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   |  | Maria Beyer-Görnert ist nach Auskunft einer Großtante, Maria Schlesinger, eine entfernte Verwandte der Familie Grandy. Leider wußte sie zu Lebzeiten keine genauere Auskunft darüber zu geben, doch dieser Status veranlaßte sie dazu, mir Frau Beyer-Görnerts Gedichtband zur Verwahrung und Lektüre zu überlassen. 
 Für mich ist die Vermutung sehr stark, daß Frau Maria Beyer-Görnert, ebenso wie meine Großtante, aus dem sudetendeutschen Niederland stammt, ein kleiner "Auswuchs" der tschechischen Republik am Rand des Elbsandsteingebirges, in Richtung Dresden.
 
 In manchen Gedichten Maria Beyer-Görnert schwingt eine gewisse Verbitterung über den Verlust der Heimat mit, doch insgesamt überwiegt eine positive Grundstimmung.
 
 Wie auch Rose Ausländer in ihren frühen Jahren ist Maria Beyer-Görnert um einen klassisch-expressionistischen Stil bemüht, wobei auch modernere Elemente durchschimmern.
 
 Für mich persönlich erreicht sie jedoch nicht die Tiefe, die Rose Ausländer bereits in ihren frühen Gedichten zu pflegen verstand.
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 Poesie
 
 
 Sie steigt hinab zu aller Erdenschwere
 und schwingt sich in reines Ätherblau
 sie ist daheim in jeder Atmosphäre,
 in jeder Träne, jedem Tropfen Tau.
 
 Sie findet sich in jeder Vogelkehle,
 in jeder Blume, jedem Augenblick,
 in jedes Menschen aufgeschlossner Seele,
 sie ist das große, unsagbare Glück.
 
 Wo sie verweilt, ist seliges Entschweben,
 selbst Kampf und Ende wird zur Harmonie,
 verklärend ist sie Hülle allem Leben
 die ewig wunderbare Poesie.
 
 
 
    
 
 Dichtung und Sprache
 
 
 Mächtig ist der Dichtung Wesen,
 Ahnung fremder Wirklichkeiten,
 Rufen in der Menschheit Nacht,
 Inbrunst allem zarten Sehnen,
 Andacht jedem Dankgebet.
 
 Berge lassen sich versetzen,
 Erde wird zum Garten Eden,
 Ymir aus den Wolken wächst,
 Elfen tanzen Blumenreigen,
 Riesenkraft verzuckt im Blitz.
 
 Größe schenkt sie, Seelenstärke
 Ödipusgeschick zu meistern,
 Räume schafft sie unbegrenzt,
 Nähe wird des Weltalls Ferne,
 Ewig weckt sie neues Leben,
 Reift das Samenkorn der Dichtung
 Tausendfältig durch das Wort.
 
 
 
    
 
 Mutterhände
 
 
 Mutterhände, ihr tragt alles Glück der Welt,
 eure Kraft ist allen Lebens Stärke,
 ob durch das Runzeln oder Narben auch entstellt,
 immer seid ihr Zeugen eurer Werke.
 
 Mutterhände, Trägerinnen aller Zeit,
 aller Sehnsucht, aller guten Triebe,
 in euch liegt verwahrt die große Seligkeit
 allen Menschenschicksals, Mutterliebe.
 
 Teure Hände, ihr empfangt der Erde Leid,
 das nur Müttern restlos vorbehalten,
 dennoch seid ihr fähig, immerzu bereit
 neues Leben willig zu gestalten.
 
 
 
    
 
 Blumen und Kinder
 
 
 Blumen sind wie Kinder
 brauchen sorgend Mühen,
 daß sie gut gedeihen
 und uns dankbar blühen.
 
 Kinder sind wie Blumen,
 brauchen Licht und Sonne
 eines Mutterherzens
 für der Kindheit Wonne.
 
 Beide sind Geschöpfe
 uns von Gott gegeben;
 die nur durch die Liebe
 reifen für das Leben.
 
 
 
    
 
 Trost
 
 
 Will die Welt dir einmal nimmer taugen
 und du willst vergehn in Schmerz und Leid,
 schau in eines Kindes Seelenaugen
 und du erlebst die eigne Kinderzeit.
 
 Will dein Herzschlag dir auch manchmal stocken,
 wenn der Lebenssturm dich arg zerzaust,
 streiche über weiche Kinderlocken
 und der Sturm an dir vorüberbraust.
 
 
 
    
 
 Mysterium der Liebe
 
 
 Wenn deinem Leben keine Freude wollt' mehr winken
 und dir von allem Reichtum nichts mehr übrigbliebe,
 selbst Freunde langsam in Vergessenheit versinken,
 ein Glück vergeht nicht, das Mysterium der Liebe.
 
 Denn dies Geheimnisvolle bannen keine Schranken,
 ob ihm ein Leugner auch ein herrisch Halt befehle,
 es glüht im Stillen, in der Freiheit der Gedanken
 und findet sich in der Unsterblichkeit der Seele.
 
 
 
    
 
 Sternensehnsucht
 
 
 Wir Menschen sehnen uns nach manchem Sterne,
 nach seinem rätselvollen Flimmerlicht,
 und ahnen kaum, daß nur die weite Ferne
 den Glanz verschenket, den das All verspricht.
 
 Doch ist uns so ein Sternlein zugefallen,
 verliert es bald den himmlisch hellen Schein,
 denn Erdverhängnis haftet doch an Allem
 und läßt auch Sterne trüb und dunkel sein.
 
 Wir glauben eines Sternes Licht zu lieben
 und brechen spielend Strahl und Strahl ihm aus.
 Am Firmament wär es ein Stern geblieben,
 in unsern Händen wird ein Kreuz daraus.
 
 
 
    
 
 Federspiel
 
 
 Aus des Kissens reicher Fülle
 strebte eine Feder fort,
 sie durchstach die feste Hülle,
 brach so der Gemeinschaft Wort.
 
 Auf dem Teppich blieb sie liegen,
 weicher, weißer Federflau,
 ruht sich aus von schnellen Siegen,
 träumt beglückt der Freiheit Traum.
 
 Doch schon naht des Schicksals Wende
 lenket einen Kinderblick
 und es fassen Kinderhände
 nach dem jungen Federglück.
 
 Tanzend geht es auf und nieder,
 aufwärts nur ein Hauch genügt,
 sinkt dann langsam immer wieder,
 bis des Kindes Lust verfliegt.
 
 über einer kurzen Weile
 kleine Finger sich bemühn,
 ohne Denken, ohne Eile
 alle Schönheit auszuziehn.
 
 Längst vergessen ist das Streben
 nach der Freiheit großem Ziel
 und so endet Glück und Leben
 schicksalhaft im Federspiel.
 
 
 
    
 
 Josefine Bregenzer
 
 
 Noch leben deiner Augen helle Sterne,
 sie strahlen nach ihr unverbrauchtes Licht,
 doch schauen sie in unbekannte Ferne,
 sie sind noch irdisch und sie sind es nicht.
 
 Voll Anmut lehnst du in den weißen Kissen
 mit deinem Antlitz, abgezehrt und fahl,
 in deinen Zügen nistet schon das Wisssen
 um die Erlösung einer langen Qual.
 
 Die matte Rechte hält ein Tuch zusammen,
 das hüllend sich um deine Schultern legt,
 als sollten deines Lebens karge Flammen
 dich wärmen, eh ein Haus sie niederschlägt.
 
 So lebt dein Bild, obwohl du heimgegangen,
 dein Vater schuf dein letztes schönes Glück
 er hat dein Wesen liebend eingefangen,
 es war sein schwerstes, doch sein Meisterstück.
 
 
 
    
 
 Müde Freundschaft
 
 
 Wenn eine Freundschaft schlafen geht,
 nach Lenzlust, Sommer, Erntezeit,
 so denk', auch rauhe Zeit verweht
 und koste ihre Bitterkeit.
 
 Sei weise, laß sie ruhn, sie steht
 schon wieder auf, wenn es so weit.
 Die herben Früchte reifen spät
 zu Fäulnis oder Süßigkeit.
 
 
 
    
 
 Haussegen
 
 
 Mit Gott! Betreten wir die Schwelle
 des Hauses, das wir uns gebaut
 und tragen mit dem Brot die Quelle
 des Lebensstroms, die warme Welle
 des Lichtes, dem wir anvertraut.
 
 Die Liebe herrsche in den Räumen,
 in die wir schreiten, schicksalsblind,
 sie laß die Wünsche überschäumen,
 die sich erfüllen in den Träumen
 und unsrer Tage Zukunft sind.
 
 
 
    
 
 Lebenswunder
 
 
 Atemlos lauschend
 hört ich ein Raunen
 heimlicher Stimmen.
 Wagnis des Lebens?
 
 Sinne berauschend,
 ich durft mit Staunen
 Gipfel erklimmen.
 Nichts ist vergebens.
 
 
 
    
 
 Der Mensch
 
 
 Ein Gedanke Gottes,
 ein gewollter Zufall
 zwischen Liebenden.
 
 Ein Geführter,
 ein Gefährte,
 ein Geprägter.
 
 Nackt beim ersten Schrei,
 sind ihm Jahre Kleider
 und am Ende
 deckt ihn Linnen,
 Holz und Erde zu.
 
 Frucht der Liebe,
 Frucht des Lebens,
 fällt zurück er
 in die Hand,
 die ihn schuf.
 
 
 
    
 
 Die Seele
 
 
 Die Unsichtbare,
 dem Menschen eingehaucht,
 sie formt und prägt
 Gestalt und Antlitz.
 
 Abwägend, einsam
 steht sie am Kreuzweg,
 wie flattert sie
 in Not und Ängsten,
 gepeinigt schreit sie
 unhörbar auf.
 
 Und kann doch jauchzen,
 wenn sich ein Himmel auftut.
 
 
 
    
 
 Lebenswege
 
 
 Wege gibt es
 in die Freiheit,
 in die Knechtschaft.
 
 In das Dunkel,
 an den Abgrund,
 in die Not.
 
 Aus der Wirrnis
 in die Rettung,
 in das Glück.
 
 Zu den Höhen,
 zu den Sternen
 und zu Gott.
 
 Lebenswege -
 welche Ziele
 wählt dein Fuß?
 
 
 
    
 
 Kannst du hinter Stirnen lesen?
 
 
 Hinter enger Schale
 pressen die Gedanken
 sich zusammen.
 
 Ist es Liebe?
 Ist es blinder Haß?
 Jagen sie das Blut
 in die Wangen
 Feuchten sie das Auge?
 Wie belasten sie die Seele?
 
 Leicht fließt manche Rede
 von den Lippen
 aber schwer
 löst sich oft ein Wort.
 Kannst du hinter Stirnen lesen?
 
 
 
    
 
 Im Vorbeigehn ...
 
 
 Köstliche Gabe,
 dargereicht
 auf der kristallenen
 Schale empfindsamer Freundschaft.
 
 Nimm sie behutsam,
 gib sie behutsam zurück,
 lege dazu noch den Dank
 und vergiß.
 
 
 
    
 
 Wandern und warten
 
 
 Wandern, ein lebenlang wandern
 in der Begrenzung der Zeit,
 in der unendlichen Weite
 nebelverhangener Zukunft.
 
 Warten, nicht zögern, nur warten,
 lauschen, ob warnender Ruf
 oder verlockende Stimme
 zielstrebig weise die Richtung.
 
 Wandern und warten in Gnade,
 Irrlicht erkennend, Gefahr,
 mutig, getrost unter Lasten,
 demütig, gläubig in Freiheit.
 
 
 
    
 
 Was ist die Liebe?
 
 
 Eine Tugend?
 Sünde, Sühne?
 
 Leidenschaft?
 Keuschheit, Opfer?
 
 Ein Geschenk?
 Seligkeit?
 
 Nicht eines ist sie,
 sie ist alles.
 
 
 
    
 
 Freundschaft
 
 
 die ungefaßte Perle,
 mattschimmernd,
 mit Regenbogen.
 
 Juwel der Freude,
 Symbol der Tränen,
 Glückseligkeit.
 
 Geschenk,
 Besitz
 und Gnade.
 
 
 
    
 
 Scheidenden Freunden
 
 
 Einsame Wege
 führen ins Dunkle,
 führen ins Helle,
 führen zusammen
 und auseinander.
 
 Einsame Seelen
 suchen und finden
 ewig Verwandtes,
 endlich Erahntes:
 Winkenden Abschied.
 
 Aber es wandelt
 auf jenen Wegen:
 Freundlich gesinntes,
 stetes Erinnern
 in jede Zukunft.
 
 
    
 
 Wer bist du?
 
 
 Wer bist du?
 Ein Name?
 Ein Titel?
 Ein Freund?
 Ein Feind?
 
 Wer ist Du?
 Ein Nächster?
 Ein Fremder?
 Ein Gast?
 Ein Geist?
 Sieh dich
 in Allen!
 
 
 
    
 
 Ich warte
 
 
 Ich warte,
 daß es stille wird,
 daß dem Wort das Ohr
 hörig ist.
 
 Ich warte,
 daß ein Wind es fortträgt
 zu den Herzen, die bereit
 zum Empfang.
 
 Ich warte,
 ob das Wort auch klingt
 und als Echo heimkehrt
 her zu mir.
 
 
 
    
 
 Den Müttern
 
 
 Wie leicht entgleitet euch
 ein Glück, ein teures Pfand.
 Ihr steht und starrt
 auf eure leeren Hände
 und langsam tropft der Schmerz
 aus euern Augen.
 
 Gebt euch der Trauer hin,
 jedoch verschließet euch
 dem Leben nicht,
 es fordert
 bis an die Grenzen eurer Kraft
 noch Liebe.
 
 
 
    
 
 Einer Braut
 
 
 Hell wie ein heiteres Zirrusgewölk,
 schwimmend im Blau eines sonnigen Himmels;
 so ist dein Morgen im bräutlichen Schleier.
 
 Wandernd und immerzu wandelnd vollzieht
 sich im Geheimen ein eigenes Schicksal
 im unbeachteten, sicheren Mittag.
 
 Dann wieder leuchtet es purpurn umsäumt,
 ruhend im Glanze verdämmernden Lichtes.
 So sei dein Abend, beglückend und glücklich.
 
 
 
    
 
 Bettina von Arnim
 
 
 Im Buch der Liebe habe ich gelesen
 von einer Sehnsucht, reich und tief,
 die niemals völlig wach gewesen
 und träumend, niemals völlig schlief.
 
 Wo sind nun Lenzes Heimlichkeiten?
 Wann macht ein Sommer selig satt?
 Da fällt ganz sachte auf die Seiten
 des Herbstes erstes, welkes Blatt.
 
 
 
    
 
 Immer wieder
 
 
 Immer wieder
 wird vom Schicksal
 dir ein Leben
 in den Weg gestellt.
 
 Immer wieder
 löst ein Steinchen
 die Lawine
 eines Leides aus.
 
 Immer wieder
 sprudeln Quellen
 aus den Gründen:
 Freundschaft, Freude, Glück:
 
 Immer wirst auch
 du dem Andern
 Triebkraft, Hemmnis,
 Quelle sein.
 
 
 
    
 
 Nimm die Stunden
 
 
 Aus dem Füllhorn deiner Jugend
 quellen dir der Stunden viel,
 schmücke sie mit aller Tugend,
 mit der Freude Reigenspiel.
 
 Achtlos laß dir keine schwinden,
 laß nicht eine dir entgehn,
 such in jeder Glück zu finden,
 lerne jede zu verstehn.
 
 Ungenutzt gehn sie zugrunde,
 hemmungslos wird dann ihr Lauf,
 kostbar sei dir jede Stunde;
 reihe sie wie Perlen auf.
 
 
 Pflege ihren matten Schimmer,
 freue dich an ihrem Glanz,
 so erwirbst du sie für immer,
 so gehören sie dir ganz.
 
 
 
    
 
 Arme, reiche Seele
 
 
 Gib mir Brot,
 bettelt die Arme
 ohne Bedacht
 und die geöffnete Hand
 wird von den Reichen
 irgend einmal
 ohne Bedenken gefüllt.
 
 Nimm das Brot,
 bittet die reiche
 freundlich geneigt,
 aber die bietende Hand
 wird von den Armen
 selten einmal
 arglos und dankbar erfaßt.
 
 
 
    
 
 Keine Stunde
 
 
 Keine Stunde ist so arm,
 daß sie nicht ein Körnchen trüge
 aus der Vielfalt eines Füllhorns.
 
 Keine Stunde ist so reich,
 daß sie nicht den Mangel spürte
 an den Grenzen fremden Willens.
 
 Und kein Leben ist gering,
 jede Hand und jeder Geist
 handelt nach Gesetz und Freiheit.
 
 
 
    
 
 Treue Gedanken
 
 
 Treue Gedanken
 finden immer noch ihr Ziel.
 
 Jedes Geschöpf
 geht seinen Gang
 und hinterläßt
 eigene Spuren im Sand.
 
 Winde verwehen
 leichtes Erinnern,
 aber die treuen Gedanken
 finden den Weg.
 
 
 
    
 
 Ewigkeit
 
 
 Erde von Erde
 so sticht der Spaten
 Reihe um Reihe ab.
 
 Erde zu Erde
 so wirft der Spaten
 Reihe um Reihe an.
 
 Immerzu spateln
 Stunden und Leben,
 Ewigkeit -- Ewigkeit
 
 
 
    
 
 Zeit
 
 
 Im Handumdrehn
 wird Morgen Heute
 und was du heute liebst
 ist morgen Beute,
 das Gestern wird
 zur Ewigkeit.
 Wer löst
 das Rätsel Zeit?
 
 
 
    
 
 Nichts ist umsonst
 
 
 Stecke den Kopf
 nicht in den Sand,
 es macht dich blind
 blind für die Not,
 blind für das Glück
 rings um dich her
 und deine Angst
 schrumpft nicht in dir.
 
 Liebe die Hoffnung,
 lebe die Liebe,
 glaube an dich
 und was dich hält,
 in der Gewißheit,
 nichts ist umsonst.
 
 
 
    
 
 Was ist ein Abschied?
 
 
 Vertauschte Wände,
 zurückgelassene Freunde
 und eine Reise
 in Ungewisses.
 
 Im Handgepäck
 die Last der Trübsal,
 doch Schwester Hoffnung tröstet.
 
 
 
    
 
 Daß wir setzen Fuß vor Fuß ...
 
 
 Jahre sind die Meilensteine unsers Lebens,
 ungezählte Schritte führten uns hierher,
 manche galten doppelt, mancher war vergebens,
 mancher leicht und mancher ungeheuer schwer.
 
 Freuen wir uns dankbar über das Erreichte,
 blieb auch vieles hinter Wunsch und Traum zurück,
 wenn uns auch die Zeit, ein Gram den Scheitel bleichte,
 daß wir leben, ist doch unser schönstes Glück.
 
 Also, gehen wir dem neuen Jahr entgegen,
 Schicksal will es, daß wir setzen Fuß vor Fuß,
 bitten wir um Kraft auf unbekannten Wegen,
 bieten wir der Zukunft den Willkommensgruß.
 
 
 
    
 
 Was sind hohe Jahre?
 
 
 Nur ein weiter Weg
 durch den Wald der Hoffnungen,
 durch die Moore der Enttäuschung,
 über Berg und Tal des Glück's.
 
 Freunde waren viel bei dir,
 Neider wälzten Steine in den Weg,
 wo du selber irrtest,
 glaubte Liebe noch an dich
 
 Heiter, lustig ging es zu,
 Kameraden gingen fort,
 mannigfaltig, kunterbunt
 war und ist das Leben.
 
 Kannst du wissen, wie es endet?
 Kennst du Zeit und Ziel?
 Wandrer, wandre munter weiter
 mit den Wünschen deines Lebens.
 
 
 
    
 
 Auf der Treppe sind wir immer
 
 
 Auf, ab, auf,
 auf, ab, auf,
 in den Kehren nur
 kurzes Atemholen,
 weiter geht es,
 bis ein Höhepunkt erreicht.
 
 Dann verweilen wir,
 schauen rückwärts:
 Wieviel Stufen wir gegangen sind,
 wieviel Menschen uns begegnet sind,
 die uns hoben,
 die uns hielten,
 die uns hemmten,
 Wieviel Zeit vergangen ist
 und wieviel geschehen ist.
 
 Was uns bleibt? Erinnerung,
 Seufzer der Erleichterung,
 Dank und frohe Zuversicht
 und Gewißheit:
 Auf der Treppe sind wir immer.
 
 
 
    
 
 Heimat, Born der niemals ausgeschöpft
 
 
 Born, der niemals ausgeschöpft.
 Wann ich immer trinke,
 nimmer trinke ich dich leer
 und mein Durst
 wird nicht kleiner mit der Zeit.
 
 Heimat,
 Born, in deinem Spiegel
 sehe ich den Himmel,
 sehe ich die Welt
 und mich selbst.
 
 
 
    
 
 Heimat
 
 
 Die Heimat ist fern,
 aber Gedanken sind Boten, die eilen,
 unsere Grüße zu tragen
 an die Gestade der Sehnsucht.
 
 Die Heimat ist nah,
 spüren wir doch dies beglückende Wunder,
 das uns trotz allem geblieben:
 In unseren Herzen lebt Heimat.
 
 
 
    
 
 Abschied von Salzburg
 
 
 Wär ich ein Baum,
 ich wollte Wurzeln treiben,
 tief in der Erde Lebensraum,
 um stehn zu bleiben.
 
 Trotzt' Sturm und Wind,
 ertrüge Schnee und Regen,
 der Sonne Strahlen, warm und lind,
 fühlt ich als Segen.
 
 Es sollt dies Land
 mir eine Heimat geben,
 die ich nach vielem Wandern fand.
 In meinem Leben
 war vieles Traum,
 auch dies muß Träumen bleiben.
 Ich würde, wäre ich ein Baum,
 tief Wurzeln treiben.
 
 
 
    
 
 Wer seiner Heimat dienen will
 
 
 Wer seiner Heimat dienen will,
 muß sich zu ihr bekennen.
 
 Nicht der Besitz,
 nicht das Entsagen,
 die Liebe hat den Vorrang
 sie zu behaupten.
 Und keiner kann gebieten,
 nicht mehr zu denken:
 Die Heimat ist
 des Menschen erstes Recht.
 
 
 
    
 
 Sprache und Heimat
 
 
 Die Sprache ist der Heimat stärkste Bindung
 und diese Fessel wird dir keiner lösen,
 selbst wenn du leugnen wolltest, wer du bist.
 Die eigne Zunge zeiht dich des Verrats,
 denn in den Stunden deiner tiefsten Not
 und in den Augenblicken höchsten Glückes
 wirst du zu deinem Herrgott flehn und beten
 mit jenen Lauten, die du schon vernommen,
 als du noch schliefest in deiner Mutter Schoß.
 
 Du bist der Träger eines Ahnenerbes,
 gedenk der Pflicht zu unbedingter Treue,
 denn so gebunden bist du wirklich frei
 und kannst noch deinen Enkeln Heimat sein.
 
 
 
    
 
 Der Heiligenhof
 
 
 Ein Stückchen Land,
 ein schönes Haus.
 Aus ferner Heimat
 gerettete Gedanken,
 hier neugeboren,
 ein Hort für Viele.
 
 Die Willkür mähte
 und fuhr die Ernte
 in ihre Scheuern.
 Doch Winde trugen
 die Flügelsamen
 auf neuen Grund,
 sie schlugen Wurzeln
 und tragen Frucht.
 
 Ein Stückchen Land
 aus dem die Hoffnung sprießt,
 das glauben macht,
 daß Liebe nicht vergeht.
 
 Ein schönes Haus,
 das eine Seele hat.
 Ein gutes Haus,
 das unter seinem Dach
 den Geist beherbergt,
 der in dem Worte gipfelt,
 das Heimat" heißt.
 
 
 
    
 
 Die Toten klagen nicht ....
 
 
 Die Toten klagen nicht
 die Toten klagen an:
 
 Den, der sie umgebracht,
 den, der sie leugnet
 und den, der sie vergißt.
 
 Und dies ist ihr Beweis:
 Die Lebenden entscheiden
 im Zeugenstand das Urteil.
 
 Die Toten klagen nicht
 die Toten klagen an.
 
 
 
    
 
 Die Freiheit ist in Gefahr
 
 
 Die Freiheit
 ist in Gefahr.
 
 Wo sind die Brücken,
 die sicher und gefahrlos
 begehbar sind?
 
 Wo brennt ein Dornbusch,
 der weissagt und befiehlt
 Gesetze
 in Stein zu hauen?
 
 Wo ist der Mut,
 der Schlangen bändigt,
 die kriechend
 verführen und vergiften?
 
 Wann spannt ein Regenbogen
 Versöhnung überm Chaos?
 
 Wo wächst die Kraft,
 die einsieht,
 die Freiheit
 ist in Gefahr?
 
 
 
    
 
 Kriegsende
 
 
 Die Waffen schweigen,
 Gott sei Dank!
 
 Wie teuer war der Sieg?
 Was ist Gewinn?
 Ein Streifen Land?
 Ein Hafen?
 
 Verbrannte Erde,
 gelöscht mit Blut,
 zerstörte Hütten,
 geschundnes Antlitz
 und Tränen, Tränen, Tränen.
 
 Die Waffen schweigen.
 Nun klagt das Elend
 die Hölle an
 und schreit zum Himmel
 und hofft.
 
 
 
    
 
 Israel
 
 
 Weit war der Weg
 in das gelobte Land.
 Und Abraham soll opfern.
 
 Wo ist die Kraft
 die Isaak rettet?
 wann löscht ein Regen
 die Feuerstellen aus?
 Hört niemand Salomon?
 Wo findet eine Taube
 das Korn, das sie beflügelt
 und daß dem Schnabel
 der Ölzweig nicht entfalle?
 Muß Eva ewig weinen
 um Abel und um Kain?
 
 Weit, weit ist noch der Weg
 in das gelobte Land.
 
 
 
    
 
 Ich traf den Freund nicht an
 
 
 Ich traf den Freund nicht an,
 den Freund der Heimat,
 um ihm die Hand zu drücken.
 
 Die Zeit wird ärmer,
 wenn unsre Kräfte schwinden,
 mit jedem Tag versiegt ein Brunnen,
 die Quellen rieseln,
 verborgen, nur ins Nichts.
 
 Die Peitsche Heimweh
 beschleunigte die Hufe
 an schwanken Deichseln.
 
 Wer übernimmt die Zügel
 aus schlaffer Hand?
 Die Straße bleibt,
 die Spuren hinter uns
 sind Male für das Ziel.
 
 
 
    
 
 Am Morgen
 
 
 Die Erde lag
 befangen in der Hut
 der Nacht,
 dem dunklen Engel.
 
 Erschauernd spürt
 die wartend Ahnende
 den Kuß
 beim leisen Wecken.
 
 Und spürt das Glück,
 die goldne Schwester kommt
 und bleibt
 den ganzen Tag.
 
 
 
    
 
 Die Wolken
 
 
 Die Wolken wandern,
 sie tragen, Müttern gleich,
 ein ungebornes Schicksal.
 
 Erst wenn die Stunde kommt,
 fällt die Entscheidung,
 ob Segen oder Unheil
 in ihnen reifte.
 
 
 
    
 
 Mitten in der Nacht
 
 
 Eine Nachtigall
 singt ihr Lied
 mitten in der Nacht
 süß und lockend.
 
 Eine Eule schreit
 Uhuhu"
 mitten in der Nacht
 gell und quälend.
 
 Beide nachtgebannt
 klagen sie
 ängstlich, scheu das Weh
 ihrer Sehnsucht.
 
 Höre du den Ruf:
 Liebe, Leid
 mitten in der Nacht
 unbekümmert.
 
 
 
    
 
 Im frühen Frühling
 
 
 Die Finken ritzen
 die jungen Töne
 ins Blau des Himmels.
 
 Wer hört
 das Lied der Hoffnung?
 Wer summt es mit?
 
 
 
    
 
 Schneeglöckchen
 
 
 schwinget die lautlosen Töne,
 die nur die Winde vernehmen,
 die euch bewogen, zu läuten.
 
 Nahe das Ohr an der Erde
 habt ihr den Pulsschlag verspürt,
 der euch zum Leben erweckt.
 
 Zart ist das Kleid,
 weiß-grün die Farben,
 Hoffnung und Reinheit zugleich.
 
 Aber nur kurz ist Beglückung,
 bald überschüttet
 lautere Buntheit die Beete.
 
 Doch euer Liebreiz
 rührte zuerst unser Herz.
 
 
 
    
 
 Rosa Stylosa
 
 
 Atmendes Wunder,
 Hauch einer glühenden Sehnsucht,
 dornenbewehrt deine Keuschheit,
 aber voll heimlicher Süße
 lockend dein Duft.
 
 Nach der Vermählung
 welken die Kräze dir nimmer,
 lautlos verwehen die Blätter.
 Doch es bekennt deine Liebe
 glutrote Frucht.
 
 
 
    
 
 Abendrot
 
 
 Wenn die Sonne sank,
 rötet sich der Himmel
 zum Final
 und ein Wunder schenkt sich
 unserm Auge.
 
 Diese schattenlose,
 kurze Spanne Zeit
 zwischen Tag und Dunkel
 ist erfüllt vom Segen
 des Erinnerns,
 des Vergessens.
 
 
 
    
 
 Die Äcker warten
 
 
 Es warten die Äcker, nach Winter und Qual,
 auf trocknende Winde und wärmenden Strahl.
 
 Es warten die Äcker der goldenen Saat,
 auf keimenden Lebens befreiende Tat.
 
 Es warten die Äcker, des Segens bereit,
 der alles läßt werden zur richtigen Zeit.
 
 Es wartet die Menschheit, den Äckern verwandt,
 der hilfreichen, säenden, segnenden Hand.
 
 
 
    
 
 Märzmorgen
 
 
 Morgenlied der Lerchen
 jubelt hell und froh,
 da die Himmelsränder
 brennen lichterloh.
 
 Aus den Gräsern blinkt es
 tausendfach zurück,
 Wunder des Erwachens,
 neuen Tages Glück.
 
 Meine Hände falten
 sich zum Dankgebet,
 was mich je bedrückte,
 wie ein Hauch verweht.
 
 Und mein Herz? Es jauchzet
 mit der Lerchen Lust,
 weil es nun begriffen,
 was es längst gewußt.
 
 
 
    
 
 April
 
 
 Regenschauer, Wirbelwind,
 Flockentanz und Sonne,
 ungestümes Frühhlingskind,
 Schalk ist deine Wonne.
 
 Deiner Jugend Übermut
 lustige Gebärde,
 jagt des alten Mannes Hut,
 wie die Wolkenherde.
 
 Tobe dich nur richtig aus,
 treibe tolle Sachen,
 einmal wirst, nach allem Braus,
 du zum Mai erwachen.
 
 
 
    
 
 Lenz und Lust
 
 
 Schöne, schallende Schalmeien,
 leichter, leiser Lautenklang,
 süßer, seliger Gesang,
 freude-frohes Freien,
 sind des Lenzes Lebenslust.
 
 Schmeichelnd schmiegen Schmetterlinge
 sich an Blüten, bebend bang,
 erster ehrender Empfang,
 daß das Große gut gelinge
 lebensfrischer Lenzeslust.
 
 
 
    
 
 Frühling, Sommer, Herbst und Winter
 
 
   | Freuen, Säen,
 Hoffen,
 Wonne,
 Frohsinn,
 | Frönen, Sorgen,
 Hegen,
 Wirken,
 Segen,
 | Frommen, Sicheln,
 Haben,
 Wehmut,
 Hymne,
 | Frieden; Sinken;
 Harren;
 Wandel;
 Weihe;
 |  Frühling ist endloses Freuen,
 sorglose, säende Tat,
 wünschendes, gläubiges Hoffen,
 tänzelnde, taumelnde Wonne,
 Frohsinn und blühendes Glück.
 
 Sommer ist Frönen der Erde,
 sorgen um günstige Zeit,
 mühen und hegen und pflegen,
 emsiges Schaffen und Wirken,
 bitten um Segen der Frucht.
 
 Herbst ist ein frommes Erwarten,
 fleißiger Sicheln Geschenk,
 Fülle und tröstendes Haben,
 leise beschleichende Wehmut,
 jubelnde Hymne und Dank.
 
 Winter ist schweigender Frieden,
 sinken in Nebel und Nacht,
 harren auf Wunder des Lichtes,
 ewigen Wechsel und Wandel,
 Weihe der ruhenden Welt.
 
 Frühling muß werden zerklüfteter Erde,
 Sommer soll sein der zerschlagenen Mark,
 Herst reife wieder aus fruchtlosen Trümmern,
 Winter verströme den endlichen Frieden,
 Menschen zum Segen, der Menschheit zum Ruhm!
 
 
 
    
 
 Ein Junimorgen
 
 
 Grausamtner Dämmer
 entläßt die Dinge in den Tag
 und oben schwimmt im Dunste
 ein Rest vom Mond.
 
 Still ist der Morgen,
 nur Vogeljubel
 begrüßt das Licht,
 begrüßt den Wachen,
 der lauschend fragt:
 Was gilt das Glück
 der frühen Stunde?
 
 
    
 
 Im August
 
 
 Sommerwogen
 wiegen Fruchtbarkeit
 in die Reife.
 
 Bald ist Ernte
 und bald bläst der Wind
 auf den Stoppelflöten.
 
 Alle Zeit vergeht,
 neue wächst heran,
 immer, immer wieder.
 
 
 
    
 
 Nach der Ernte
 
 
 Oh, Gott, in Deiner großen Güte
 hast Du uns wieder reich bedacht,
 Du schufst die Keime, triebst die Blüte,
 Du hast die Früchte reif gemacht.
 
 Du gabst den Sonnenschein, den Regen,
 des Tages Schwüle, nachts den Tau,
 den Sehen Kräfte, sich zu regen,
 den Trost des Lächelns einer Frau.
 
 Du gabst den Dingen ihre Orte,
 uns gabst Du Speise und den Trank,
 nun gib uns auch die rechten Worte,
 um Dir zu sagen unsern Dank.
 
 
 
    
 
 Gefallne Blätter
 
 
 Da liegen sie,
 gelb, braun und welk.
 Nur manchmal, wenn ein Wind
 sie lustig wirbelt,
 vergessen sie der Trauer.
 
 Und wenn ein Fuß sie streift,
 dann rascheln sie
 verträumte Weisen,
 die ähnlich sind
 dem Rauschen eines Sommers.
 
 
 
    
 
 Spinnengewebe
 
 
 Auf meinem Balkon
 blühn feuerrot Salvien
 und gelbe Begonien,
 schon etwas zaghaft,
 gezeichnet vom Herbste,
 darüber die tönerne Ampel
 an rostenden Kettchen.
 
 Just diese ersah eine Spinne
 sich aus, zu beginnen.
 Sie spann feine Fäden,
 von unten nach oben?
 von oben nach unten?
 
 Sie wob und sie wob
 die kreuz und die quer
 in Blätter und Blüten
 ihr kunstvoll Gebilde,
 tagsüber kaum sichtbar.
 
 Doch morgens, im Frühlicht,
 vom Nebel betaut
 und strahlend im Flimmer,
 da schwimmt es, ihr Schiff.
 
 Vielleicht ist es meins?
 Ich wage es nicht,
 dies Glück zu zerstören.
 
 
 
    
 
 Mahnfeuer
 
 
 Die Feuer brennen,
 sie lohen und leuchten
 und mahnen.
 
 Die Narben brennen
 vom Heimweh, vom Sehnen
 und Ahnen.
 
 Gedanken brennen
 gebunden und flatternd
 wie Fahnen.
 
 Die Feuer brennen,
 und lohen und leuchten
 und mahnen.
 
 
 
    
 
 Sonnwendfeuer I
 
 
 Wir beschwören mit dem Feuer:
 Sonne schenke deine Kraft
 unsrer Erde,
 daß gedeihe,
 was die Hand gesät,
 daß es wachsend reife
 in die Frucht.
 
 Wir beschwören mit dem Feuer:
 Sonne, sei uns Beispiel,
 wenn du aufgehst,
 wenn du wanderst,
 wenn du untergehst,
 immer bleibst du
 wer du bist.
 
 Wir beschwören mit dem Feuer:
 Sonne, schenke uns dein Licht,
 laß den Geist erkennen,
 daß die Allmacht lenkt
 deine Bahn und unsern Schritt,
 daß sie waltet,
 daß sie lebt.
 
 
 
    
 
 Feuerode
 
 
 Flammende Lohe
 leuchtet vom Hügel ins Tal.
 Leuchtet dem Menschen
 in die Gedanken,
 daß er gewahr wird:
 
 Feuer ist mehr als ein Bild,
 das sich in Schönheit verzeht,
 Feuer ist Sinnbild,
 das schon die Ahnen erkannt
 und das wir Heutigen
 hütend bewahren.
 
 Feuer, von Liebe genährt,
 heiliges Feuer
 brenne in uns,
 brenne der Zukunft.
 
 
 
    
 
 Weltuntergang
 
 
 Welt, deiner ruhigen Bahn
 leuchteten wechselnd Gestirne,
 du nahmst gelassen den Tag
 und auch die Dunkelheit hin.
 Friedlich ertrugst du das Glück,
 wie auch die Pein der Geschöpfe,
 Ließest dir Schätze und Erz,
 manches Geheimnis entlocken.
 Achtet'st der Wunden nicht viel,
 die dir verwegener Geist,
 frevelnd mit deinen Gewalten,
 mutwillig schlug ins Gesicht,
 bis du, zur Hölle entstellt,
 dich deines Ursprungs besannst.
 
 Ward es dir selber zuviel?
 War es der Gottheit genug,
 daß sie dir zürnend befahl
 rascheren, rasenden Lauf?
 
 Sterne und Wolken und Winde
 hindern nicht, halten nicht auf.
 Selber entfesselst du Stürme,
 daß sie dich heulend begleiten.
 Bitteres, zährendes Salz
 rühret zur Umkehr dich nicht.
 
 Dennoch, vernimm der Verzweiflung
 gellende, heisere Furcht.
 deiner gefallenen Menschheit.
 Denke der eignen Vollendung
 und so vollende auch sie,
 trage sie noch bis zum Ende,
 daß sie zu Füßen des Schöpfers
 sehend empfange das Heil
 göttlichen Richterspruchs: Tod,
 Gnade, Versöhnung und Frieden.
 
 
 
    
 
 Sonnwendfeuer II
 
 
 Feuer, du Urkraft der Erde,
 brenne dein Zeichen
 in die entschlossenen Herzen,
 sinnige Bräuche
 weiter zu tragen,
 sie zu vererben,
 wie sie ererbt.
 
 Feuer entbrannte den Geist
 unserer Ahnen,
 Feuer bestimme den Mut
 für diese Zeit,
 weisend den Weg in die Zukunft.
 
 
 
    
 
 Feuer
 
 
 Feuer, entzünde den Funken,
 der uns begeistert zur Tat,
 die das Gewissen erheischt.
 
 Feuer, verbrenne in uns,
 was wir zu Unrecht getan.
 
 Feuer, erhitze den Stein
 für unser tägliches Brot.
 
 Feuer, erhelle den Weg,
 den wir zu gehen bestimmt.
 
 Feuer, begrenze den Brand,
 der unser Eigen bedroht.
 
 Feuer, erleuchte die Seele,
 daß sie Gebote bekennt
 und das Gesetz nicht verletzt.
 
 Feuer, entfache den Funken
 Liebe und Leben
 immer und immer aufs Neue.
 
 
 
    
 
 Der Mensch glaubt,
 hofft, liebt
 
 
 Der Mensch glaubt
 an das Unglaubliche,
 an Unzulängliches,
 an das Unmögliche,
 weil er hofft.
 
 Der Mensch hofft
 auf das Erhellende,
 auf Unerwartetes,
 auf sich erfüllendes,
 weil er liebt.
 
 Der Mensch liebt
 das Lebendige,
 das Vollkommene,
 das Unendliche,
 weil er glaubt.
 
 
    
 
 Gnade
 
 
 Gnade ist:
 Frohgemut sein,
 wollen einsame Trauer
 und Zweifel sich rühren.
 
 Gnade ist:
 Liebend zu sein
 und in währender Dauer
 auch Liebe zu schüren.
 
 Gnade ist:
 Demütig sein
 und die heiligen Schauer
 ertastend verspüren.
 
 
 
    
 
 Ewiges Licht
 
 
 Es gibt ein Licht,
 in unseren Kirchen
 ist es lebendig
 in dunkler Ampel.
 
 Es brennt und zittert,
 auch wenn des Tages,
 des Festes Glanz
 es überflutet.
 
 In stillen Stunden,
 in Einsamkeit,
 wird es zur Flamme
 und leuchtet.
 
 
 
    
 
 Investitur
 
 
 Ein Anfang
 mit den Gewichten
 des Vorurteils,
 der Neugier
 und der Erwartungen.
 
 Ein Anfang
 mit viel Geduld,
 mit gutem Willen,
 mit Gott,
 Gebet und Gnade.
 
 
 
    
 
 Maria
 
 
 Mutig warst Du
 Demut zu wahren
 in der Verheißung.
 
 Angst wurde Dir
 vor diesem Wunder
 seliger Gnade.
 
 Reich wurdest Du
 in jener Stunde
 dunkelster Armut.
 
 Innig verband
 Liebe und Leben
 Dich Deinem Sohne.
 
 Arm wurdest Du.
 Aber Du wurdest
 Mutter uns allen,
 Maria!
 
 
    
 
 Johann von Nepomuk
 
 
 Der Heilige aus Stein
 steht unbeachtet an den Brücken.
 
 Die Wasser fluten
 im Schweigen sein Geheimnis
 an ihm vorbei.
 
 Die Zeit verrinnt,
 die Menschen hasten
 an ihm vorbei.
 
 Wer fühlt sich noch gesegnet?
 
 
 
    
 
 Gebet
 
 
 Gott, der Du Deinen Sohn
 vom Tode auferwecktest
 und ihm, zur Rechten sitzend,
 Deine Vollmacht gabst,
 erwecke auch den Menschen
 und das Göttliche in ihm,
 daß er die Menschheit wieder achte
 und Dir gläubig diene.
 
 
 
    
 
 Lichtmeß
 
 
 Wach auf meine Seele, das Licht ist nah,
 es grüßt schon mit holdem Erröten.
 Das Dunkel entweicht in die Schatten,
 der Sturm wird zum schmeichelnden Winde,
 es birst die verkrustete Rinde,
 das Leben mag nimmer ermatten.
 Nur dir sei der Zweifel vonnöten?
 Wach auf meine Seele, das Licht ist da.
 
 
 
    
 
 Es ist Advent
 
 
 Adam und Eva,
 so irren wir
 durch unsre Zeit
 und trauern um Verlor'nes.
 
 Ein Tanz ums goldne Kalb.
 Mit Lichterfluten
 ersticken wir
 die Angst in uns.
 
 Derweilen geht ein Paar
 im ungewissen Dunkel
 dem Stall entgegen.
 Drei Weise folgen
 von weither kommend
 dem einen Stern.
 
 Ach, nur ein einzig Licht
 erhelle unsre Seele,
 daß sie die Worte finde:
 Es ist Advent.
 
 
 
    
 
 Vorweihnachtszeit
 
 
 Wenn die Tage dunkeln
 wächst die Sehnsucht
 nach Erhellung für den Weg.
 Und ein guter Stern
 lächelt dem, der glaubt.
 
 Heil der Demut,
 Heil der Hoffnung,
 Liebe ist der Stern,
 der die Schritte lenkt,
 Gnade ist das letzte Siegel,
 Segen löst es zur Vollendung.
 
 
 
    
 
 Heiliger Advent
 
 
 Wieder stehen wir vorm Tor
 einer doppelt nahen Zeit.
 
 Diesseits wirkt Vergangenheit
 mit den Bildern,
 mit den Taten,
 mit den Runen,
 die das Leben schrieb.
 
 Jenseits waltet Hoffnung,
 mit den schwachen Augen
 auf der Suche
 nach der heilen Welt.
 
 Und wir stehn am Tor
 steter Gegenwart:
 Heiliger Advent.
 
 
 
    
 
 Einmal im Jahr
 
 
 Einmal im Jahr will eine Nacht umschließen
 die Menschen all, die guten Willens sind
 und die in einem neugebornen Kind
 der Christenwelt Erlösungheil begrüßen.
 
 Sie harren voller Sehnsucht jener Stunde,
 da eine Liebe alle Völker eint
 und nur noch ein Gedanke Freund und Feind
 verbindet durch die frohe Weihnachtskunde.
 
 Ach, möchten wir doch alle Hirten werden,
 die freudebebend stammeln heißen Dank,
 da sie vernehmen jenen Lobgesang:
 Die Ehr' sei Gott und Friede sei auf Erden."
 
 
 
    
 
 Licht in der Nacht
 
 
 Ihr werdet finden:
 Bittere Armut und Not,
 Stroh anstatt mollige Daunen,
 Hunger und kein Stückchen Brot
 und nur der Tiere Erstaunen
 ob dieser Nacht.
 
 Ihr werdet finden:
 Josephs geduldiges Sorgen,
 Mutter Maria, das Kind
 strahlend, in Liebe geborgen,
 reicher als Könige sind.
 Licht in der Nacht.
 
 
 
    
 
 Zur Weihnacht
 
 
 Unendlich weit
 ist Einsamkeit
 und schwer zu tragen
 ist eine Hoffnung.
 
 Doch Zweisamkeit
 umhüllt von Liebe,
 macht helle Augen,
 sie sehn in einem Stall
 des Glückes Ziel,
 das niemals Ende ist,
 es ist ein Anfang.
 
 
 
    
 
 Frage der Zeit
 
 
 Frage die Zeit nicht,
 woher sie kommt,
 wohin sie geht:
 
 Zeit ist der Block,
 der, unbeirrbar, bestimmt
 brandendes Leben.
 
 
 
    
 
 
   
 A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
 
  
    
 
       
 Abendrot
 Abschied von Salzburg
 Am Morgen
 April
 Arme, reiche Seele
 Auf der Treppe sind wir immer
 
 
    
 
       
 Bettina von Arnim
 Blumen und Kinder
 
 
    
 
       
 Daß wir setzen Fuß vor Fuß ...
 Den Müttern
 Der Heiligenhof
 Der Mensch
 Der Mensch glaubt, hofft, liebt
 Dichtung und Sprache
 Die Äcker warten
 Die Freiheit ist in Gefahr
 Die Seele
 Die Toten klagen nicht
 Die Wolken
 
 
    
 
       
 Einer Braut
 Ein Junimorgen
 Einmal im Jahr
 Es ist Advent
 Ewiges Licht
 Ewigkeit
 
 
    
 
       
 Federspiel
 Feuer
 Feuerode
 Frage der Zeit
 Freundschaft
 Frühling, Sommer, Herbst und Winter
 
 
    
 
       
 Gebet
 Gefallne Blätter
 Gnade
 
 
    
 
       
 Haussegen
 Heiliger Advent
 Heimat
 Heimat, Born der niemals ausgeschöpft
 
 
    
 
       
 Ich traf den Freund nicht an
 Ich warte
 Im August
 Im frühen Frühling
 Immer wieder
 Im Vorbeigehn ...
 Investitur
 Israel
 
 
    
 
       
 Johann von Nepomuk
 Josefine Bregenzer
 
 
    
 
       
 Kannst du hinter Stirnen lesen?
 Keine Stunde
 Kriegsende
 
 
    
 
       
 Lebenswege
 Lebenswunder
 Lenz und Lust
 Licht in der Nacht
 Lichtmeß
 
 
    
 
       
 Mahnfeuer
 Maria
 Märzmorgen
 Mitten in der Nacht
 Müde Freundschaft
 Mutterhände
 Mysterium der Liebe
 
 
    
 
       
 Nach der Ernte
 Nichts ist umsonst
 Nimm die Stunden
 
 
    
  
       
 Poesie
 
 
    
 
       
 Rosa Stylosa
 
 
    
 
       
 Scheidenden Freunden
 Schneeglöckchen
 Sonnwendfeuer I
 Sonnwendfeuer II
 Spinnengewebe
 Sprache und Heimat
 Sternensehnsucht
 
 
    
 
       
 Treue Gedanken
 Trost
 
 
    
 
       
 Vorweihnachtszeit
 
 
    
 
       
 Wandern und warten
 Was ist die Liebe?
 Was ist ein Abschied?
 Was sind hohe Jahre?
 Weltuntergang
 Wer bist du?
 Wer seiner Heimat dienen will
 
 
    
 
       
 Zeit
 Zur Weihnacht
 
 
     
  
 
   
 
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