades
 
 sind wohl
 
 die Gebetsmühle
 die Festplatte
 
 
 
    
 
 David Singmaster
 
 
 43 Trillionen Kombinationen
 
 ausgerechnet
 
 Sie sind alles alte Bekannte
 
 Nicht zu berühren
 
 Jede Drehung
 
 eine Erfahrung
 
 ein Tanz
 
 um den Verschleiß
 
 
 
    
 
 Urknall
 
 
 Diese Dunkelheit
 die nicht zu sehen
 
 die ich nicht
 
 gesehen
 
 Der Zeitpunkt
 
 'Geburt'
 
 das Davor
 
 und
 
 das Davor davor
 
 Mein persönlicher Urknall.
 
 
 
    
 
 Hans im Glück oder "Soviel Du tragen kannst"
 
 
 Ein Goldklumpen auf der Schulter
 Eine Wüste voller Edelsteine
 
 Ein Schluck Wasser.
 
 Das letzte, was Du mitnehmen kannst.
 
 Ein Atemzug Luft.
 Ein Augenblick Licht.
 
 Wenn Du Glück hast
 
 Das Zwitschern von Vögeln.
 
 
 
    
 
 Gordischer Knoten
 
 
 Knoten, die sich durch unser Leben ziehen
 sind erst durch die Städte geworden gezogen.
 
 Was es in unserem Leben gibt
 hat nur die Stadt für uns aufgeborgen.
 
 Als die ersten Mauern standen
 die ersten Pfähle in den Boden getrieben
 
 Blieben uns nur Jahrtausende
 Diese Knoten wieder zu lösen.
 
 Wir beherrschen das Lösen der Knoten nicht.
 Wir können sie bis heute nur zerschlagen.
 
 
 
    
 
 Was Du nicht kriegen kannst.
 
 
 Jedes Geheimnis
 hast Du mir geraubt.
 Hast mir kein Geheimes mehr
 zu meiner Freiheit erlaubt.
 Mein Leben zu leben,
 dafür lebtest Du.
 
 Ich versank. Ich ertrank.
 
 Trinken tust Du
 nicht von meinem Leben.
 
 Mein Leben:
 
 Was ich Dir schenke,
 das nimmst Du nicht.
 
 Was ich Dir biete,
 das siehst Du nicht.
 
 Selbst meine Kinder
 siehst Du nicht.
 
 Du siehst nur
 was Du nicht
 
 kriegen kannst.
 
 
 
    
 
 Wozu sterben
 
 
 Wozu sterben
 wenn man stirbt
 
 wenn die Zeit
 Dein Leben erwirbt?
 
 Ein Leben betreten.
 Die Hoffnung erwerben.
 
 Erwerben?
 Ihr werdet gekauft.
 
 Ein Paradies
 auf Erden
 ist Euch erlaubt.
 
 Hoffnungen. Illusionen.
 Komplizierter verwebt.
 
 Die Komplexität
 
 Wo wir einst standen
 bewegen wir uns heute.
 
 Ziehen Spuren.
 
 
 
    
 
 Agrarökonomie
 
 
 Wir pflegen die Landschaft.
 Wir pflegen sie tot.
 
 Es singt kein Vogel
 zum Morgen, zum Abendrot.
 
 Sie verstummen.
 
 Sie sind nicht tot.
 
 Sie leben nur nicht mehr.
 
 
 
    
 
 Für die Jagd gemacht
 
 
 Wir waren für die Jagd gemacht.
 Haben uns an die Landwirtschaft
 
 herangedacht.
 
 Wie unsere Körper sich
 auf eine Welt bereiteten
 
 Während wir um Metall
 streiteten.
 
 Haben wir die Stadt erbaut
 Haben wir den Krieg geschaut
 
 Haben wir
 Menschen für Menschen
 geschlachtet
 
 Versprechungen, Erpressungen.
 
 Unsere Füße berühren immer noch die Erde.
 
 Auch wenn sie jetzt versiegelt scheint
 
 Bricht Laub durch Asphalt.
 Besiedeln Bäume Dächer
 Breitet Moos sich auf Dachziegeln aus.
 
 Die Verwitterung bleibt.
 
 Wir treiben sie mit Maschinen
 rotten sie mit Gift aus, heraus.
 
 Die alte Welt, die alte Welt.
 Die Neue Welt.
 
 Sie steht, sie fällt.
 
 
 
    
 
 Hoffentlich
 
 
 Wir zoomen immer näher an Gottes Haus heran
 Wir sehen uns den Anfang vom Anfang an
 Durchstechen Myriaden bewohnter Welten
 mit Superteleskopen, von unserer Erde aus.
 
 Wir sagen, es sei nur ein Punkt, eine Singularität.
 Haben die Polarisieriung des Lichts der ersten Stunden erspäht.
 Die Zeit, die Linsen und Spiegel durchmessen
 schieben sich in Wellenfronten an uns heran.
 
 Gespeicherte Zeit, wie die in Steinen
 fluktuiert um das lebendige Vakuum herum
 Während wir von unserem Planeten aus strahlen
 Dreht sich auch für uns der Universumszeiger um und um.
 
 Schieben wir uns mit Lachen in die Zeit hinein,
 leiden an Botenstoffen, frieren unser Lachen ein
 Lachen in Bildern, Lachen überhaupt
 Während sich unsere Welt durch uns entlaubt.
 
 Die letzte Spur Chlorophyl auf einem Digi-Pixel
 verschwindet. Verschwinden wir, weil wir gewitzelt
 wir verstünden die Welt. Sie holt nur Luft
 während sie für uns die Gruft bereitet, die wir bereiten.
 
 Wenn unser letztes Photon verlischt
 unser letztes Elektron die Welt umzischt
 die Kohle, das Gas und das Öl ausgebrannt
 hilft nur noch unser -Umwelt-Verstand.
 
 Hoffentlich.
 
 
 
    
 
 Das stolze Unicorn
 
 
 Meinen Bogen hatte ich schon so fest angespannt
 den langen Pfeil mit seiner Kerbe eingelegt
 
 Die Federn zitterten.
 Die Nüstern witterten.
 
 Das stolze Tier bäumte sich auf
 es zeigte mir seinen Lauf
 
 Da senkte ich den Bogen.
 Da neigte ich die Feder.
 Da nahm ich die Spannung heraus.
 
 Ein stolzes Tier, und
 es gehört nicht mir.
 
 Den Wald begehe ich noch.
 Doch
 zu sehen verboten
 ist mir das stolze Unicorn.
 
 (für Anita)
 
 
 
    
 
 Daß die Illusion die Liebe ist
 
 
 Zwischen Mustern und Farben
 Zwischen Steinen und Feldern
 Zwischen Morgen und Abend
 
 suche ich eine Wahrheit.
 
 Die Wahrheit ist Illusion.
 Ich liebe sie schon.
 Sie liebt mich nicht.
 
 Weit, weit weg.
 Und doch so nah.
 
 Ein Brennen auf den Hoden
 Eine Lust, wie zu toben
 
 Zu überfallen die Liebe.
 Zu überfallen die Eine
 
 und darauf zu stoßen
 daß die Illusion
 
 die Liebe ist.
 
 
 
    
 
 An die Liebe angekettet
 
 
 Selbstbestimmung
 auf dem Weg verirrt
 Blutgerinnung
 Geist verwirrt
 Es blutet nicht
 Welche Farbe
 hat des Geistes Blut?
 
 Die Klarheit des Auges
 Das Verneinen
 kein Platz, der sicher ist
 
 Bewegung, um Himmels willen
 Depression, der gefallene
 
 Engel
 
 Der nötige Ernst
 geht ihm ab
 
 Hilfsbereit. Nett.
 Wie denn rebellisch?
 
 An die Liebe angekettet
 der Mutter
 
 
 
    
 
 So gewöhnlich
 
 
 Jeder Tag erscheint so gewöhnlich
 mit seinen ungewöhnlichen kleinen Wundern
 
 Er erstreckt sich dahin, wie eine lange Schlange,
 die, satt und ohne Ziel, am eigenen Schwanz
 sich zusammenbeißt.
 
 Irgendwann löst sie ihren Griff
 Dieser Tag ist dann außergewöhnlich
 
 Er nennt sich
 "meine letzte Stunde".
 
 
 
    
 
 Flügel
 
 
 Wenn ich Flügel hätte
 flöge ich
 auf der Linie des Horizontes
 
 in die brennende Sonne hinein
 Wählte eine ewige
 Morgensonne
 
 Ihr Licht,
 so frisch, so rein.
 
 
 
    
 
 Jean Paul
 
 
 Wie ein Bettler
 stehe ich an der Tür
 Deines Lebens
 
 Wenn Du aufbrichst
 gehe ich.
 
 
 
    
 
 'Mein Kampf'
 
 
 Wie läßt sich das verstehen
 daß dieser Mann Verdun
 über ganz Europa brachte
 
 Eine Logik der Zerstörung
 die doch
 in den Augen eines Künstlers
 brennen muß
 
 Seine Kunst war das Eisen
 Sein Wunsch war der Tod
 
 Nie pflückte er Lilien.
 Blumen, genommen, sind
 
 tot.
 
 
 
    
 
 schöne Stimme
 
 
 Wir wollen nur Euer Bestes
 Euren Körper begehren
 
 den ganzen Zauber
 Eurer inneren Schönheit
 wollen wir darüber verlieren
 
 Nur zu streicheln
 anzufassen
 ein Stückchen die Hand
 über die Hüfte gleiten lassen
 
 Ein bißchen mehr
 die nackte Haut
 
 wie die Hand
 sich an die Brüste
 traut
 
 Wie die Boten unserer Sehnsucht
 die Hinterwangen umfliegen
 
 Wie sie die Haut
 der Schenkel bloßlegen
 
 das seidigste Stück
 das größte Glück?
 
 Für einen Moment
 
 opfern wir die Sehnsucht
 
 auf dem Altar der Liebe.
 
 
 
    
 
 Nur ein Komma
 
 
 Nur ein Komma
 zwischen zwei Sätzen
 
 die früher gesprochen
 die später losgebrochen
 
 einen meine Mutter gesagt
 einen meine Tochter gefragt
 
 Ach, Kinder, Kinder,
 
 wie hänge ich zwischen den Zeiten
 
 die Weiten
 
 entdeckt ihr erst jetzt.
 
 
 
    
 
 Aldous Huxley
 
 
 Das schöne neue Geld
 umfliegt die ganze Welt
 
 Sie geben sich gegenseitig Kredit
 weil sie an die Phantasien glauben
 
 die sie selber geschaffen haben.
 Ihre Lügengebäude halten eine ganze Stange
 
 von Jahren, bevor sie zusammenfallen.
 
 Eine glänzende Welt ist auferstanden
 die kaum noch zu verstehen ist.
 
 Wie die Reichen ihre Vermögen banden
 hat für die Armen das größte Gewicht.
 
 Das Tafelgeschirr bricht immer wieder.
 Die Börse schwingt sie auf und nieder.
 
 Erstmal sind die Börsen leer.
 Dann machen sie daraus wieder
 
 mehr.
 
 
 
    
 
 Der kleine Prinz II
 
 
 Wie der kleine Prinz will ich springen
 wenn die Schlange mich endlich mal beißt
 doch nicht die kleinen Planeten bezwingen
 die der kleine Prinz schon lange bereist
 
 Da draußen sind Myriaden von Sternen
 Milliarden von Erden umkreist
 Vielleicht ist es einer von denen
 wo es nicht not tut, daß die Schlange beißt.
 
 Noch bin ich an diesen Körper gebunden
 den ihr Millionen mit mir teilt
 Zwar haben wir diese Erde für schön befunden
 Doch wird hier viel zu lange verweilt
 
 Als Motte werde ich den ersten Fuß setzen
 werde sehen, ob mich einer erschlägt
 Fliege ich durch die Luft, nicht in Fetzen
 ist es diese, die mich wirklich erträgt.
 
 
 
    
 
 so Schön
 
 
 am Leben zu begreifen
 am verstehen zu bleiben
 wissen, daß man erfährt
 daß man Liebt
 Leben ist Lieben
 daß man Liebt
 fast möchte ich schreien
 mir die augen ausreißen
 mir die welt einverleiben
 es ist einfach so Schön
 so Schön
 zu Sein
 
 
 
    
 
 Spiegelbild
 
 
 Dein Spiegelbild, in mir geboren
 will ich Dein Gegenüber sein
 Wenn Sonnenschein Dich auserkoren
 schmieg ich wie Kater an Dein Bein
 
 Wenn Du dich dann im Spiegelbogen drehst
 Drehst Du mein Herz herum.
 Weil ich, wenn Du gehst
 als Spiegelglas zerbreche. Nur so, darum.
 
 
 
    
 
 Es stirbt in mir.
 
 
 Es stirbt in mir.
 Es sucht der Haß
 nach seinen Feinden
 die schon lange schon
 Verrückte sind
 verrückt nach Drogen
 
 Dieser Haß
 den ich abgeben möchte
 wächst und gedeiht
 in mir.
 
 Es ist der Haß
 daß sie die Ungewordenen
 überfallen
 mit künstlichen Botenstoffen
 
 Wo doch jeder weiß
 daß wahre Freude nur von innen kommt.
 
 Sie werden nicht weichen
 doch einst erreichen
 Gefängnismauern,
 so hoffe ich.
 
 Der Hausmeister, ihr Nachbar
 hat seine Seele an das Geld
 verkauft.
 
 Mit allem guten Willen
 hat er sich erpressbar gemacht
 
 und
 
 statt die Anlage zu pflegen
 sich in Schwarzarbeit zu regen.
 
 Das wußten sie.
 
 Nun sind sie heiter
 solange zugeführte Dopamine
 das Hähnchenverkäuferelend
 ihres Lebens überblenden.
 
 Einmal laut zu sein
 das hilft hier nicht.
 
 Doch diese Karte sticht,
 auch wenn nur einmal.
 
 
 
    
 
 Wie war ich glücklich?
 
 
 Wie war's noch
 als ich glücklich war?
 
 Wie war's noch
 als ich ahnungslos war?
 
 Bis ich geschlagen wurde,
 meine Tochter
 mit einem Lederball beschossen.
 
 Begann ich mich zu wehren
 Unverdrossen
 
 Doch agitiere ich nur noch?
 Oder sind diese Männer
 
 Ihre Mutter wäscht ihnen die Wäsche
 
 das wahre Unheil?
 
 Augen zu, Ohren zu?
 
 Läßt mich diese Plage dann in Ruh?
 
 Muß ich mein Leiden
 weiterleiden?
 
 Müssen diese Männer nicht
 eines Tages selbst bestehen?
 
 Haben sie mehr zu verkaufen
 als sie vorgeben?
 
 Wenn ich nur gehen könnte.
 Doch ich bin zu widerstehen gewohnt.
 
 Das ist mein Leiden.
 
 Was ich nie für mich tat -
 denen tu ich's. Glanzloser Rat.
 
 
 
    
 
 früher Vatertod
 
 
 Daß Männer sterben, wußte ich schon
 Herrn Schwital klemmte ein ein Güterwaggon
 Herr Schams folgte seinem Sohn
 der fuhr zuletzt im Auto davon
 
 Meine Großväter starben,
 die Großmütter auch.
 Doch die letzte
 hatte lang noch ihren Lebenshauch.
 
 Mein Vater fuhr zu seiner Profession
 Lehrer, im Anwärterstatus,
 fast Beamter war er schon.
 
 Er kam von seiner letzten Fahrt nicht zurück.
 Und andere Mütter waren auch alleine.
 Wo war mein Vaterglück?
 
 Männer sterben, vor allem Väter.
 Ich hoffe, es trifft mich - später.
 
 
 
    
 
 Kaktus
 
 
 Die Welt hat Stacheln wie ein Kaktus.
 Sein Herz schneide ich auf und trinke daraus.
 
 
 
    
 
 Beginn und Ende
 
 
 Es ist nicht der Baum, der strebt
 Es ist nicht der Same, der lebt
 Es ist der Moment
 in dem der Pollen den Stempel berührt
 wie in einer Ganglie der Schlauch
 zur Erbanlage führt
 
 Dies ist der Moment
 in dem
 das Leben beginnt
 die Zukunft bestimmt
 
 Ein Baum ersteht,
 Wind, der weht
 durch die Blüten
 
 Heim für Vögel, für Insekten
 bis der Sturm
 den Halt anbrüllt
 
 bis der Baum
 zu Tode fällt
 
 Dann ist sein Leben
 voll erfüllt.
 
 
 
    
 
 Karma
 
 
 Alles vorbestimmt?
 Alles, was geschehen muß,
 Alles, muß geschehen?
 
 Es wird geschehen
 einen eigenen Charakter haben
 
 Die Toten stehen jetzt schon fest
 Doch noch ungeahnt
 die Neugebornen.
 
 
 
    
 
 Geld
 
 
 Es geht nicht so viel Geld für Reiche an Steuern verloren
 wie durch ihre eigene Gier nach dem großen Geld.
 
 
 
    
 
 Nur
 
 
 Nur in die Augen sehen
 Nur in die Augen sehen
 Dann will ich gehen.
 
 
 
    
 
 Feuer
 
 
 Rot, mit weißer Schrift
 Hebelmechanik, Plastikschlauch
 
 Nie hat dieser Feuerlöscher
 genutzt
 
 solange er im orangenen Käfer lag
 
 Sonst wurde jedes Feuer gelöscht.
 
 In mir, fast jeden Tag.
 
 
 
    
 
 Die Jagd nach Bildern
 
 
 Die Jagd
 Mammuts, Pferde, Giraffen
 in Felsen graviert
 als Malerei
 an Höhlenwände - geschnmiert?
 
 Malen in Ton, auf Papyrus,
 später in Handschriften
 auf Leinwand
 
 Lithografie, Tiefdruck, Offset
 Daguerrographie, Photografie,
 Filme auf Zelluloid
 Grau, Ton, Farbe
 
 Dann: Kathodenstrahlröhren
 zeilengezeichnete Bilder
 Grau, Farbe.
 
 Die Bildqualität verbessert sich.
 Auch Computer stimmen mit ein.
 
 Hier zählen dann Pixel, Farbtiefe.
 
 Jede Zeit verbinden wir mit den Bildern,
 die die Menschen in dieser Zeit gemacht.
 
 Doch es ist nicht so sehr das,
 was sie dokumentieren.
 
 Es ist vielmehr die Art,
 wie sie angefertigt wurden,
 und mit welcher Genauigkeit.
 
 
 
    
 
 Nach unten ist noch viel Platz.
 
 
 Nach unten ist noch viel Platz.
 Langsam wird er ausgefüllt.
 In Nano-Dimensionen
 wachsen Giga-Werte.
 
 Ganze Länder wären bedeckt,
 stellte man sie in ENIAC
 Architektur her,
 
 in der Menge,
 in der wir heute
 Musik hören, Filme betrachten,
 
 und sonstige Daten bewegen.
 
 Dennoch: Dank Mikroarchitektur
 wächst auch die Makroarchitektur.
 
 Der Handel wird billiger,
 Waren lassen sich fast so leicht bewegen
 wie die Datenströme, die sie steuern
 oder finanzieren.
 
 Dieses Mehr wird von immer mehr Menschen
 in immer mehr mikrogesteuerten Fabriken
 hergestellt. Am Ende sieht die ganze Welt
 
 wie Europa aus. Vernetzt durch Autobahnen,
 riesige Flughäfen, Rohstoffleitungen,
 Tiefwasserhäfen.
 
 Die Mikrowelt kann dies haargenau, und vor allem:
 sehr schnell kalkulieren.
 
 Eines Tages reißen wir die Platten heraus,
 verlegen den Hochbau unter die Erde,
 Pflanzen Wälder darauf,
 füllen ehemalige Hochhausstädte mit
 Plantagen für den riesigen Bedarf.
 
 Oder
 
 eine Katastrophe minimiert die Anforderungen
 unserer Welt an die natürlich Welt, indem sie
 mich dich uns alle einige viele
 in den Untergang reißt.
 
 Reißen wir das Steuer noch herum? Wir haben
 uns viel Mühe gegeben, dies nicht zu tun.
 
 Doch wir werden es tun müssen.
 Sonst müssen zu viele von uns zu früh gehen,
 oder zu viele kommen vermehrt zu uns.
 
 
 
    
 
 Wohlstand
 
 
 Graue kleine Mäuse ducken sich
 in ihrem Lebenshorizont
 Wer spielt, verliert, gewinnt -
 er wird belohnt.
 Eigne Räume engen sich.
 Lange Jahre strecken sich.
 Betrogen um Lohn, Rente und Pension
 wird man alt, kalt.
 Kaltgestellt.
 An den Tischen der Buffets
 stehen die gewählten Henker.
 Die Schlinge zieht sich langsam zu
 Vergessen wird zum Kerker.
 
 
 
    
 
 Jede Lebensphase
 
 
 Jede Lebensphase hat ihre Unvernunft.
 Der größte Irrglaube an die eigene Vernunft
 ist, immer vernünftig zu handeln.
 
 Überleben wir die Kindheit, weil zufällig
 alle Autofahrer aufgepaßt haben,
 werden wir am Ende der Jugend -
 wenn wir in der Zeit bis dahin nicht mißbraucht
 und sogar noch weggeworfen wurden -
 selber Autofahrer. Doch erst gefahren,
 Gefahren für uns selber.
 
 Doch der Hormone Überschwung
 dem Überschwung ist keine Kurve gewachsen -
 Unter Alkohol, Drogen voller Dröhnung,
 hält kein Airbag stand,
 keine Sicherheitsgurtverankerung.
 
 Wie Crashtest-Dummies
 schleudert es die jungen Menschen
 in winterhaft schneebestäubte
 glitzernde Waldlandschaften
 
 um den Weihnachtsbaum gewickelt -
 tot
 
 Die Schönhheit ihrer jungen Jahre
 rötet Lichtnelken, Klatschmohn,
 Rosen -
 tot.
 
 Inmitten gelben Laubs
 bunter Herbstfarben Blätter
 ziehen Blutschlieren das Ende eines Lebensstrangs -
 tot.
 
 Von Tag zu Tag
 trauern die Überlebenden, Nachgebliebenen.
 
 
 
    
 
 Wie schön
 
 
 Wie schön die Worte zu wählen
 Schönes zu schreiben ohne Not
 In Blumen zu schwelgen, in
 schönsten Tönen - ich wär da tot.
 
 Sicher, es ist ein Wunder
 wie der Frühling Hoffnung bereitet.
 Doch immer tiefer sitzt in mir
 der Winter, der mich leidet
 
 Der mich Leiden macht.
 All diese Schönheit, all dieser Glanz
 macht mich wach, nach all dem Winterschlaf
 
 Hängt diese Schönheit nur an einer Neigung
 von 23,44 Grad, Erdachse zu Bahnebene angeneigt.
 
 
 
    
 
 Alle Menschen sind von Geburt an gleich
 
 
 In der Erklärung der französischen Nationalversammlung hieß es:
 Alle Menschen sind von Geburt an gleich.
 
 Dann,
 100 Jahre, 175 Jahre spätererkämpften sich die Frauen die gleichen Rechte zu den Männern.
 
 Heute noch
 sind sie unterrepräsentiert und unterbezahlt.
 
 Wir wissen's ja:
 Männer und Frauen sind von Geburt an nicht gleich.
 
 Doch das ist uns Männern ja heut noch gleich.
 
 
 
     
 Blumen
 
 
 Ein Zaun aus Worten
 Maschen aus Lettern
 Gärten aus Sätzen
 
 Die Blumen
 nur ihr seht sie hier
 
 die ihr sie lest
 zu Sträußen bindet
 einem Liebsten
 
 in die Hände legt.
 
 
 
    
 
 Eine Frau fickt um ihr Leben
 
 
 Eine Frau fickt um ihr Leben
 als wär's ohne Ficken vergeben
 
 Sie glaubt nicht an Gott,
 an das Gute im Menschen.
 
 Darum müssen Münzen und Scheine
 - wie sie in ihren Augen glänzen
 
 für die guten Werte stehen -
 ach, und das, was sonst noch steht.
 
 
 
    
 
 Die Welt ist nicht schön
 
 
 Die Welt ist nicht schön
 wenn Menschen leiden.
 
 Im Gras und Frühlingsgrün
 zwitschern die, die uns meiden
 
 Sie wissen warum.
 Sie singen's von den Dächern
 
 da sie ständig Raubtiere fliehen -
 warum sollten sie uns da trauen?
 
 Sperren wir sie ein, vertrauen sie -
 der Hand, die sie füttert,
 
 dem Wort, das bekümmert
 um ihre Einsamkeit redet.
 
 Nein, sie wissen es seit Millionen Jahren
 daß wir für nichts Gutes stehn.
 
 Sie wissen es, ohne die Streifen
 von KZ-Kleidung zu verstehen.
 
 Auch wenn wir sie nicht verstehen:
 Sie haben uns schon längst verstanden.
 
 
 
    
 
 Das Rätsel um das eigene Ich
 
 
 Das Rätsel um das eigene Ich
 wird vom Wirklichen überblendet.
 
 Wie Du den anderen Menschen siehst
 sieht er Dich, und ständig
 
 ist da ein Verlaß, ein Vertrauen
 daß dieses körperliche Gefäß
 
 auch eine Seele bindet.
 
 Wir sind keine Gegenstände
 doch behandeln wir die
 
 die nicht dem unseren entsprechen
 von Innen wie von Außen nicht
 
 als würden sie, als würden wir
 uns entgegenstehen.
 
 
 
    
 
 Augen
 
 
 Als Kinder saßen wir in der Schule
 Die Stühle glattlackiert, die Schuhe
 noch Staub vom Fangenspielen anhaftend
 
 Bekamen wir das Auge erklärt,
 zu sehen in des anderen, wenn er, sie
 die abdeckende Hand vom Lid entfernte
 
 Wie ein kleiner Gummiball schnellte
 die Pupille, ohne jeden Willen
 von Groß nach Klein zurück
 
 Ein kleines Meisterstück der Natur.
 Doch, und das war wichtig, und
 dieses Wunder war uns nicht bewußt
 
 Daß unsere Pupille auch zurückschnellte
 ohne unseren Willen, nicht zu sehen -
 doch das, was uns bewußt als Menschen macht
 
 ist hinter diesem kleinen Schwarz verborgen.
 
 
 
    
 
 Eine Feder fehlt im Käppchen
 
 
 Eine Feder fehlt im Käppchen,
 ein Haus, ein Geld,
 das trägt es schon.
 
 Nur fehlt nur noch ein kleines Kind
 eins von denen, die mir genommen sind.
 
 Das Kleinste, sagt die dreizehnte Fee
 tut damit diesen Menschen weh.
 
 Mögen Rosen doch ranken meinen Winterschlaf
 meiner Liebsten danken, mit einem Kuß
 
 versiegeln diesen Elternschmerz.
 
 
 
    
 
 Zwei Haare
 
 
 Zwei Haare, im Zufall meine Hand gezupft
 aus dem Schopf, der meine Stirn bedeckt
 
 Zwei Farben, schmal dahingetupft,
 stehen für zwei Zeiten meines Lebens:
 
 Eins, aschblond wie die letzten 40 Jahre
 Zwei, silberweiß, bis zur letzten Bahre.
 
 Sie erinnern mich daran, daß ich hier bin.
 Daß auf Zeit ich nur Menschenkind bin.
 
 
 
    
 
 Tratsch
 
 
 Farbschablonen, wie umgewandelt
 gegen das innere Ich darin.
 
 Flecken, einfach farbbehaftet,
 trommeln in den lautren Sinn.
 
 Sozial ist es uns gegeben,
 zu tauschen was im Menschen drin.
 
 Dann regieren nicht mehr Formen, Farben,
 es scheint uns reiner Tratsch Gewinn.
 
 
 
    
 
 Echt
 
 
 Durch Äußeres das Innere auszudrücken
 kann auch Lügen heißen.
 Im Grunde ist es immer Lug.
 
 Denn nicht das Schöne, das uns ziert,
 ist die Pflicht, die Gutes schafft.
 
 Auch betont es mit aller Kraft
 das Böse, wenn es so behaftet.
 
 Letztlich durch die echten Taten
 kann der Tragende sein Ich verraten.
 
 
 
    
 
 Geh Wissen!
 
 
 In der schwersten deutschen Zeit
 einer grauenvollen Zeit,
 hatte ein Schüler Mut.
 
 Meiner Großtante versicherte er,
 daß nicht Wissen, sondern
 daß Gewissen Richtiges tut.
 
 Doch ohne Wissen formen wir auch nicht
 unser Gewissen.
 
 Dennoch, selbst wenn wir wissen,
 es kann das falsche Wissen sein.
 
 Nur ständige Prüfung
 hält dem Bösen stand,
 
 dem Bösen auch,
 das von eigener Hand
 
 In Unwissen handelt.
 
 
 
    
 
 Gut?
 
 
 Gutes ist eine Sache des Verstandes.
 Denn das Gefühl dazu ist uns Betrug.
 
 Nicht, weil gut man sich fühlen kann
 wenn man grundsätzlich Böses tut,
 
 ist das Getane Böse auch gut.
 Das ist zu einfach, weil das gefühlte 'Gut',
 
 das Getane auch im Bösen Gutes sucht.
 
 Gut fühlen ist kein gutes Gewissen.
 Unter Umständen läßt es sogar das vermissen.
 
 Es braucht noch nicht einmal einen Drogenrausch,
 um diese Instanz auszuschalten.
 
 Manche sind konstruiert, um das gute Gefühl
 trotz bös Getanem für gut zu halten.
 
 
 
    
 
 Nein
 
 
 Nein, sagt der Arzt,
 der Mond beeinflußt uns nicht.
 
 Nein, sagt der Wissenschaftler,
 der Mond wirkt auf uns nicht.
 
 Nein, sagt der Politiker,
 kein Einfluß auf Wirtschaftszyklen.
 
 Nein, sagt der Freund,
 wie soll diese kleine Scheibe da oben
 dich bestimmen?
 
 Keine Kraft zum Neumond,
 im Überfluß im Vollen.
 Fingerhaut zerreißen,
 bis das Blut fließt,
 während es bei vollem Mond
 gut ist.
 
 Die kleine Scheibe hat eine Masse:
 74 Trillionen Tonnen Metall und Gestein.
 
 
 
    
 
 Abfall
 
 
 Glimmernden Granit den goldnen Quarz
 Brauner Erde das Bauxit
 Tiefen Flözen Kohle um Kohle
 Härteren Tonschichten Gas und Öl
 Flüssen all die Edelsteine,
 die wir so lang im Rausch geraubt
 Vereinen wir in Glaspalästen
 aus Eisenoxid, Kalkgestein gebaut
 
 Geben wir zurück als Müll.
 
 
    
 
 Alles ist da
 
 
 Raschelndes Grün flirtet
 mit den braunen Stämmen,
 die der Winter ins Blickfeld zog.
 
 Es deckt die raue Borke
 zum Vergessen, daß der Winter
 einst ins Auge stieg.
 
 Mit Blüten trägt die Jahreszeit
 ein Brautgewand,
 wie tausend duftend Rosen.
 
 Vögel wie die bunten Perlen
 eines Kinderkettending
 streifen im Flug die Blätterspitzen.
 
 
 
    
 
 Hoffnungsvoll
 
 
 Unsere Vergänglichkeit
 In mürben Rost gefaßt
 
 Schon wenn wir ein Haus bauen
 beginnt es zu verfallen
 
 Selbst das eben gezeugte Kind
 altert schon sofort
 
 Unsere Steine, unsere Knochen
 werden eines Tages
 im Magma des Erdmantels versinken
 
 Sie werden als Gebirge aufsteigen
 Vom Winde verweht werden.
 
 Das Wasser spült unsere Reste hinweg,
 aus unserem Dreck
 steigt neues Leben in das Licht.
 
 Ich fürchte mich nicht.
 
 
 
    
 
 Alles schon gesagt
 
 
 Wenn alles schon gedacht
 wie auch alles schon gefühlt
 im Grunde alles schon gesagt wurde
 
 möchte ich nicht mehr lesen.
 Möchte ich nur noch schreiben
 Selber denken.
 
 Es ist eine ungeheuere Befriedigung
 einen moralischen Gedanken zu fassen
 ein Gefühl zu finden,
 etwas philosophisches zu erarbeiten
 eine Entwicklung vorauszusagen
 ein neues Gedicht zu verfassen
 zu töpfern und formen
 
 
 Andere haben das alles schon gemacht,
 es macht mich nicht traurig -
 denn für mich ist das Alles neu.
 
 
 
    
 
 Nichts Neues
 
 
 Nichts Neues -
 die Welt ist kategorisiert,
 das Leben ist schon erfunden,
 das Universum funktioniert.
 
 Künstler fügen nach bestimmten
 und unbestimmten Regeln
 Farbe, Dinge, Steine zusammen.
 
 Die Verbindung von Welt und Geist
 ist bestimmt.
 
 Darüber hinaus
 regeln wir alles.
 
 
 
    
 
 eyes wide shut
 
 
 Liebe in der Beliebigkeit
 Körper in der Körperlichkeit
 Seelen im Drogenrausch
 Beliebige Körper
 Ungeliebte Seelen
 Die Masken fallen nie
 Den Virus
 gibt's in der Chirurgie
 an der Nadel
 an der Scheide
 an dem Penis
 
 Das Spiel spielt
 die Spieler aus
 Sie glauben
 sich überlegen
 weil sie überlegen
 was sie tun
 
 Beliebigkeit
 Lieblosigkeit
 
 
 
    
 
 Sterben mit Sehnsucht
 
 
 Sterben mit Sehnsucht,
 mit Sehnsucht sterben möcht ich
 Der Sehnsucht nach einem Abschluß
 dem endgültigem Ende vom Licht
 der Sonne
 der Sterne
 die durch Sehnsucht meine Augen anziehen
 
 
 
    
 
 Wahrscheinlichkeit von Liebe
 
 
 Die Form des Organs
 die Struktur des Gehirns
 soll bestimmen
 ob ich ein Guter
 ob ich böse bin
 
 Gibt es da eine Stochastik
 eine Glockenverteilung
 unserer Charaktereigenschaften?
 
 Wer hat sein Gehirn ganz links
 im Guten
 angesiedelt?
 Wer hat sein Gehirn ganz Rechts
 im Bösen
 angesiedelt?
 
 Welchen Sinn macht Menschlichkeit
 wenn das eine Hirn nach Liebe schreit
 doch dafür Menschen tötet?
 
 Welchen Sinn macht Menschlichkeit
 wenn sie sich Liebe nimmt
 doch beim Akt mit Gewalt
 kein bißchen Rot errötet?
 
 
 
    
 
 Erst...
 
 
 Erst der Verlust belehrt uns über den Wert der Dinge
 Er t
  er Ve lust be ehrt uns  ber den Wer  der  inge Er
  d    lust b  hrt u  s  er d  W  der  in  E
  der  st  u    r  e 
  d   b      r  n  d 
  t  i    e  g  u    n w  W  d    c E
  t    be  igt uns den wahr  We  de  M  c Erst die Liebe zeigt uns den wahren Wert der Menschen
 
 
 
    
 
 Weil die Seele Liebe braucht
 
 
 Weil die Seele Pausen braucht.
 Sie Grün sehen muß, berühren.
 Weil sie lieben können muß
 Weil sie mitfühlend ist.
 
 All das Schöne ist vergessen,
 wächst Wissen jetzt doch exponential
 können wir kein Dot vergessen
 lernen wir schon digital.
 
 Mit Drogen das Gehirn aufbessern
 die Händler im Tempel Gottes.
 Dem Marschrhythmus der Maschinen folgen
 wie einst zu Wilhelms Kaiserwettertagen.
 
 Wir merken gar nicht mehr, wie wir marschieren
 Doch am Rhythmus der Musik wird mir bang
 Wie dieses laute Klopfen eines Herzens
 aus dem Fond des Wagen eines jungen Menschen drang.
 
 
 
    
 
 Dank an Alpha Edison
 
 
 Die Nacht zum Tag gemacht.
 Dank an Alpha Edison.
 Warum noch Schlaf?
 Der uns um 6 Stunden Ertrag gebracht?
 
 Rhythmen, immer die gleiche
 Bewegung
 Immer die gleiche Begegnung
 mit dem gleichen Fertigungsteil.
 
 Den Arbeitswert auf
 Sozialhilfeniveau gedrückt.
 
 Wie der Staat Geld der Arbeitenden
 in die Taschen der Reichen spuckt.
 
 Hartz hat betrogen, das haftet ihm an.
 Doch daß für den eigentlichen Betrug
 man diesen Mann nicht belangen kann
 
 schlägt dem Faß dem Boden aus
 das Faß, das eigentlich übervoll
 schon seit Jahren überlaufen soll.
 
 Ein Tropfen nur, eine Stimme
 kippt das Faß nach links
 
 spült all die Heilsversprecher
 ewigen Wachstums
 auch nach Links.
 
 
 
    
 
 Ungläubig, dem Kapitalismus gegenüber
 
 
 Ich glaube nicht
 daß es so weitergehen kann
 
 Ich glaube nicht
 daß man alle Wünsche erfüllen kann
 wenn man ständig neue schafft
 
 Ich glaube nicht
 daß man mit dem Bau eines Hauses
 persönliche Freiheit schafft
 
 Ich glaube nicht
 daß man mit seiner Arbeit Kraft
 das höchste Glück erringt
 
 Ich glaube nicht
 daß man der Menschen Kraft
 bis auf's letzte aussaugen darf
 
 Ich glaube nicht
 daß Menschen so stark
 wie die Maschinen sind
 
 die sie bauen, reparieren.
 
 Autos kaufen keine Autos.
 Doch Kapitalisten
 kaufen Maschinenkraft.
 
 
 
    
 
 George W. Bush
 
 
 Alles hat ein Ende
 Bush ist abgewählt
 Banken werden abgewickelt
 Schulden gezählt
 im Caravan gezeltet
 vor dem Rückspiegel
 geschlafen, manikürt
 Häuser gepfändet
 stehen leer
 bis ans Ende
 der Krise
 
 Barack Obama
 vom Hoffnungsplanet
 rettet die Autoindustrie
 die sich hoffnungslos verzählt
 verplant, verzockt
 
 Papiere, keinen Cent mehr wert
 - sie gehörten eingestampft -
 in bad banks abgeschoben
 für ein neues Wertpapierroulette
 
 Jetzt wird gespart
 gerechnet, bilanciert
 gezählt, gewichtet
 
 Viele für zu leicht befunden
 die vorher für schwer beworben
 
 Die Shopping-Elite der Welt
 vermisst ihr buntes Plastik-Geld.
 
 
 
    
 
 Kasperletheater BRD
 
 
 Es war eine Religion
 nach 50 Jahren Trennung
 wiedervereint zu sein
 
 Irgendwann, in ferner Zukunft
 sollten die Mauern fallen
 
 '49 schleuderte man Kupferpfennige
 für Illusionen hinaus
 
 '89 bliesen Bananen dem Osten
 die Lichter aus
 
 Es war wie eine Religion
 doch hatte man sich schon
 im geteilten Deutschland eingerichtet
 
 Das Wasserwerk wurde geschlossen
 im neuen Bundestag
 wurde mit Schall geschossen
 
 Oberstes Credo des Westens:
 Konsumpflicht
 
 Für Wirtschaftswachstum
 neue Wünsche schaffen
 
 Neue Wünsche, die keiner braucht
 aber wie bunte Federn am Indianer
 den Neubesitzer schmücken
 
 Die Wünscheerfinder
 versprachen Glück
 
 Erfüllung des Glücks
 durch
 Erfüllung der Wünsche
 
 Wir waren glücklicher ohne Sie
 denn anhalten, sie wird es nie
 die Wünscheindustrie
 
 Shopping, Konsumieren
 die eigene Langeweile anstieren
 
 Das Glück, das vermeintliche
 die Kapitalismusillusion
 ins Getrennte hinüberstrahlen
 
 Wo in Leipzig
 Wo in Dresden
 
 Menschen für Freiheit demonstrierten
 für Teilhabe am Kapitalismus eben
 
 Sie sind Roller Skates gefahren
 in Adidas' Turnschuhen gejoggt
 die Haare mit Dauerwelle frisiert
 nach dem Lamborghini gestiert
 
 Mountain Bikes gekauft,
 auf die Seychellen gejettet
 Golf GTI gefahren
 um die Lotto-Halluzination gewettet
 
 Jetzt machen wir den Blödsinn
 eben vereint.
 
 
 
    
 
 Kasperletheater DDR
 
 
 Wie sehr müssen doch die Menschen
 an sich selbst gelitten haben
 In freier Öffentlichkeit
 eine Wirtschaft zu loben
 die sich selber feiert
 aber dem Einzelnen
 das nicht gibt
 was für ihn
 seine eigene Wahrheit ist
 
 Wie Hampelmänner sagten sie Jahr für Jahr
 die selben hohlen Texte auf
 spielten die Rolle des "braven Arbeiters"
 den dieses System glücklich machen soll
 
 während man an Wünschen litt
 die dieses System
 niemals erfüllen konnte
 
 Selbstbestimmung, freie Wahl,
 freies Studium, freie Arbeitswahl
 
 Lachen durfte man darüber nicht
 was Honecker und Konsorten
 an Hohlheiten von sich gaben
 
 Selbstgestaltung des Äußeren
 auch das gibt es ja
 wurde infernalisiert
 durch eine kommunistische Gleichmacherei
 die der Jugend die Haare schnitt
 
 wie das Dritte Reich
 den Kruden, die es nicht liebte
 
 Ein Staat von Stalins Gnaden
 Ein Schießbefehl, Selbstschußanlagen
 Ulbricht
 Manfred Krug hat es ihm vorgemacht
 
 Man kann kein Feld mit Sand bewässern
 mit Stahl und Chemie die Welt verbessern
 wenn man alles in Waffen steckt
 
 Die Führungsclique litt nicht
 an unerfüllten Wünschen
 Der oberste Gefangene seines Staates
 ihm wurden die Straßen bunt angemalt
 vom Hausbesitzer selbst bezahlt, selbst zu bezahlen
 
 Es war seine Schöne, Neue Welt
 Er wußte nichts von Eigeninitiative,
 Selbstorganisation
 
 Dabei blühte im Grauen
 ein kleiner Kapitalismus
 der die Versprechen
 die der Westen erfüllte
 sich selber gern stillte
 
 Waren sie doch die Sklaven
 eines armen Staates
 
 
 
    
 
 Bob Dylan
 
 
 Farbe
 Deiner Worte
 in Schwarz-Weiß
 
 ein Thementag auf 3sat
 
 Du bist so unscheinbar
 in den 60er Jahre farblos Farben
 
 Deine Worte
 Deine Stimme
 sie klagen
 
 den Frieden wegen Krieges an
 
 
 
    
 
 Wie Du
 
 
 Jede Minute
 gehen kleine Augen auf
 
 Jede Minute
 wacht ein Baby auf
 
 dieser Welt
 aus Fruchtwasserschlaf
 
 Der Mensch macht sich
 auf zu neuem Leben
 
 So alt wie Du
 wie Du so jung
 
 lernt es Spielen
 übt es Lesen
 
 Seine Augen
 sehen Reichtum
 Armut eben
 
 Wünsche, Pläne
 Ideen, Glauben
 
 bestimmen den Weg
 
 Wie Du
 gibt es so viele
 die Deine Minute
 den Tag Deiner Geburt
 mit Dir teilen
 
 Wie Du
 greifen sie zur Blume
 betätigen sie
 den Abzug einer Waffe
 
 Ratlos vor Liebe
 Ratlos vor Rache
 
 
 
    
 
 Worte
 
 
 Worte
 stehen nicht im Sinn
 
 meine Finger
 ringen um Ruhe
 
 während sie bluten
 
 vor Nichtstun
 
 
 
    
 
 Gute Nacht
 
 
 Jeden Abend gibt es einen Weg aus dem Leben:
 Es ist der Schlaf.
 Für all des Tages Mühe, Streben, Bewegen
 ist er der Lohn, keine Straf.
 
 
 
    
 
 Meine ältere Schwester
 
 
 Was ich Dir gebe
 nimmst Du nicht
 Was Du Dir nimmst
 Geb ich Dir nicht
 
 Was Du siehst
 das weiß ich nicht
 Was ich weiß
 das siehst Du nicht
 
 Dein Herz randaliert
 Deine Wut marschiert
 Dein Hirn generiert
 
 Pläne.
 
 Präsenz
 ist Dir Pflicht.
 
 Mich?
 Mich siehst Du nicht.
 
 
 
    
 
 Mein Sohn
 
 
 Ich liebe Dich.
 Mein Sohn,
 ich liebe Dich.
 
 Weckst Du mich?
 Schreist Du nach mir?
 Atmest Du mit mir?
 
 Neun Monate
 warst Du bei uns.
 Neun Monate,
 in denen Du wuchst.
 
 Dann, ein paar Stunden lang
 hörte ich Deine Stimme.
 
 Ein Piepsen,
 ein Flehen.
 
 Diese Stimme wird größer
 wie Du.
 
 Nur ein Schatten
 wirst Du in meinem Leben sein
 
 wie das Leben
 ein Schatten ist für mich.
 
 Doch leuchten Deine Augen
 auch für meine Frau
 für mich
 für Schwestern
 und Bruder.
 
 Du weißt ja noch nicht
 was Du alles sein wirst
 für Dich.
 
 Für mich
 bist Du ein Himmelslicht.
 
 
 
    
 
 Bild
 
 
 Gott einen Namen zu geben ist schon vermessen.
 Daß man ihm dann einen gibt:
 "Ich bin, der ich bin."
 Der die Wahrheit sagt durch nichts
 der doch alles ausdrückt, was in uns angelegt ist.
 
 "Du sollst Dir kein Bild von Gott machen!"
 "Er schuf Adam und Eva nach seinem Bilde."
 
 Ohne Spiegel
 kannst Du Dir ja nicht in die Augen sehen
 Deine Pupillen sehen, die Iris, das Weiße.
 
 Mit etwas Glück erkennst Du
 Deine Nasenspitze, die Oberlippe,
 das Verschwimmen des Bildes in Deinen
 halbgeschlossenen Wimpern.
 
 Da sind wir also drin:
 In einem Körper, der Milliarden gehören kann.
 Irgendeiner. Vertraut ist uns sein Aussehen,
 seine Schwächen, seine Stärken.
 
 Aber "das bin ja gar nicht ich."
 Nein. Es sind die inneren Werte.
 
 Und doch: wenn wir ausatmen, dann CO2,
 das auch bei unseren Denkprozessen
 entstanden ist.
 
 Urinieren gibt die Reste der Kohlenhydrate,
 zu Harn verwandelt, frei.
 
 Und selbst Träne und Speichel waren irgendwann
 im Laufe eines Tages auch schon in unserem Hirn.
 
 Bleibt nur zu hoffen, daß Gott dieses Bild von uns
 auch länger als dessen Körper aufbewahren kann.
 
 
 
    
 
 Deus ludens
 
 
 Wie lange war Gott alleine
 Wie lange hat er gelitten
 alleine
 nichts Sinnvolles zu tun
 nur Warten. Warten?
 Warten
 Oder sind wir nicht die ersten?
 Die Erste Welt, mit der er spielte?
 
 Deus ludens.
 
 
 
    
 
   
 A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
 
  
   3. Potenz
 
 
 
    
 
       
 Abfall
 Abzuholen
 Agrarökonomie
 Aldous Huxley
 Alle Menschen sind von Geburt an gleich
 Alles ist da
 Alles schon gesagt
 Alles verlieren, sogar die Liebe
 Alt
 An der Kante der Liebe
 An die Liebe angekettet
 An diesem letzten Strand
 Andrea
 Augen
 aus Blut heraus
 
 
    
 
       
 Bauplan
 Beginn und Ende
 Bestimmt
 Bewegung ohne Bewegung
 Bild
 Bleib
 Blind geboren
 Blumen
 Blumen des Frühlings
 Bob Dylan
 Braves Blut
 bunte Steine tanzen
 
 
    
 
       
 Dalai Lama's Notwendigkeit
 Dank an Alpha Edison
 Daß die Illusion die Liebe ist
 Das Große Ganze
 Das Rätsel um das eigene Ich
 Das stolze Unicorn
 Das Wesentliche
 David Singmaster
 Da, wo ich nicht gehört bin.
 Dein Kind träumt
 Der kleine Prinz II
 Der schöne Schein
 Deus ludens
 Die geheimnisvolle Pforte
 Die Gewalt zuletzt
 Die höchsten Entwicklungen
 Die Jagd nach Bildern
 Die kleine schöne Welt
 Die Liebe
 Die Welt ist nicht schön
 doch wenn sie sprechen
 Don Quijote
 drei junge Täubchen
 
 
    
 
       
 Echt
 Echo
 Eigene Schritte
 Eine Feder fehlt im Käppchen
 Eine Frau fickt um ihr Leben
 Eine Reise zum Mond
 Einmal
 ein Quantum Glück
 Einsamkeit berührt mich nicht
 Erinnerung Würzburg
 Erst...
 Es geht ein Grauen durch die Welt
 Es ist ein Ende geschehen
 Es stirbt in mir.
 Eure Welt
 Eure Wünsche
 Ewigkeit
 eyes wide shut
 
 
    
 
       
 Fehltritt
 Feuer
 Flip Flop
 Flügel
 Formung
 Freiheit, Freiheit
 Fromm
 früher Vatertod
 Funktionieren
 Für die Jagd gemacht
 für Ingeborg Strametz
 
 
    
 
       
 Geh Wissen!
 Geld
 Gordischer Knoten
 George W. Bush
 Gib mir einen Hauch von Lust
 Gold
 Goldener Zwerg I
 Goldener Zwerg II
 Göttlichkeit
 Gut?
 Gut?
 Gute Nacht
 
 
    
 
       
 
 Hans im Glück oder "Soviel Du tragen kannst"
 Haß
 Hassen lernen
 Häwelmann
 Heroisch
 Heute - fühlt sich so gut an
 Hier
 Hoffentlich
 Hoffnungsvoll
 
 
    
 
       
 Ich existiere nicht.
 Ich liebe diese schwarzen Scherben
 Ich sterbe den Duft
 Ich weiß nicht.
 Ihr Kinder der Asche
 Inneninspektionen
 
 
    
 
       
 Jagd
 Jean Paul
 Jede Lebensphase
 
 
    
 
       
 Kaktus
 Karma
 Katastrophen
 Kasperletheater BRD
 Kasperletheater DDR
 Keine Frucht
 Kleine Puppe
 Knoten
 Knoten
 
 
    
 
       
 Laute Stille
 leichter Tod
 Lichter der B#che
 
 
    
 
       
 Manisch
 Meine ältere Schwester
 'Mein Kampf'
 Mein Sohn
 Merlin
 Mond
 
 
    
 
       
 Nach unten ist noch viel Platz.
 Nein
 Nichts Neues
 Nur
 Nur ein Komma
 Nur ein Satz
 
 
    
 
       
 Oberflächlich
 
 
    
  
       
 Paradise
 
 
    
 
       
 Quanteneffekte
 
 
    
 
       
 Reisen
 Riß
 Ruanda
 
 
    
 
       
 Schmollen
 Schreiben
 schöne Stimme
 Schwester
 Seht ihr die Wünsche nicht?
 Simone
 Sitzen geblieben
 So gewöhnlich
 So leicht
 So schnell
 so Schön
 Spiegelbild
 Spuren
 Steine
 Sterben mit Sehnsucht
 Süßer Apfel
 
 
    
 
       
 The sin do us
 Tod
 Tratsch'
 tschechischer Film
 Tun
 
 
    
 
       
 "Um Kinder brauchen wir uns nicht zu kümmern."
 Ungläubig, dem Kapitalismus gegenüber
 Unser und anderer Glück
 Urknall
 
 
    
 
       
 Verderbe ich.
 volle Monde
 
 
    
 
       
 Wahrscheinlichkeit von Liebe
 Warum sie hier
 Was Du nicht kriegen kannst.
 Was sind wir Narren
 Was willst Du werden
 Weil die Seele Liebe braucht
 weinende Berge
 Weltliteratur
 Wenn ich einmal bin
 wenn Sterne ins Leben aufbrechen
 Werder
 Wieder einmal
 Wie Du
 Wie schön
 Wie war ich glücklich?
 wie Wunder schön
 Winter
 Wirklichkeit
 Wohlstand
 Worte
 Wozu sterben
 
 
    
 
       
 Zäh wie Honig
 Zeit
 Zeit und Kinder
 Zivilisation
 Zorica, Julia I
 Zorica, Julia II
 Zu lieben
 Zum Schreiben aufgewacht
 Zu sterben
 Zwei Haare
 
 
     
  
 
  
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